Deutschland, schlechte Aufstiegschancen für Ostdeutsche

AW: Deutschland, schlechte Aufstiegschancen für Ostdeutsche

.... Es geht hier um die Prägung der Mentalität, angelerntes systemisches Verhalten und die Fähigkeit sich in ein regionales Denkmuster zu versetzen, das ist bei einem Ostfriesen aber nicht wesentlich anders als bei einer Person aus dem Ruhrpot, da der Ostfriese aus dem grundsätzlich gleichen System kommt wie die Person aus dem Ruhrpot, von einer geringfügigen regional-kulutrellen Prägung mal abgesehen....
Ich weiss nicht, wie gut Du Deutschland kennst, aber ich war so ziemlich in jeder Region Westdeutschlands mal länger verwurzelt, um einen groben Überblick zu bekommen. Die regionalen Unterschiede sind riesig, dazu kommen die Religionsunterschiede. Warum z.B. gibt es so viele Österreicher auf deutscher Managerebene? Es wäre viel zu einfach, es nur auf ein System zu schieben. Wer sich benachteiligt fühlt sollte bei denen lernen, die erfolgreich sind. Wenn es gegen eigene Werte und Grundsätze verstößt, sollte man sich aber überlegen, ob es einem der Weg wert ist, sich selber zu verraten. genau aus dem Grunde mache ich bestimmte Dinge nicht und das schränkt Karrieren massiv ein. Das ist aber kein Problem für mich, das ist selbst gewählt.

"Letztlich ist alles Diplomatie im Leben"
Fuhrungskrafte: Warum so viele Osterreicher Topmanager sind - manager magazin

....Etwas anders verhält es sich im Fall der neuen Bundesländer...
Den wesentlichen Unterschied nennst Du nicht. Es sind Millionen Menschen abgehauen und in den Westen geflüchtet und es war nicht der repräsentatve Durchschnitt, sondern es waren vor allem die "Unternehmertypen", die sich eingeschränkt sahen und abhauten. Und davon hat eine Gesellschaft nicht unbegrenzt viele, es ist eine Charaktersache. Nicht jeder taugt zum Unternehmer, zur bedingungslosen Selbstverantwortung, zum Aufstehen nach Rückschlägen und zum konsequenten Steuern auf ein Ziel. An dem Punkt kommen dann die Systemspezifischen Unterschiede, insbesondere die entmündigung der Menschen in der DDR, dazu. Sicher ist das auch ein Punkt. Aber der kann schwer von außen verändert werden, da sollte jeder an sich arbeiten.

....Auch nach der Wende hätte die Möglichkeit bestanden sich neue Führungskräfte aus dem Osten nachzuziehen, hat man aber nicht gemacht. ...
Es ist doch genau diese Denkweise. Wenn Du etwas willst, dann mach es und erwarte nicht das andere etwas für Dich machen. Das passiert nicht. Du musst selber kämpfen, der eine mehr, der andere weniger, weil es ihm in die Wiege gelegt wird. Und für die obersten 1000 Posten läuft eben nichts, ohne dass es in der Wiege liegt. Wer wurde denn früher General? Ohne blaues Blut ging da gar nichts, ebenso waren Bishöfe weitestgehend adelig. Und genau diese Familien besetzen heute immer noch überrepräsentativ höchste Posten. Wo sind denn die adligen der DDR? Ausgemerzt, oder? Jetzt würde mich der Anteil Westdeutscher Arbeiterkinder an den Eliten interessieren. Gerhard Schröder wäre so einer. Aber auch der hat sich ganz früh selber um Mentoren gekümmert und wurde zu Jusozeiten schon in höchste Kreise eingeführt. Das wa reine gut geplante Karriere mit viel Glück, was immer dazu gehört

Mit Menschen im fortgeschrittenen Alter muss man streng sein. ...
Jaaaa, schlag mich, kratz mich, gib mir Tiernamen. :)
 
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Also gut, zerlegen wir doch die Studie Stück für Stück:

Immerhin sind doch mehr Ostdeutsche in den Eliten als Frauen. Immerhin. Zu den Beispielen:
- Generäle. Aus der Volksarmee wurden aus guten Gründen keine Übernommen, wer 1990 seine Bundeswehr Karriere begonnen hat, ist noch kein General, ergo sollte man die Generäle schon mal heraus nehmen. Ähnlich ist es mit Richtern, auch dort finden sich in obersten Ämter keine Ostdeutschen, weil sie vermutlich zu jung sind. Denn alte Richter mit marxistisch Prägung wurden entlassen.
- Politiker: Naja, im Osten sind die Leute in der AfD und haben damit keine hohen Ämter in der Politik. Könnte ein Grund seien.
- Eingesamt sind die Gruppengrößen sehr gering. Wie sieht es mit der Präsenz von Ostfriesen aus, wie ist der Vergleich "Arbeitkind" zu "Kind mit Eliteneltern"?

Es mag sarkastisch gemeint sein, aber die letzte Frage dürfte den Nagel auf den Kopf treffen:
Bei der Besetzung höherrangige Positionen (bei weitem nicht nur Elite, sondern fast alles mit einer gewissen Eigenverantwortung – logischerweise potenziert es sich aber bei höheren Karrierestufen) spielen in Deutschland weiterhin andere Kriterien als die Qualifikation eine riesen Rolle. Persönliche Gemeinsamkeiten, ein wie auch immer geratenes "richtiges" Auftreten (auch bei rein internen Positionen) und Gefälligkeiten sind wichtige Aspekte - früher nannte man es "Schleimen", heute heißt es "Networking", das Prinzip ist aber das gleiche: Für einen guten Job kann es wichtiger sein, im richtigen Golfclub/Burschenschaft/Heimatverein/Bekanntenkreis, als Talent und Fähigkeiten zu haben. Und wo sind Leute mit überwiegend ärmlichen Hintergrund (also gehäuft Ostdeutsche. Aber auch Migranten.) oder abweichender Freizeitinteressen (weniger spezifisch für Ostdeutsche - aber z.B. für andere Geschlechteridentitäten) in der Regel nicht?
Eben.

Es hilft, wenn man in die Fussstapfen der Eltern tritt, weil man schon als Kind mit den Themen konfrontiert wurde. Das sehen wir überall, im Sport, der Kunst, der Medizin oder der Politik. Spezielles Wissen wird weitergeben, was andere sich eben nicht selber aneignen können.

Wissen wird da so gut wie keins weitergegeben. Schlicht deswegen weil weder Sport noch Politik noch diverse Hochtechnologiebranchen so etwas wie traditiertes Wissen haben und während es das in der Medizin sehr wohl gibt, ist es so komplex, dass es in der Kindheit fast gar nicht vermittelt werden kann. Wenn ich an mein Studium zurückdenke, dann hatten Personen mit einschlägigem Hintergrund vielleicht einen Wissensvorsprung von einem Jahr, eher einem halben oder weniger. Da wiegen selbst die (allerdings oft korrelierenden) finanziellen Aspekte während der Ausbildung schwerer - Akademikerkinder müssen unterdurchschnittlich selten nebenbei noch ihren Lebensunterhalt erarbeiten. Was aber weitergegeben wird und sehr, sehr stark beim "in Fußstapfentreten" hilft: Kontakte. "Kannst du meinem Sohn nicht mal ein (bezahltes) Praktikum vermitteln?" "Bei uns wird demnächst eine neue Stelle X frei, hat dein jüngster da nicht gerade seinen Abschluss gemacht?" etc.

******* halt, wenn der eigene Vater VEB-Schichtleiter war. Denn sowas kann man sich wirklich nicht aneignen - aber mit "Wissen" oder gar Qualität der Arbeit hat das nichts zu tun.


Nicht jeder taugt zum Unternehmer, zur bedingungslosen Selbstverantwortung, zum Aufstehen nach Rückschlägen und zum konsequenten Steuern auf ein Ziel.

Wir reden hier immer noch von "Elite-Führungskräften", oder? Also den Leuten, die milliardenschwere Fehlentscheidungen verbocken und sich deren "Selbstverantwortung" dann in Millionen-Abfindungen besteht?
Was du beschreibst, klingt dagegen eher nach "Unternehmer". Von denen gibts im Osten gefühlt sogar mehr - ohne Kontakte, ohne Investitionskapital von Daddy und in einem verarmten Heimatmarkt aber eben halt nur Kleinunternehmer.

Es ist doch genau diese Denkweise. Wenn Du etwas willst, dann mach es und erwarte nicht das andere etwas für Dich machen. Das passiert nicht. Du musst selber kämpfen, der eine mehr, der andere weniger, weil es ihm in die Wiege gelegt wird.

Was glaubst du eigentlich, wie die Schattenwirtschaft in der DDR funktioniert hat? :schief:


Jaaaa, schlag mich, kratz mich, gib mir Tiernamen. :)

"Waldohreule"
 
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....Denn sowas kann man sich wirklich nicht aneignen - aber mit "Wissen" oder gar Qualität der Arbeit hat das nichts zu tun...
Darum nannte ich es "mit Themen konfrontiert" zu werden. Ich habe nicht geschrieben, Fachwissen zu bekommen. Es geht um das Verständis, wie man wo hin kommt, um Methodik, um Kontakte, Auftreten, um alles drum herum, aber auch, um Fachwissen, was weitergeben wird. Das ist aber, wie Du selber sagst, relativ unbedeutend, weil es je nach Fachbereich nur ein kleiner zeitlicher Vorteil.

....früher nannte man es "Schleimen", heute heißt es "Networking", das Prinzip ist aber das gleiche: ...
Das sind grundverschiedene Dinge. "Schleimen" ist Unterwürfigkeit", plakativ das Tragen der Aktentasche, Networking ist am Besten mit Kontaktpflege zu beschreiben und etwas ganz anderes, etwas auf gleicher Ebene, im intellektuellen Austausch oder auch im Sportverein, Golfclub, etc."Schleimer" erkennt jeder und niemand mag sie wirklich, es ist eher Karrierehemmend, gepflegter gegenseitiger Austausch ist etwas ganz anderes. Es kostet aber Zeit und Arbeit, vorhandene Kontakte zu halten und die wichtigen zu erkennen. Einen mentor bekommt man nicht, weil man schleimt, sondern weil man etwas zu bieten hat, was auch dem mentor hilft. Es ist ein Geben und Nehmen.

....Waldohreule...
:D
 
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Jetzt würde mich der Anteil Westdeutscher Arbeiterkinder an den Eliten interessieren.
Das Thema hatte man vor kurzem erst kurz gehabt und war auch sonst hin und wieder mal sehr kurz Thema. Siehe z.B. (schamloser Eigenquote):
Bzgl. Führungsposition/"Elite": Der Stallgeruch spielt da auch mit rein: Elitenforscher: "Vor allem zahlt der richtige Stallgeruch" | ZEIT Campus
Nicht nur das man sich im Westen halt bestens kennt, sondern man kommt häufig auch schon aus entsprechendem Haus. Dahingegen wurde in der DDR, so sehr es ansonsten ein Unrechtsstaat war, zum ersten mal und auch einmalig in der deutschen Geschichte geschafft, Kinder aus bis dahin teils massiv benachteiligten Schichten*, einen hohen bis höheren Bildungsabschluss zu ermöglichen und, wobei dann teilweise wieder die Mitgliedschaft in der Partei wichtig war, auch entsprechende Posten und Ämter zu begleiten.

*= Wobei das teils auch auf Kosten der bis dahin Privilegierten ging. Sprich das deren Kindern der Zugang zu den knappen Studienplätzen verwehrt wurde.

http://extreme.pcgameshardware.de/w...iegschancen-fuer-ostdeutsche.html#post9364470

Nur die Öffentlichkeit, die interessiert sich halt nicht sonderlich dafür, nun gut, ist halt auch nicht das Bamf und Flüchtlinge und passt daher nicht so gut in die üblichen Stammtischaufreger. ;)
Oder sie hat sich resigniert verabschiedet. Siehe das weiter oben schonmal gebrachte: Eliten, Politik und Ungleichheit – ein Teufelskreis - Makronom
[...]
Die Folgen für die politische Partizipation der Bevölkerung sind unübersehbar. Das untere Drittel der Bevölkerung verabschiedet sich zunehmend aus dem politischen Willensbildungsprozess.

Bei den letzten Bundestagswahlen lagen die Prozentsätze der Wahlbeteiligung für die unterschiedlichen Teile der Bevölkerung weiter auseinander als je zuvor. Betrug die Differenz zwischen den Wahlbezirken in den 1990er Jahren nur um die zehn Prozentpunkte, liegt sie jetzt um die 30 Prozentpunkte. In Großstädten ist es noch extremer. Je ärmer ein Stadtteil, umso niedriger fällt die Wahlbeteiligung aus und umgekehrt. Das Beispiel Köln demonstriert das deutlich. In Chorweiler, dem Stadtteil mit der höchsten Arbeitslosenquote, fast 20%, gingen nur noch 42,5% zur Wahl, in Hahnwald, dem exklusivsten Stadtteil, dagegen 88,7%. Ähnlich sieht es auch in anderen Großstädten wie etwa Hamburg mit den Extremen Billbrook (43,2%) und Nienstedten (86,9%) aus.
[...]

sowie: Armuts- und Reichtumsbericht: Die Originaldokumente zu Reichtum und Einfluss | LobbyControl
[...]
Die viel diskutierten Streichungen zu der eigens in Auftrag gegebenen Studie zu ungleichem Einfluss bleiben bestehen – trotz der großen öffentlichen Empörung. Die Aussage, dass Reiche mehr Einfluss auf politische Entscheidungen haben als andere, ist im Bericht zwar enthalten – allerdings nicht mehr in der Deutlichkeit und Ausführlichkeit wie in der ursprünglichen Version. Weggefallen ist die Aussage, dass die Meinungen der unteren und mittleren Einkommensschichten insbesondere bei kontroversen politischen Fragen kaum einen Einfluss auf politische Entscheidungen haben.
[...]
(Man kann es auch als eine neue bzw. andere Form des Dreiklassenwahlrechts bezeichnen. :schief:)


Von Punkten wie soziale Herkunft entscheidet maßgeblich über den zukünftigen Bildungsweg, will ich noch nichtmal anfangen.

Das ist ja wohl der Gipfel: Hamburg, G20 und die Krawalle

Habe es bisher 2 Mal gemacht. Sehe das Problem nicht
Du bist weder die Gesamtheit der Arbeitnehmer, noch in irgendeiner Art und Weise repräsentativ für diese, noch hat jeder deinen Lebens- und Berufsweg und Ausbildung.

Zumal von dir anscheinend auch komplett ausgeblendet wird, dass jeder Mensch mit unterschiedlichen Voraussetzung in die Gesellschaft "startet". Damit meine ich nicht nur die körperlichen und geistigen Fähigkeiten, sondern ebenso die soziale Schicht und das Elternhaus in das man hineingeboren wird. Die sich daraus ergebende Sozialisation sorgt wiederrum für eine bestimmte Ausstattung mit kulturellen, sozialen, ökonomischen und symbolischen "Kapital", welches wiederrum Einfluss auf den gesamten Lebenslauf und -weg hat.
Daher ist diese: "Man muss nur hart schaffen gehen, dann schafft man auch was"-Einstellung nicht nur reichlich naiv, sondern hat auch einen sozialdarwinistischen Unterton.
[...]
Das ist ja wohl der Gipfel: Hamburg, G20 und die Krawalle

sowie:
Sozialer Aufstieg: Elite kann man nicht lernen - WELT
Soziale Herkunft: Mehr Luft für den Aufstieg | ZEIT Campus
Exzellente Oberschicht: Die Ultra-Elite stammt aus bestem Hause - Seite 0 - Wissen - Tagesspiegel
https://www.welt.de/wirtschaft/karr...osse-Irrglaube-vom-Aufstieg-in-die-Elite.html

und wenn auch schonmal gebracht:
Soziale Strukturen in der DDR und in Ostdeutschland | bpb
Gegenblende | Bildung und soziale Ungleichheit im Ost-West-Vergleich
 
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So ist das und auf Dialekt geben die meisten auch nen ****.
Mich hat ja auch ein Hamburger Unternehmen genommen obwohl ich aus dem südlichsten Hessen komme :daumen:

Es gibt eben Dialekte, die unterschiedlich wahrgenommen werden und eine Person in einem anderen Licht erscheinen lassen. Selbst wann das nur unter- bzw. halb bewusst geschieht. Die Forschung hat schon tausende Male erwiesen, dass beispielsweise große und/oder nach landläufiger Meinung gutaussehende Menschen im Schnitt für kompetenter gehalten werden. So kann das mit Dialekten sicher auch sein. Jemand der im breitesten Dialekt spricht, wird unter Umständen auch anders bewertet, als jemand der perfekte Hochsprache spricht. Dazu kommt, dass gewissen Dialekten auch soziale Stigmata anhängen, die auch gerne noch reproduziert werden. Bescheuerte Gags über breit sächselnde Trottel etc.

Außerdem und ganz grundsätzlich: "Ich kenn da aber wen, der ist soundso und hat es trotzdem geschafft!" hatte noch nie statistische Aussagekraft.
 
AW: Deutschland, schlechte Aufstiegschancen für Ostdeutsche

Das sind grundverschiedene Dinge. "Schleimen" ist Unterwürfigkeit", plakativ das Tragen der Aktentasche, Networking ist am Besten mit Kontaktpflege zu beschreiben und etwas ganz anderes, etwas auf gleicher Ebene, im intellektuellen Austausch oder auch im Sportverein, Golfclub, etc."Schleimer" erkennt jeder und niemand mag sie wirklich, es ist eher Karrierehemmend, gepflegter gegenseitiger Austausch ist etwas ganz anderes. Es kostet aber Zeit und Arbeit, vorhandene Kontakte zu halten und die wichtigen zu erkennen. Einen mentor bekommt man nicht, weil man schleimt, sondern weil man etwas zu bieten hat, was auch dem mentor hilft. Es ist ein Geben und Nehmen.

Sich bei jemandem aus Karrieregründen persönlich anbiedernd, obwohl eigentlich kein privater Bezug besteht, ist für mich Schleimen - aber du kannst es gerne anders nennen. Fest steht, dass die Vergabe von Posten via Vetternwirtschaft und Sympathie der Mehrheit der Bevölkerung von vorneherein keine Chance lässt.
 
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