Hier werden dann doch einige Dinge vermischt bzw. auch falsch dargestellt.
Der Loudness War bezieht sich darauf, dass Musik heute oftmals stärker dynamikkompromiert wird wie das früher der Fall war. Hintergrund ist, dass "laute" Musik bei bestimmten Leuten und in bestimmten Situationen als "besser" bewertet wird. Sehr viele Aufnahmen sind aber heute auch eh schon so schlecht, dass es darauf auch nicht mehr ankommt.
Dynamikkompression ist aber kein neues Phänomen, das gabs schon immer und ist auch notwendig um Musik überhaupt vernünftig wiedergeben zu können. Dafür muss man nämlich die Dynamik z.B. eines Livekonzertes auf eine im Wohnzimmer auch darstellbare eindampfen. D.h. so um die 20-30dB sind da noch darstellbar, viel mehr ist nicht wirklich sinnvoll. Dagegen spricht nichts, das macht Sinn und wird eigentlich immer schon gemacht.
Die theoretisch möglichen (und in der Praxis nicht wirklich zu erreichenden) 96dB einer CD oder gar 120dB einer SACD oder ähnlichen Hochbitquellen sind reine Papiertiger. Eine Anlage, die sowas darstellen sollte liegt weit ausserhalb des Budgets, das die meisten für eine Anlage zu zahlen bereit sind. Ganz abgesehen davon, dass man 120dB Dynamik mit Rücksicht auf die Nachbarn nur in einem frei stehenden Haus und mit Rücksicht auf die eigene Gesundheit mit Ohrenstöpseln dauerhaft ertragen könnte...
Der Loudness War führt dazu, dass die Musik aber auf z.T. nur 1-2 dB Dynamik zusammengedampft wird. D.h. alle Stellen sind gleich laut. Das macht das Stück zwar insgesamt lauter, ist aber auch absolut unnatürlich und auf Dauer sehr ermüdend.
Starke Kompression kann aber dennoch Sinn machen (natürlich nicht ganz so extrem), zB bei nem Nachrichtensprecher bei dem weniger dramatische Dynamikeffekte, sondern vor allem gute Sprachverständlichkeit wichtig ist. Im Autoradio macht es auch Sinn, weil die Umgebungsgeräusche so groß sind, dass ansonsten leise Bereiche eines Stücks evtl. nicht zu hören sind.
D.h. Dynamikkompression ist eine sinnvolle ganz normale Sache, die man braucht und deswegen nicht per se verteufeln sollte! Es darf nur, wie alle anderen Eingriffe bei der Musikproduktion nicht übertrieben werden.
Mit Übersteuern hat das aber nichts zu tun. Wenn eine Aufnahme übersteuert, dann liegt der Fehler woanders. Übersteuernde Digitalaufnahmen sollten eigentlich nicht vorkommen und es ist schlicht peinlich, dass eine Band wie Metallica (nicht nur dem Loudness War Vorschub leistet, sondern auch) übersteuernde CDs auf den Markt bringt! Bei deren Erfahrung und deren Budget sollte es doch möglich sein Aufnahmen zu machen, bei denen keine Anfängerfehler gemacht werden!
Das eigentliche Thema Crystalizer hat damit jetzt nur bedingt zu tun. Damit wird der Klang verbogen und es soll vordergründig zu einer Verbesserung führen. In der Praxis klingts halt anders wie ohne und bei manchen Aufnahmen vlt. sogar angenehmer. Aber eine ordentliche Aufnahme - egal in welchem Format - wirds eher nicht brauchen. Es gilt aber hier wie immer im Hifi Bereich - erlaubt ist was gefällt. Deswegen: selber hören und dann für immer abschalten...
Aber eins ist auch klar, fehlende Töne lassen sich so nicht ersetzen! Was weg ist, ist weg!
Zu den verschiedenen Tonformaten: Man kann natrülich auch im Blindtest Unterschiede hören. Ich habe es vor einiger Zeit im Zuge eines Threads hier im Forum selbst nochmal gemacht. Ob man die Unterschiede aber wirklich selbst hört hängt von vielen DIngen ab. Z.B. Qualität der Anlage, Hörerfahrung, Qualität der Aufnahme usw...
Mit guten KHs gehts einfacher als mit normalen Boxen, weil da auch noch die Aufstellung und das drumrum gut passen muss, aber möglich ist es. Bei meinem Versuch habe ich es im Wohnzimmer mit meiner Anlage gemacht - ohne KH.
Zum Thema "Echtheit des Klangs" muss gesagt werden, dass es sowas schlicht nicht gibt. Es gibt nur einige wenige Aufnahmen, bei denen der Sound tatsächlich ohne irgendwelche Nacharbeiten auf eine CD kommt. In Realität gibt es neben den üblichen Effekten (z.B. Kompression) auch Overdubs und vor allem verschiedene Mikrophone, die nicht nur selbst auch einen Eigenklang haben (wie alle anderen Komponenten der Aufnahmekette auch), sondern aus deren Signalen eine Aufnahme zusammengemischt wird - d.h. es wird ein Klang erzeugt, den es so in Live nie gab oder geben wird!
Deswegen ist es kaum Möglich von einem "Echen" Sound zu sprechen, zumal man ja praktisch nie bei der Aufnahme dabei war und es folglich auch nicht beurteilen kann! Wichtiger ist aber, dass sich das Ergebnis so anhört, als ob es echt sein könnte! Darin liegt die Kunst!