AW: Windows 8: Metro UI wird primäre Nutzeroberfläche
Aber warum sollte man daran festhalten? Warum denn nicht alles soweit vereinfachen bzw. automatisieren?
Weil die Erfahrung zeigt, dass Automatismen leider immer wieder Fehler produzieren. Und spätestens bei der Abschaffung eines hierarisch strukturierbaren Dateisystems würde es für mich komplett aufhören. Wenn da die Suche aus unerfindlichen Gründen einmal nicht in der Lage ist, die gewünschte Datei zu finden, dann ist sie weg. Wenn du nicht sofort alle Dateien angemessen indizierst oder benennst, sind sie nicht mehr auffindbar. Etc.
Sowas mag auf einem MP3-Player mit seiner überschaubaren Dateienzahl (zudem fast immer mit Indizes versehen) okay sein, aber nicht auf einem multifunktionalen Rechner mit riesigen Programmansammlungen. Und das ganze hat imho auch wenig mit Nutzerfreundlichkeit zu tun. Vergleiche mal eine Buchhandlung (hierarchisches System mit Abteilungen, Regalen, Regalböden, alphabetischer Reihenfolge) mit einer extrem Platz-optimierten Universitätsbibiliothek (vielleicht Etagen - und dann nur noch Signaturen). Klar funktioniert beides - aber letzteres ausschließlich über Bibliothekare bzw. einen Katalog. Fällt dieser Zugriff aus, hast du keine Chance mehr, das ganze zu nutzen, während der Buchladen hervorragend ohne Vermittler funktioniert, bei Zugriff auf die Verkäufer aber auch den gleichen Komfort bieten kann, für alle, die sich nicht selbst zurechtfinden. (was im eigenen Bücherregal dann eigentlich nicht mehr passieren sollte)
Imho sollte ein Betriebssystem nicht möglichst viele Assistenzsysteme bieten, sondern darauf ausgelegt sein, möglichst wenig Assistenz zu benötigen.
Beispiel Windows7: Es kann automatisch eine kleine Zahl von oft benutzten Programmen in einem Pulldown-Menü auflisten (=Startmenü). Das ist ein netter, hilfreicher Automatismus. Der bei mir regelmäßig daran scheitert, bei Neuinstallationen die wichtigen von den unwichtigen Programmen zu trennen oder die Programme auszusortieren, die ich ausschließlich auf anderem Wege und schneller nutze. Damit wird dieser Automatismus nahezu nutzlos. Zudem ist der Umfang zu beschränkt, um allen Ansprüchen gerecht zu werden. Im Gegenzug wurde für das neue Startmenü/Taskleistensystem von Win7 aber die Konfigurationsmöglichkeiten für eigene Pull-Down-Menüs, massiv eingeschränkt - mit dem Ergebnis, das mehrere Wochen Internetrecherche nötig waren, um die benötigten Fähigkeiten bisheriger System zu approximieren. Das ist definitiv kein Fortschritt in Sachen Bedienkomfort.
Beispiel zwei, wieder 7: Es ist jetzt toll möglich, Programme an die Taksbar zu docken und es ist wunderbar möglich, Programmfenster durch ziehen an bestimmte Stellen in ihrer Größe zu ändern. Ein netter Automatismus.
Dummerweise wurde im gleichen Schritt das Kontextmenü für jedes Fenster "verschlankt", d.h. es ist darüber jetzt nicht mehr möglich, die Fenstergröße und -position zu ändern. Da M$ aber auch nach nunmehr 16 Jahren Taskleiste unfähig ist, das verschwinden von Fenstern hinter der Taskleiste zu verhindern, ist es bei obenliegender Taskleiste und Fenstern, deren sich Größe sich nicht ändern lässt (oder die nicht geändert werden soll), nun endgültig unmöglich, diese vernünftig zu nutzen. Denn die einzige verbleibende Möglichkeit zur Positionisänderung versteckt sich, zusammen mit allen Menüs, hinter der Taskleiste. Die Einführung eines Assistenzsystems und einer vereinfachten Bedienbarkeit führten wiederum zu einer drastischen Einschränkung des Bedienkomforts.
Ich möchte anmerken, dass das nicht "nur" zwei Beispiele waren. Das Aufrufen von Programmen und der Wechsel zwischen ihnen sind der ALLEINIGE Zwecke der Benutzeroberfläche eines Betriebssystems. Alles andere sollte idealerweise gar nicht oder nur einmal vom Nutzer genutzt werden müssen.