Bericht: Lenovo ThinkPad L450

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BIOS-Overclocker(in)
Hallo zusammen,

Nach meiner Entscheidung, für mein in Bälde beginnende Studium ein gebrauchtes ThinkPad L450 zu kaufen, möchte ich nach knapp einer Woche Nutzung mal ein wenig darüber berichten. Natürlich kann ich mangels standardisierter Testverfahren und Vergleichen keinen vollständigen Test abliefern, aber möchte meine subjektiven Eindrücke schildern. Für einen vollständigen Test verweise ich auf notebookcheck. Ich hoffe, mit dem Kurzbericht zu eurer Kaufentscheidung beitragen zu können und stehe bei Fragen gerne zur Verfügung!

Ursprünglich wurde das Gerät in der Konfiguration i5-5300U, 500GB HDD, 4GB RAM, Full-HD-Bildschirm erworben; von meinem Vorbesitzer wurde es jedoch um eine 128GB Plextor M.2-SSD aufgerüstet sowie um 4GB RAM erweitert, sodass der RAM jetzt mit 2x 4GB im Dual-Channel-Modus betrieben wird.

Einleitung:
Lenovos L-Serie sind Business-Notebooks im mittleren Preissegment und zwischen der Thinkpad Edge-Serie und den hochpreisigen Thinkpad-Serien T, X und Yoga (das Thinkpad Yoga, nicht das normale...) eingeordnet. Dementsprechend muss es auf einige Features bei der Verarbeitung einbüßen und kommt auch mit keiner Tastaturbeleuchtung. Kann das Gerät trotzdem, dessen Einstiegskonfiguration mit i3, 4GB RAM, HDD und Full-HD-Panel bei ca. 530€ liegt (Studentenprogramm), überzeugen?
Nachfolgend werde ich zunächst meinen ersten Eindruck schildern, dann Verarbeitung, Wartungsmöglichkeiten, Display, Eingabegeräte und Akku subjektiv bewerten und last, but not least auch in Verbindung mit dem von mir betriebenen Undervolting der CPU über Leistung, Throttling und Lautstärke zu sprechen kommen.

Erster Eindruck:
Das Gerät hat ein sehr schlichtes, meiner Meinung nach sogar zeitlos schönes Design und sieht insgesamt sehr wertig aus. Das matte Finish sowie das dezent eingelassene ThinkPad-Logo verleihen der Wertigkeit etwas Nachdruck. Das Gewicht hat mich sogar positiv überrascht, findet man doch einige Modelle dieser Größenklasse, die erheblich leichter sind. Mit den knapp 2kg, die das Gerät auf die Waage bringt, ist es definitiv kein Leichtgewicht mehr. Trotzdem denke ich nicht, dass das Gewicht störend hoch ist und die Mobilität einschränkt. Mit seiner Dicke von 24mm erweckt das Notebook nicht den Eindruck von Behäbigkeit, sondern passt sich an das schlichte Design an und wirkt noch relativ frisch.

Verarbeitung, Ausstattung, Wartung:
Insgesamt ist die Verarbeitung ziemlich gut. Auch, wenn sich Teile des Gehäuses ein wenig verformen und verwinden lassen, bleibt alles noch in einem komfortablen Rahmen und erweckt zu keiner Zeit einen gefährlichen Eindruck. Mein altes Acer Aspire 3810TG ließ sich zwar weniger verformen, doch hatte man immer das Gefühl, dass das Gerät gleich auseinander fällt. Beim L450 ist dem nicht so; eher erweckt das Gerät den Eindruck von Flexibilität als den, äußerst fragil zu sein. Auch die 180°- Öffnung ist insbesondere in einer "Liegeposition" sehr praktisch. Kleiner Wermutstropfen: Das Gerät lässt sich nur unter Anstrengung einhändig öffnen.

Die Wartungsmöglichkeiten sind vorhanden, doch wird diese durch die von vielen fragilen Plastiknasen festgehaltenen Unterseite erschwert, da sie bei unvorsichtiger Öffnung der Unterseite leicht abbrechen können. Abgesehen davon kann man ThinkPad-typisch viele Komponenten austauschen, darunter natürlich die relevanten wie RAM und Festplatte. Im freien M.2-Slot lassen sich außerdem eine SSD mit bis zu 42mm Länge einbauen oder eine UMTS-Karte, für welche bereits Antennen verlegt sind und ein SIM-Slot vorhanden ist.

Das ac-WLAN hat eine beeindruckende Signalstärke und Reichweite. Der Router steht im Dachboden, und der Empfang ist selbst im Wohnzimmer zwei Stockwerke darunter noch sehr gut. Youtube-Videos lassen sich weiterhin problemlos in Full-HD abspielen. Mein Note 2 und andere Geräte mit WLAN (ohne ac) sehen da wirklich schlecht aus.

Display:
Full-HD auf 14" sind ein bisschen viel, daher habe in Windows 8.1 die Skalierung auf 135% eingestellt (klappt erstaunlich gut!). Resultat ist sehr scharfer Text auf ausreichender, komfortabler Arbeitsfläche (ca. 1420x800). (Edit: Mittlerweile habe ich es auf 125% eingestellt, was einer Auflösung von 1536x864 entspricht, das ist meiner Meinung nach eine sehr angenehme Größe.) Das Display ist leicht mattiert, spiegelt also ein ganz kleines bisschen. So kommt es zwar zu keinen störenden Reflexionen, die Farbdarstellung ist ziemlich gut. Für den Alltag ist die Helligkeit auf jeden Fall ausreichend. Wer jedoch sehr viel im Freien arbeiten möchte, sollte sich nach einem anderen Gerät umschauen. Auch das Backlight-Bleeding, über welches bei diesem Gerät ab und an berichtet wird, ist sehr gering. Davon, dass das Display angeblich nicht gut ist, merke ich insgesamt im Alltag sehr wenig, aber ich bin auch kein professioneller Anwender.

Insgesamt ist das Display von guter Qualität, jedoch sollten professionelle Anwender (die eine große Abdeckung der herkömmlichen Farbräume benötigen) sowie Leute, die das Gerät sehr oft im Freien verwenden möchten, nach einem anderen Gerät umschauen. Ansonsten ist das Display für den Alltagsbetrieb sehr gut geeignet.

Eingabegeräte:
Die Tastatur ist ThinkPad-typisch sehr gut. Es gibt ein gutes Feedback, einen für Notebooks guten Hubweg und einen ziemlich klaren Druckpunkt. Der Kraftaufwand ist jedoch größer als bei anderen Notebook-Tastaturen. Schade ist, dass an den F-Tasten gespart wurde. Hier ist der Druckpunkt eher schwammig. Dass die Hotkeys nur über Fn erreicht werden können, stört gelegentlich durchaus. Es gibt aber - wie bei CapsLock - auch ein FnLock. Trotz der Schwächen im Detail ist die Tastatur für den täglichen Einsatz hervorragend geeignet. Nur sehr wenige Notebooks können mit der Tastatur dieses Gerätes konkurrieren. Eine mechanische Tastatur ist natürlich immer noch deutlich besser. Schade ist nur, dass es keine Tastaturbeleuchtung gibt, aber das Gerät muss sich ja auch stärker von der T-Serie abgrenzen.

Der Trackpoint ist sehr präzise, es ist erfreulich, dass wieder die drei Tasten zur Bedienung eingeführt wurden. Es ist erstaunlich, wie gut man das Gerät mit dem kleinen Trackpoint bedienen kann. Besonders beim Schreiben ist es sehr praktisch, den Trackpoint zu verwenden, da man die Hände nicht aus der Schreibposition wegbewegen muss.

Das Touchpad ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Bei meinem Modell wurde es scheinbar nicht 100% präzise verbaut, sodass es - sofern forciert - hin- und herwackelt. Ansonsten lässt es sich aber gut bedienen. Leider gibt es keine Schnelltaste oder Tastenkombination, mit der es sich deaktivieren lässt, sodass man beim Arbeiten mit dem Trackpoint gelegentlich ungewollte Eingaben tätigt.

Insgesamt sind die Eingabegeräte sehr überzeugend und waren für mich auch mit der entscheidende Grund, dieses Gerät zu kaufen.

Akkulaufzeit:
Mit der Akkulaufzeit bin ich zufrieden. Dass das Notebook keine Wunder vollbringen wird, war mir im Voraus schon klar gewesen. Dennoch finde ich, dass die Akkulaufzeit ausreicht. Insgesamt hält es ca. 5 Stunden Surfen am Stück bei mittlerer Helligkeit aus. Liest man, oder bearbeitet man Dokumente bei deaktiviertem WLAN, kann man eine Akkulaufzeit von über 8 Stunden erwarten. Wie die Laufzeit unter Last ist, konnte ich noch nicht testen.

Leistung nach Undervolting:
Hierzu benutze ich das Programm ThrottleStop. Es gibt auch einen Guide, der zeigt, wie man es als Service (somit im Hintergrund und unmerkbar) ausführen kann. Das werde ich hier nicht nochmal erläutern.

Meine Werte:
CPU (Netzbetrieb, Standard, Mutliplikator x27 (Multi-Core)): -65mV
CPU (Akkubetrieb, normal, Multiplikator x23): -70mV
CPU (Akkubetrieb, Energiesparmodus, Multi x16): -95mV
GPU: -120mV
Cache: -100mV

Durch das Undervolting gibt es so gut wie kein Throttling mehr. Nur beim Netzbetrieb, wenn CPU und GPU voll ausgelastet sind, drosselt die CPU nach einiger Zeit auf einen Multiplikator von x23 herunter. Die GPU läuft bei entsprechender Auslastung immer mit dem vollen Takt, auch wenn die CPU auch voll ausgelastet ist. Im Alltag werden CPU und GPU jedoch so gut wie nie über eine längere Zeitspanne mit 100% belastet, sodass es praktisch gar kein Throttling mehr gibt.

Die Leistung ist in meinen Augen völlig ausreichend für ein Notebook. Zwar ist die Arbeitsgeschwindigkeit meines Desktop-PCs doch merklich schneller, wenn man darauf achtet, aber die meisten alltäglichen Aufgaben erledigt das Notebook ohne Verzögerungen und problemlos. Die Spieleleistung habe ich nicht getestet, da ich das Notebook nicht zum Spielen gekauft habe.

Lautstärke:
Das Notebook gibt im Leerlauf keine Geräusche von sich. Der Lüfter startet überhaupt erst, wenn z.B. ein Video abgespielt wird oder in hoher Frequenz größere Internetseiten geladen werden müssen. Es gibt keine störenden Nebengeräusche, die der Lüfter verursacht. Insgesamt ist die Lautstärke auf alle Fälle erträglich und für ein Notebook ziemlich gut.

Fazit:
Nach rund einer Woche Nutzung beweist das Notebook, dass es seines Preises auf jeden Fall würdig ist. In dieser Preisklasse tut man sich schwer, solch gute Verarbeitungsqualität, Stabilität oder gute Eingabegeräte zu finden. Kombiniert man diese Fakten mit dem durchaus ordentlichen Display, der Anzahl der Schnittstellen, netten Gimmicks wie dem Fingerabdrucksensor, der für den Alltag guten Akkulaufzeit, dem nach Undervolting quasi nicht mehr vorhandenen Throttling, somit absolut zufriedenstellender Leistung und der geringen Geräuschemission, komme ich zum Fazit, dass das Notebook für den Alltagseinsatz insbesondere in dieser Preisklasse für produktive Arbeit sehr gut geeignet ist. Daher erhält es bei entsprechendem, oben erwähnten Anwendungsprofil für den Produktiveinsatz auch meine Kaufempfehlung.

Professionelle Anwender, die auf eine gute Abdeckung der Farbräume angewiesen sind und Leute, die das Gerät sehr viel im Freien verwenden wollen, eine noch bessere Verarbeitungsqualität oder noch bessere Eingabegeräte brauchen oder auf jeden Gramm Gewicht weniger angewiesen sind, werden indes mit dem Thinkpad L450 nicht glücklich. Doch für solche Zwecke muss man sich dann schon in höherpreisigen Segmenten umschauen.

Ich hoffe, dass ich mit diesem zugegebenermaßen spontanen und nicht korrekturgelesenen Bericht dem ein oder anderen bei der Kaufentscheidung helfen konnte und stehe bei Fragen im Thread gerne zur Verfügung.
 
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