Montage
Ein Produkt steht und fällt mit seiner Anwendung und auch wenn man sie nicht oft wiederholt, sollte eine Montage möglichst einfach und vor allem komfortabel sein. Bei der Nepton 240M sehe ich das zweischneidig. Alles in allem ist die Montage zwar nicht überaus kompliziert, aber es gibt ein paar böse Stolpersteine und unnötig komplizierte Elemente. Größtes Manko ist aber definitiv die mangelhafte Anleitung, welche nur den groben Ablauf zeigt. Hilfe bei Problemen oder gar nötige Warnungen sind nicht vorhanden.
Jetzt der Reihe nach:
Zunächst legen wir den Gummirahmen auf den Radiator, bringen die Lüfter in Position und befestigen sie mit den Schrauben.
ACHTUNG Stolperstein Nummer 1: In der Anleitung geht nur aus einer Zeichnung beim Lieferumfang hervor dass es die gleichen Schrauben in zwei Längen gibt, hier werden die Kürzeren benötigt. Nimmt man die Langen beschädigt man die Lamellen des Radiators immens! Die Zeichnung muss dabei genau angesehen werden damit der Unterschied auffällt. Unsinnigerweise sind die Schrauben separat verpackt, tragen aber keine Kennzeichnung.
Hier sieht man wie der Gummirahmen die Lüfter schön abdichtet und nach wenigen Minuten sind wir schon fertig. Die Schrauben ließen sich sehr einfach und schnell festziehen!
Als nächste gilt es die richtigen Halterungen für den Kühler auszuwählen, je nach Sockel eine andere. Hier bevorzuge ich klar System von Noctua und Cryorig, wo bereits Halter fest angebracht sind und lediglich die Montagebügel am Sockel gewählt werden müssen – das ist aber eine Kleinigkeit und mit vier Schrauben erledigt, dennoch ein unnötiger Schritt.
Jetzt muss das Mainboard vorbereitet werden, also mit der Backplate und Schrauben versehen werden. Die Konstruktion der Backplate ist etwas nervig. Sie ist universell für AMD und Intel, je nach Sockel müssen die Schrauben anders eingesetzt werden und mit kleinen Plastikclips fixiert werden. Mich stört dabei einerseits das Gebastel (Cryorig hat eine Universal Backplate wo bewegliche Schrauben bereits fest angebracht sind – Noctua geht einen Schritt weiter und legt mehre Backplates bei), andererseits bezweifle ich dass die Plastikclips lange halten werden. Einen häufigen Wechsel würde ich denen nicht zu trauen!
Achtung Stolperstein Nummer 2: Die „Muttern“ die auf die Backplate rund um den Sockel geschraubt werden. Im Handbuch ist mit keinem Bild oder Wort erwähnt, dass diese auf einer Seite eine Unterlegscheibe aufgeklebt haben. Dummerweise kann man diese bei nicht sehr hellem Arbeitsplatz auch schnell übersehen. Sollte man die Muttern falsch herum montieren (was nicht fachkundigen Usern passieren wird), wird man sich definitiv den Schutzlack des Mainboards zerkratzen oder Kurzschlüsse verursachen. Sowas
muss in der Anleitung gezeigt werden, dafür ist diese da!
Die Fotos zeigen jeweils eine Mutter mit Unterlegscheibe sichtbar und unsichtbar - kaum zu erkennen bei schwächerem Licht!
Nun gilt es ein Plätzchen für den Radiator zu finden, wobei es bekanntlich mehrere Möglichkeiten gibt. Klassisch ausblasend im Deckel, was der Temperatur im Gehäuse zu Gute kommt, aber nicht das absolute Maximum aus der AiO holt. Oder einblasend z.B. in der Front. Hier wird die CPU maximal gekühlt, aber die restliche Hardware bekommt die warme Abluft ab. Ich als Enthoo Primo - Besitzer hatte eigentlich die optimale Position gefunden und zwar seitlich rechts ausblasend an den HDD Käfigen. Somit hätte die AiO kühle Luft von der Front bekommen, die Abluft wäre aber auch nicht ins Innere gelangt. Leider waren die Schläuche dafür schlicht zu kurz und ich musste auf die klassische Deckelvariante ausweichen. Die Montage war denkbar einfach, dranhalten, festschrauben fertig. Die Schrauben drehten sich dank Gewinde leicht ohne Kraftaufwand!
Als Letztes kommt die Kühl-/Pumpeneinheit. Zunächst etwas Wärmeleitpaste auftragen und den Kühler ausrichten. Ich wollte unbedingt das Cooler Master Logo richtig rum, dafür muss man die starren Schläuche zwar ziemlich biegen, aber es geht. Jetzt die Schrauben über Kreuz anziehen (immerhin das erwähnt die Anleitung) und fertig. Teilweise Bedarf es ziemlicher Kraft, aber alles machbar. Bei den ersten Versuchen war der Anpressdruck anscheinend nicht perfekt, beim zweiten Anlauf dann alles super!
Kabel anschließen und fertig. Die Lüfter sind mit einem PWM Anschluss ausgestattet und können per Y-Adapter synchron betrieben werden. Die Pumpe besitzt zwar einen 4 Pin Stecker, allerdings sind davon nur 3 angeschlossen. So gewährleistet Cooler Master dass man an einem PWM Anschluss immer 12V hat und die Pumpe mit vollen 2500rpm läuft.
Optisch macht die Nepton 240M echt was her und sieht natürlich um einiges cooler aus als der klobige Noctua, der nichts von dem hübschen Mainboard und RAM etc. zeigt.
Cool, ein echter Hingucker!
Praxiserfahrung und Messungen
Um die Temperatur festzustellen wurde jeweils 15 Minuten CoreDamage verwendet, welches meiner Meinung nach zumindest etwas realistischere Temperaturen erzeugt als prime95. Die CPU-Lüfter wurden jeweils auf 50% bzw 100% fixiert. Die Gehäuselüfter des Enthoo Primo (7x Silent Wings 2) wurden auf 60% fixiert. Jedem Durchlauf folgten 5 Minuten Leerlauf als "cool down". Alle Temperaturen sind auf eine Raumtemperatur von 22Grad normalisiert!
Temperatur
Die Kühlleistung ist wirklich einwandfrei und hält mit High-End Luftkühlern(NH-D15) fast gleichauf mit. Wer das enttäuschend findet sollte auf jeden Fall den gigantischen Platzbedarf der LuKü-Boliden berücksichtigen und das wir „nur“ einen 240er Radiator haben. Dafür ist die Kühlleistung wirklich super, lässt günstigere Luftkühler klar hinter sich und kann auch dem Dark Rock Pro 3 spielend die Stirn bieten. Für den Noctua reicht es nicht ganz!
Auffällig: Je höher die Abwärme ausfällt, also je mehr Spannung und OC wir anlegen, um so weiter kann die Nepton 240M den Dark Rock Pro 3 hinter sich lassen und schiebt sich auch weiter Richtung NH-D15, erreichen kann sie ihn aber letztlich nicht ganz!
Intel Boxed Abbruch bei über 100 Grad!
Lautstärke
Ich unterscheide zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiver Messung. Dabei wurde ein Schalldruckmessgerät 50cm links neben dem Gehäuse plaziert. Das Gerät ist nicht geeicht!
Subjektiv
Sehr schwierig zu bewerten, insgesamt ein klares „Gut“ mit einem ebenso klaren „Aber“. Als erstes betrachten wir die beiden Lärmquellen getrennt, beginnend bei den Lüftern, welche oft das K.O. Kriterium bei AiOs sind. Hier muss ich sagen: „Gute Arbeit Cooler Master“. Natürlich ist kein Lüfter auf über 2000rpm noch leise, dennoch hält sich die Lautstärke selbst auf voller Leistung in Grenzen. Das Lager ist auf jeder Geschwindigkeit absolut leise. Kein Schleifen, Rasseln oder Klackern. Per PWM können die Lüfter auf ~750rpm runtergeregelt werden, was sie wirklich leise macht. Mit den 350rpm der beQuiets/Noctuas hält das zwar nicht mit, aber der Wechsel der Lüfter lohnt sich meines Erachtens nicht, da bei unter 800rpm die Pumpe deutlich hörbar ist!
Schwieriger ist es die Lautstärke der Pumpe zu bewerten. Für eine AiO ist sie relativ leise, vor allem aber erzeugt sie keine nennenswerten Vibrationen, welche sich auf andere Komponenten übertragen. Besitzer normaler HDDs werden sie vermutlich nicht negativ heraushören, da die Lautstärke ähnlich „hoch“ ist.
In meinem reinen SSD- und Silentsystem stört mich das surren aber doch recht deutlich, außerdem hört man ab und zu ein leises Geräusch wie von kleinen Tröpfchen. Aquarium Besitzer kennen dies sicherlich. Es ist auch kein Gluckern, sondern viel unterschwelliger und höher. Von den Lüftern wird sie ab ca. 1200rpm übertönt, was ungefähr 50% PWM ausmacht. Auf das Regeln der Pumpe verzichte ich, da Aussagen darüber widersprüchlich sind.
Zusammenfassung: Lüfter sehr gut mit hohem Regelbereich und relativ geringer Lautstärke. Aufgrund von der Minimalumdrehung von 750 aber nicht ganz silenttauglich
Pumpe vergleichsweise leise, keine großen Vibrationen, aber in HDD losen Silentsystemen deutliches surren zu hören, ab und zu leichtes "Tröpfelgeräusch". Als Skeptiker bin ich also einerseits positiv überrascht, meine Ansprüche werden aber nicht ganz erfüllt.
Messungen
*Pumpe hörbar
Fazit
Eine konkrete Bewertung wie X von X Punkten kann ich nicht geben, da die Bewertung nicht fair wäre. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass ein AiO an meinen Anforderungen und meinem Geschmack vollkommen vorbei geht. Ich setzte einfach auf klassische Lüfter die ich bei Bedarf nahezu „lautlos“ regeln kann.
Auf der objektiven Seite liefert Cooler Master ein tolles Produkt, das nur kleine Mängel aufweist. Auf der „Haben-Seite“ stehen hier zunächst ganz klar ausgesprochen gute Lüfter, die man so bei AiOs selten bis gar nicht findet, hier ist die Nepton 240M erstklassig!
Anhand der Kühlleistung zeigt Cooler Master auch eindrucksvoll, dass übermäßig laute und demnach hochtourige Lüfter gar nicht notwendig sind. Man hält hier, wenn auch mit kleinem Abstand, nahezu mit dem Boliden NH-D15 mit und lässt sogar den Dark Rock Pro 3 hinter sich - von kleinen Kühlern ganz zu schweigen! Dabei verliert man bei der Verringerung der Lüfter auf 50% gar nicht mal so viel Leistung, was den Eindruck macht als sei das System aus Pumpe, Radiator und Lüfter seitens Cooler Master sehr gut ausbalanciert und durchdacht.
Bei der Pumpe macht die Nepton 240M zwar einen Schritt nach vorn, kann sicher aber nicht ganz dem Klischee der AiOs entziehen und muss sich Kritik gefallen lassen. Das Surren ist in leisen Rechnern doch etwas störend und erinnert mit leichten Nebengeräuschen eben doch an ein kleines Aquarium. Ist man aber kein absoluter Silentuser, wird man sich daran nicht stören. Bedenkt sollte man auch, dass das Kritik auf sehr hohen Niveau ist (mein schnellster Lüfter liegt im Idle bei 350rpm), bekommt man mit der Nepton 240M eine der leisesten AiO Pumpen, welche keine Vibrationen erzeugt!
Unentschuldbar ist in meinen Augen aber die mangelhafte Anleitung, welche bis auf die gröbsten Schritte kaum eine Hilfe darstellt. Zumindest die Unterlegscheiben sollten zukünftig abgebildet werden, die verschiedenen Länger der Lüfterschrauben müssen ebenso hervorgehoben werden. Zu dem sollten die vorsortierten Schrauben mit einem Aufkleber versehen werden, dass man nicht selbst vergleichen muss.
Die Vorteile der Nepton 240M, besonders das hervorragende Leistung/Laustärkeverhältnis, überwiegen aber recht deutlich gegenüber den Kritikpunkten. Berücksichtigt man jetzt noch die sehr gute Verarbeitung (lediglich kleine optische Unregelmäßigkeiten in den Lamellen) und die coole Optik im eingebauten Zustand – durch die ein System stark aufgewertet wird – kann ich klar eine Empfehlung aussprechen!
positiv|negativ
Hervorragende Lüfter| Schlechte Anleitung (Schäden denkbar)
Gute Kühlleistung| Lauter als Luftkühlung
Lautstärke/Leistungsverhältnis| Einbau könnte noch einfacher sein
Pumpe relativ leise…| …aber nicht silenttauglich
gut abgestimmte Komponenten|
Tolle Optik|
Lüfter leicht zu tauschen|
Verarbeitung |