Sennheiser ME 66 als PC-Mikrofon für Streaming

meimain

Schraubenverwechsler(in)
Sennheiser ME 66 als PC-Mikrofon für Streaming

Hallo zusammen,

ich habe ein Sennheiser ME 66 Kondensator-Mikrofon geschenkt bekommen und würde dies gerne zum Streamen nutzen (also twitch.tv) und natürlich auch im Teamspeak etc (also als Verbesserung/Ersatz zum Headset). Ich habe das Mikro mal testweise mit einem XLR->Klinke-Adapter an mein Mainboard angeschlossen, da ich aktuell keine Soundkarte/Interface besitze. Mit 30db Mikrofonverstärkung durch den Realtek/ASUS Treiber hört man mich, aber es ist ein SEHR starkes Rauschen zu hören (die Rauschunterdrückung aus dem Treiber macht das ganze nur dumpfer und entfernt das Rauschen nicht).
Das Mikrofon an sich braucht ja Phantomspeisung und ist soweit ich weiß mit einem K6 oder K6P Speiseadapter kompatibel. Da ich aber ein Signal vom Mikrofon bekommen habe nehme ich an, dass der Speiseadapter auch schon dabei und angeschlossen war (wie man merkt habe ich wenig Ahnung).

Nun meine Fragen:

1) Macht es Sinn dieses Mikro für den Zweck zu nutzen?
2) Macht es Sinn das Mikro an ein Interface mit Phantomspeisung anzuschliessen statt den Speiseadapter mit Batterie zu nutzen?
3) Liegt das Rauschen an der Soundkarte oder hab ich vielleicht irgend etwas falsch gemacht?
4) Welche PCI Soundkarte oder USB Soundkarte oder Soundkarte mit Netzteil oder Interface oder was auch immer ist zu empfehlen, so dass das Rauschen weg ist und ich das Mikrofon vernünftig nutzen kann?
Budget ist hierbei erstmal relativ egal. Dass man mit einer 30€ Karte dem Mikro nicht gerecht wird ist mir klar. Trotzdem würde ich gerne im Preisrahmen von 50-250€ bleiben und möglichst wenig zahlen :D

danke im Voraus
 
AW: Sennheiser ME 66 als PC-Mikrofon für Streaming

Hallo meimain,

normalerweise nutzt man solche solche Richtrohrmikrofone (auch "Shotgun"-Mikrofone) eher für Film und Fernsehn. Sieht man zum Beispiel oft in den Nachrichten mit Fell-Windschutz am Ende eines Tonarms befestigt. Prinzipiell spricht aber nichts dagegen, solch ein Mikrofon auch am Desktop zu benutzen. Die Richtcharakteristik (Superniere bzw. Keule) wäre hier auch gut geeignet, um Umgebungsgeräusche auszublenden. Ob es deinen Ansprüchen von der Tonalität her genügt, musst du allerdings ausprobieren. Durch ihre Bauart bedingt fallen solche Mikrofone im (unteren) Grundton sowie dem Bass nämlich etwas ab, klingen im Vergleich zu Studio-Mikrofonen etwas "dünner" und höhenlastiger.

Rein technisch gesehen ist der Einsatz aber problemlos möglich.
Das ME 66 wird normalerweise mit einem K6* Speisemodul betrieben, das zum Beispiel die Spannungsversorgung über Batterie ermöglicht. Andernfalls kann man jedoch auch direkt per XLR-Kabel an einen Vorverstärker bzw. ein Audio-Interface gehen. Letzteres hat den Vorverstärker sogar schon integriert und kann einfach per USB an den Rechner angeschlossen werden. Funktioniert dann im Endeffekt wie eine externe Soundkarte ;)
In dieser Konstellation könntest du dann von den (bis zu) 48V Phantomspeisung gebrauch machen, welche dir deutlich mehr Gain (hardwareseitige Lautstärke des Signals) liefert und den effektiven Rauschabstand erhöht. Reguläre 3.5mm Inputs, wie sie etwa bei Mainboards oder an Soundkarten vorzufinden sind, liefern in der Regel deutlich zu wenig Spannung und schleusen nicht nur ein hohes Rauschen sondern auch Inteferenzen mit ein. Das ist übrigens auch der Grund, warum sich Nutzer von Ansteckmikrofonen oft über die schlechte Leistung ihrer Aufnahmen beschweren. Selbst dedizierte Soundkarten legen meist keinen hohen Wert auf die Mikrofoneingänge. Für ambitioniertere Aufnahmen empfiehlt sich auf jeden Fall ein Audio-Interface.

Womit wir dann auch endlich bei der Sache wären ^^
Interfaces kriegst du je nach den qualitativen Vorstellungen und erforderten Anschlüssen schon ab einem Preis von etwa 30 Euro. Ich liste einfach mal ein paar Exemplare auf:

- Behringer U-Phoria UM2 (32 Euro)
- Behringer U-Phoria UMC22 (42 Euro)
- Audient iD4 (139 Euro)
- Steinberg UR22 MK2 (139 Euro)
- Focsurite Scarlett 2i2 2nd Gen (142 Euro)

Behringer ist qualitativ nicht unbedingt die erste Wahl. Fürs Geld liefern die beiden U-Phorias aber eine wirklich sehr gute Leistung. Das leicht teurere UMC22 ist auch schon recht robust gebaut und hat einen durchaus sehr brauchbaren Vorverstärker. Die nächstbessere, technisch nochmal etwas ausgereiftere Etappe wäre die des iD4 / UR22 / 2i2. Das sind quasi die Standardempfehlungen für alle Einsteiger und Fortgeschrittene.

Meinerseits habe ich damals mit dem UR22 (Gen 1) von Steinberg angefangen. Hatte gegenüber dem Scarlett den Vorteil, dass es direkt mit einer Vollversion von Cubase kam und ich somit auch schon die passende Software zum Schneiden und Nachbearbeiten parat hatte. Rein technisch ist es den anderen beiden Kandidaten im Prinzip ebenbürtig.
Inzwischen nutze ich den größeren Bruder des iD4, undzwar das iD14 (239 Euro), das bei den Vorverstärkern und Wandlern nochmal eine Schippe obendrauf legt. In der Praxis sind die Unterschiede angesichts des Aufpreises jedoch eher gering. Wer nicht gerade Tontechniker ist, wird wahrscheinlich keine nennenswerten Unterschiede feststellen können. Von daher ist man mit dem Geräten um die 140 Euro meistens schon rundum bedient, so lange die Menge der Anschlüsse denn ausreicht.

Wenn du deine Aufnahmen mit dem Sennheiser auch live übertragen möchtest und mit der tonalen Abstimmung (z.B. dem Bass der Stimme) noch nicht ganz zufrieden bist, kannst dir auch einen Mixer besorgen. Als Einsteiger-Gerät gäbe es da das Behringer Xenyx 302 USB (53 Euro). Ist realtiv günstig und besitzt einen Hardware-Equalizer (Anpassung von Tiefen / Mitten / Höhen per Dreh-Poti). Hat andererseits jedoch nicht all zu viel Power (nur 15V) und fängt beim Anheben der Lautstärke auch etwas schneller an zu rauschen. Deutlich besser wäre da das AG03 Von Yamaha (knapp 100 Euro), mit dem du den Ton per Software auch deutlich besser anpassen kannst. Mit solch einem Mixer könnte man dann zum Beispiel ein bearbeitetes Mikrofon-Signal sowie den Sound eines Spiels live zusammenmixen. Bei den Interfaces ginge das nur per softwareseitiger Emulation (z.B. mit einer Signallkette über VST-Host).
Wenn du jedoch nur "offline" recorden bzw. nachbearbeiten willst und keine Live-Effekte benötigst, dann würde ich einfach zu einem der o.g. Interfaces greifen.

Ich hoffe, das kann deine Fragen soweit einigermaßen beantworten ;)

LG,
Kabelbinder
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Sennheiser ME 66 als PC-Mikrofon für Streaming

Danke für die ausführliche Antwort! Auch durch die enorme Größe bedingt denke ich, dass ich wohl eher zu einem Studio Mikrofon mit USB Anschluss mit Arm, Spinne und Poppschutz ausweichen werde und das Sennheiser Mikrofon wahrscheinlich wieder an den Schenker zurückgeben werde. Der Sprung von den 150€ für ein Interface auf 300€ für das Komplettpaket ist mir die einfachere Handhabung, die kleinere Größe und der bessere Sound ohne Nachbearbeitung dann wert.

Ich habe mir folgendes rausgesucht:
Audio-Technica AT2020 USBi
Rode PSA-1 Tisch-Mikrofonarm
Audio-Technica AT8458 (Spinne)

Hast du damit Erfahrung?
Kannst du einen Poppschutz empfehlen?
Gibt es für den Preis vielleicht eine bessere Kombination?

Vielen Dank nochmal!
 
AW: Sennheiser ME 66 als PC-Mikrofon für Streaming

Die Kombi aus AT2020 USBi + Spinne ist meines Erachtens viel zu teuer. Da zahlst du ja allein schon für die Spinne ganze 90 Euro :what:
Nimm lieber das AT2035. Das ist technisch ausgereifter und gilt in vielen Foren als Referenz in der u300-Euro-Klasse. Hat die Spinne sogar schon inbegriffen. Bräuchtest dazu nur noch ein Interface wie etwa ein UMC22 oder besser (s.o.). Als Pop-Filter würde ich diesen hier empfehlen: the t.bone MS 250 Metall-Popkiller

Die 2-in-1 Varianten mit USB sind zwar äußerlich kompakter, technisch jedoch nie ganz auf Augenhöhe mit einer dedizierten Kombi.
Wenn es dennoch eine werden soll, dann würde ich lieber ein Rode NT USB mit einer PSM1 Spinne nehmen. Da kommst du P/L-technisch besser weg.

Und nur mal als so Anregung, was man bereits mit einem kleinen USB-Mikro für 50 Euro erreichen kann:
Samson Meteor Mic review (w/BONUS BLUE YETI sound comparison) - YouTube
 
AW: Sennheiser ME 66 als PC-Mikrofon für Streaming

1) Macht es Sinn dieses Mikro für den Zweck zu nutzen?
Geht so ... Kann man machen. Der Vorteil wäre, dass du es außerhalb des Bilds aufhängen könntest falls du auch eine Videoübertragung von dir machst, anders als bei den sonst üblichen Großmembran-Kondensatormikrofonen die meist genutzt werden.
Wenn dir der Klang gefällt und es nicht zu viele Umgebungsgeräusche bei dir gibt, warum nicht?
2) Macht es Sinn das Mikro an ein Interface mit Phantomspeisung anzuschliessen statt den Speiseadapter mit Batterie zu nutzen?
Ich denke schon. Wenn ich mich nicht irre sollte es dadurch ein lauteres Signal senden und somit weniger Rauschen.
3) Liegt das Rauschen an der Soundkarte oder hab ich vielleicht irgend etwas falsch gemacht?
Wo das genau herkommt ist nicht leicht zu sagen, aber wenn du ein Signal weit genug verstärkst fängt es immer an zu rauschen. Das könnte vom Mikro kommen, vom Kabel, von der Soundkarte, ...
4) Welche PCI Soundkarte oder USB Soundkarte oder Soundkarte mit Netzteil oder Interface oder was auch immer ist zu empfehlen, so dass das Rauschen weg ist und ich das Mikrofon vernünftig nutzen kann?
Budget ist hierbei erstmal relativ egal. Dass man mit einer 30€ Karte dem Mikro nicht gerecht wird ist mir klar. Trotzdem würde ich gerne im Preisrahmen von 50-250€ bleiben und möglichst wenig zahlen :D
Zum Beispiel so eins hier:

Focusrite Scarlett Solo 2nd Gen

Da gibts relativ viel Auswahl ... schau dich bei Thomann mal um und lies im Internet ein paar Bewertungen.
 
AW: Sennheiser ME 66 als PC-Mikrofon für Streaming

Wie gesagt, die üblichen 3,5mm Inputs liefern eine zu geringe Betriebspannung. Eingänge mit „Plug-in Power“ liefern maximal 5V. In der Praxis sind meist jedoch nicht mehr als 3,5V zu erwarten. Mein Z170M liefert sogar gerade mal 2,25V. Von den 48V einer Phantomspeisung ist man da natürlich weit entfernt. Als Resultat hat man so gut wie keinen Gain, aber ein massives Grundrauschen.

Prinzipiell halte ich das Sennheiser für den Zweck auch gar nicht mal für so ungeeignet, da es einen konzentrierten Aufnahmebreich besitzt und Umgebungsgeräusche damit besser ausblenden kann. Die Länge des Gerätes ist natürlich eine Sache für sich. So lange man genügend Tiefe zur Verfügung hat, sollte man das Mic per Schwenkarm aber eigentlich ganz gut unterbringen können. Studio-Mikrofone haben auch ihr Volumen, nehmen einem teils deutlich großflächiger die Sicht.
 
Zurück