Ist schon etwas seltsam - wenn man so im Netz surft scheint es da zwei Fraktionen zu geben: die einen gehen davon aus, dass Windows 7 (und aufwärts) jede SSD automatisch so einrichtet wie es sein sollte; andererseits findet man so viele Ratgeber/Guides/Tools etc. zum Thema "Wie man eine SSD optimal einrichtet..." Das ist durchaus nicht so klar und einfach da den Überblick zu behalten. Ich verstehe das jedenfalls so, dass im Prinzip garnicht viel gemacht werden muss - allerdings ein paar Punkte doch zu beachten sind (ggf. Trim aktivieren, ausschalten des autom. Defragmentierens etc. etc. ...). Windows scheint das nicht immer automatisch und optimal einzustellen/auszuschalten. Außer... ich wage mich ja kaum zu fragen, aber meint Ihr das einige der Optimierungs-Tools "Humbug/Augenwischerei" sein könnten - also im Prinzip falsche Werte liefern nur um den Anschein zu erwecken, dass man damit wichtige Dinge einstellen kann und das Tool dabei geholfen hat - also eine Existenzberechtigung hat. Ich denke ich lerne v. a. eines daraus: noch bin ich ein SSD-Noob - aber sobald ich die wichtigsten Einstellungen im Hinterkopf habe werde ich mir mal erarbeiten, wie man diese DIREKT in Windows ein und ausschaltet bzw. kontrollieren kann... Macht evtl. mehr Sinn?!?
Diese beiden Fraktionen kann man folgendermaßen beurteilen. Die einen wissen wovon sie reden, da sie sich schon länger mit SSDs und der Thematik intensiv beschäftigen. Die anderen, sei es dass das SSD-Thema relativ neu für sie ist oder dass sie sich noch nicht so sehr im Detail damit auseinandergesetzt haben, wissen nicht wovon sie reden.
Es fängt doch schon damit an, dass die ganzen Optimierungs-Guides, bzw. die Tipps darin, in Zeiten entstanden sind als die Betriebssysteme noch nichts von SSDs wussten. Insbesondere gilt das für Windows XP und Vista. Später wurden diese Guides dann um Windows 7 erweitert, von Leuten, die die Tipps nur aufgegriffen aber weder ihren eigentlichen Sinn verstanden haben noch wussten wie Windows 7 mit SSDs umgeht. Die frühen flash-basierenden SSDs hatten SSD-Controller, die allenfalls bessere USB-Stick-Controller waren. Sie hatten unter anderem eine äußerst bescheidene Schreibleistung und haben sich bei jedem Schreibzugriff auch gerne mal mehrere Sekunden Bedenkzeit genommen, bevor es überhaupt los ging. Nur aus diesem Grund hat man versucht jeden Schreibzugriff möglichst zu verhindern und nicht etwa weil man die SSD unbedingt schonen wollte. Die frühen SSDs waren bezüglich der Zyklenfestigkeit aufgrund der größeren Strukturbreite der NANDs besser aufgestellt als heutige SSDs. Und auch die muss man keineswegs schonen.
Auch der Tipp, dass man den Defragmentierungsdienst von Windows deaktivieren sollte, ist Unsinn. Windows 7 führt schon bei der Installation verschiedene Tests durch und erstellt daraus den Leistungsindex. Unter anderem wird das Speicherlaufwerk gebencht, wodurch Windows zweifelsfrei erkennt, ob es sich um eine HDD oder um eine SSD handelt. Aufgrund dieser Testergebnisse werden die Dienste entsprechend konfiguriert. Auch der Defragmentierungsdienst kann zwischen HDD und SSD unterscheiden. Das hat den Vorteil, dass neben der SSD verbaute HDDs weiterhin automatisch defragmentiert werden können. SSDs werden hingegen nicht angerührt. Es ist also kein Zeichen dafür, dass Windows die SSD nicht richtig erkannt oder die Dienste falsch konfiguriert hat, wenn der Defragmentierungsdienst nicht deaktiviert ist. Der sollte nicht deaktiviert sein. Dennoch empfiehlt das Magician-Tool diesen Dienst zu deaktivieren, warum auch immer.
Trim kannst du übrigens nicht aktivieren. Du kannst allenfalls prüfen, ob die Trimmung funktioniert. Dafür muss die SSD den Trim-Befehl unterstützen (was alle aktuellen tun), das Betriebssystem Trim unterstützen (was bei Microsoft-Betriebssystemen ab Windows 7 der Fall ist) und der SATA-Controller sowie dessen Treiber muss den Trim-Befehl durchlassen. Letzteres ist oft der Knackpunkt. Alle mir bekannten SATA-Controller (also die Hardware) tun das, sofern sie im IDE oder AHCI-Modus betrieben werden. Im RAID-Modus kann das nicht der Fall sein, selbst wenn die SSD nicht zu einem Verbund gehört. Hingegen ist es oft der Treiber, der den Trim-Befehl blockiert. Hier muss man darauf achten, dass man entweder den Standard-Treiber von Microsoft verwendet oder der proprietäre Treiber des Controller-Herstellers aktuell genug ist bzw. prüfen, ob er das Durchreichen des Trim-Kommandos überhaupt gestattet.
Bezüglich Trim-Prüfung. Das Kommando "fsutil behavior query DisableDeleteNotify", das du sicherlich auch schon gelesen hast, zeigt nur, ob Windows den Trim-Befehl überhaupt sendet. Es zeigt nicht, ob der Befehl tatsächlich bei der SSD ankommt (der Treiber könnte das beispielsweise blockieren). Das gleiche gilt für die Anzeige von DriveControllerInfo. CrystalDiskInfo zeigt bei "Eigenschaften" lediglich, ob das Laufwerk den Trim-Befehl überhaupt unterstützt, es gibt aber keine Auskunft darüber, ob die SSD tatsächlich getrimmt wird. Mir sind für Windows nur zwei Programme bekannt, die tatsächlich überprüfen können, ob eine SSD getrimmt wird. Zum einen ist das HD-Sentinel und zum anderen das für diesen Zweck oft empfohlene und speziell dafür geschriebene TrimCheck. Unter Windows 7 sind diese beiden Programme die einzige Möglichkeit das zu überprüfen. Ab Windows 8 kann man das bei dem Dienstprogramm "Laufwerke optimieren" sogar sehen. Kommt der Trim-Befehl nicht zur SSD durch, steht unter "Aktueller Status" bei dem entsprechenden Laufwerk "Optimierung nicht verfügbar" (siehe Anhänge).
Zum Thema Allignment: gibt es da einen optimalen - in dem Sinne einzig richtigen Wert für SSDs (oder zumindest für baugleiche SSDs aus einer Modellreihe) z.B 1024 K - oder variiert das von System zu System. Würdet Ihr AS SSD vertrauen, wenn dieses Tool zum Allignment Wert sagt - OK - ganz egal wie dieser eingestellt ist? Hintergrund ist z.B. der Link/Screenshot von " interessierterUser" im Thread
http://extreme.pcgameshardware.de/s...rkannt-samsung-850-evo-500gb.html#post7894563 ... Seine Crucial hat nämlich den Allignment Wert 103424 K - während seine Samsung 850 Evo den Wert 1024 K hat - während meine Samsung 850 Evo (gleiches Modell) wiederum den Wert von 103424 K hat... Oder könnte das auch ein "Auslesefehler" sein?
Da gibt es keinen einzig richtigen Wert. Hier geht es einzig und allein um den Partitionsanfang. Der muss an Sektoradressen, die sich restlos durch acht teilen lassen, ausgerichtet sein. Ältere Betriebssysteme, wie z.b. Windows XP, legen bei der Partitionierung die Partition ungünstig für Advanced Format Festplatten und SSDs an, sodass es zu Leistungsdefiziten beim Schreiben kommt. Microsoft hat das seit dem SP1 für Windows Vista entsprechend geändert. Hier entspricht der Offset der ersten Partition genau 1 MiB, also 1024K. Da die erste Partition des Systemlaufwerks in der Regel bei Win Vista und 7 die 100 MiB Große "System"-Partition ist (die den Boot-Loader und die Startdateien von Windows enthält), beginnt die C-Partition um diese 100 MiB (+ 1 MiB) versetzt. Das sind diese 103424K.
103.424 KiB x 1024 = 105.906.176 Bytes
105.906.176 Bytes / 1024² = 101 MiB
105.906.176 x 512 = 54.223.962.112 Sektoren
54.223.962.112 Sektoren / 8 = 6.777.995.264
6.777.995.264 = ganze Zahl; bedeutet das Alignment ist korrekt.
Hier noch ein bisschen weiterer Lesestoff bezüglich dem Alignment für dich:
http://www.seagate.com/de/de/tech-insights/advanced-format-4k-sector-hard-drives-master-ti/
FAQ: Festplatten mit 4K-Sektoren | c't Magazin
Die beiden Links beziehen sich zwar auf Advanced Format Festplatten, das dort beschriebene zum Thema Alignment trifft aber auch auf SSDs zu.
Zum Thema Overprovisioning
Ein oder ausschalten - das ist hier die Frage... Bzw. die Frage ist eig. : ich dachte SSDs haben quasi automatisch bereits ein Overprovisioning ab Werk - oder betrifft das nur die Modelle mit "schrägen/abweichenden" GB Angaben, also Modelle mit 120 GB, 240/250 GB, 480 GB... Müsste meine Evo nicht - von den Werten her (KB - MB - GB Umrechnung) eig. genau genommen 512 GB haben - also quasi auch 12 GB Overprovisioning ab Werk?
Deine EVO hat genau genommen 512 GiB. Dir ist der Unterschied zwischen GB und GiB bekannt und was Microsoft da veranstaltet? Du kannst ja danach mal googeln. Deine SSD hat wie erwähnt einen tatsächlichen Speicherplatz von 512 GiB, was 549.755.813.888 Bytes entspricht. Die Nutzkapazität ist aber 512 GB, was 512.000.000.000 Bytes sind. Die Differenz ist das werksseitige Over-Provisioning (genauer gesagt eigentlich die Spare Area). Hat eine SSD beispielsweise nur 480 GB Nutzkapazität, wird die größere Differenz entweder als größere Spare Area oder für andere Techniken, wie beispielsweise RAIN, verwendet.
Wenn Trim funktioniert und du darauf achtest, dass du deine SSD nicht bis zum Anschlag mit Daten füllst, brauchst du kein manuelles Over-Provisioning, was im Grunde ja nichts anderes ist, als einen gewissen Speicherplatz unpartitioniert zu lassen. Man könnte das auch technisch anders lösen, aber das ist das, was Magician-Tool beim Over-Provisioning macht.