Da ist nun so manche Aussage bei mit der ich gerechnet habe und wo ich gerne mal meine Erfahrung in den Raum werfen möchte.
Doch vorab: Wieso nun bei einer Frage nach einem Business-CMS ganz artfremde Software genannte wird, verstehe ich nicht. Wordpress (eine Blog-Software) und phpBB (eine Forum-Software) haben mit einem CMS so rein gar nichts zutun. Ich verstehe den Grund, weswegen du sie anführst, jedoch haben sie meiner Meinung nach in der Frage "Was unterscheidet ein Business-CMS von einem nicht Business-CMS?" nichts zu suchen.
Interessant finde ich, dass hier Lizenzkosten genannt werden. Ich hätte nun eher funktionale Attribute erwartet anstatt der Preis. Weil auf die eigentliche Frage bezogen würde dies ja heißen: "Verkaufe ich mein CMS möglichst teuer, dann ist es automatisch Business oder gar Enterprise". Und das ist doch gerade nicht so. Auch hier verstehe ich, wieso du es gesagt hast. Ein Business- oder Enterprise-CMS kostet mehr aber mein Beispiel sollte gezeigt haben, dass dies nicht als Unterscheidungskritierium taugt.
Auch stimme ich mit der Aussage nicht zu, dass ein Business-CMS zwangsweise höhere Sicherheit bringt. Kann sein, jedoch muss es das nicht. Auch ein normales CMS kann ein hohes Level an Sicherheit vorweisen. Und wo zieht man überhaupt die Grenze? Eine Sicherheitslücke pro Jahr und man verliert den Status "Business"?
Support des Herstellers, hier sprechen wir nun erstmals über den ersten Punkt, wo ich wirklich sagen würde, dass dies ein "normales" CMS von einem Business-CMS unterscheidet. Es ist korrekt, dass ein Business-CMS in der Regel (kostenpflichtigen) Support des Herstellers bedeutet. Dies wird meist in Form irgendwelcher Lizenzen geregelt, da für entsprechende Anwendungen ein gewisses Support-Level garantiert werden muss.
Beim Punkt des Spezialwissens würde ich auch eher widersprechen. Wenn man sich ein typo3 wirklich am im Kern ansieht, dann wird man merken, dass es nicht gerade easy und trivial ist. Das gilt auch für eine Shop-Software wie xt:Commerce. Ein Spezialist auf diesen Systemen hat bestimmt auf einem ähnlichen Level Fachwissen wie ein Spezialist eines Business-CMS. Meist sogar mehr, dass deine Business-CMS ja Closed-Source sind
So, nun hab ich deine Gründe durch und bis auf den Support ist für mich nicht viel übrig geblieben. Wieso? Weil das für mich keine Gründe für ein Business-CMS sind. Allenfalls noch die Analyse und Controlling Tools aber die habe ich mal außen vor gelassen, da diese zu unspezifisch sind. Und was ist für mich nun ein Business-CMS? Das möchte ich gerne sagen:
Ein Business-CMS ist für mich ein CMS, welches in seinem Kerngebiet seine Arbeit nach "Business-Gesichtspunkten" erfolgreich erledigen kann:
- Wartbarkeit und Überwachung
- Interoperabilität mit der Systemlandschaft (Schnittstellen zu Data Warehouses, Datenbanken etc.)
- Rechte- und Workflow-Systeme wie sie in größeren Unternehmen notwendig sind
- Skalierbarkeit
- Content-Versionierung
- Flexibilität um die Ansprüche des Kunden abbilden zu können
Dabei sollte es vollkommen Wurst sein, ob ein System teuer ist oder Open-Source. Es sollte das Abdecken, was man allgemein unter dem Begriff "Enterprise content management" versteht.
Ich habe in meiner Berufszeit schon diverse von diesen System erlebt, welche du beschrieben hast. Und sie waren alle alles andere als gut. Hießen aber alle dafür irgendwas mit Enterprise- oder Business. Das einzige was sie gemein hatten:
- Teure Lizenzen
- Teurer Support
- Teure Schulungen
- Unflexible oder langsam
Gerade wenn es in den Bereich der Multilingualität geht, dann wird es meist extrem Abenteuerlich. Schönes Beispiel: Firma A ist weltweit aktiv, besitzt für DACH u.a. auch Webseiten. Da das Deutsch in DACH jedoch nie gleich ist, muss man ein Deutsch für Deutschland, Österreich und der Schweiz anbieten. In 99% der Fälle ist es identisch, in 1% gibt es Unterschiede. Der Kunde kauft sich ein tolles Enterprise-CMS auf Java-Basis, Enterprise Lizenzen etc. Das ganze Programm mit viel Konfetti. Es fließen Summen im sechsstelligen Bereich nur für Lizenz und Support. Und was dann?
Der Kunde darf nun die Texte dreimal pflegen. Das super tolle System kann es nicht realisieren, dass eins der "Deutsch" einen Import für die anderen stellt. Erhöhter Pflegeaufwand, super. Nun befindet sich der Kunde in einer Pflege-Hölle und ein weltweiter Relaunch steht seit Jahren still, weil irgendein Entscheider sich von hohen Preisen, tollen Begriffen und viel Marketing-Blabla hat blenden lassen. Das Business-CMS schafft es also nicht die Anforderung eines weltweit operierenden Unternehmens schlau und geschickt abzubilden.
Ein Business-CMS ist ein Werkzeug. Und die Mächtigkeit des Werkzeugen hängt von seinen Funktionen ab, nicht von seinem Preis, seiner Verpackung oder dem Material aus dem es ist (sofern es für die Aufgabe nicht gänzlich ungeeignet ist). Und der größte Fehler ist, dass man sich von der Verpackung blenden lässt und mit den oben von dir genannten Gründen argumentiert.
Darf ich fragen, welche Systeme ihr bei euch so einsetzt?