Den Gewinn von MS als Konzern pauschal als Begründung für die Nutzung von Billigkeys zu nutzen, ist aus meiner Sicht sehr ähnlich zu Ladendieben.
Der Gewinn allein taugt als Begründung nicht, aber sehr wohl, wie Microsoft dazu kommt. Denen ist nämlich völlig egal, ob ich eine vollwertige Lizenz gekauft habe oder einen 2-€-Key von einem unseriösen Händler nutze – so oder so schnorcheln sie meine Daten ab (mit zunehmend übergriffigen und rechtlich zweifelhaften Methoden, siehe Recall) und machen diese zu Geld, auch Werbung wird immer aufdringlicher ins System integriert, unabhängig von der Lizenz. Bei einem Betriebssystem, das (fast) nix kostet, mag das bei aller moralischen Verwerflichkeit irgendwo fair sein, aber ganz sicher nicht bei einem System, für das der Hersteller, der in dem Bereich obendrein eine Quasimonopolstellung innehat, offiziell einen dreistelligen Eurobetrag pro Gerät haben will. Wenn es eine Wahl gäbe zwischen „200 Euro sorgenfrei“ oder „Werbung, Telemetrie und Hintertürchen“, dann könnte man darüber diskutieren, wie die „Geiz ist geil“-Mentalität das Produkt schlechter für alle macht. Aber Microsoft packt Letzteres zu den 200 Euro obendrauf, und damit braucht niemand ein schlechtes Gewissen dafür zu haben, einen günstigen OEM-Key zu nutzen.
Ich verstehe auch das Argument nicht, dass Microsoft durch die pösen „Geiz ist geil“-User ach so viele Einnahmen verloren gingen. Es ist nicht die Verantwortung der Kundschaft, wenn ein Unternehmen ein Geschäftsmodell fährt, das nicht funktioniert. Microsoft könnte jederzeit „missbräuchlich“ genutzte OEM-Keys sperren, wenn sie wollten, und damit rigoros Vollpreis-Lizenzen durchsetzen.
Ist schon ein wenig kurios, man kauft sich einen PC um 1000 oder 2000€, aber bei dem Produkt was ihr jeden Tag nutzt, ihr viele Jahre Updates und Upgrades bekommt, wo man sogar von Win7 bis hin zu Win11 ohne zu zahlen aufwerten konnte, genau da werden viele zu Geiz ist Geil Weltmeister, tut mir leid, aber manchmal kann ich Microsoft verstehen, besonders in diesen Themen.
Auch hier: Niemand zwingt Microsoft dazu, mit jeder neuen Windows-Version ein kostenloses Upgrade bereitzustellen, wenn sie die Entwicklungskosten so dringend über Lizenzverkäufe wieder reinholen müssen. Dass sie es trotzdem tun, lässt zwei Schlüsse zu: Erstens ist das Sammeln, Auswerten und Verkaufen von Daten für sie ein ungleich lukrativeres Geschäftsmodell, bei dem die größere Userbasis die fehlenden Einnahmen durch Vollpreiskäufe um ein Vielfaches aufwiegt; und zweitens ist ihnen im Hinblick auf das Upgrade sehr wohl bewusst, dass die neue Version aus Kundensicht so unattraktiv ist, dass die meisten Leute sie schon geschenkt nicht haben wollen, geschweige denn zum Vollpreis. Was tun sie also? Mit dem Gratis-Upgrade locken sie alle, die keine Ahnung haben oder denen es egal ist, und den Rest zwingt man mit dem drohenden Support-Ende für das alte System, wohlwissend, dass für die allermeisten, die irgendeine proprietäre Software oder speziellere Hardware nutzen (müssen/wollen), ein Wechsel auf Linux keine realistische Alternative ist.
Bei MS wurden z. B. viele Testkapazitäten aus Kostengründen ersatzlos gestrichen.
Und das hat ganz sicher nichts damit zu tun, dass Anbieter von Software (im weitesten Sinne, betrifft also auch sämtliche urheberrechtlich geschützten Werke in rein digitaler Form) als Einzige von Gesetzgeber und Rechtsprechung de facto völlige Narrenfreiheit zugesprochen bekommen haben, wenn es um Käufer- und Eigentumsrechte ihrer Kundschaft, Mängelhaftung und Schadensersatz geht. Wenn Softwarehersteller für die Schäden, die durch die Mängel in ihrer Software verursacht werden, in Haftung genommen würden, dann hätte sich die „Bananenversion“ („reift beim Kunden“) als Standard auf dem Softwaremarkt nie durchsetzen können. Dann hätten Microsoft & Co. sich niemals leisten können, ihre Testkapazitäten dermaßen wegzusparen, und dann hätte sich auch nicht über Bande die hier so vielzitierte „Geiz ist geil“-Mentalität etabliert, weil die Preise von Anfang an hätten ganz anders kalkuliert werden müssen. Wir hätten niemals ein CrowdStrike-Debakel erlebt (schon weil es diese ganze Schlangenöl-Industrie nicht gäbe, wenn Microsoft sein System sicher und mangelfrei bauen müsste); und dann hätten wir auch nicht die Situation, dass heutzutage alle möglichen Hersteller versuchen, irgendwie Software in ihre Produkte zu integrieren, wo es sie nie gebraucht hätte, wo sie keinen Mehrwert für den Kunden hat, aber ein sehr effektives Mittel für weitere Paywalls (siehe BMW mit ihrer Sitzheizung), Datenhandel, Kontrolle (DRM), Überwachung und geplante Obsoleszenz ist.
Ich sag nichts mehr, ist sowieso völlig Sinnlos, ihr kauft weiter eure 2€ Key und dafür baut Microsoft immer mehr Werbung ein oder sammelt noch mehr Daten, ist wie bei den Kopierschutzdiskussionen... der Eigentümer der Spiele ist immer der Böse, Ursachen gibt es nicht
Siehe oben. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Und ja, wenn der Eigentümer der Spiele „Kopierschutzmaßnahmen“ integriert, die prinzipbedingt nur die ehrlichen Kunden treffen und nicht diejenigen, die er vorgibt erwischen zu wollen, und damit fundamentale Käuferrechte untergräbt (was ihm bestimmt nur rein zufällig äußerst gelegen kommt), dann ist er der Böse in diesem Spiel, weil der ehrliche Kunde ein schlechteres Produkt, einen schlechteren Service bekommt als der Pirat. Man kann sein Produkt vielleicht nicht billiger anbieten als die Piraten, aber man kann ein besseres Produkt anbieten. Das begreifen aber die wenigsten, und so führen die meisten weiter einen Krieg gegen ihre Kunden, während die Piraterie weit weg vom Aussterben ist. Wäre ja auch ungünstig – wie wollte man denn sonst begründen, den Kunden immer mehr Kontrolle über die Produkte, die sie dem eigenen Wortlaut nach „gekauft“ haben, wegzunehmen?