Hast du bei Eidos mitgearbeitet? Du weißt ziemlich viel über die Visionen und Ziele der Entwickler.
Es liegt überhaupt kein Missverständnis vor, sondern bei jedem einzelnen, wenn er andere Erwartungen oder Eindrücke erwartet.
Nein. Aber ich weiß dennoch genug über Planung, entwicklung und Emotion hinter einem Spiel und Film, auch hinter DX:HR (der täglich upgedatete Dev-Blog hiflt da auch ein wenig :
http://eidosmontreal.tumblr.com/ )
Ich weiß wie man Charaktere recherchiert und sich in sie hineinversetzt und man sieht an vielen Ecken und Enden, dass die Entwickler dies bezweckt hat, wenn man sich damit auskennt. Dazu muss man nicht direkt bei Eidos Montreal arbeiten, man sieht das einfach. Wenn du mal in richtung Schauspielerei/Drehbuchschreiben was gemacht hast, dann wirst du das auch erkennen - sofern du gut darin bist. Es geht um das sich hineinversetzen, die Empathie. Das muss man voll in sich aufnehmen um einen glaubwürdigen Charakter zu schaffen. Im Film, im Spiel, im Buch.
Gefühlskälte ist auch kein gesicherter Musterplan nachdem Menschen wichtige Sachen im Leben verloren haben. In der menschlichen Psychologie gibt es weniger fest definierte Verhaltensweisen für Geschehnisse.
Ich sprach ja auch von GROB 2 Richtungen. Und da ich lange genug selbst auf Reha warund auch für ein Rehazentrum Arbeite weiß ich:
Ja natürlich gibts starke Emotionen und Emotionalität, aber wenn es um die Erreichung und Durchsetzung des größten Zieles geht, dann gibts nur diese eine Emotion, diese zielstrebige Wut. Und dieser Weg, das ist der den wir mit Adam Jensen gehen.
Wir machen keine Parties, keien Familienfeiern und auch rumschnaxln tun wir nicht, wir gehen seinen Rachefeldzug nach und der ist nunmal ohne große andere Gefühle bespickt. So ist das nunmal.
Ich kann auch außerhalb meines Trainingsprogrammes lachen, aber während ich mich auf meine Aufgabe fokussiere bin ich emotionslos.
Und das ist kein Einzelfall (was für mich gilt, gilt nicht für alle), das ist in der Reha generell so: die am meisten Zielorientierten schalten alles was hinderlich sein könnte weg (trauer über nicht geschaffte Ziele etwa, oder Rückschläge) um weiterhin vehement am Ziel zu arbeiten. Das ist das nunmal das was ich in Jensen sehe, weil ich es gut verstehen kann, weil ich es täglich sehe. Und sorry so ist das nunmal. Nicht bei jedem, aber durchaus nachvollziehbar bei vielen und das ist nunmal das wofür A.J steht. Ein wenn es um die Umsetzung des Zieles geht, kaltschnäutziger Hund, der sich durch Emotionen nichts in die Quere kommen lässt.
Ich war nur ein einziges mal enttäuscht oder überrascht und das war der Punkt im SPOILER, aber andererseits versteh ich, dass er seine Gefühle schon so weit runtergeschraubt haben.
Das ist vielleicht jetzt schwer zu verstehen, erklären und gehört möglicherweise auch nicht hier hin. Aber in dem Moment wo ich so extrem auf mein Ziel fixiert war, und so emotionslos wie Jensen war (er ist nicht wirlich emotionslos, nur in einer stark reduzierten Emotionswelt), da konnte ich auch nicht lieben (auch nicht meine Frau) oder ähnliches. Sarkasmus und Ironie sind übrigens große Helfer in solchen Situationen. Nur das Erreichen von Zielen brachte mich weiter. Klingt komisch, aber vielleicht versteht mans nur wenn mans selbst durchgemacht hat.
Die Beobachtung anderer hilft da wenig, weil man in die anderen nicht hineinsieht.
Übrigens habe ich Adam nie rauchen gesehen und er wurde auch nie als Raucher angesprochen, es gab nur ein einziges Bild wo ich gesehen habe das er geraucht hat. Ich gehe mal davon aus, dass seine Stimme nicht unbedingt einen rauchigen Aspekt benötigt.
Gut, das mit dem Rauchen müsste nicht sein, es passt halt mehr in das Klischee des knallharten Mannes.
Er könnte auch klingen wie Bruce Willis in frühen Jahren, der mehr eine Bubistimme hatte
Aber so passt es eben besser.
Also sagen wir es so: die Deutsche Synchro gibt mehr Emotion ab und für viele ist dies vielleicht besser, weil sie dadurch viel mehr in die Story hineingezogen werden.
Da ich aber täglich in einer Umwelt lebe, wo Menschen ähnliches durchgemacht haben (ja, sogar mit Prothesen
) und mich auch viel mit den inneren Vorgängen des Menschen beschäftige (n muss), ist es FÜR MICH hineinziehender wie Jensen im Original ist, weil realistischer.
Ein Mensch der den Sarkasmus verinnerlicht hat, hat außerdem weit weniger Emotionen und das hat er.
Aber jeder der nicht diese Erfahrung gemacht hat, sieht natürlich die deutsche Synchro als "besser" an.
Ich gönne ja auch niemanden die Erfahrung, aber jeder der behauptet die deutsche Synchro sei "besser" weil realistischer irrt und sollte mal hinausgehen und sich mit seinen Mitmenschen beschäftigen
Besser weil Emotionaler und dadurch bewegender: lass ich mir auf jeden Fall einreden, ja ok
Ich pers. habe immer das Problem, dass die meisten in Deutsch synchronisierten Spiele sich so anhören, als hätten die Sprecher die dazu passenden Szenen nie gesehen und müssen es aus dessen Zusammenhang heraus synchronisieren. Das ist - zumindest bei mir - wesentlich schlimmer, als "nur" drittklassige Sprecher zu engagieren.
Irgendwie ist das Gegenteil bei DX passiert:
Da ist ein Sprecher der sich extrem reinhängt und das ist eigentlich klasse, aber es entspricht leider nicht dem, was ich erwartet habe. Da ich aber zu sagen wir 10% (wenn überhaupt) gehöre, die eine sarkastische, kalte Person erwartet haben, trifft die deutsche Synchronisation den Geschmack von viel mehr Leuten als die Englische. "Besser" ist sie dennoch nicht