News Milliardenstrafe aufgehoben: Intel bekommt 515 Mio. Euro von der EU zurück

PCGH-Redaktion

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Die aufgehobene Rekordstrafe für Intel seitens der EU hat ein finanzielles Nachspiel: Das Techunternehmen erhält rund eine halbe Milliarde Euro von der Europäischen Union zurück. Die Summe ergibt sich aus den Zinsen für den Zeitraum, in dem die EU die bereits bezahlte Strafe einbehalten hatte.

Was sagt die PCGH-X-Community zu Milliardenstrafe aufgehoben: Intel bekommt 515 Mio. Euro von der EU zurück

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Naja wenn die 1,06 Milliarden einbehalten haben aber die Strafe auf 376Mill runtergesetz wurde,
dann haben Sie für die 684Mille unrecht einbehltenen Euros die Zinsen bezahlt und das über 2 Jahre...

Aber die bezahlen ja fast das 1,5 Fache der Strafe zurück..das kann doch nicht sein :ka:
 
Moment... 536 Mille Rückzahlung wegen Zinsen auf 376 Mille im Jahre 2022?

Den Zinssatz will ich auch. :what:
Das sind angenommen 2 Jahre ja fast 20% p.a. Zinsen? Sind die jeck?
Die 376 Mio wurden nicht zurückgezahlt, das war die Summe die 2022 von der Rekordstrafe von 1,06 Mrd. übrig blieben.

Die 536 Mio beziehen sich auf die 1,06 Mrd. der 2009 verhängten Strafe.
 
Moment... 536 Mille Rückzahlung wegen Zinsen auf 376 Mille im Jahre 2022?

Den Zinssatz will ich auch. :what:
Das sind angenommen 2 Jahre ja fast 20% p.a. Zinsen? Sind die jeck?

Also für mich stellt sich die Rechnung wie folgt dar:
Intel hat im Jahr 2009 1,06 Mrd. Euro Strafe bezahlt. Der EuGh hat im Jahr 2022 entschieden, dass nur 376 Mill. Euro Strafe zulässig wären und außerdem Intel die Zinsen für die zu viel bezahlte Strafe erstattet bekommen müsste. Für mich ist aber unklar, wann die EU die 684 Mill. Euro an Intel zurückgezahlt hat und für welche Beträge und Zeiträume die 515 Mill. Euro Zinsen jetzt sind. Angenommen, das wären die Zinsen für 684 Euro für 15 Jahre (2009 bis heute), dann wäre das eine Verzinsung mit ca. 3,8% p.a., also jetzt kein überhöhter Zinssatz.

Ärgerlich finde ich an dem Vorgang eher, dass Intel für seine Marktmanipulationen zulasten AMDs nicht stärker bestraft wurde.
 
Ärgerlich finde ich an dem Vorgang eher, dass Intel für seine Marktmanipulationen zulasten AMDs nicht stärker bestraft wurde.

Im Endeffekt wurden sie ja jetzt sogar belohnt. Die Zinsen sind höher als die Strafe, die am Ende noch übrig blieb. Die haben dabei also Gewinn gemacht. Irre!
 
Intel hätte das Geld eh nur für ein sinnloses Projekt verpulvert, das dann kurz vor oder nach Abschluss eingestellt worden wäre.
 
Im Endeffekt wurden sie ja jetzt sogar belohnt. Die Zinsen sind höher als die Strafe, die am Ende noch übrig blieb. Die haben dabei also Gewinn gemacht. Irre!

Das stimmt wiederum so auch nicht. Intel hat ja de facto immerhin 376 Mio. Euro Strafe an die EU bezahlt. Und der Zahlung von 515 Mio. Euro für die Zinsen von der EU an Intel steht ja real gegenüber, dass Intel den zu viel bezahlten Strafbetrag (684 Mio. Euro) für etliche Jahre der EU zinsfrei unfreiwillig geliehen hat.

Ob Intel deshalb tatsächlich zusätzliche Anleihen ausgeben oder Bankkredite in Anspruch nehmen musste, wodurch Intel dann auch konkrete zusätzliche Zinskosten für die "Zwangsleihe" an die EU entstanden sind, dass weiß ich nicht. Aber eine Entschädigung für die entgangenen Zinsen für diese "Zwangsleihe" ist auf jeden Fall angebracht, nachdem das Gericht entschieden hat, dass die 2009 verhängte Strafe von der EU gegen Intel viel zu hoch war. Dies sehe ich genau so, auch wenn ich diese Gerichtsentscheidung zur Strafminderung für Intel nicht gut finde.
 
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Das stimmt wiederum so auch nicht. Intel hat ja de facto immerhin 376 Mio. Euro Strafe an die EU bezahlt. Und der Zahlung von 515 Mio. Euro für die Zinsen von der EU an Intel steht ja real gegenüber, dass Intel den zu viel bezahlten Strafbetrag (684 Mio. Euro) für etliche Jahre der EU zinsfrei unfreiwillig geliehen hat.

Ob Intel deshalb tatsächlich zusätzliche Anleihen ausgeben oder Bankkredite in Anspruch nehmen musste, wodurch Intel dann auch konkrete zusätzliche Zinskosten für die "Zwangsleihe" an die EU entstanden sind, dass weiß ich nicht. Aber eine Entschädigung für die entgangenen Zinsen für diese "Zwangsleihe" ist auf jeden Fall angebracht, nachdem das Gericht entschieden hat, dass die 2009 verhängte Strafe von der EU gegen Intel viel zu hoch war. Dies sehe ich genau so, auch wenn ich diese Gerichtsentscheidung zur Strafminderung für Intel nicht gut finde.

"Entgangene Zinsen" wäre aber doch nur dann ein Argument, wenn Intel das "unfreiwillig an die EU geliehene" Geld über diesen gesamten Zeitraum hinweg angelegt hätte und dann halt von der Bank o. ä. diesen Zinsbetrag bekommen hätte. Tatsächlich funktioniert so aber ein derartiger Großkonzern nicht. In der Realität hätten sie dieses Geld halt zusätzlich investiert oder als Dividende ausgezahlt. Die scheinbar entgangenen Zinsen sind ihnen ja nicht wirklich entgangen. Insofern finde ich schon, dass man das als Gewinn sehen kann.
 
"Entgangene Zinsen" wäre aber doch nur dann ein Argument, wenn Intel das "unfreiwillig an die EU geliehene" Geld über diesen gesamten Zeitraum hinweg angelegt hätte und dann halt von der Bank o. ä. diesen Zinsbetrag bekommen hätte. Tatsächlich funktioniert so aber ein derartiger Großkonzern nicht. In der Realität hätten sie dieses Geld halt zusätzlich investiert oder als Dividende ausgezahlt. Die scheinbar entgangenen Zinsen sind ihnen ja nicht wirklich entgangen. Insofern finde ich schon, dass man das als Gewinn sehen kann.

Das kann man natürlich so sehen. Insbesondere in den aktuellen Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen von Intel taucht diese Zinsentschädigung von der EU jetzt als außerordentlicher Ertrag und Zufluss an liquiden Mitteln auf und kommt Intel in seiner aktuellen finanziellen Situation sicher entgegen.

Andererseits wäre es denkbar, dass sich Intel entweder über Anleihen oder Bankkredite zusätzliches Geld für Investitionen wegen dieses unfreiwillig an die EU verliehenen Geldes am Finanzmarkt leihen und dafür auch real Zinsen bezahlen musste. Hinzu kommt, dass die EU Kommission nicht mit zinsfreien Krediten für zu hoch verhängte Strafen belohnt werden darf. Das ist auch nicht anders wie wenn z.B. der Staat für zu viel bezahlte Steuern Zinsen an denjenigen, dem der Staat die Steuerrückerstattung schuldet, bezahlen muss.

Aber schlussendlich bleibe ich dabei, dass ich das Gerichtsurteil des EuGh, welches 2022 die Strafe gegen Intel wegen dessen Marktmanipulationen so massiv reduziert hat, nicht gut finde, da Intel aus meiner Sicht dafür eine hohe Strafe verdient hätte und die nach dem Gerichtsurteil verbliebene Strafe in Höhe von 376 Mio. Euro quasi "aus der Portokasse" bezahlen konnte.
 
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Aber schlussendlich bleibe ich dabei, dass ich das Gerichtsurteil des EuGh, welches 2022 die Strafe gegen Intel wegen dessen Marktmanipulationen so massiv reduziert hat, nicht gut finde, da Intel aus meiner Sicht dafür eine hohe Strafe verdient hätte und die nach dem Gerichtsurteil verbliebene Strafe in Höhe von 376 Mio. Euro quasi "aus der Portokasse" bezahlen konnte.

In dem Punkt haben wir auf jeden Fall die gleiche Meinung. :)
 
Die EU hat das Geld ja! Gerne verschwendet man das!

Für mich wäre es mal interessant zu wissen, wie damals die Einordnung von Juristen war, ob das Anti-Trust-Verfahren als vielversprechend angesehen wurde oder das Ganze politisch motiviert war, einem Großkonzern eins auszuwischen.
Wenn zweiteres, sollten die Entscheidungsträger dafür auch finanziell haften.
 
"Entgangene Zinsen" wäre aber doch nur dann ein Argument, wenn Intel das "unfreiwillig an die EU geliehene" Geld über diesen gesamten Zeitraum hinweg angelegt hätte und dann halt von der Bank o. ä. diesen Zinsbetrag bekommen hätte. Tatsächlich funktioniert so aber ein derartiger Großkonzern nicht. In der Realität hätten sie dieses Geld halt zusätzlich investiert oder als Dividende ausgezahlt. Die scheinbar entgangenen Zinsen sind ihnen ja nicht wirklich entgangen. Insofern finde ich schon, dass man das als Gewinn sehen kann.

Wenn man bedenkt, wie gut Intels Geschäft von 2009 bis 2017 lief, dann hätten zusätzliche 700 Millionen Euro zu Beginn dieser Phase über den Zeitraum sicherlich mehr als 500 Millionen an Gewinn abwerfen können. Ganz simples Beispiel, ohne auch nur Technik und Forschung anzugehen:
700 Millionen im Jahr 2009 entsprachen 35 Millionen Intel-Aktien. Hätten Intel die Strafe damals nicht zahlen müssen, hätten sie also 35 Millionen eigene Aktien auf Halde halten können, ohne irgendwo anders sparen zu müssen. Diese Aktien erst 2022 zu verkaufen hätte, trotz des damaligen Absturzes, im Schnitt noch rund 1,4 Milliarden eingebracht. 2020/2021 wären sogar 2,1 Milliarden drin gewesen. Der Zwang, schon 2009 Einnahmen zu generieren, hat Intel also potenziell 0,7-1,4 Milliarden an Veräußerungserlösen gekostet. Zusätzlich haben sie von 2009 bis 2022 für 35 Millionen (zusätzliche) Aktien über 400 Millionen an Rendite (zusätzlich) ausgeschüttet, was einen direkten Gesamtverlust von 1,1 bis 1,8 Milliarden ergibt. Hinzu kommt noch der Einfluss des Aktienverkaufs auf den Kurs an sich, die Änderung von offensichtlich lukrativen und nach neuer Bewertung eben doch legalen Verkaufstaktiken, und die Rufschädigung, sowohl B2B als auch B2C. Intel wird im Zuge des damaligen (mittlerweile aufgehobenen) Urteils bis heute regelmäßig in Online-Techkreisen als Verbrecherunternehmen dargestellt.

Der Gesamtschaden könnte durchaus deutlich über 2 Milliarden liegen und davon werden jetzt 0,5 ausgeglichen. Man könnte das jetzt als Anlass für Kapitalismuskritik nehmen oder die neue Urteilslage in Frage stellen. Aber der aktuellen Rechtssituation nach war das Urteil von 2009 ein Justizfehler, Intel ist somit ein Justizopfer und die Entschädigung deckt, wie so oft in solchen Fällen, nicht annähernd den beim Opfer angerichteten Schaden. "500 Millionen" klingt nach viel, aber für ein Unternehmen der Größe Intels sind das Peanuts, die nicht einmal die Verluste eines schlecht laufenden Quartals aufwiegen können, geschweige denn die vollen Folgen eines damals spektakulären Urteils.
 
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