Interview mit dem 17-jährigen Chatroulette-Erfinder
Er geht nur noch selten in die Schule, zieht sein Wissen aus dem Internetz (u.a. Wikipedia), bezeichnet sich selbst als Nerd. Er hat 4 Programmierer engagiert, die er nur über das Internetz kennt, und in einem Moskauer Restaurant holt er hin und wieder ein Kuvert mit Geldscheinen ab. Er wurde zum vermeindlichen Millionär ohne das Kinderzimmer zu verlassen. Hier ein Ausschnitt des Interviews zwischen SPON und Andrej, dem Erfinder von Chattroulette:
Er geht nur noch selten in die Schule, zieht sein Wissen aus dem Internetz (u.a. Wikipedia), bezeichnet sich selbst als Nerd. Er hat 4 Programmierer engagiert, die er nur über das Internetz kennt, und in einem Moskauer Restaurant holt er hin und wieder ein Kuvert mit Geldscheinen ab. Er wurde zum vermeindlichen Millionär ohne das Kinderzimmer zu verlassen. Hier ein Ausschnitt des Interviews zwischen SPON und Andrej, dem Erfinder von Chattroulette:
Das ganze Interwiev: 17-jähriger Chatroulette-Erfinder: "Mama, Papa, ich expandiere"Wildfremde werden zu Videochats zusammengewürfelt, tun bizarre und obszöne Dinge - wer denkt sich so was aus? Andrej Ternowskij, 17. Der Moskauer steckt hinter dem neuesten Internethype namens Chatroulette. Jetzt wollen ihn Investoren mit Geld überhäufen. SPIEGEL ONLINE traf ihn in seinem Kinderzimmer.
SPIEGEL ONLINE: Andrej, Du bist 17, gehst noch zur Schule. Wie viel Taschengeld bekommst Du von Deinen Eltern?
Ternowskij: 1000 Rubel pro Woche, das sind ungefähr 25 Euro. Warum die Frage?
SPIEGEL ONLINE: Wir fragen uns nämlich, ob Du mit Geld umgehen kannst. Deine Erfindung Chatroulette.com wird schon als neue Millioneninnovation im Internet gehandelt, es gibt Schätzungen, wonach sie zwischen 10 und 30 Millionen Euro wert sein soll.
Ternowskij: Keine Sorge, ich kann mit Geld umgehen. Ich bin sparsam, ich hab mein Geld schon immer zusammengehalten. Früher habe mir nur ab und zu ein Eis gekauft und ansonsten Woche für Woche mein Geld gespart, für einen neuen Computer, eine Webcam und anderes Zubehör.
SPIEGEL ONLINE: Wie ist die Idee zu Chatroulette.com entstanden?
Ternowskij: Ich habe mir immer selbst so eine Seite gewünscht. Meine Freunde und ich nutzen den Videochat-Anbieter Skype sehr häufig, aber irgendwann wurde mir das zu langweilig. Ich wusste ja immer schon vorher, wer mich erwartete, mit wem ich sprechen würde. Ich hab dann via Google nach einem solchen Programm gesucht - nach einem Videochat mit Zufallsgenerator. Es gab ihn nicht. Da habe ich mich hingesetzt und zwei Tage und zwei Nächte durchprogrammiert. Fertig war die erste Version von Chatroulette.
SPIEGEL ONLINE: Hast Du mit so einem Erfolg gerechnet? CNN hat schon über Dich berichtet und die "New York Times". Es heißt, Du hättest das Programm nur für Deine Freunde und Dich programmiert und gar keine Werbung gemacht. Aber dann seien die ersten Fremden zu Euch gestoßen, erst Hunderte, dann Tausende.
Ternowskij: Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich es sofort nach dem Start in verschiedenen Webforen vorgestellt habe. Gehofft habe ich schon auf einen Erfolg, aber das Ausmaß überwältigt mich. Anfang November waren da 500 Besucher pro Tag und einen Monat später 50.000. Jetzt liegt Chatroulette bei fast 1,5 Millionen Nutzern. Rund 33 Prozent kommen aus den USA, 5 Prozent aus Deutschland, die meisten aus Berlin. Aber Leute in praktisch jedem Land nutzen Chatroulette.
SPIEGEL ONLINE: Wie hast Du das enorme Wachstum verwaltet? Es gibt Leute, die behaupten, ein 17-Jähriger könne unmöglich ein so großes Projekt aufziehen, es brauche mehr Ressourcen.
Ternowskij: Es geht alles, dank dem Netz. Ich verwalte meine Seite mit dem kostenfreien Programm Google Analytics. Die nötigen Serverressourcen kann man auf speziellen Web-Seiten mieten, die Rechnung begleiche ich auch online. Ich habe vier Programmierer engagiert, die mir zuarbeiten.
SPIEGEL ONLINE: Wir sitzen hier in Deinem Kinderzimmer, es gibt ein Bett, einen Tisch, zwei Monitore. Wo arbeiten Deine Mitarbeiter? Wo ist Dein Büro?