Vielen geht es ja auch nur darum, mit wenigen Handgriffen "bombastische" Effekte auf den Bildschirm zu zaubern. Wer das Tool jedoch erstmal eine Weile genutzt und so einige Settings miteinander verglichen hat, der wird wissen, das solche Presets auch ihre "Schattenseiten" (im wahrsten Sinne des Wortes) mit sich bringen. Durch die nicht seltene Erhöhung des Kontrastes wird wie bereits angemerkt nämlich die Bilddynamik komprimiert. Zudem überschreibt man damit das vom Hersteller intendierte Shading. Was im ersten Moment ganz gut aussieht, kann in einer anderen Szenerie und zu einer anderen Tageszeit vollkommen unpassend wirken. Das liegt natürlich daran, dass man hier überwiegend
statische Effekte über ein
dynamisches Shading der Engine legt.
Spiele, die visuell sehr matt sind und bei denen Farben und Kontraste grundsätzlich schon kaum zur Geltung kommen, kann man mit ReShade eigentlich sehr einfach aufhübschen. Bei eher wandlungsfähigen Engines, bei denen sich die Bildatmosphäre allein schon mit dem Umschwenken der Maus deutlich ändert, sind da leider wesentlich schwieriger zu handhaben. Erfahrungsgemäß sollte man hier mit so wenig wie möglich anfangen. Von einer leichten Tönung nach dem eigenen Geschmack ausgehend kann man dann langsam vorantastend die Grenzen des Sinnvollen ausloten. Authentische Settings benötigen eine Menge Zeitaufwand und Feintuning.
Die angesprochenen Probleme sind mir unlängst auch wieder bei Tomb Raider aufgefallen. Nach unzähligen Presets, die ich miteinander verglichen und überarbeitet habe, bin ich letzten Endes wieder bei einem Setting gelandet, das von der gesamten Bildqualität wieder sehr nahe am Ursrpungszustand liegt. Und genau das liegt einfach daran, dass sich die Entwickler durchaus schon ihre Gedanken gemacht haben, wann die Spielwelt wie wahrgenommen werden soll. Daher neige ich bei vielen Spielen mittlerweile nur noch dazu, etwas Color-Correction und Sharpening anzulegen. Alles weitere würde ich höchtens für "inszenierte" Screenshots in Erwägung ziehen. Denn um ehrlich zu sein, finde ich diese ganzen Effektgranaten, gerade bei bewegten Bildern, auf Dauer sehr anstrengend. Hängt auch irgendwo damit zusammen, dass unser Auge gar nicht dafür gemacht ist, ständig sämtliche Elemente in vollkommener Schärfe bzw. Überschärfung wahrzunehmen. Das stört oftmals einfach nur den Fokus. Und in den Belangen gibt es für mich nichts Schlimmeres, als wenn irgendwo irgendwelche Pixel rumflackern, weil sich die Kantenglättung und anistropische Filterung nicht auf einen entweder schwarzen oder weißen Pixel einigen können
Hier übrigens nochmal eine Visualisierung, falls sich jemand nichts mit dem Begriff der "Dynamik" anfangen kann:
Links der Original- und rechts der Reshade-Screenshot aus dem Slider.
Da sieht man m.E. schon recht deutlich, wie die Farbverteilung an die äußeren Ränder gedrängt wird. In sehr farbprächtigen Szenen könnte das Setting also dazu führen, dass der Farbbereich durchaus beschnitten werden muss.
In diesem Sinne:
weniger ist oftmals mehr