Commodore 128 ... Tausend ;)

atarivcs

PC-Selbstbauer(in)
Ich baue derzeit einen Minicomputer in einen Commodore 128 D (Desktop) ein. Den 128 D habe ich natürlich nicht kaputt gemacht, sondern zufällig auf eBay als Leergehäuse entdeckt. Es handelt sich um die in Braunschweig gefertigte Plastikversion.

Ziele
- Umbau soll das Gehäuse so wenig wie möglich beschädigen

Dazu hab ich erstmal Pappschablonen von Netzteilen, Platinen etc. gemacht und im Gehäuse hin und her geschoben. Dabei habe ich mich für folgende Formfaktoren entschieden:
- Netzteil TFX
- Mainboard Mini-ITX
- Grafikkarte bei Bedarf Low-Profile
Außerdem hab ich etwas rumgefummelt, wie ich welche Lüfter wohl am besten einbauen kann. In meiner Schätzung bin ich von einem Lüfter an der Front ausgegangen und einem Lüfter irgendwo am Heck um die Luft wieder abzusaugen.

Komponenten
Als CPU habe ich mir nach einiger Überlegung einen AMD Ryzen 7 5700G zugelegt. Dieser hat eine integrierte GPU, der für die angepeilten Aktivitäten ausreicht. Obendrein brauche ich so keine Grafikkarte. Ja ich weiß, dass es sich um ein AM4 System handelt. Vermutlich werde damit aber noch einige Jahre auskommen ;)
- Bequiet 300 Wat TFX Netzteil Bronze
- Gigabyte B550i Mini-ITX
- 32 GB RAM
- 1 TB SSD
- AMD Ryzen 7 5700

Gestern habe ich mal alle Komponenten eingebaut und als Benchtable laufen lassen. Das ging alles ohne Probleme. Heute baue ich das Gehäuse weiter um und versuche es dann noch mal geschlossen zu betreiben :)

commodore_pc_bench.jpg
 
Wau, denn D128D hatte ich selbst in meiner Jugend.
Das war mein erster PC, mit meinem ersten Geld, was ich in meiner Lehre verdient habe.
 
Schönes Projekt. Gerade solche "Sleeper PCs" vereinen häufig technischen Fortschritt in einem Gewand was mit Emotionen verbunden wird. Viele Ältere hier kennen noch C64, 128, Amiga oder auch ATARI STs aus ihren Anfangszeiten. :daumen:
 
Habe damals auch den C64er Modus davon genutzt, da alle meine Freunde auch einen C64er hatten. Aber in diesem Fall ist es ja nur noch das Gehäuse davon. Mit dem System von damals hat es umgebaut nichts mehr zu tun. Aber ich finde die Optik davon, als Erinnerung an die guten alten Zeiten schon sehr reizvoll. :)
 
Danke für Euer Interesse. Ich habe nachher noch ein paar neue Bilder :)
Derzeit läuft ein Mini-Stresstest des geschlossenen Gehäuses (YouTube Video und Grafik-Benchmark). Ich beobachte dabei die Temperaturen und hoffe das nix abbrennt ;)

Edit: habe noch GTKStressTesting zusätzlich laufen lassen. Damit habe ich alle 16 Kerne (bzw. Threads) auf 100% ausgelastet und das zunächst mal 5 Minuten laufen lassen. Die CPU Temperatur hat knapp 90 Grad erreicht. Das ist noch OK für den 5700. Die anderen Komponenten wie die M2 SSD sind bei unter 50 Grad geblieben. Es scheint also einigermaßen ausreichend Kühlung vorhanden zu sein :)
stresstest.jpg
 
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Die erste Herausforderung bestand da drin, dass ein Commdore von 1985 keine Schalter und LEDs hat, die man einfach mit einem heute üblichen PC Mainboard-Header verbinden könnte.

Auf Amazon habe ich ein einfaches Set gefunden, dass neben den Power- und Reset-LEDs auch gleich beide Schalter und die kleinen Pinöpsis für den Mainboard-Header hat.
Die charakteristischen Commodore-LEDs (Eckig mit Platine) habe ich ausgebaut und vorsichtig zur Seite gelegt. Dann habe ich an den Gehäuseöffnungen etwas mattes Klebeband angebracht, um die Charakteristik der eckigen LED etwas zu imitieren. Anschließend einfach die Power und Reset LED eingesetzt und mit einem tropfen Heißkleber fixiert.

Die nächste gute Frage war, wo am Gehäuse man die Schalter anbringen soll. Ich habe mich für die Aussparung entschieden, in der beim C128 der An/Aus-Schalter des Netzteils ist.
In diese Aussparung sollten beide Knöpfe problemlos passen. War nur noch die Aufgabe zu lösen, wie man die Knöpfchen dort fixiert und wo man optisch schöne Schalter für Außen herbekommt.
Ich habe eine einfache Konstruktion aus Hartholz und Buchbinder-Pappe gemacht. Da hier keine großen Ströme zu erwarten sind, sollte die Konstruktion ausreichend sicher sein.

Als "Taster" für außen habe ich eine kleine "Matte" aus EVA Foam ("Moosgummi") vor die Schalter platziert und auf der Matte zwei Knubbel. Die Matte mit den Knubbeln habe ich so platziert, dass sie vor den kleinen Schaltern liegen. Die Konstruktion habe ich an den oberen Boden des Gehäuses geklebt und jetzt kann man bequem über die "Taster" den PC einschalten und resetten.

power_und_reset.jpeg

power_reset_taster_seite.jpeg


Commodore hat beim C128 D aus irgendeinem Grund keine Bohrungen für ATX... Abstandshalter vorgesehen...
Nachdem ich das Mainboard bekommen habe, wurde die Platine so hingehalten, wie ich sie einbauen wollte. Ich habe mich für den rechten Rand entschieden, weil hier einige Aussparungen beim C128 für Anschlüsse sind. In meiner Fantasie helfen die Öffnungen der Kühlung ^^

Ein großes Gewindeteil, das im C128 sicher einen Zweck hatte, musste ich dafür leider abdremeln.
Die Löcher habe ich dann entsprechend der Platine auf dem Gehäuseboden markiert.

Mit einem kleinen Bohrer habe ich die Löcher gebohrt und anschließend mit einem M3 Gewindeschneider das passende Gewinde für die Abstandsfüßchen eingeschnitten. Dann konnte ich die Abstandshalter einschrauben.
mini_itx_lochmuster.jpeg
 
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Nachdem das Mainboard seinen Platz gefunden hatte, habe ich das Netzteil platziert. Ich wollte das Gehäuse weitestgehend intakt lassen und dennoch auf ein ordentliches Netzteil nicht verzichten.
Da das Gehäuse eine Innenhöhe von 6,5 cm hat und TFX Netzteile 6,5 cm hoch sind (Zufall, Jonathan Frakes?) klingt dies zunächst einfach.

Aber die rückseitigen Luftschlitze im Deckel sind nicht nur optisch abgesenkt, sondern auch innen geht dadurch gut 1 cm verloren. Also musste das Netzteil weiter nach Vorne rücken.

Die gleiche Überlegung musste ich natürlich auch beim Mainboard machen, da der CPU-Lüfter sonst unter die Decke stoßen würde.

So lässt sich das Netzteil einbauen. Damit die Luft raus kann, habe ich es mit dem Lüfter nach unten eingebaut und in den Boden an der Stelle des Lüfters viele Löcher gebohrt.
Außerdem habe ich mir gleich gedanken gemacht, wie die heiße Luft rauskommen kann - dazu später mehr :)
netzteil_mit_schema.jpg
 
Ich habe den Computer heute 30 Minuten lang mit einem Stresstest laufen lassen (100% Last auf allen 8 Kernen/16 Threads). Die CPU ist dabei knapp 96 Grad heiß geworden, was OK ist. Das Thermal-Throtteling hat die CPU nach einer Weile auf 4,1 GHz eingebremst - damit lief die aber ca. 25 Minuten durch.
Das System hat sich in der Zeit maximal 107 Watt genehmigt. Der Rest des Systems wurde auch gut aufgeheizt - allerdings nicht kritisch. Einzig das Netzteil war oben merklich warm (der Gehäusedeckel ist an der Stelle warm geworden), obwohl es nach unten noch recht kalte Luft abführt. Nach Testende sind die Temperaturen schnell wieder stark gesunken, was für eine ausreichende Frischluftzufuhr spricht.

100% Last auf allen Kernen gleichzeitig über lange Zeit kommt in der Praxis nur äußerst selten vor. Ich denke mal vor allem bei Videoschnitt, Rendering... (also Software, die viele Kerne wirklich nutzen kann). Solche Programme nutze ich höchst selten. Die Kühlung ist für meine Zwecke ausreichend sicher. In so einem kompakten Kunststoffgehäuse will ich natürlich kein Risiko eingehen und teste lieber einmal zu viel.

Ich habe dann längere Zeit CS:GO und Warhammer Darktide gespielt. Dabei hatte die CPU nicht mal 60 Grad erreicht.
 
Heute möchte ich die Lüftung vorstellen.
Darüber habe ich mir lange Gedanken gemacht. Ein flacher, fast 40 Jahre alter Desktop soll einen modernen PC mit ca. 100 Watt beherbergen. Da hatte ich natürlich schon Bedenken.

Ich habe mich erstmal informiert, welche Luftführung in modernen PCs als gut betrachtet wird. Dies ist im Bild links zu sehen: Luft strömt vorne rein und hinten oben wieder aus.
Zusätzlich hat die CPU einen Lüfter, der idealerweise Kaltluft ansaugt.
Das Netzteil ist quasi autark und zieht kalte Luft von hinten an und gibt sie nach unten ab.

Ich habe das Prinzip auf mein Gehäuse angewendet. Das Netzteil kann auf der linken Seite platziert werden, wo es kalte Luft ansaugen und nach unten abgeben kann.
Von der Front soll kalte Luft angesaugt werden. Hinten in der rechten Ecke ist ein Lüfter, der die heiße Luft ausbläst.
schema_belüftung.jpg

In der rechten hinteren Ecke ist gerade genug Platz für einen 50 mm Lüfter, ohne dass ich die C128 Anschlüsse auf der Seite ausschneiden musste. Dennoch musste ich eine Öffnung in den Seiten des Bodens und Deckels ausdremeln, was mir so la la gelungen ist. Es ist zwar nicht die schönste Arbeit, aber funktional. Um ihn zu befestigen, habe ich in der Bodenwand zwei Löcher vorgebohrt und dann mit zwei üblichen Lüfterschrauben (diese mit dem Schneidgewinde) montiert.
Da ich die Front nicht komplett aufschneiden wollte, war mir klar, dass ich den Frischluft-Lüfter ins Gehäuse verlegen muss und irgendwie über einen "Rüssel" frische Luft von Außen ziehen muss.
Dazu habe ich unten in den "Fuß" ein paar Löcher gebohrt und Luftleitpappen zum Lüfter eingeklebt (Heißkleber). Auch den Lüfter habe ich mit Heißkleber und einer kleinen Rahmenkonstruktion aus Buchbinder-karton fixiert.
gehäuse_belüftung.jpg
 
Heute habe ich für Euch den kompletten C128.
Specs:
AMD Ryzen 7 5700G​
Vega 8 iGPU​
32 GB RAM​
1 TB M2 SSD​

Da die CPU bei geschlossenem Deckel doch ziemlich warm wurde, habe ich mit einer Lochsäge noch eine Öffnung eingeschnitten. Anschließend habe ich alle größeren Öffnungen des Gehäuses mit Staubfilter-Mesh versehen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Nach den intensiven Stress-Tests habe ich jetzt viele Stunden Diablo 4 Server-Jam und CS:GO problemlos spielen können. Und das alles auf Nobara Linux.
c128_pc_front_detail.jpeg C128pc_rechts.jpeg c128pc_links.jpeg
c128pc_complete.jpg
 
Kleines Update:
- das Mainboard ist leider nicht mehr OK
- zuerst sind WiFi und BT ausgefallen > damit konnte ich noch iwie leben
- habe im Internet auch ein paar Beiträge mit genau dem gleichen Problem gefunden. Half nur Boardtausch
- Dann kam am HDMI das Bild nur noch ab und zu

Das Board ist jetzt seit zwei Wochen zur Reparatur unterwegs. Habe heute die Info bekommen, dass der Fall nun bearbeitet wird und das wird sicher noch ein paar Wochen dauern.
 
Das vergessene Update:
- Also das Board kam als "kein Garantiefall" zurück
- Board liefert mit meiner CPU kein Bild mehr
- habe auch schon eine PCIe GPU probiert und hatte damit auch kein Glück
- scheinbar sind CPU und/oder Board defekt :/

Aus Zeitmangel habe ich das Projekt seit einigen Monaten ruhen lassen. Plan ist derzeit, es mit einfacherer Hardware später zu reanimieren.
 
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