[HowTo] Wie testet man den RAM mit Memtest86+ V2.01?

Philibilli

Komplett-PC-Käufer(in)
1. Einleitung

Hallo liebe Gemeinde!

Nachdem ich ab und zu verschiedene Bluescreens unter Vista 64bit hatte, entschloss ich mich, mal meine beiden RAM-Riegel (siehe Signatur) durchzuchecken. Überall wurde mir dazu das bootfähige Programm Memtest86+ empfohlen. Ich habe es angewendet, doch konnte ich mit dem angezeigten Bildschirm kaum etwas anfangen. In diversen Foren gab es keine sinnvolle, verständliche und übersichtliche Erklärung, wie der Testprozess von Memtest86+ V2.01 überhaupt abläuft, weshalb ich mich recht umständlich selbst informieren musste. Um dies allen zukünftigen Memtest86-Anfängern zu ersparen, schreibe ich nun diesen Guide.
Wem das zu simpel, überflüssig und blöd erscheint, der lese bitte einfach nicht weiter. Wer allerdings vor den selben Problemen bei der Interpretation von Memtest86+ steht, der erfreue sich an meinen Ausführungen.

Noch eine Anmerkung: Häufig wird auch das Programm GoldMemory zum testen des RAMs empfohlen.

Auch Vista selbst besitzt ein implementiertes Speicherdiagnosetool
(unter Systemsteuerung [in "klassischer Ansicht"] -> Verwaltung -> Systemdiagnosetool).

Beide Programme fanden einmal bei einem meiner RAM-Riegel keine Fehler, während die kostenlose Version Memtest 86+ V2.01 zahlreiche anzeigte. Ich persönlich gehe also davon aus, dass Memtest86+ das zuverlässigste der drei Programme ist und als letztes Mittel auch benutzt werden sollte. Wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, testet man einfach mit allen drei Methoden.



2. Download und Installation

Das Programm Memtest86+ muss auf einen bootfähigen Datenträger kopiert/gebrannt werden, um sich dann bei einem Neustart noch vor dem Laden des Betriebssystems zu initialisieren.

Dazu hat man mehrere Möglichkeiten.
a) Entweder erstellt man eine Startdiskette (Floppy). Dazu lädt man unter
diesem Download-Link
http://www.memtest.org/download/2.01/memtest86+-2.01.floppy.zip
die gepackte Datei herunter, entpackt sie und erstellt die Diskette (für nähere Infos zum Erstellen einer Bootdiskette bitte googlen).

b) Oder man bootet das Programm von einem USB-Stick (mit Dateisystem "FAT 32") aus und findet die entsprechenden Dateien dazu unter diesem DL-Link
http://www.memtest.org/download/2.01/memtest86+-2.01.exe.zip
(für nähere Infos bitte googlen).

c) Oder aber - und so habe ich es gemacht -, man brennt sich eine bootfähige CD (RW) oder DVD (RW), indem man diese Dateien herunter lädt
http://www.memtest.org/download/2.01/memtest86+-2.01.iso.zip
und nach dem Entpacken die Iso-Datei einfach auf eine leere Disk brennt.

Es scheint nicht von Belang zu sein, welches Betriebssystem man installiert hat (das Booten von Memtest86+ findet ja auch noch vor dem Booten des Betriebssystems statt), ich selbst habe es schon unter Windows XP (32bit) und Windows Vista (64bit) verwendet.



3. Booten des Programms

Wenn man den bootfähigen Datenträger erstellt hat, belässt man ihn im entsprechenden Laufwerk/Slot und startet den PC neu. Entweder ist im BIOS dann bereits eingestellt, dass von diesem Datenträger gebootet werden soll und man gelangt direkt in das Programm Memtest86+, oder aber man startet noch einmal neu, betritt das BIOS (in meinem Falle durch Drücken von "Entf" während des Hochfahrens) und stellt dort unter dem Punkt "First boot device" das entsprechende Laufwerk/Slot ein (in meinem Falle also "First boot device: boot from CD/DVD"). Beim verlassen des BIOS nicht vergessen, die Änderungen zu speichern und dann abwarten, bis Memtest86+ geladen wurde.



4. Interpretation der Programmoberfläche

Nachdem Memtest86+ geladen wurde, beginnt es selbstständig und unverzüglich mit dem Testen des oder der RAM-Riegel(s). Es empfiehlt sich, wenn man es genau wissen will, jeweils nur einen Riegel auf dem Mainboard zu belassen und einzeln zu testen, um genau in Erfahrung zu bringen, welcher der Riegel unter Umständen der defekte ist.

Das Programm beginnt nun, Daten auf den Riegel zu schreiben, wieder einzulesen und dann mit den originalen Daten zu vergleichen. Wenn dabei Differenzen auftreten, wird dies als Errors angezeigt.

Hier ein Bild während eines Testlaufs ohne (bisherige) Errors:
Anhang anzeigen 112547

Es tut dies in mehreren Testvarianten, nämlich genau Acht. Bei welcher Testvariante sich das Programm gerade befindet, sieht man in der dritten Zeile (siehe gelbe Markierung auf dem Bild; dort führt Memtest86+ gerade den achten Test durch).
Dabei besteht jeder der acht einzelnen Tests wiederum aus drei bis vier einzelnen Abläufen, deren jeweiliger Status in der zweiten Zeile angezeigt wird (siehe grüne Markierung; dort ist der aktuelle Ablauf in Testvariante acht gerade bei 84%).
Der gesamte Fortschritt aller acht Testvarianten (inkl. der jeweiligen Abläufe) wird in der ersten Zeile angezeigt (siehe rote Markierung auf dem Bild; dort ist der Gesamtfortschritt gerade bei 98%).

Sobald alle acht Textvarianten einmal komplett durchlaufen wurden, wird ganz unten auf dem Bildschirm "Pass complete..." (siehe schwarze Markierung im folgenden Bild) angezeigt.

Hier ein Bild nach einem kompletten Testlauf ohne Errors:
Anhang anzeigen 112548

Das ganze hat bei mir mit 4GB Ram (auf zwei Riegeln) ca. 40 Minuten gedauert (siehe ganz links unter "...Time").

Man kann dann mittels "Esc" das Programm beenden, entfernt den bootfähigen Datenträger und fährt den PC ganz normal hoch.
Man kann allerdings auch einfach das Programm weiter laufen lassen, es beginnt einfach von vorn mit der Überprüfung des RAM, und zwar in einer Endlosschleife. Es heißt in den weiten Welten des World Wide Web, dass man das Programm ruhig einige Stunden laufen lassen sollte, um sichere Informationen über den "Gesundheitszustand" des Arbeitsspeichers zu erhalten. Mir persönlich reicht ein kompletter Durchlauf (erste Zeile: 100%), um mit meinen Riegeln glücklich zu sein.

Zudem habe ich einmal einen kaputten RAM-Riegel mit Memtest86+ getestet und hatte ca. 700 Errors. Nachdem das Programm zum zweiten Mal getestet hatte, waren es dann schon über 1000. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber mir scheint, die Errors des ersten, zweiten und x-ten Durchlaufs werden immer weiter addiert, was natürlich wenig sinnvoll ist, denn so bekommt jeder RAM-Riegel, bei dem nur ein Error nach einem Testlauf erschien, irgendwann mal 100.000 Errors unterstellt (nämlich nach 100.000 Testläufen).
Ich bitte um Korrektur, falls ich mich in diesem Punkt irren sollte!



5. Anzeige der Errors

Auf den zwei Bildern im letzten Punkt gab es keine Errors. Aber wo stehen die Errors eigentlich, wenn Fehler auftreten?

Hier ein Bild während eines Testlaufs, der bei 19% Gesamtfortschritt bereits 62 Errors hervorbrachte:
Anhang anzeigen 112549

Die Gesamtzahl aller Fehler wird unter "Errors" vermerkt (im Bild pink markiert).
Genauere Informationen erscheinen im roten Feld unten. Wie die Meldungen dort zu interpretieren sind, weiß ich allerdings auch nicht. Man kann auch die Art der Fehleranzeige ändern, indem man mit "c" ein Menü öffnet und dort auswählt.

Im Zweifelsfalle fotografiert man den Bildschirm nach 100% Durchlauf einfach ab und postet das Bild im Forum seines Vertrauens, um eventuell nähere Informationen zu den Errors zu erhalten.
Immerhin weiß man nun, dass Fehler mit dem/den DIMM(s) auftreten, ob diese nun durch mangelnde Konfiguration des BIOS oder durch defekte Riegel hervorgerufen werden, steht auf einem anderen Blatt.

In meinem Falle hatte ich ja ab und an verschiedene Bluescreens und hab daraufhin u.a. den Riegel getestet, dessen (unvollständiges) Memtest86-Ergebnis ihr auf dem letzten Bild seht. Ich hatte bis dahin die mit dem Mainboard gelieferte BIOS-Version in Benutzung. Nachdem ich mit dem mitgelieferten Gigabyte-Tool die aktuellste BIOS-Version für mein Mainboard heruntergeladen und installiert hatte (dann alle Werte im BIOS auf "default", also "Standard"), gab Memtest86+ für beide Riegel keine Errors mehr aus (die Bilder von diesem Testdurchlauf sind die beiden obigen).

Seitdem habe ich de facto keine BlueScreens mehr. In meinem konkreten Fall war also nicht der RAM-Riegel kaputt, sondern das BIOS meines Mainboards zu veraltet, um den RAM ordentlich betreiben zu können.
Ich hatte es aber auch schon mit defektem DIMMs desselben Typs zu tun, die nach Umtausch keine Zicken mehr machten.


Ich hoffe, mit dieser Anleitung einigen das Programm Memtest86+ in der Version 2.01 näher gebracht zu haben und keine Missgunst derer auf mich zu ziehen, die diesen Thread zu popelig finden. Es geht mir hier nicht um Selbstdarstellung, sondern darum, anderen die Diagnose mit Memtest86+ etwas zu erleichtern, da ich ja selbst spüren musste, wie blöd es ist, wenn einem nirgendwo klar erklärt werden kann, WAS das Programm macht, WO man sehen kann, was es macht und WIE man die Ergebnisse abzulesen hat.

Mit freundlichem Gruß
Philipp




UPDATE:

Die aktuellste Version von Memtest86+ trägt übrigens die Versionsnummer 2.11 und ist vom Dezember 2008.
Memtest86+ - Advanced Memory Diagnostic Tool

Große Veränderungen zu der Version 2.01 aus dem Guide wird es sicherlich nicht geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Finde es schon seltsam das man zu einen selbstablaufenden und selbsterklärenden Programm ein Howto schreiben muss, aber anscheinend gibts es leute die das auch überfordert und wollen an liebsten ein grünes feld wo OK drin steht oder bei Fehler halt ein entsprechend rotes und genauen anweisungen und am besten noch in deutsch.

trozdem gut geschrieben und erklärt, was mir persönlich fehlt ist der hinweis das auch fast jede linux cd memtest mit enthält.
 
Selbst ablaufen tut es zwar, aber selbsterklärend fand ich es damals nicht gerade - und heute auch nicht.

Ich verstehe also zum Teil schon, was du meinst, weil man ja nur den Datenträger einwerfen und booten muss und los geht's von allein.

Aber auf der anderen Seite weiß manch PC-Besitzer, der wegen dauernder Bluescreens mal seinen Speicher testen möchte, vielleicht nicht, woran er Fehler erkennen würde, wenn welche da wären.
Er fragt sich vielleicht - so wie ich damals -, was er da vor sich sieht.
Macht das Programm schon was?
Was macht es denn?
Kann das meinem RAM schaden?
Wie lange macht es das?
Wo befindet es sich gerade beim Machen?

Habe ich denn schon Fehler (alles ist blau und weiß)? Wo sind die? Wie erkenne ich die (sind die farblich irgendwie abgegrenzt)?
Geht das jetzt ewig so weiter und ich muss das selbst abbrechen oder hört er irgendwann von allein auf und gibt mir ein Protokoll?

Was für den einen normal ist und zum alltäglichen Handwerkszeug seit Jahren gehört, ist für den anderen eben ein großes Rätsel. Darüber sollte man nicht urteilen, es wird Gebiete geben, wo einem selbst etwas vom Newby vorgemacht wird.

Und vielleicht ist dieser Thread ja auch eine Anregung für denjenigen, der sich bisher immer nur über Fehler wundert, aber gar nicht weiß, dass man den Arbeitsspeicher auch gezielt testen kann.

HeX schrieb:
was mir persönlich fehlt ist der hinweis das auch fast jede linux cd memtest mit enthält.
Weil ich es nicht wusste. Vielen Dank für die Ergänzung!
 
Ganz Großes Lob.:daumen::daumen::daumen:

Ich bin einer von denen die es nicht verstanden hatte dieses Prog zum laufen zu bewegen.
Hatte auch keine Lust mich da einzulesen.

Gruß Stephan

Edit:Werde jetzt mal meinen RAM testen.
 
Also ich teste nur mit Test 5 und laß den 15min durchlaufen zum ocen. Wenn der Max-Wert erreicht ist wird der Test 2 Stunden laufen gelassen. Mit dieser Methode bin ich bis jetzt ganz gut gefahren, ohne Probs.
 
Okay, das sind Erfahrungswerte, denen man vertrauen kann, wenn man will.

Bei der Vermutung, ein Riegel könnte defekt sein, würde ich den gesamten Test mindestens einmal durchlaufen lassen.

Wenn man aber mit den Taktraten, Latenzen und der Spannung des RAM experimentiert, klingt es erstmal logisch, nicht jede kleine, schrittweise Erhöhung ewig zu testen, sondern kurz und bündig.
Also Test 5 bietet sich dazu offenbar besonders an, das höre ich von dir nicht zum ersten Mal.

Nur noch ergänzend (habe ich selber gerade erst erfahren):
Um Test 5 gezielt anzuwählen, muss man
- "c" (Optionen) drücken und dann
- "3", um in das Testwahl-Menü zu gelangen. Und dort wählt man dann mit
- "5" den Test Nummer 5 an. Mit
- "0" lässt man das Programm dann weiter laufen.

Edit: Danke Stephan, das freut mich!
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück