Freue mich für euch und mir kamen echt die Tränen und finde es schön, dass du das mit uns geteilt hast, wünsche dir und deiner Familie das Beste der Welt. Liebe Grüße an deine Frau.
Ihr fragt euch jetzt, warum mir die Tränen kamen bzw noch kommen und zwar bin ich 39J alt und als ich 15 war, habe ich meine Oma verloren, halbes Jahr später meinen Onkel (Hirntumor), eine Woche später meinen Vater (Lungenkrebs).
Ich kann also absolut nachvollziehen, wie es dir/euch ging und bei mir wurde der Kampf halt verloren und die Zeit mit der Krankheit war einfach die Hölle, was mir selbst so lange danach, noch immer sehr stark zu schaffen macht und mich psychisch verstört hat.
Mein Vater ist in der Türkei verstorben, weil uns wurde schon geraten dorthin zu fliegen, da es aussichtslos war. In der Türkei noch ein kleiner KH Aufenthalt und die haben auch dann gemeint, dass mein Vater es nicht mehr lange macht, bringt ihn nach Hause.
Dort dann diese mich auffressenden Bilder, er kann kaum atmen bzw hechelte in sehr schnellen kurzen Atemzügen, ganze Familie da (rund 30 Leute im Zimmer), es wurde gebetet und ich wurde so dermaßen müde plötzlich (war ca 00.45Uhr) und plötzlich habe ich einen Film vor Augen gehabt und zwar das ich jetzt schlafen gehe und kurze Zeit später mein Vater sterben wird.
Ich ging den langen Flur in Richtung Schlafzimmer, habe mich hingelegt und auch direkt eingeschlafen. Plötzlich wachte ich auf und höre nur noch kreischen/Geschreie usw und dachte mir, häh träume ich oder wer kreischt hier so rum und plötzlich dämmerte es und ich stand auf und sah wie meine Schwester weinend zu mir rennt und schreit das Papa tot ist.
Bekannte wollten mich hindern rein zu gehen, doch ich drängte die zur Seite und ging rein, da lag mein Vater auf den Fliesen (wegen der Hitze wurde er wohl auf den kühlen Boden gelegt), kein Atem, nichts regt sich, nebenher höre ich wie irgendwelche Verwandte mir sagen, dass Männer nicht weinen usw, aber ich war ruhig, oder wahrscheinlich geschockt, es regte sich nichts, ich war ja noch ein Kind.
Am nächsten Tag, keine Ahnung wie wir alle schlafen konnten die Nacht, hatten die ihn schon zur Moschee gebracht (5 Minuten Fußweg), meine Schwester drängte das ich dahin gehen soll, ich wollte zwar nicht, aber sie sagte: "Man das ist Papa, geh jetzt dahin." Ich zog meine Schuhe an und rannte los, draußen Freunde von mir die mich rufen, aber ich laufe weiter.
Nach kurzem Suchen in der Moschee fand ich meinen Bruder, meinen Vater, den "Priester/Imam" unten in einem kühlen Waschraum, er sagte zu meinem Bruder, gehört der auch zu euch, er sagte ja, dass ist mein Bruder, der Imam holte mich rein, gab mir einen Schwamm mit Reinigungslotion drauf und sagte mir das ich meinen Vater waschen soll.
Er lag da nackt auf Stein, aber vom Bauchnabel bis zu den knien mit Handtuch bedeckt, also wusch ich meinen verstorbenen Vater, ich spüre die kälte seiner Haut noch immer wenn ich dran denke, ich wusch seine Füße, Beine, Arme,Brust, Gesicht, es war ein Gesicht das leicht lächelte und da war ich sowas von am weinen während ich ihn wusch...
Als nächstes wurde ich hinaus geleitet und wir fuhren in die Moschee in der Stadt und dort gab es eine Gebetszeremonie und danach ging es in Richtung Dorf. Dort angekommen, sah ich, wie mein Cousin schon ein Grab "ausgehoben" hat. Man platzierte ihn in ein weißes Tuch gehüllt in dieses Loch und gab mir eine Schaufel in die Hand und ich musste paar schippen Erde drauf machen.
Auf jeden Fall war das etwas, was mich verstört hat und auch heute habe ich das nicht verarbeiten können und sehe oft diese Bilder vor mir.
Paar Jahre verstrichen und meine Mutter klagte über Brustschmerzen und ja die Diagnose lautete Brustkrebs, Chemo usw alles durch, Brust wurde entnommen und wieder ein Tiefpunkt in meinem/unserem Leben.
Meine Mutter sagte immer, sie wünschte, anstelle meines Vaters hätte sie den Krebs bekommen, so sehr vermisste sie ihn und sie bekam ihn, aber Papa kam nicht wieder.
Krankenhaus/Ärztegänge die nicht mehr Enden wollten, aber sie schaffte es und es ging ihr wieder besser, nach all diesen Strapazen, will jetzt nicht so sehr ins Detail gehen, aber es war zB Gang und Gebe, dass ich so gut wie jede Nacht meine Mutter kurz beobachtete wenn sie schlief, bewegt sich die Decke, atmet sie, war meine Sorge.
Mütter sind something else bei uns, auf vom Glauben her, haben sie einen sehr sehr hohen Stellenwert und ich liebe sie über alles, meine (deutsche) Frau sagt zwar Muttersöhnchen, aber das wird uns halt in die Wiege gelegt.
Wie dem auch sei, es vergingen paar Jahre und meine Mutter klagte über Bauchschmerzen, ihr habt richtig geraten, Diagnose Darmkrebs...
Wieder ging diese Tortur von Neuem los, am Ende wurde 1m vom Darm entfernt, die OP war richtig heavy, die Narbe streckte sich von der Brust bis zum Unterleib, aber Gott sei Dank, hat sie das auch überstanden.
Es folgten einige Jahre später Herzinfarkt Stents usw und vor 3 Wochen wurde ein Herzschrittmacher transplantiert. Meine Mutter ist 75 Jahre alt, mein Vater starb mit 56.
Das war aber nicht alles, als meine Frau schwanger wurde freuten wir uns wirklich sehr, aber die Freude währte nicht lange, plötzlich sagte die Ärztin das da was nicht stimmt mit der Länge der Extremitäten und das sein Kopf zu groß ist usw.
Wir durchlitten mehrere Monate Höllenqualen, doch mein kleiner kam Gesund auf die Welt und es war soweit alles normal, war zwar ein Notkaiserschnitt, weil der Blutdruck meiner Frau extreme Regionen erreichte und die Nabelschnur war auch um den Hals gewickelt von meinem Sohn.
Während der Schwangerschaft war eine Seite nicht richtig durchblutet bei meiner Frau, also nicht optimal fürs Baby, aber wie gesagt unser kleiner Sammy kam auf die Welt und alles war schön.
Wie ich weinte als ich das erste Mal sein schreiben hörte bei der OP, wie ich ihn im Arm hielt und meiner Frau zeigte, wie stolz und glücklich ich doch war bzw noch immer bin.
Mittlerweile ist er 2.5 Jahre alt und spricht nicht wirklich, ab und zu mal Mama Papa nam nam, oder auch mal ein Nein, aber nicht wirklich gezielt. Seit einigen Monaten sind wir wieder unterwegs von Arzt zu Arzt, Klinik für Klinik.
Diverse Hörtests gemacht, ja er kann hören, verstehen tut er auch schon einiges, aber er ist für sein Alter doch schon merklich zurück und das nicht nur sprachlich, sondern auch motorisch.
Die Ärzte haben den Verdacht auf möglichem Autismus, denn die Anzeichen in seinem Verhalten sind vorhanden, die darauf hindeuten. Wieder brach meine/unsere Welt zusammen, dies ist schon ein heftiger Schock.
Meine Frau wurde nach unserem kleinen noch 2 mal schwanger, beide Male waren Herzschlag usw vorhanden und alles sah gut aus, aber beide Kinder haben wir verloren.
Stellt euch mal vor, wie ihr schon Planungen macht, Namen ausgesucht habt, wie wir was machen werden usw usf und dann bekommt man solch eine Nachricht.
Mir ist beide Male solch ein kalter Schauer den Rücken runter gelaufen, ist unbeschreiblich, meine Frau am Ende, ich am Ende, kaum Support von der Familie.
Also noch nie hat jemand zB auf unser Kind aufgepasst usw, nicht das wir das unbedingt wollen, aber ich mein ja nur.
Meine Frau hat einen Meniskusriss, ich bin sowieso nur ein psychisches Wrack, nicht nur wegen dem hier erzählten, sondern noch einiger Dinge mehr, die ich hier nicht erzählen möchte...
Wie es mir geht auf einer Skala von 1-10? Würde ja Minus Wert angeben, aber mit einer 1 bin ich noch gut bedient.
Das Leben ist hart Leute, richtig hart, für den einen mehr und für den anderen etwas weniger, nichtsdestotrotz blüht es in meinem Herzen und es scheint die Sonne, wenn ich nur meinen kleinen Sammy sehe, ihn in den Arm nehme, an ihm schnuppere, ihn regelrecht mit meinen Sinnen genieße.
Es ist so unglaublich schön ein Kind zu haben, wenn ich in seine Augen schaue, dann weine ich zwar aktuell mit einem Auge, aber die Liebe in mir ist so überwältigend, auch wenn meine Augen weinen, auch wenn mein Herz blutet, dein Kind gibt dir die Kraft, alles schlimme auf der Welt zu überstehen.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen von Herzen alles Gute, jedem von euch, auch dem stillen Mitleser. Hoffe ihr werdet noch viele schöne Tage mit viiiiiel Liebe mit all euren liebsten/Familie/Haustieren/Hardware usw verbringen.
Nehmt es mir bitte nicht übel, als ich Ralles post gelesen habe, bin ich sehr emotional geworden und habe auch mein Herz teilweise ausgeschüttet. Ist zwar bekloppt das im Internet, auch noch in einem Hardwareforum zu schreiben, aber was solls. Shice drauf.