Ein ganz klein wenig wundert mich der riesige Erfolg des Witchers schon. Ich hätte nicht gedacht, dass es nach GoT-Staffel 8 und der Zerstörung des gesamtes Sehenswertes in einer Handvoll Folgen, sobald wieder nach Fantasy dürsten könnte. Henry Cavill ist sicher ein starker Zughengst, aber das hätte dann doch nicht erwartet.
Was mich allerdings interessieren würde, wie hoch die Abbrecher-Quoten waren. Ich habe alle Spiele gespielt und einige der Bücher gelesen. Die erste Folge war von den Dialogen extrem holprig und auch Cavill findet erst später in die Rolle. In der ersten Folge imitiert er quasi die Haltungen (Arme Verschränken usw.) aus dem Spiel und das sieht manchmal echt merkwürdig unpassend aus. Was aber für alle Witcher-Neulinge extrem schwierig sein dürfte, es das Verständnis bezüglich der Zeitlinien und das Worldbuilding selbst.
GoT hat es vorgemacht, wie man das einführt. In The Witcher weiß man als Zuschauer eigentlich gar nichts. Da gibt es Hexer - die aber keine Magier sind, sondern von diesen erschaffen wurden. Dann Magier und Magierinnen, die irgendwie Berater sind. Dann Königreiche, die irgendwie wichtig oder auch nicht sind. Der Hexer ist irgendwie alt, aber Zauberer jung auch, wenn sie alt sind. Komische Typen in komischen schwarzen Rüstungen wollen den Kontinent unterjochen. Dazwischen wandert ein weißhaariger Typ rum, der irgendwie eine Pferdenarr ist und ein Sidekick, der hübsche Liedchen trällert. Und es gibt Magierinnen, einige davon hübsch-bebrüstet wie Yennefer oder Sabrina.
Die Serie muss sich GoT messen und das ist auch meine größte Kritik. Wenn man so ein Vorbild hat, dann darf man auch vom Pacing lernen. Das ist in The Witcher miserabel. Mal passiert viel zu wenig, dann wieder viel zu viel auf einmal. Jemand der nichts von Geralt und der Welt weiß, ist definitiv verloren. Das hätte man besser lösen können und sei es nur, indem man wenigstens Zeittafeln einblendet. Das ist zwar eher ein Offenbarungseid und zeugt davon, dass man keine Drehbücher schreiben kann, aber besser als Zuschauer zu verlieren ist es allemal.
Wie bereits erwähnt, schwankt auch die Qualität der Dialoge ziemlich, was einfach an einer teilweise völligen Überfrachtung liegt. Dinge wie der letzte Wunsch oder was Hexer eigentlich sind, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Wo ich die große Kritik völlig nachvollziehen kann, ist bei Triss Merigold. Ich finde es traurig, dass die Schauspielerin (Anna Shaffer) so einen Shitstorm abbekommt, obwohl ganz offensichtlich die Casting-Abteilung versagt hat. Normalerweise bin ich gegen Neubesetzungen in laufenden Serien ohne Grund, aber hier würde ich eine Ausnahme machen. Obwohl die Zuschauer des Hexer sowieso schräge Vögel zu sein scheinen. Anya Chalotra (Yennefer) ist für nicht wenige auch heißer „vorher“... was ich nur gelten lassen kann, wenn man das manchmal misslungene Make-Up der Dame als irgendwie abstoßend empfindet.
Highlight ist meiner Meinung nach MyAnna Buring als Magierin Tissaia de Vries, die ihr alle natürlich aus Twilight oder Lesbian Vampire Killers kennt.
Insgesamt hoffe ich, die Showrunner werden an den Skripts arbeiten und mehr auf Qualität bei Worldbuilding und Dialogen achten. Leider hat man einige der großartigen Kurzgeschichten Sapkowskis in Schnellschüssen verwurstet, völlig unnötig eigentlich.