Hmmm, warum hängen KRITISCHE Systeme nochmal am WWW? Es ist bekannt das weltweit alles, besonders Infrastruktur massiv attackiert wird, egal
Tun sie
nicht, zumindest nicht in Deutschland bei den größeren Netzbetreibern. Allerdings kann solche Software auch über Dritte, z.B USB Sticks eingeschleust werden. Laxe Sicherheitsvorschriften oder mangelndes Sicherheitsbewusstsein können hierfür Gründe sein. Ich denke nicht, dass sowas in Deutschland möglich ist. Auf den Leitstelle läuft ja kein normales Betriebssystem.
Heute nutzt man das Internet weil es (wie gesagt) billiger ist...
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...Neue Kraftwerke werden darum heute per DSL oder GSM/UMTS/LTE angebunden. Ein extra Netz wäre wüschenswert, das will aber keiner Bezahlen oder die Funkfrequenzen freigeben.
Ganz sicher nicht. Die Leitsystem sind mit Koppelrechnern verbunden, alles abseits vom Internet. Die Erzeuger (allen voran die Windparks) sind per LWL oder Cu angebunden und können über die Leitstelle geregelt werden. Durch die Koppelrechner können die verschiedenen Leitstellen miteinander "reden". Das auch ohne WWW.
Wie jetzt die Erzeuger selbst regeln, weiß ich nicht. Kann gut sein, dass manche (unerfahrenen) da das WWW nutzen. Aber das muss nicht heißen, dass direkt über das WWW geregelt wird, sondern eventuell wird nur ein Befehl an die Leitstelle im Kraftwerk geschickt, die dann manuell regelt. Quasi per Email oder tatsächlich per Telefon. Ja, auch heute wird da noch telefoniert.
Bei Kernkraftwerken sieht das anders aus. Technisch bedingt lassen die sich kaum regeln. Die haben aber auch wie jedes Großkraftwerk eine eigene Leitstelle, die sicher nicht am WWW hängt.
Der Netzbetreiber ist für den Anschluss der Windparks verantwortlich, also auch für die Übertragungstechnik! In den Erdseilen ist die Übertragungstechnik untergebracht. Da sind entweder Cu Luftkabel drin oder vielerort LWL, bis zu 48 Fasern. Im Mittelspannungsbereich meistens unterirdisch verlegt. Und wenn da ein neuer Windpark dran kommt, wird meist ein LWL gelegt. Schließlich muss ja meist eh eine Leitung gebaut werden, da packt man das Luftkabel gleich dazu.
Bei älteren Anlagen gibt es noch sehr häufig Funkrundsteuerung. Die laufen über Langwelle. Aber das ist ein ganz anderen Netz und vor allem nur unidirektional. Und es sind auch kleinere Anlagen <1MW. Die Masse macht es halt. Und dann gibt es tatsächlich einige, die über das UMTS Netz gesteuert werden. Aber das sind dann auch eher kleinere im Bereich von ~1MW, da müsste ich mich aber noch mal erkundigen. Da kenne ich mich nicht aus.
Warum muss das gemacht werden?
Früher ging der Leistungsfluss immer von oben nach unten. Also vom Großkraftwerk zum Verbraucher. Da musste nicht viel geregelt werden. Heute speisen aber viele Anlagen in die unteren Spannungsebenen, also 110kV und 20kV ein. Dazu gehören Windparks (die größeren an 110kV, viele aber auch 20kV bis 15MW), PV und Biogas. Und diese Anlagen müssen regelbar sein, und zwar immer: Denn wenn der Wind stark bläst, muss der Netzbetreiber für die Systemstabilität (Frequenzhaltung, Spannungshaltung) sorgen und es müssen manchmal Anlagen runter geregelt werden. Erst die Großkraftwerke, dann aber auch die Erneuerbaren. Und dafür benötigt man natürlich Kommunikationsleitungen, die auch an der Leitstelle angebunden sein müssen.
Die Anlagenbetreiber sind sogar verpflichtet, Geräte bereitzustellen, um diese Regelung zu ermöglichen. Das steht im EEG:
§ 9 Technische Vorgaben
(1) Anlagenbetreiber und Betreiber von KWK-Anlagen müssen ihre Anlagen mit einer installierten Leistung von
mehr als 100 Kilowatt mit technischen Einrichtungen ausstatten, mit denen der Netzbetreiber jederzeit
1.** die Einspeiseleistung bei Netzüberlastung ferngesteuert reduzieren kann und
2.** die Ist-Einspeisung abrufen kann.
In § 14 Einspeisemanagement ist übrigens geregelt, wann runtergeregelt werden darf. Im EEG steht auch explizit, wie die Entschädigung dann abzulaufen hat.