7820X: Eine eingeschränkte Kaufempfehlung
Hallo liebes Forum,
ich wollte diesen Beitrag erstellen, um von meinen Erfahrungen mit dem Intel i7-7820X zu berichten. Aber zunächst einmal der Hintergrund:
Ich stand jetzt schon seit Monaten vor der Frage, welche CPU mein altes System ablösen soll. Mit dem Ryzen-Release war es dann klar, dass es ein Achtkerner sein soll. Allerdings hatte die AM4-Plattform anfänglich noch mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen, also beschloss ich noch zu warten - auf Skylake-X, um dann zu entscheiden. Der i7-7820X erschien, hatte ein überraschend niedriges, aber im Vergleich zu Ryzen immernoch recht hohes Preisniveau und war seitdem bei mir in der engeren Auswahl für eine neue CPU.
Lasst mich kurz erklären, was meine Anwendungsgebiete sind:
1. Videoencoding und -streaming
2. Gaming
3. Musik-Produktion
4. Android Development
Für Punkt 3 und 4 ist Intel leider (noch) die bessere Wahl und auch meine Capture Card (Elgato HD60 Pro) ist nicht in der Lage, mit AM4-Boards ohne weiteren PCIe-x16-Slot benutzt zu werden. Über diese Punkte hätte ich jedoch dennoch hinweggesehen, schließlich war das Ryzen-System fast 400 Euro günstiger als X299. Dazu kamen die vielen Berichte über die Temperatur- und Strom-Probleme der neuen Intel-HEDT-Plattform. Damit war mein Entschluss im Prinzip gefasst.
Bis ich dann plötzlich die Nachricht erhielt, dass ich ein X299-Mainboard gewonnen habe, namentlich das Gigabyte X299 UD4. Wenn ich das nehmen will, muss ich jedoch auch eine Skylake-X-CPU 'dazu buchen', Mainboard nehmen und direkt verkaufen und für ein Ryzen-System anlegen ging also nicht. Also stand ich vor der Wahl:
i7-7820X + X299 UD4 (kostenlos) = 599€
oder
Ryzen 1700X + Asus X370-Pro = 499€
Die anderen Komponenten (RAM, Netzteil, Kühler) wären bei beiden Systemen gleich gewesen.
Durch die oben angesprochenen Punkte habe ich mich dann dazu verleiten lassen, auf das Intel-System umzusteigen. Wichtiger Hinweis jedoch: das gilt nur für diesen Spezialfall und diese Anwendungsgebiete. Ich würde jedem Videocreator oder Gamer weiterhin zu einem Ryzen-System raten, schlicht und ergreifend aus Preis-Leistungs-Gründen.
Meine größe Sorge waren die Temperaturen und der Stromverbrauch, aber auch die Stabilität. Die folgenden Ergebnisse sind mehr exemplarisch und hängen immer ganz vom System und Konfiguration des jeweiligen Nutzers ab. Möglicherweise sind meine Messmethoden nicht so genau, wie man es von richtigen Tests gewohnt ist, geben aber vielleicht trotzdem einen rudimentären Einblick in die CPU. Zudem sind dies nur erste Tests und Einschätzungen.
Testsystem
Zotac GTX 970 Omega
2x8GB Corsair Vengeance LPX DDR4-2.667 Mhz
be quiet! Straight Power 600W
Noctua NH-D15S
Es sollte angemerkt werden, dass ich nicht vorhabe, meine CPU zu übertakten. Sie läuft so, wie sie aus der Box kam und in dieser Art sind auch die folgenden Ergebnisse entstanden.
Temperaturen
Beginnen wir mit meiner größten Angst. Ich messe die Temperaturen mit HWInfo und MSI Afterburner (Ingame). Tjmax beträgt bei HWInfo für die Kerne 99°C.
In Spielen bewegen sich einzelne Kerne zwischen 40 und 55°C (gemessen in Battlefield 1). Bei der CPU Package wird ein Wert zwischen 50 und 55°C angegeben.
Beim Videoencoding (x264 / 95 bis 100% Last auf allen Threads) erreichen die Kern-Temperaturen circa 65 Grad bis 70 Grad. Die CPU Package Temp wird bis zu 70°C warm.
Im Prime95 SmallFFT Temperaturen-Stresstest erreichen Kerne gerne mal über 80°C, die CPU-Package wird mit 84°C angegeben.
Im Idle erreichen die Kerne niemals über 32°C, oftmals eher in Richtung 28 bis 30°C bei einer Raumtemperatur von 26°C. CPU Package sagt 38°C.
Stromverbrauch
Im Idle genehmigt sich die CPU Package Power laut HWInfo um die 15 Watt.
Beim Videoencoding geht dieser Wert auf 120 Watt nach oben.
Im Prime95 Strom-Stresstest erreicht die CPU Package Power gerne den Wert 120 Watt.
Im Prime95-Temperaturen-Stresstest erreicht die CPU Package Power bis zu 150 Watt.
Anwendungsleistung
In Anwendungen lässt der i7-7820X wahrlich seine Muskeln spielen. Ich komme von einem Vierkerner, deshalb wäre dieser 'Wow-Effekt' wahrscheinlich auch mit einem Ryzen-System geglückt, dennoch freue ich mich wie ein Kleinkind über die 16 Threads vor allem bezüglich Videoencoding.
Ich schneide Videos in Sony Vegas Pro 13 und schicke die einzelnen Frames mit einem Frameserver nach MeGUI, welches die Videos dann mit x264 encodiert. Preset ist Medium.
Das Encodieren von 1080p-Material 60 Bilder pro Sekunde nach 1080p-x264 geht mit circa 60 bis 64 FPS um. [i5-2500: 12 FPS]
Das Encodieren von 4k-Material 30 Bilder pro Sekunde nach 4k-x264 schafft es auf 25 bis 30 FPS. [i5-2500: 4 FPS]
Auch die Arbeit innerhalb von Musiksoftware (hier: Cubase 8.5) gestaltet sich extrem geschmeidig. Egal wieviele Plugins in die Sound-Kette geworfen werden und wieviele Spuren gleichzeitig spielen, der i7-7820X macht einen guten Job.
Latencymon spuckt Folgendes aus:
Höchste Latenz 178 us
Höchste ISR 154 us
Höchste DPC 285 us
Cinebench-Score: 1.743 Multicore, 175 Singlecore
Streaming
Für den einen oder anderen vielleicht auch interessant: das Streamen von Spielen auf diverse Videoplattformen. Ich nutze YouTube und teste zunächst das Streaming von Inhalten, die NICHT auf dem PC gerendert werden.
Meine Nintendo Switch wurde an die Elgato HD60 Pro angeschlossen, als Programm wurde OBS verwendet, der x264-Codec kommt auch hier zum Einsatz (Videoeinstellungen: 1080p/30FPS). Auf meinem i5-2500 musste ich mich mit der Voreinstellung very fast oder superfast begnügen (Qualitätsstufe 6, respektive 7 von 8). Der 7820X schafft die Qualitätsstufe Slow, also das zweitbestmögliche und das ohne Probleme bei einer Auslastung von circa 60%. Auch Slower funktioniert prinzipiell, OBS merkt dann jedoch bereits an, dass die Einstellungen zu hoch sind. Möglicherweise funktioniert das, wenn sämtliche Hintergrundanwendungen ausgeschaltet sind. Qualitativ kann sich das natürlich besser sehen lassen als vorher, solange die Bitrate stimmt/das Internet mitmacht.
Anmerkung: hierbei handelte es sich um einen Test, bei dem nur eingegebenes Videomaterial encodiert und hochgeladen werden muss. Bei Spielen, die auf demselben Rechner laufen, ergeben sich wahrscheinlich völlig andere, schlechtere Werte. Meine Prognose für hardware-intensive Titel wie Battlefield 1 oder GTA 5: Medium oder Fast (Qualitätsstufe 3 oder 4). Das sind für mich durchaus beeindruckende Zahlen, von anderen Erfahrungsberichten weiß ich aber, dass Ryzen nicht viel schlechter abschneidet.
Jetzt habe ich das Streaming mit einem Spiel getestet, welches noch von der CPU berechnet werden muss: Battlefield 1.
Die Differenz der Zustände Stream An / Stream Aus belief sich auf knapp 8 FPS. Da hatte auch die Qualitätsstufe kaum Einfluss drauf.
Bemerkenswert war die einstellbare Streaming-Qualität. Auf 'Fast' (Qualitätsstufe 4) belief sich die Auslastung auf 50% (30% ohne Stream). Selbst auf Medium kratzt man an der Grenze zu 60 bis 65% CPU-Auslastung, also auch hier kein Problem für den 7820X. Theoretisch hätte der Achtkerne auch die Qualitätsstufe 2 ('Slow') geschafft, hier wurden jedoch langsam >1% der Frames verworfen. Fazit: für CPU-genügsamere Spiele absolut in Ordnung und selbst für aktuelle Titel 'kein Beinbruch'. Begeistert bin ich außerdem von der maximalen Kerntemperatur zwischen 60 und 65°C während dieses Szenarios.
Spieleleistung
Hierzu sollte gesagt werden, dass ich mich mit einer GTX 970 ganz klar und in vielen Spielen im GPU-Limit befinde, weshalb die FPS-Leistung oftmals nur etwas über dem Niveau meiner alten Sandy-Bridge-CPU ist.
Die Einstellungen sind meist: 1.920 x 1.080, Hoch bis Ultra, FXAA:
In Battlefield 1 erhalte ich dennoch gut 30 bis 40 FPS mehr, in GTA 5 10 FPS mehr, in Steep 10 FPS mehr, in Assassin's Creed Unity circa 20 FPS mehr. Hier hätte ich wahrscheinlich vor dem CPU-Wechsel eher die Spiele im CPU-Limit testen sollen.
Was sich jedoch deutlich gesteigert hat, sind die minimalen Frames. Ich erreiche niemals, ob nach dem direkten Laden einer Map oder zwischendurch, Frameraten unterhalb von 50 FPS in besagten Spielen. In Zukunft werde ich wohl auch nochmal Metro Last Light testen.
Vergleiche: Ich habe den internen Benchmark von GTA 5 nochmals durchgeführt unter folgenden Einstellungen. 720p, DirectX 11, sämtliche Regler auf den niedrigsten Einstellungen. Wenn jemand die Werte vergleichen möchte, kann er sie gerne posten. Hier die Resultate der 5 unterschiedlichen Benchmark-Szenen:
Durchschnittliche Bildrate: 149, 187, 179, 185, 165 (Absoluter Durchschnitt: 173 FPS)
Maximale Bildrate: 175, 232, 228, 220, 247 FPS (Durchschnitt: 220 FPS)
Minimale Bildrate: 28, 93, 5, 113, 5 FPS (Durchschnitt: 49 FPS)
Die zum Teil sehr niedrigen Minimum-Bildraten führe ich auf das Laden der Szene zurück und haben sich während des Abspielens der Benchmark-Szene keinesfalls negativ geäußert. Von daher eher empirischer Natur.
Vergleich zum i7-5960X @4,4Ghz:
Durchschnittliche Bildrate: 152,6. (-12% im Vergleich zum 7820X @Stock)
Maximale Bildrate: 229 FPS (+ 4%)
Minimale Bildrate: 49 FPS (+ 0%)
Core i7-7700K @4,8 Ghz:
Durchschnitt: 172 FPS (- 1%)
Maximal: 188 FPS (-15 %)
Minimal: 137 FPS (+ 280%)
Und hier der Vergleich mit Battlefield 1 (PCGH-Benchmarkszene, 720p, DX11, Niedrig):
Core i7-7820X @Stock:
Durchschnittlich: 174 FPS
Maximal: 190 FPS
Minimal: 155 FPS
Core i7-7700K @4,8 Ghz:
Durchschnittlich: 212 FPS (+ 21%)
Maximal: 222 FPS (+17%)
Minimal: 192 FPS (+ 24%)
Core i7-5960X @4,4 Ghz:
Durchschnittlich: 242 FPS (+39%)
Maximal: 283 FPS (+ 49%)
Minimal: 209 FPS (+35%)
Stabilität
Bisher hatte ich weder Absturz noch Bluescreen. Der RAM lief beim ersten Booten nur auf 2.133 Mhz, mit Einschalten des XMP-Profils 1 läuft er aber einwandfrei auf 2.667 Mhz.
Wünsche der Community
Linx: CPU Package 75 bis 78°C, Kern-Temperaturen zwischen 65 und 70°C. CPU Package Power 150 Watt.
Y-Cruncher Stress Test + AVX(-512): CPU Package Temp bis zu 72°C, Kern-Temperaturen zwischen 65 und 68°C. CPU Package Power 120 Watt.
Anmerkung
Wenn alle Kerne auf Last sind, takten sie mit 4.0 Gigahertz. Bis zu zwei Kerne können mit 4.5 Ghz takten, passiert aber in der Realität kaum (auch nicht bei Prime95 @1Thread). Im BIOS ist dies auch so eingestellt, jedoch sollte Turbo Boost 2.0 ja laut Intel 4.3 Ghz auf allen Kernen ermöglichen. Gut möglich, dass ein BIOS-Update hier Abhilfe leisten kann. Durch 300 Mhz können sich die Temperaturen sowie der Stromverbrauch dementsprechend nochmal ändern, in 'throttelnde' Gefilde sollte man dann aber dennoch nicht kommen.
Fazit
Dieser Beitrag sollte vor allem dafür gedacht sein, Infos zum 7820X zu liefern, dessen Verfügbarkeit und Anzahl an Reviews immernoch hinterherhinkt.
Ich möchte nochmal betonen, dass ein Ryzen-System in den meisten Fällen aus preislicher Sicht mehr Sinn macht. Dadurch, dass sich der Preis für mich aber durch das kostenlose Motherboard etwas relativiert hat und dass der 7820X in manchen meiner Anwendungsfällen die Nase vorn hat, bin ich sehr froh mit meiner Entscheidung. Die eingeschränkte Kaufempfehlung rührt daher, dass der 7820X nur für bestimmte Anwendungsgebiete sich wirklich 'deutlich' vor Ryzen absetzen kann (z.B. Musikproduktion). Zudem sollte auch weiterhin der Preis von 599€ betrachtet werden. Im Gegenzug erhält man dafür ein Allround-Paket zwischen enormer Multithread-Leistung und Gaming-Performance auf dem Niveau eines 6700K (geschätzt & durch externe Reviews betrachtet). Auch wenn die Temperaturen bei Stock-Einstellungen völlig in Ordnung sind, rate ich dennoch zu einer potenten Luftkühlung oder gleich zu einem AIO-System. Ich werde wahrscheinlich meinem NH-D15S noch einen zweiten Lüfter spendieren, da die Raumtemperatur hier während des Sommers auch gerne mal über 30°C annimmt. Überrascht bin ich weiterhin von dem niedrigen Stromverbrauch im Idle; dass der 7820X aber bei Volllast mehr verbraucht als ein Ryzen 1700X brauche ich hier aber wahrscheinlich niemandem zu erklären. Laut diversen Berichten liegt der Stromverbrauch des Skylake-X-Achtkerners (@Stock) übrigens auf demselben Niveau eines 1800X @3.9Ghz. Da ich aber kein Ryzen-System besitze, kann ich dies weder bestätigen, noch dementieren. Als jemand, der seinen Rechner für unterschiedliche Anwendungsgebiete benutzt, bin ich rundum zufrieden mit dem i7-7820X, übertakten spielt für mich sowieso keine Rolle. Dennoch freue ich mich, dass aktuell wieder Bewegung in den CPU-Markt kommt und bin gespannt, was AMD mit Ryzen+ nächstes Jahr und Ryzen 2 (7nm) 2019 leisten kann.
Wenn noch jemand Fragen hat, kann er diese gerne posten
Hallo liebes Forum,
ich wollte diesen Beitrag erstellen, um von meinen Erfahrungen mit dem Intel i7-7820X zu berichten. Aber zunächst einmal der Hintergrund:
Ich stand jetzt schon seit Monaten vor der Frage, welche CPU mein altes System ablösen soll. Mit dem Ryzen-Release war es dann klar, dass es ein Achtkerner sein soll. Allerdings hatte die AM4-Plattform anfänglich noch mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen, also beschloss ich noch zu warten - auf Skylake-X, um dann zu entscheiden. Der i7-7820X erschien, hatte ein überraschend niedriges, aber im Vergleich zu Ryzen immernoch recht hohes Preisniveau und war seitdem bei mir in der engeren Auswahl für eine neue CPU.
Lasst mich kurz erklären, was meine Anwendungsgebiete sind:
1. Videoencoding und -streaming
2. Gaming
3. Musik-Produktion
4. Android Development
Für Punkt 3 und 4 ist Intel leider (noch) die bessere Wahl und auch meine Capture Card (Elgato HD60 Pro) ist nicht in der Lage, mit AM4-Boards ohne weiteren PCIe-x16-Slot benutzt zu werden. Über diese Punkte hätte ich jedoch dennoch hinweggesehen, schließlich war das Ryzen-System fast 400 Euro günstiger als X299. Dazu kamen die vielen Berichte über die Temperatur- und Strom-Probleme der neuen Intel-HEDT-Plattform. Damit war mein Entschluss im Prinzip gefasst.
Bis ich dann plötzlich die Nachricht erhielt, dass ich ein X299-Mainboard gewonnen habe, namentlich das Gigabyte X299 UD4. Wenn ich das nehmen will, muss ich jedoch auch eine Skylake-X-CPU 'dazu buchen', Mainboard nehmen und direkt verkaufen und für ein Ryzen-System anlegen ging also nicht. Also stand ich vor der Wahl:
i7-7820X + X299 UD4 (kostenlos) = 599€
oder
Ryzen 1700X + Asus X370-Pro = 499€
Die anderen Komponenten (RAM, Netzteil, Kühler) wären bei beiden Systemen gleich gewesen.
Durch die oben angesprochenen Punkte habe ich mich dann dazu verleiten lassen, auf das Intel-System umzusteigen. Wichtiger Hinweis jedoch: das gilt nur für diesen Spezialfall und diese Anwendungsgebiete. Ich würde jedem Videocreator oder Gamer weiterhin zu einem Ryzen-System raten, schlicht und ergreifend aus Preis-Leistungs-Gründen.
Meine größe Sorge waren die Temperaturen und der Stromverbrauch, aber auch die Stabilität. Die folgenden Ergebnisse sind mehr exemplarisch und hängen immer ganz vom System und Konfiguration des jeweiligen Nutzers ab. Möglicherweise sind meine Messmethoden nicht so genau, wie man es von richtigen Tests gewohnt ist, geben aber vielleicht trotzdem einen rudimentären Einblick in die CPU. Zudem sind dies nur erste Tests und Einschätzungen.
Testsystem
Zotac GTX 970 Omega
2x8GB Corsair Vengeance LPX DDR4-2.667 Mhz
be quiet! Straight Power 600W
Noctua NH-D15S
Es sollte angemerkt werden, dass ich nicht vorhabe, meine CPU zu übertakten. Sie läuft so, wie sie aus der Box kam und in dieser Art sind auch die folgenden Ergebnisse entstanden.
Temperaturen
Beginnen wir mit meiner größten Angst. Ich messe die Temperaturen mit HWInfo und MSI Afterburner (Ingame). Tjmax beträgt bei HWInfo für die Kerne 99°C.
In Spielen bewegen sich einzelne Kerne zwischen 40 und 55°C (gemessen in Battlefield 1). Bei der CPU Package wird ein Wert zwischen 50 und 55°C angegeben.
Beim Videoencoding (x264 / 95 bis 100% Last auf allen Threads) erreichen die Kern-Temperaturen circa 65 Grad bis 70 Grad. Die CPU Package Temp wird bis zu 70°C warm.
Im Prime95 SmallFFT Temperaturen-Stresstest erreichen Kerne gerne mal über 80°C, die CPU-Package wird mit 84°C angegeben.
Im Idle erreichen die Kerne niemals über 32°C, oftmals eher in Richtung 28 bis 30°C bei einer Raumtemperatur von 26°C. CPU Package sagt 38°C.
Stromverbrauch
Im Idle genehmigt sich die CPU Package Power laut HWInfo um die 15 Watt.
Beim Videoencoding geht dieser Wert auf 120 Watt nach oben.
Im Prime95 Strom-Stresstest erreicht die CPU Package Power gerne den Wert 120 Watt.
Im Prime95-Temperaturen-Stresstest erreicht die CPU Package Power bis zu 150 Watt.
Anwendungsleistung
In Anwendungen lässt der i7-7820X wahrlich seine Muskeln spielen. Ich komme von einem Vierkerner, deshalb wäre dieser 'Wow-Effekt' wahrscheinlich auch mit einem Ryzen-System geglückt, dennoch freue ich mich wie ein Kleinkind über die 16 Threads vor allem bezüglich Videoencoding.
Ich schneide Videos in Sony Vegas Pro 13 und schicke die einzelnen Frames mit einem Frameserver nach MeGUI, welches die Videos dann mit x264 encodiert. Preset ist Medium.
Das Encodieren von 1080p-Material 60 Bilder pro Sekunde nach 1080p-x264 geht mit circa 60 bis 64 FPS um. [i5-2500: 12 FPS]
Das Encodieren von 4k-Material 30 Bilder pro Sekunde nach 4k-x264 schafft es auf 25 bis 30 FPS. [i5-2500: 4 FPS]
Auch die Arbeit innerhalb von Musiksoftware (hier: Cubase 8.5) gestaltet sich extrem geschmeidig. Egal wieviele Plugins in die Sound-Kette geworfen werden und wieviele Spuren gleichzeitig spielen, der i7-7820X macht einen guten Job.
Latencymon spuckt Folgendes aus:
Höchste Latenz 178 us
Höchste ISR 154 us
Höchste DPC 285 us
Cinebench-Score: 1.743 Multicore, 175 Singlecore
Streaming
Für den einen oder anderen vielleicht auch interessant: das Streamen von Spielen auf diverse Videoplattformen. Ich nutze YouTube und teste zunächst das Streaming von Inhalten, die NICHT auf dem PC gerendert werden.
Meine Nintendo Switch wurde an die Elgato HD60 Pro angeschlossen, als Programm wurde OBS verwendet, der x264-Codec kommt auch hier zum Einsatz (Videoeinstellungen: 1080p/30FPS). Auf meinem i5-2500 musste ich mich mit der Voreinstellung very fast oder superfast begnügen (Qualitätsstufe 6, respektive 7 von 8). Der 7820X schafft die Qualitätsstufe Slow, also das zweitbestmögliche und das ohne Probleme bei einer Auslastung von circa 60%. Auch Slower funktioniert prinzipiell, OBS merkt dann jedoch bereits an, dass die Einstellungen zu hoch sind. Möglicherweise funktioniert das, wenn sämtliche Hintergrundanwendungen ausgeschaltet sind. Qualitativ kann sich das natürlich besser sehen lassen als vorher, solange die Bitrate stimmt/das Internet mitmacht.
Anmerkung: hierbei handelte es sich um einen Test, bei dem nur eingegebenes Videomaterial encodiert und hochgeladen werden muss. Bei Spielen, die auf demselben Rechner laufen, ergeben sich wahrscheinlich völlig andere, schlechtere Werte. Meine Prognose für hardware-intensive Titel wie Battlefield 1 oder GTA 5: Medium oder Fast (Qualitätsstufe 3 oder 4). Das sind für mich durchaus beeindruckende Zahlen, von anderen Erfahrungsberichten weiß ich aber, dass Ryzen nicht viel schlechter abschneidet.
Jetzt habe ich das Streaming mit einem Spiel getestet, welches noch von der CPU berechnet werden muss: Battlefield 1.
Die Differenz der Zustände Stream An / Stream Aus belief sich auf knapp 8 FPS. Da hatte auch die Qualitätsstufe kaum Einfluss drauf.
Bemerkenswert war die einstellbare Streaming-Qualität. Auf 'Fast' (Qualitätsstufe 4) belief sich die Auslastung auf 50% (30% ohne Stream). Selbst auf Medium kratzt man an der Grenze zu 60 bis 65% CPU-Auslastung, also auch hier kein Problem für den 7820X. Theoretisch hätte der Achtkerne auch die Qualitätsstufe 2 ('Slow') geschafft, hier wurden jedoch langsam >1% der Frames verworfen. Fazit: für CPU-genügsamere Spiele absolut in Ordnung und selbst für aktuelle Titel 'kein Beinbruch'. Begeistert bin ich außerdem von der maximalen Kerntemperatur zwischen 60 und 65°C während dieses Szenarios.
Spieleleistung
Hierzu sollte gesagt werden, dass ich mich mit einer GTX 970 ganz klar und in vielen Spielen im GPU-Limit befinde, weshalb die FPS-Leistung oftmals nur etwas über dem Niveau meiner alten Sandy-Bridge-CPU ist.
Die Einstellungen sind meist: 1.920 x 1.080, Hoch bis Ultra, FXAA:
In Battlefield 1 erhalte ich dennoch gut 30 bis 40 FPS mehr, in GTA 5 10 FPS mehr, in Steep 10 FPS mehr, in Assassin's Creed Unity circa 20 FPS mehr. Hier hätte ich wahrscheinlich vor dem CPU-Wechsel eher die Spiele im CPU-Limit testen sollen.
Was sich jedoch deutlich gesteigert hat, sind die minimalen Frames. Ich erreiche niemals, ob nach dem direkten Laden einer Map oder zwischendurch, Frameraten unterhalb von 50 FPS in besagten Spielen. In Zukunft werde ich wohl auch nochmal Metro Last Light testen.
Vergleiche: Ich habe den internen Benchmark von GTA 5 nochmals durchgeführt unter folgenden Einstellungen. 720p, DirectX 11, sämtliche Regler auf den niedrigsten Einstellungen. Wenn jemand die Werte vergleichen möchte, kann er sie gerne posten. Hier die Resultate der 5 unterschiedlichen Benchmark-Szenen:
Durchschnittliche Bildrate: 149, 187, 179, 185, 165 (Absoluter Durchschnitt: 173 FPS)
Maximale Bildrate: 175, 232, 228, 220, 247 FPS (Durchschnitt: 220 FPS)
Minimale Bildrate: 28, 93, 5, 113, 5 FPS (Durchschnitt: 49 FPS)
Die zum Teil sehr niedrigen Minimum-Bildraten führe ich auf das Laden der Szene zurück und haben sich während des Abspielens der Benchmark-Szene keinesfalls negativ geäußert. Von daher eher empirischer Natur.
Vergleich zum i7-5960X @4,4Ghz:
Durchschnittliche Bildrate: 152,6. (-12% im Vergleich zum 7820X @Stock)
Maximale Bildrate: 229 FPS (+ 4%)
Minimale Bildrate: 49 FPS (+ 0%)
Core i7-7700K @4,8 Ghz:
Durchschnitt: 172 FPS (- 1%)
Maximal: 188 FPS (-15 %)
Minimal: 137 FPS (+ 280%)
Und hier der Vergleich mit Battlefield 1 (PCGH-Benchmarkszene, 720p, DX11, Niedrig):
Core i7-7820X @Stock:
Durchschnittlich: 174 FPS
Maximal: 190 FPS
Minimal: 155 FPS
Core i7-7700K @4,8 Ghz:
Durchschnittlich: 212 FPS (+ 21%)
Maximal: 222 FPS (+17%)
Minimal: 192 FPS (+ 24%)
Core i7-5960X @4,4 Ghz:
Durchschnittlich: 242 FPS (+39%)
Maximal: 283 FPS (+ 49%)
Minimal: 209 FPS (+35%)
Stabilität
Bisher hatte ich weder Absturz noch Bluescreen. Der RAM lief beim ersten Booten nur auf 2.133 Mhz, mit Einschalten des XMP-Profils 1 läuft er aber einwandfrei auf 2.667 Mhz.
Wünsche der Community
Linx: CPU Package 75 bis 78°C, Kern-Temperaturen zwischen 65 und 70°C. CPU Package Power 150 Watt.
Y-Cruncher Stress Test + AVX(-512): CPU Package Temp bis zu 72°C, Kern-Temperaturen zwischen 65 und 68°C. CPU Package Power 120 Watt.
Anmerkung
Wenn alle Kerne auf Last sind, takten sie mit 4.0 Gigahertz. Bis zu zwei Kerne können mit 4.5 Ghz takten, passiert aber in der Realität kaum (auch nicht bei Prime95 @1Thread). Im BIOS ist dies auch so eingestellt, jedoch sollte Turbo Boost 2.0 ja laut Intel 4.3 Ghz auf allen Kernen ermöglichen. Gut möglich, dass ein BIOS-Update hier Abhilfe leisten kann. Durch 300 Mhz können sich die Temperaturen sowie der Stromverbrauch dementsprechend nochmal ändern, in 'throttelnde' Gefilde sollte man dann aber dennoch nicht kommen.
Fazit
Dieser Beitrag sollte vor allem dafür gedacht sein, Infos zum 7820X zu liefern, dessen Verfügbarkeit und Anzahl an Reviews immernoch hinterherhinkt.
Ich möchte nochmal betonen, dass ein Ryzen-System in den meisten Fällen aus preislicher Sicht mehr Sinn macht. Dadurch, dass sich der Preis für mich aber durch das kostenlose Motherboard etwas relativiert hat und dass der 7820X in manchen meiner Anwendungsfällen die Nase vorn hat, bin ich sehr froh mit meiner Entscheidung. Die eingeschränkte Kaufempfehlung rührt daher, dass der 7820X nur für bestimmte Anwendungsgebiete sich wirklich 'deutlich' vor Ryzen absetzen kann (z.B. Musikproduktion). Zudem sollte auch weiterhin der Preis von 599€ betrachtet werden. Im Gegenzug erhält man dafür ein Allround-Paket zwischen enormer Multithread-Leistung und Gaming-Performance auf dem Niveau eines 6700K (geschätzt & durch externe Reviews betrachtet). Auch wenn die Temperaturen bei Stock-Einstellungen völlig in Ordnung sind, rate ich dennoch zu einer potenten Luftkühlung oder gleich zu einem AIO-System. Ich werde wahrscheinlich meinem NH-D15S noch einen zweiten Lüfter spendieren, da die Raumtemperatur hier während des Sommers auch gerne mal über 30°C annimmt. Überrascht bin ich weiterhin von dem niedrigen Stromverbrauch im Idle; dass der 7820X aber bei Volllast mehr verbraucht als ein Ryzen 1700X brauche ich hier aber wahrscheinlich niemandem zu erklären. Laut diversen Berichten liegt der Stromverbrauch des Skylake-X-Achtkerners (@Stock) übrigens auf demselben Niveau eines 1800X @3.9Ghz. Da ich aber kein Ryzen-System besitze, kann ich dies weder bestätigen, noch dementieren. Als jemand, der seinen Rechner für unterschiedliche Anwendungsgebiete benutzt, bin ich rundum zufrieden mit dem i7-7820X, übertakten spielt für mich sowieso keine Rolle. Dennoch freue ich mich, dass aktuell wieder Bewegung in den CPU-Markt kommt und bin gespannt, was AMD mit Ryzen+ nächstes Jahr und Ryzen 2 (7nm) 2019 leisten kann.
Wenn noch jemand Fragen hat, kann er diese gerne posten
Zuletzt bearbeitet: