AW: Fortnite: ProSieben zeigt reißerischen TV-Beitrag, Pädagogin distanziert sich
In meiner Kindheit, die übrigens lange vor dem ersten Mainstream-PC war (also auch noch vor dem C64), trafen wir Kids uns
mindestens 1x Jahr (nämlich zu Karneval) zum Tötungstraining. Die "Weichei-Kinder" trainierten in der Stadthalle (bzw. auf dem Dorf in der Turnhalle), wo auch die Eltern an der Versammlung/Veranstaltung teilnahmen. Sie kämpften dann zwischen Tischen und Bänken, teilweise auch hinter der Bühne oder im Flur usw. Die richtig harten und brutalen Kinder hingegen, so wie ich, die trafen sich - übrigens auch noch nach Einbruch der Dunkelheit!!!11 - am Rand des Hallen-Geländes, auf einem hügeligen, von einer stillgelegten Bahnstrecke durchzogenen riesigen Grundstück an der Ortsgrenze. Nachdem die Cowboys und die Indianer (und was sonst noch alles bewaffnet war) sich aufgeteilt hatten, ging die Tötungssimulation - mit mehreren dutzend Kindern wohlgemerkt - auch schon los.
Das unaufhörliche, von Schreien und Winseln durchzogene Echo, des von Zündplättchen verursachten Trommelfeuers, schallte weiträumig über das Gelände hinaus. Ob Papierstreifen-Zündplätchen (sehr hohe Schuss-Kapazität, aber auch viele Fehlzündungen) , Kunststoffstreifen-Zündplätchen (hohe Schuss-Kapazität, fast keine Fehlzündungen), runde Plastik-Zündplätchen mit 8 oder 12 Schuß (sehr zuverlässig und schnell im Nachladen), es waren alle Kaliber und Waffenarten vertreten die es auf dem völlig legalen Kinderwaffen-Markt zu kaufen gab. Die Luft stank nach dem verbrannten Zündpulver, Kinderleichen wo man nur hinschaute. Ein Bild des Grauens, weshalb viele Frauen (also Mädchen) sehr schnell das Weite suchten (bzw. natürlich erst gar nicht mitgemacht haben, bis auf einige Krankenschwestern). Es gab natürlich auch Männer (also Kinder) mit Pistolen und Gewehren die nicht knallen konnten, die mussten die Schussgeräusche dann logischerweise mit dem Mund machen. Ein richtiger Cowboy/Indianer/Bandit/Siedler schoss aber nun mal mit Zündplättchen - und hatte davon einen unvorstellbaren Vorrat (meistens bei Mama oder Papa gebunkert). Klar, irgendwo waren dann (es war ja Karneval) auch mal Ritter mit Schwertern, oder sonst irgendwie bewaffnete/gefährliche "Figuren" dabei (auch ein Vampir kann dich töten, und wer hatte damals schon Silbermunition), die dann eben auch mal mit ihren Zähnen oder Messern oder so kämpften. Aber die Mehrheit waren stahlharte, brutale und bis an die Zähne bewaffnete Kinder. Manche hatten sogar auf beiden Seiten eine Pistole im Halfter, und trugen dann dazu noch ein Gewehr.
Joa, das ging so 30-45 oder auch mal 60 Minuten, selten noch länger. Dann war Pause, man lief (tlw. durchgeschwitzt) zum aufmunitionieren und ggf. essen und trinken zu den singenden/trinkenden/lachenden Eltern/Elternteil in die Halle, teilte die Gruppen evtl. neu auf (die Indianer waren afaik immer in der Unterzahl, und brauchten dann meistens ein paar mehr Siedler/Banditen als Verbündete, und mancher durfte ab XY Uhr auch nicht mehr raus, oder musste nach Hause), und nach einer kurzen Pause ging das Ganze wieder von vorne Los.
Tja, damals wurden Tötungen noch im RL simuliert, von Angesicht zu Angesicht. Und durch das Springen über Hindernisse, das Hinwerfen (um den Schüssen auszuweichen), oder auch das Hinfallen beim weglaufen usw, gab es durchaus auch schwere Verletzungen (also solche die bluten und die minimale Narben hinterlassen können, und nicht nur blaue Flecken*g*).
"Räuber und Gendarm" - übrigens egal ob mit oder ohne "Waffen" - ist eine der ältesten Killerspiel "Kategorien" überhaupt. Dieser "Instinkt" ist so alt wie der Mensch selbst, und für sich erstmal - auch in seiner spielerischen Ausübung - zu 1000% ungefährlich. Natürlich ist eine geistige Einschränkung niemals an einem Amoklauf Schuld, oder die gesellschaftliche Situation, der psychologische Zustand oder sonstige (egal ob äußerlich oder innerlich) Missstände.
Ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, dass das überwiegend miese und depressiv machende Trash-TV-Programm (gerade von den privaten Sendern mit ihren Pseudo-Verdummungs-Fake-Dokus usw) min. um den Faktor 100.000 mehr für irgendwelche ausrastenden/amoklaufenden Menschen verantwortlich ist. Vielleicht sollten wir das mal genauer untersuchen lassen. Denn im Gegensatz zu diesem ganzen TV-Fake ist zumindest die soziale Interaktion in Multiplayer-Computerspielen, und zwar mit Abstand, echter und realer. Und das alleine ist schon ein Kuriosum, und sagt eine Menge über das aktuelle TV-Programm aus.
So, ich geh jetzt erstmal auf die stille Treppe...
Früher als Kinder haben wir mit Spielzeugpistolen gespielt, Mutti hat aus dem Fenster geguckt und gelächelt.
Dann war deine Mutti auch eine knallharte Assassin-Ausbilderin?
Regelmäßiger Konsum von ProSieben ist in der Hinsicht vermutlich schädlicher als selbst exzessives Spielen von Fortnite.