Breentry

ruyven_macaran

Trockeneisprofi (m/w)
Die Insulaner sind weg - und während einige das zu einer philosophichen Debatte über Nationalismus auswalzen wollen, starte ich mal einen Thread über die ganz konkreten wirtschaftlichen Folgen. Bereuts heute hat Großbritannien jeglichen Einfluss auf EU-Entscheidungen aufgegeben, zahlt aber bis mindestens Ende des Jahres alle Beiträge weiter und muss alle EU-Regeln befolgen. Danach soll ein Ablöseabkommen folgen, aber das ist letztlich nichts anderes als die seit drei Jahren komplett vergeblich gesuchte Einigung für eine softe Trennung. Was glaubt ihr: Wird sich das diesmal ändern? Werden Londoner Parteistregen endlich ihren x-fach angedrohten harten Brexit durchziehen?

Aktueller Stand ist ein dramatischer Rückgang nicht nur von EU-Investitionen in Großbritannien, eine Flucht der wichtigen Finanzindustrie, massive Rechtsunsicherheit, die dazu führt, dass IT-Dienstleister das weite suchen und die Autoindustrie abwandert. Umgekehrt ist von den bilateralen Abkommen, die Großbritannien nach Abwurf der EU-Fesseln eine aktivere, profitablere Rolle am Weltmarkt ermöglichen sollten, weit und breit nichts zu sehen. Insgesamt scheint die Wirtschaft Großbritanniens auch nach mehreren Jahren Austrittsdebatte derart von der EU-Mitgliedschaft abhängig zu sein, dass ein vollständiger Verbleib im Binnenmarkt nach Vorbild Norwegens wohl der einzige Weg am Jahresende sein wird. Und damit hätte England alle Nach- aber nur einen Teil der Vorteile eines EU-Mitglieds, womit sich die Frage stellt:
Wann kommt der Reentry? Und sollten wir die Quengler dann mit offenen Armen/alten Konditionen empfangen? Oder z.B. den Britenrabatt streichen oder auf eine Preisbindung des Pfunds zum Euro auf dem bis dahin wahrscheinlich deutlich abgefallenen Kurs bestehen?
 
Ich warte eh ab, bis Schottland erneut die Unabhängigkeit anstrebt.
Und Nordirland wird sich Irland anschließen, oder so.
 
Sorry,

ich teile deine Analyse zu 100%, aber deine Schlussforgerung/Ergebnis wird nicht stattfinden, weil dann Johnson und die Torries ihr gesammtes politisches Kapital verspielen würden.
Wir werden einen harten Brexit erleben, weil der derzeitigen Regierung vorschwebt, ein Singapur an der Themse zu errichten, letztendlich bleibt ihnen unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten auch gar nichts anderes übrig, wenn sie sich nicht an die Binnenmarktregeln halten wollen, um ihre Wirtschaft halbwegs attraktiv für Investitionen zu gestalten.
Das wird die EU unter keinen Umständen mitmachen, entweder Binnenmarkt, Justiz und Steuerregeln der EU oder WTO, die EU wird sich unter gar keinen Umständen auf ein Steuerdumping mit Zugang zum Binnenmarkt einlassen, insoweit wird sich GB sehr eng an die USA anschließen und erpressbar sein, beim Rest der Welt aber sehr viele Schwierigkeiten haben. Laut einen Spiegel Artikel haben 4 sehr kleine von 50 Staaten ein gleichartiges Handelsabkommen mit GB ratifiziert, wie sie es mit der EU haben, der Rest allen voran Japan und Südkorea wollen das neu aushandeln.
GB hat so lange eine kleine Chance so lange Jemand im Weißen Haus sitzt, der die EU weg haben möchte, wenn sich das ändert und noch kein Handelsvertrag unter Dach und Fach ist mit den USA, wird die Zukunft für GB mehr als Finster, so lange Johnson und die Torries auf ihren Bruch mit der EU bestehen. Für die derzeitige Regierung GBs ist die Präsidentschaftswahl der USA, eine verdammt wichtige Wahl im November und vom Zeitrahhmen russisches Roulette. Weil wenn Trump nicht gewinnt und sie bis November bei den Verhandlungen mit der EU die Hardliner spielen, wird es sehr sehr finster in GB.

Zugespitzt formuliert, mit Trump und Johnson stehen wir wahrscheinlich vor einer Teilung der Wirtschaft der westlichen Welt, mit einem Hauch von Kaltem Krieg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die leider sehr pessimistische Ansicht von Don-71 teile ich, zumindest, so lange Johnson und dergleichen an der Macht sind.
Fürchte zudem gewaltsame Spannungen zw. Irland/Schottland dem restlichen UK.
 
Ich warte eh ab, bis Schottland erneut die Unabhängigkeit anstrebt.
Und Nordirland wird sich Irland anschließen, oder so.

Das Nordirland Teil Großbritaniens und garantiert nicht Teil Irlands sein will, ist 90% des Anlasses für den aktuellen Schlamassel :rollen:


Sorry,

ich teile deine Analyse zu 100%, aber deine Schlussforgerung/Ergebnis wird nicht stattfinden, weil dann Johnson und die Torries ihr gesammtes politisches Kapital verspielen würden.
Wir werden einen harten Brexit erleben, weil der derzeitigen Regierung vorschwebt, ein Singapur an der Themse zu errichten, letztendlich bleibt ihnen unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten auch gar nichts anderes übrig, wenn sie sich nicht an die Binnenmarktregeln halten wollen, um ihre Wirtschaft halbwegs attraktiv für Investitionen zu gestalten.
Das wird die EU unter keinen Umständen mitmachen, entweder Binnenmarkt, Justiz und Steuerregeln der EU oder WTO, die EU wird sich unter gar keinen Umständen auf ein Steuerdumping mit Zugang zum Binnenmarkt einlassen, insoweit wird sich GB sehr eng an die USA anschließen und erpressbar sein, beim Rest der Welt aber sehr viele Schwierigkeiten haben. Laut einen Spiegel Artikel haben 4 sehr kleine von 50 Staaten ein gleichartiges Handelsabkommen mit GB ratifiziert, wie sie es mit der EU haben, der Rest allen voran Japan und Südkorea wollen das neu aushandeln.
GB hat so lange eine kleine Chance so lange Jemand im Weißen Haus sitzt, der die EU weg haben möchte, wenn sich das ändert und noch kein Handelsvertrag unter Dach und Fach ist mit den USA, wird die Zukunft für GB mehr als Finster, so lange Johnson und die Torries auf ihren Bruch mit der EU bestehen. Für die derzeitige Regierung GBs ist die Präsidentschaftswahl der USA, eine verdammt wichtige Wahl im November und vom Zeitrahhmen russisches Roulette. Weil wenn Trump nicht gewinnt und sie bis November bei den Verhandlungen mit der EU die Hardliner spielen, wird es sehr sehr finster in GB.

Zugespitzt formuliert, mit Trump und Johnson stehen wir wahrscheinlich vor einer Teilung der Wirtschaft der westlichen Welt, mit einem Hauch von Kaltem Krieg.

Johnson hat trotz reichlich Populismus und schwerer Fehler seiner Gegner (Stichwort: Antisemitismusdebatte. Die war in letzter Zeit fast wichtiger für die Briten) keine starke Mehrheit und gegen einen harten Brexit fanden die Briten noch nie toll. Heißt nicht, dass er nicht kommt. Aber wenn, dann mit der Konsequenz, dass Johnson die nächste Wahl haushoch verliert. England ist kein Singapur. Es liegt nicht geographisch zwischen wichtigen Rohstroffproduzenten/-förderern und entfernten Abnehmern mit unzureichenden eigenen Verarbeitungskapazitäten und die bislang starke Finanzwirtschaft wickelte einen Großteil der Geschäfte innerhalb der EU ab. Ohne EU schrumpft der Finanzplanz massiv und es gibt auch keinen Durchlasshandel mehr. Auch hat Großbritannien keinen großen Staatsfonds (ohne die staatseigenen Investitionen wäre Singapur mit hoher Verschuldung und kleinem Haushaltsüberschuss ein ziemlich schlechtes Vorbild), dafür aber Landwirtschaft, Auto- und Maschinenproduktion. Aber als einzigen bedeutenden Absatzmarkt die EU, in der es zu jeder dieser Branchen starke Konkurrenz mit neuerdings deutlichem Heimvorteil gibt.
 

Zu was alles nicht vorhandene LKW Fahrer führen können.
Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass es in GB schon bei solch trivialen Problemen zu diesen Auswirkungen kommt, denn man beharrt stur darauf, keine Ausländer (Europäer) ins Land zu lassen, um den Mangel auszugleichen und alle Berechnungen deuten daruf hin, das man Jahre brauchen wird, um die nicht vorhandenen LKW Fahrer mit Einheimischen zu besetzen. Mal sehen was als nächstes kommt, aber die Bevölkerung kann ja jetzt schon sehr unmittelbar die Auswirkungen des Brexit erleben.
 
Breentry? Nope.
Ist wie Trumps Amerika, Idioten müssen irgendwann einfach lernen mit den Konsequenzen ihres Handelns zu leben.

Zudem ist es ein geeignetes Mahnmal für alle Staaten in Europa nicht immer nur auf Versprechungen zu hören, täte in Deutschland auch mal sehr gut wenn man sich bewusst wird, dass man nicht immer demjenigen folgen sollte der das sagt was man grade hören will.
 
Man muss konstatieren, das bei Teilen der Insulanern grundsätzlich einiges falsch verdrahtet ist.

Es gibt wahrscheinlich hunderte Studien, die die Vorteile des metrischen Systems belegen, vor allen dingen, wenn das die letzten 30-40 Jahre auch so in GB unterrichtet wurde. Und ob man die jetzige Situation, der ständigen Knappheit in allen Bereichen des täglichen Lebens, mit so einem anachronistischen Sch eiss noch verschärfen muss, um weiter die nationalistische Empire Karte zu reiten, ist eigentlich gar keine wirkliche Frage mehr, das wird noch furchtbar zurückschlagen, aber dann leider für alle Insulaner.
 
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