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Cherry MX-Board 3.0
Einleitung
Wer sich intensiver mit Tastaturen auseinandersetzt, stößt früher oder später auf mechanische Tastaturen.
Mechanische Tastaturen bieten im Vergleich zu Tastaturen mit Rubberdome-Technik eine deutlich höhere Haltbarkeit und Präzision, und eignen sich dadurch besonders für Schreiber und auch für Spieler, die möglichst hohe Präzision wollen.
In meinem Review werfe ich einen Blick auf das Cherry MX-Board 3.0. Wie viel mechanische Tastatur kann man im Preiseinstiegssegment erwarten?
Was die Tastatur alles zu bieten hat, und wie sie sich in der Praxis geschlagen hat, kläre ich ausführlich im nachfolgenden Review.
Danksagung
Ich danke der ZF Friedrichshafen AG für das Bereitstellen des Testmusters und das damit entgegengebrachte Vertrauen.
Verpackung und Lieferumfang
Die Verpackung ist schlicht, und optisch ansprechend gestaltet. Auf der Rückseite findet sich ein Überblick über die Technischen Details und verfügbaren Cherry MX Switches.
Nach dem Öffnen der Verpackung muss man erst die Schutzfolie abnehmen, dann zeigt sich endlich das Cherry MX-Board 3.0. Unter der Tastatur liegen die Bedienungsanleitung und die Flächenrutschsicherungen.
Unter der Kartonhülle befindet sich das modulare USB-Kabel und die Gummikappen für die Verstellfüße.
Leider nicht im Lieferumfang enthalten sind eine Handballenauflage und ein Garantieschein. Die Handballenauflage ist als Zubehör separat erhältlich.
Für Technikinteressierte wäre ein Keycap Puller eine nette Zugabe gewesen.
Äußerlichkeiten
Das puristisch ausgestattete Cherry MX-Board 3.0 verfügt über ein schlichtes Schwarzes Gehäuse und eine dezente Weiße Beleuchtung des Cherry-Logos.
Die Haptik der Tastatur ist für die Preisklasse gut, lediglich die Spaltmaße können aufgrund des steigenden Gehäuseverlaufes nicht perfekt eingehalten werden. Dies fällt allerdings nur bei sehr genauer Betrachtung auf.
Die Tastatur ist mit nur 830 Gramm Gewicht leichter als andere mechanische Tastaturen. Das vor allem am Gehäuse gesparte Gewicht macht sich hinsichtlich der Verwindungssteifigkeit minimal bemerkbar.
Werksseitig sind auf der Unterseite zwei kleine Rutschsicherungen angebracht. Die Rutschfestigkeit lässt sich optional durch die Flächenrutschsicherungen und die Gummikappen für die Verstellfüße individuell einstellen.
Wirklich rutschfest ist die Tastatur nur mit den Flächenrutschsicherungen. Wer diese nutzen möchte, muss allerdings auf die Nutzung der Verstellfüße verzichten.
Technische Details
Die 105 Tasten des ISO-DE (100%) Layouts wurden um 4 Multimedia-Tasten erweitert, die standardmäßig die Lautstärke regeln und die Startseite aufrufen. Diese befinden sich oberhalb des Nummernblocks an Stelle der üblichen Status-LEDs. Letztere sind auf den jeweiligen Tasten untergebracht.
Über die Tastenkombination Strg + Multimedia-Taste Startseite, lassen sich die Windows-Tasten deaktivieren.
Zusätzlich lassen sich alle F- und Multimedia-Tasten über die Cherry KeyM@n Software frei belegen.
Unter dem beleuchteten Cherry-Logo findet sich der Mini-USB-Port. Das modulare Kabel lässt sich für den Transport einfach abnehmen.
Switches
Die verwendeten Switches stammen ebenfalls aus dem Hause Cherry, das Testmuster ist mit Cherry MX-Red Switches ausgestattet.
Die Cherry MX-Red Switches sind eine leichtgängigere Sonderform des Cherry MX-Black Switches und zeichnen sich durch einen sehr leichten Druckpunkt und eine niedrige Betätigungskraft aus.
Der Weg- und Kräfteverlauf der Cherry MX-Red Switches ist absolut linear. Die Besonderheit dieser Switches liegt in der schwachen Feder, und der damit geringen Betätigungskraft von nur 45 Gramm. Das Auslösen der Switches erfolgt nach 2 Millimetern, der Gesamtweg beträgt 4 Millimeter. Der Druckpunkt selbst ist nicht spürbar.
Die 4 Multimedia-Tasten wurden ebenfalls mit mechanischen Switches ausgestattet.
Tastenkappen
Die Tastenkappen verfügen über ein zylindrisches Profil und sind aus ABS-Kunststoff gefertigt.
Die Beschriftung wurde per Laser engraved-Verfahren in den Kunstoff geschnitten, und wurde mit weißem Werkstoff per Infill aufgefüllt. Diese ist daher haptisch fühlbar und auch bei wenig Lichteinfall gut lesbar.
Obwohl es sich dabei um ein langlebiges Verfahren handelt, verfärben sich die strahlend weißen Infills schon nach kurzer Zeit. Die Schriftzeichen werden jedoch dauerhaft lesbar bleiben.
Eine Besonderheit des Cherry MX-Board 3.0 sind die flachen Tastenkappen. Diese sind nicht ganz so flach wie die von Laptops, jedoch sind sie deutlich flacher als gängige Tastenkappen.
Software
Die schlicht gestaltete Cherry KeyM@n Software verfügt über zahlreiche Funktionen.
Im Menü lässt sich das Aufrufen von Dateien, Ordnern, Programmen und Webseiten einstellen, sowie Multimedia- und Systemfunktionen konfigurieren. Auch Texte oder Tastenfolgen können programmiert werden. Speziell auf Spieler wurde die Software jedoch nicht ausgerichtet.
Praxistest
Das Cherry MX-Board 3.0 ist sehr handlich, kompakt und ordentlich angelegt, um ein Angenehmes arbeiten und spielen zu ermöglichen.
Die Tasten haben einen angenehmen nahen Abstand und sind alle gut zu erreichen.
Auch die Flächenrutschsicherungen verhindern ein Versehentliches verrutschen der Tastatur gut, allerdings sind diese beim Verwenden der Verstellfüße nicht nutzbar.
Ohne die Verstellfüße liegt das Cherry MX-Board 3.0 sehr flach auf dem Schreibtisch, und dass arbeiten an ihr gestaltet sich unbequem.
Während des Einsatzes erwies sich das Gehäuse der Tastatur als sehr schmutzresistent.
Die linearen Cherry MX-Red Switches wurden beim Auslösen aufgrund ihrer geringen Druckkraft von nur 45 Gramm als sehr ausgeprägt und direkt wahrgenommen. Ein doppelter Tastenanschlag lässt sich einfach und schnell umsetzen, auch ein versehentlich ausgelöster doppelter Tastenanschlag lässt sich, mit etwas Übung, während der Eingabe schnell korrigieren, da man dies sehr genau als haptisches Feedback über die Switches vermittelt bekommt.
Die Lautstärke wurde durch die flachen Tastenkappen als verhältnismäßig gering wahrgenommen.
Eine kurze Eingewöhnungsphase beim Umstieg auf eine mechanische Tastatur ist allerdings unerlässlich.
Die individuellen Eindrücke über die Switches sind die subjektiven Erfahrungen des Redakteurs, und demnach nicht auf andere Anwender übertragbar.
Anti-Ghosting
Ghosting nennt man einen Effekt bei dem ein Tastendruck registriert wird welcher vom Anwender gar nicht ausgeführt wurde. Wenn mehrere im Block liegende Tasten gleichzeitig gedrückt werden und eine benachbarte Taste zusätzlich registriert wird nennt man diesen Effekt Ghost.
Ghosting kommt nur äußerst selten vor und ist daher zu vernachlässigen.
Da bei mechanischen Tastaturen im Gegensatz zu den günstigen Rubberdome Tastaturen jede Taste ihren eigenen Switch hat, ist hier Ghosting grundsätzlich sehr unwahrscheinlich.
Der Begriff Anti-Ghosting wird allerdings gerne von Herstellern als verkaufsförderndes Feature beworben.
Anti-Ghosting wird oft mit Key Rollover verwechselt, obwohl beide nichts miteinander zu tun haben.
Key Rollover/N-Key Rollover
Key Rollover (KRO) beschreibt die Fähigkeit einer Tastatur mehrere Tastenanschläge gleichzeitig registrieren zu können. N-Key Rollover (NKRO) beschreibt die Fähigkeit beliebig viele Tastenbetätigungen gleichzeitig registrieren zu können.
Die meisten mechanischen Tastaturen bieten volles N-Key Rollover (NKRO) bei Anschluss über PS/2.
Bei Anschluss über den USB-Port bietet der größte Teil der Tastaturen dann noch 6KRO. In diesem Fall können dann 6 Primär-Tasten gleichzeitig gedrückt werden.
Nicht mitgezählt werden die sogenannten Modifier-Tasten.
6KRO ist in den meisten Fällen für Spiele und Anwendungen ausreichend.
Durch den Betrieb über USB beträgt der Key Rollover lediglich 6KRO und nicht wie verwirrend angegeben N-Key Rollover mit bis zu 14KRO.
Um dieses Phänomen selbst zu testen gibt es einen simplen Praxistest. Man öffnet ein Textdokument, hält beide Shift-Tasten gedrückt und gibt einen Text ein, indem alle Buchstaben des englischen Alphabets vorkommen: THE QUICK BROWN FOX JUMPS OVER THE LAZY DOG
Wenn das Ergebnis so aussieht, dann verfügt die Tastatur über eine auslöschungsfreie Eingabe
Cherry MX-Board 3.0
THE QUICK BROWN FOX JUMPS OVER THE LAZY DOG
Wenn das Ergebnis zum Beispiel so aussieht, verfügt die Tastaturist nicht über eine auslöschungsfreie Eingabe.
Logitech G110
THEQCKBRWFXJVERTHELAZYG
PS/2 und USB
In den meisten Fällen hat der Anwender die Möglichkeit seine Tastatur über PS/2 oder USB anzuschließen.
PS/2 ist Interrupt-basiert, das heißt, die Tastatur meldet ein Ereignis selbstständig in Echtzeit an den Computer. Dadurch wird ein Interrupt ausgelöst und der Computer kann reagieren. Man spricht dabei von einer aktiven Eingabe.
USB funktioniert im Gegenzug dabei im passiven Polling-Modus. Der Computer fragt beim Polling innerhalb eines gewissen Zeitabstands alle angeschlossenen Geräte ab, ob neue Informationen vorliegen. Dieser Zeitabstand ist in der Polling-Rate festgelegt.
Dabei legt der Tastaturcontroller in einem Puffer alle anfallenden Ereignisse streng sortiert als ein Interrupt-Paket ab, das in der Größe aber nur über eine bestimmte Menge an Informationen verfügen kann.
Um den USB zu einer größeren Menge gleichzeitig übertragbarer Tastaturereignisse zu überreden, werden dem Computer mehrere virtuelle Tastaturen simuliert.
Somit ist über den USB zumindest ein annähernd echtes N-Key Rollover theoretisch möglich.
Fazit
Mit einem Preis von rund 55 Euro ist das Cherry MX-Board 3.0 eine puristische mechanische Tastatur mit einigen Features zu einem günstigen Preis.
Die puristische Ausstattung wird durch das beleuchtete Logo, die flachen Tastenkappen, die deaktivierbaren Windows-Tasten, die große Auswahl an Switches und die 4 Multimedia Tasten sinnvoll und durchdacht ergänzt.
Weniger gut gefallen haben mir die verwirrende Angabe des Key Rollover und die fehlende Handballenauflage, die den sonst durchweg positiven Gesamteindruck trüben.
Gut gefallen haben mir dagegen das schmutzresistente Gehäuse, die innovativen flachen Tastenkappen, die große Auswahl an Switches und die solide Verarbeitung.
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