AW: USB-Sticks mit falscher Speicherkapazität weiterhin bei Amazon erhältlich
Ich weiß zwar, dass man nicht von jedem Durchschnittsbürger erwarten kann immer über alles informiert zu sein aber solche Tricksereien sind wirklich derart offensichtlich dass ich kaum Mitleid habe.
Man mag sagen "für einen nicht-Nerd ist das nicht erkennbar" aber mal ehrlich, das liegt einfach an der Einstellung der Leute zu dem Thema. Die bemerken es nicht weil sie nicht können sondern weil sie sich mit dem Thema nicht mal ansatzweise beschäftigen wollen.
Keiner würde einen Neuwagen mit 800PS für 5000€ glauben, keiner würde ne Kiste Bier für 1,20€ glauben und keiner würde nen 80 Zoll-UHD-Flachbildfernseher für 79,90€ glauben. Aber nen 2 TB-Stick für 50€ seems legit...?
Für fachfremde ist das ganze halt wirklich schwer zu beurteilen wie "legit" das ist. Kann ja ein wirklich tolles Angebot sein. Ich hab auch schon mal Mist gekauft, weil ich der Werbung vertraut hab. Ja damals sogar ein offizielles Produkt aus der Werbung. Irgendein Bebe Young Care oder sonstwas Babyzeug für meine kleinen. Da stand dann der Haussegen schief, meine wohlinformierte Frau hat mich danach natürlich drauf hingewiesen, dass es auch dazu Produkttests gibt (sollte ich wohl am ehesten wissen...) und, dass die weit verbreiteten, weil aus der Werbung als am Besten angepriesenen Babycremes krebserregend sind (man würde wohl meinen der Gesetzgeber greift hier ein). Naja wieder was gelernt.
Oder: ich kaufe immer Handys mit austauschbarem Akku. Aber bis zum Lesen der C't (da kommt mein Abo wenigstens an) wusste ich nicht, dass sämtliche als original markierten Akkus auf Amazon fälschungen sind - und das Amazon sehr wohl bekannt ist:
Amazon verkauft nachgebaute Akkus als Originalware | c't Magazin
Dabei achte ich extra nicht drauf, was die Verpackung mir vorgaukelt, sondern wer der Verkäufer ist. Und da führt Amazon eindeutig Samsung an.
Man kann sich vor manchem Betrug nicht schützen.
Ich habe also jetzt den Akku direkt bei Samsung bestellt, nicht bei Amazon. Hat auch nur 15€ gekostet.
Allerdings tippe ich auch hier auf eine Fälschung...
Da erlebe ich immer wieder kurioses. Gestern hat mich eine Arbeitskollegin (Ende 40, arbeitet täglich stundenlang am PC, nutzt im Internet Streamingdienste, Fratzenbuch, YT, News usw, also schon gewisse "Neulanderfahrung" und Umgang mit Technik) gefragt, was sie denn tun könne weil ihr Spotify nicht mehr installierbar ist und immer nur ein Fehlercode 17 kommt. Ich hab geantwortet dass ich keine Ahnung habe was das ist aber google das doch bestimmt weiß...
"Ja was soll ich denn da eingeben?"
"Na Spotify, Leerzeile, Fehlercode 17"
*tipp*
"Ahja, da stehts ja"
Ich bin da echt manchmal verblüfft. Da arbeiten Leute jahrelang mit der modernen Technik und machen alles mögliche damit, haben aber absolut keine Ahnung was warum wie funktioniert (eine solche Hilflosigkeit kann ja nur entstehen wenn man alle, aber wirklich alle anderen Handgriffe stumpf auswendig gelernt hat) und offenbar auch noch eine große Angst davor (man hätte ja einfach probieren können aber nicht dass was kaputtgeht wenn man was falsches bei google eintippt...).
Dass solche Leute keine Chance haben eigenständig herauszufinden welche Speicherkapazitäten man fürn Fuffi so als Stick kaufen kann (geschweige denn welcher Stick davon dann schnell ist) ist offensichtlich. Nur ist mir nicht klar wieso gerade dieses Themengebiet "Internet/Computer/Hard-/Software" so extrem uneingängig für manche Menschen ist. Wenn man sich (ggf. zwingend) mit einem Thema, egal welchem, beschäftigt und das über Jahre muss man doch zwangsweise irgendwann die absoluten Basics verstanden haben... habe ich zumindest immer gedacht.
Naja ich arbeite auch im Schulwesen und: egal ob SchülerInnen oder LehrerInnen, die Leute können noch so klug sein, sie interessiert nicht wie etwas funktioniert, nur das Benutzen im eigenen Interesse (gemeint ist hier etwa ein Streamingdienst oder ein Browserspiel oder was weiß ich) interessiert.
Da ich von Kind an neugierig bin (ich habe schon immer Radios zerlegt und "repariert"), und mir die alten Zeiten einer Dos-Installation samt IRQ Konfiguration durchaus auch Spaß gebracht haben (Masochist? Ja vielleicht) ärgert mich so ein Desinteresse an der eigenen Umwelt bzw den Geräten natürlich schon, aber man kann es nicht ändern.
SchülerInnen verstehen sehr früh, dass mit etwas Interesse sehr viel gemacht werden kann, ja sogar Autos reparieren (ist einfacher als Computer, wenns um die Fehlersuche geht, deshalb dürfen sie immer an meinem alten Auto rumschrauben, sobald sie die richtigen "Fehlerkorrekturanleitungen" gefunden haben. Oder sowas simples wie "Kochen" (auch dort muss man etwas passendes finden und der Anleitung folgen).
Meiner (und Clerikers) Frau versuche ich das seit Jahren vergebens beizubringen (wenns um Technik/Autos geht)