Das ist kein Ziel sondern eine notwendige Zwischenlösung. Zusätzliche Wasserstoffeinspeisung ist bereits in Betrieb (Thyssen hat ne Pilotanlage, die Saarländer sind damit seit letztem Jahr in Massenproduktion). Das senkt zwar den CO2 Ausstoß aber bei weitem nicht stark genug um dauerhaft wirtschaftlich zu bleiben, auch weil wir viel zuu wenig Wasserstoff dafür zur Verfügung haben, wir nutzen hauptsächlich den, der im Hochofenprozess sowieso entsteht. Das senkt die Emissionen um wenn ich mich richtig an den Flyer damals erinnere um 6%.
Bei den aktuellen Anlagen ist ein reiner H2 Betrieb auch technisch gar nicht möglich weil die bestehenden Hochöfen nunmal für Erz und Koks gebaut wurden. Und langfristig baut niemand "H2-Öfen" weil die industrielle Versorgung mit ausreichenden Wasserstoffmengen noch viel unsicherer ist als dass wir ausreichend Strom bekommen können. Das Thema wird zwar in den Medien gehypt wie blöd aber man siehts in der Industrie höchstens als Brückentechnik.
Da müssen Metallurgen beantworten, wie weit man ganz ohne Reduktionsmittel kommt. Mir wäre aber keine andere Möglichkeit als die Einblasung eines solchen bekannt, wenn man Sauerstoff austreiben muss. Reine E-Schmelzöfen kann man in der Veredlung nehmen, wenn man von reinem Roheisen ausgehen kann, aber nicht bei der Erzverhüttung, für die man normalerweise Hochöfen nimmt. Oder liege ich da jetzt vollkommen falsch?
Die CO2-Bilanz so eines Vorgehens hängt jedenfalls allein davon ab, wo und wieviel Wasserstoff man bekommt. Das eine
Pilotanlage zur Verwertung von ohnehin anfallendem H2, als zur Verwertung eines zuvor als Abfall behendelten Energieträgers (!) das höchste der Gefühle ist, zeigt aber schön, wie verdammt wenig Gedanken man sich die letzten 30 Jahre gemacht hat.
Wenn wir statt 1,8 Millionen Tonnen Stahl aus nem Koksverbrennenden Hochofen nur noch eine Million Tonnen da produzieren und die andere knapp Million mit (bestenfalls grünem) Strom ist das nicht umweltfreundlicher?
Nein. Wenn ihr 1 Million Tonnen Stahl mit Koks produziert und wenn IHR weitere 0,8 Millionen Tonnen Stahl mit Strom produziert, um dem Markt 1,8 Millionen Tonnen liefern zu können, dann ist das kein Bisschen umweltfreundlicher, als wenn ihr 1 Millionen Tonnen Stahl mit Koks produziert und wenn DER BISHERIGE EIGENTÜMER des französischen Werkes weitere 0,8 Millionen Tonnen Stahl mit Strom produziert, um dem Markt 1,8 Millionen Tonnen liefern zu können.
Die Umwelt freut nur das insgesamt 0,8 Millionen Tonnen Stahl weniger hergestellt werden, aber noch mehr gefreut hätte sie es, wenn ich nicht ein bestehendes Werk für Summe X aufgekauft hätte, sondern stattdessen mit Summe X die im Stammwerk verbliebene 1 Million Tonnen auf umweltfreundlichere Methoden umgestellt hättet.
Das mag bei Branchen die seit Jahrzehnten im Geschäft sind so sein, keine Ahnung. Wenn du aber ein "neuer" bist der horrende Mengen an Strom benötigt aber nicht mal klar ist ob das funktioniert wies soll bzw. man in 10 Jahren überhaupt noch existiert kann man keine Verträge auf 10+ Jahre abschließen... und selbst wenn wäre der aktuelle Zeitpunkt dafür mehr als schlecht.
Das stimmt wohl - und fällt wieder in die Kategorie: Wer zu spät kommt, den bestraft ...
Auch wenn die aktuelle Krise über solche Zeiträume nicht vorhersehbar war.
Hier auch noch eine nette EU-Emmissionsrecht-Posse:
Um umweltfreundlicher zu sein (und natürlöich billigeren Strom zu haben) bevor der Hype darum losging hat man bei uns ein Gichtgaskraftwerk gebaut. Statt Restenergie enthaltende Hochofengase einfach abzufackeln (was Standard war) hat man diese gesammelt und in einem Gaskraftwerk Strom (und Heißdampf) produziert - was fast ausreichend war um den ganzen Standort autark zu betreiben.
Dann kam die EU-Regelung und man musste weil man ja ein Stromerzeuger ist der fossile Brennstoffe nutzt nen Haufen "Strafe" dafür zahlen. Das ist stellenweise so extrem, dass man das Kraftwerk wieder abschaltet, die Schei*e wieder abfackelt und Atomstrom in Cattenom kauft. Umwelttechnisch völlig bescheuert aber im Regelsystem teilweise günstiger. Kannste dir nicht ausdenken.
Ist das auf EU-Ebene geregelt? Was mir bislang an Absurditäten untergekommen ist, war fast immer deutsches Recht.
Aber ja, so oder so ist es oft komplett bescheuert – weil es eben ein einziges Lobby-Flickwerk ist. Anstatt allgemein klarzustellen, dass CO2-Emissionen so und so viel kosten oder nur mit diesen und jenen, ab der ersten Tonne zu ersteigernden Zertifikaten erlaubt ist, gibt es CO2-Emissionen, die überhaupt nicht reglementiert werden, CO2-Emissionen für die hohe Abgaben anfallen, CO2-Emissionen für die niedrige Abgaben anfallen, CO2-Emissionen für die man so viele Emissionsrechte beschenkt bekommt, dass man die verkaufen kann...
Ich warte noch auf den ersten Fall, in dem es sich lohnt, anfallendes CO2 unter hohem Energieaufwand in CO und O2 aufzuspalten und das CO an anderer Stelle wieder zu verbrennen, weil die zweite Verbrennung in einen anderen Emissionstopf fällt.
Ich weiß gar nicht was da los ist beim Nachbarn, momentan sind 17 (!) AKWs in Frankreich abgeschaltet.
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Willkommen in der nuklearen Realität, die eben nicht "liefert immer Strom" bedeutet. Die deutschen AKWs liegen so im Schnitt bei
83% Verfügbarkeit, aber das ist nicht einmal 1:1 mit Volllaststunden gleichzusetzen. Krümmel hat zum Beispiel bei angegebenen 77% Verfügbarkeit nur 52% der Energie geliefert, die bei Volllastbetrieb vom Start der kommerziellen Produktion mit zum Stichtag tatsächlich hätte eingespeißt werden müssen. Rechne ich ab Erstbetriebstag sogar nur 40%.
Atomkraftwerke sind eben äußert wartungsanfällig, die Investitionsbereitschaft der Betreiber liegt soweit unter den ohnehin schon prekären Sicherheitsvortellungen, dass jeder kleinere Fehler längeren Stillstand nach sich zieht und die anlagentechnisch leicht zu schulternde Laufzeit wird um Faktor zwei bis drei überschritten. Der einzige Vorteil gegenüber erneuerbaren ist, dass die meisten Probleme nur während Wartungsarbeiten bemerkt werden und die kann man meistens relativ gut vorausplanen. Aber immer wieder stellt man halt prinzipielle Design- oder Baufehler fest, die so wie jetzt in Frankreich die Abschaltung weiterer Anlagen erfordern. Und das wohlgemerkt immer noch nach jahrzehntelangem Betrieb und dutzenden angeblich gründlichen, auch die kleinsten Sicherheitsbeeinträchtigungen findenden Inspektionen...