AW: Gehäuse dämmen nur wie?
Hallo FuXXz,
auch hier sollte man unterscheiden zwischen
Dämmung und
Dämpfung.
Dämmung = Isolation des Schalls
Dämpfung = Wandlung der Schallenergie in Wärme
Im Falle der
Dämmung geht es letztlich darum, eine räumliche Trennung aufzubauen und zu verhindern, dass der Schall aus dem einen Raum in den anderen gelangen kann. Das funktioniert im vollen Umfang allerdings nur, wenn das zu isolierende System auch
luftdicht getrennt wird. Denn: die Luft dient ja als leitendes Medium
Um die beiden Räume voneinander zu trennen, braucht es außerdem eine gewisse Masse, durch die der Schall nicht durchdringen kann. Sprich, die Schallquelle sollte mit möglichst dicken und schweren Materialien eingepackt werden. Alubutyl oder Bitumen können das bei ausreichender Dicke bereits gewährleisten, wenn es nur darum geht, ein paar Festplatten zu isolieren. An erster Stelle würde ich jedoch auf massives Holz wie etwa MDF setzen. Schwerfolie ist nur das i-Tüpfelchen.
Im anderen Fall, und zwar bei der
Dämpfung, geht es um die
Absorption der Schallenergie. Dabei werden die Schwingungen der Luftteilchen durch Reibung mit porösen Materialien (den so genannten "Absorbern") gebremst.
Dieses Prinzip funktioniert vor allem bei hochfrequenten Anteilen sehr gut. Tiefere Frequenzen hingegen sind durch Absorber nur sehr eingeschränkt zu bekämpfen. In jedem Fall braucht es eine ausreichende Dicke an absorbierendem Material (allermindestens 5-10cm), damit der Schall merklich "unterdrückt" wird.
An Absorbern finden sich vor allem so genannte "Akustikschaumstoffe", die hinsichtlich der Materialeigenschaften in vielen Fällen jedoch nicht dramatisch von dem abweichen, was man in der Industrie auch als Verpackungsmaterial benutzt. Daher an der Stelle die Warnung: nicht von Marken und Slogans blenden lassen! Wesentlich besser ist man meist mit handelsüblicher Mineralwolle aus dem Baumarkt bedient. Je nach angepeilter Dicke, kommen hier unterschiedliche Ausführungen mit variierendem Strömungswiderstand infrage. Dazu einfach mal ein wenig in die Recording- und Akustikforen schauen. Zu dem Thema gibt es in den Communitites ein großes Informationsangebot, einschließlich dutzender DIY-Anleitungen.
Nun aber schließlich zu deinem praktischen Fall:
Da du mit ein paar Festplatten keine enorme Schallenergie im Raum hast, die es zu bewältigen gilt, sollte mit der Beachtung der akustischen Grundregeln eigentlich schon das gröbste Getan sein.
Sprich, es sollte so wenig Schall wie möglich ausdringen können. Nur so viel, wie wirklich für die Belüftung der Platten nötig ist. Die Öffnungen für die Luft am besten so richten, dass sie z.B. nach hinten zur Wand zeigen.
Bevor du dir den Schrank mit Bitumen oder Alubutyl zukleisterst (was langfristig beim Wunsch des Wiederablösens eine unschöne Angelegenheit werden kann), würde ich schauen, dass du das Gehäuse des NAS erstmal auf eine schwingungsdämpfende Platte stellst. Bei geringem Gewicht empfiehlt sich vor allem weicher Schaumstoff als Unterbau. Bei höherem Gewicht kann man zum Beispiel Waschmaschinenmatten oder generell dickeres Gummi verwenden. Dadurch sollte sich die Übertragung des Körperschalls (der an anderen Stellen am/im Schrank nachschwingen und dann wieder zu Luftschall werden kann) ein ganzes Stück reduzieren lassen.
Unnötige Luftspalte würde ich versuchen mit Silikon abzudichten. Zut Not auch mit Schaumstoff oder Schwerfolie (Alubutyl/Bitumen).
Wenn das System nach all dem noch zu laut sein sollte, kannst du den Schrank auch mit z.B. Alubutyl oder Bitumen nachdämmen. Allerdings sei hier nach wie vor gesagt, dass die Isolation vor allem von der Luftdichte abhängt. Und diese lässt sich - da es ein hitzeempfindliches System ist - leider nicht vollends umsetzen. Denn was bringt dir ein absolut schallisolierter Schrank, wenn die darin enthaltenen Festplatten auf lange Frist dem Hitzetod erliegen?
Das ist leider die Krux an der ganzen Dämmungs- und Dämpfungsgeschichte, die weder die Anwender, noch die Gehäusekonstrukteure so richtig wahrhaben wollen. Man bewegt sich immer in einem Spektrum zwischen Luftzirkulation und Geräuschisolation. Der sinnvollste Punkt liegt eigentlich genau dazwischen. Und zwar da, wo Airflow und Dämmung im Gleichgewicht zueinander stehen. Wer mehr Richtung Isolation tendiert, muss sich auf erhöhte Temperaturen und damit letztlich wieder erhöhten Drehzahlen einstellen. Wer mehr Richtung Airflow geht, kann zwar geringere Drehzahlen anlegen, lässt andererseits jedoch wieder mehr Direktschall aus dem System.
Aufgrund dieser Modalitäten plädiere ich nach wie vor für den ausgewogenen Kompromiss, das Mittelding zwischen beiden Extremen.
Eine weitreichende Isolation würde ich nur dann vornehmen, wenn die Komponenten mit der erhöhten Betriebstemperatur umgehen können bzw. von Grund auf noch genügend Kühlreserven vorhanden sind.
Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen.
Gruß
Kabelbinder