Neue Bundesregierung 2021 Diskussionsthread

Ein Arbeitsloser wird bei Annahme eines Jobs durch mehr Geld am Ende des Monats belohnt.
Ein Pendler hat wenn er näher an den Arbeitsplatz zieht unter Umständen weniger Geld.
Wer wird also was machen?
 
Ein Arbeitsloser wird bei Annahme eines Jobs durch mehr Geld am Ende des Monats belohnt.
Ein Pendler hat wenn er näher an den Arbeitsplatz zieht unter Umständen weniger Geld.
Wer wird also was machen?
Dafür hat er mehr Freizeit gewonnen und weniger Stress noch dazu...Lebenszeit ist durch Geld nicht zu ersetzen.
Ich setz mich auch gleich für 3-4 Stunden wieder in den Brutkasten und hangel mich von Stau zu Stau...würde ich näher wohnen, könnte ich die Zeit noch arbeiten.
 
Ja, es war (absichtlich) etwas bleiern formuliert. Aber nur um es knapper zu fassen, der Inhalt ist schon korrekt: Für die Versorung des Ballungszentren sorgt nur der Teil des Landlebens, der auf dem Land arbeitet. Nicht wer vom dem Land in die Ballungszentren pendelt. Dass sind Stadtarbeiter, die angenehmer Leben als es andere Stadtarbeiter können und erstere lassen sich diesen Luxus halt auch noch von letzteren bezahlen.
Ok, so klingt es schon ganz anders. Einen Faktor hast du aber noch vergessen, für die reine Nahrungsmittelerzeugung sind heute nur noch eine Handvoll Leute nötig, viele Pendler machen das Dorfleben aber attraktiver für die für die Nahrungsmittelerzeugung benötigten Menschen. Alleine schon Breitbandausbau, ein 100 Seelendorf hat immer noch Probleme schnelles Internet zu bekommen. Und auch ein junger Bauer will auf sowas nicht mehr verzichten. Lebenswert wird das Dorf erst ab einer gewissen Einwohnerzahl. Wenn das Dorf nur noch die Enklave für Fleisch und Getreide ist will da auch niemand mehr wohnen.
Wohn- sowie Arbeitsmöglichkeiten sind übrigens auch keine Naturgegebenheiten. Wenn innerhalb Wolfsburgs niemand bereit ist, den höheren Preis für weitere Wohnungen zu zahlen, weil es billiger ist, vom Land reinzufahren und wenn umgekehrt viele bereit sind, weitere Jobs bei VW anzunehmen, obwohl es keine Wohnmöglichkeiten in der Nähe gibt, weil der zusätzliche Lohn die zusätzlichen Kosten aufwiegt, dann sind das einfach finanzielle Abwägungen. Die massiv schief ausgehen, weil PKW-Verkehr bei uns von vorn bis hinten mit Steuergeldern zugeschissen wird und die Pendler nur einen Bruchteil der von ihnen verursachten Kosten selbst zahlen. Vor 90 Jahren, als "billig mit dem Auto fahren" einfach keine Option war, wäre kein Industrieller auf die Idee gekommen, ein neues Werk ohne Arbeitersiedlung zu errichten. Und niemand hätte Unternehmen in einer Stadt gefördert, in der es ohnehin schon mehr Arbeits- als Wohnmöglichkeiten gibt. Heute werden solche Entgleisungen dagegen als Naturgesetz normal dargestellt...
Ich würde das nicht als normal darstellen, das sind einfach gewachsene Probleme. In Wofsburg wird ständig gebaut und erweitert. Wir selbst hatten eine Wohnung dort, bzw. meine Frau als wir noch nicht verheiratet waren. Neue Wohnungen sind vergriffen bevor der Statiker die Bauzeichnung geprüft hat. Die Nachfrage in WOB zu wohnen ist hoch (die Kosten dafür definitiv auch) aber ohne das Umland könnte VW, Zulieferer und Infrastruktur den Bedarf nicht decken.
Und das ist gerade für die Bereitstellung von Alternativen ein Problem. Im Beispiel Wolfsburg mag es vielleicht nicht so auffallen, weil es genau einen großen Arbeitgeber gibt, zu dem viele hinwollen. Wenn da dann kein ÖPNV fehlt, hat wer geschlammpt (und zwar an allererster Front VW. Denn in so einem Fall Werksbusse einzusetzen kriegt man sogar in den USA hin, statt nach dem Staat zu schreien). Aber in diversifizierten Gegenden ist Pendelverkehr vom Dorf in weit umliegende Städte einfach nicht ÖPNV-kompatibel. Weder von den Entfernungen noch der Verteilung noch den Personenzahlen. ÖPNV funktioniert da, wo viele Leute ähnliche Ziele oder zumindest überlappende Wege haben - wenn nur 100 Leute da sind und die wollen zu 4 Uhrzeiten in 15 verschiedene Richtungen, dann ist das Ergebnis halt Individualverkehr. Da braucht man auch keinen Bus schicken, der wäre tatsächlich energetisch ein Rückschritt. Aber solche Situationen sollten eben die Ausnahme sein.
Sehe ich ein, aus jedem Kuhdorf zu den Schichten Busse einzusetzen ist schlicht nicht möglich.
Beim Zeitfaktor bin ich voll bei dir. Den muss man getrennt aushandeln. Von der Schwerindustrie bis zum Häuslebau gibt es einfach auch Prozesse, die einen Investitionshorizont von 30 Jahren und mehr haben. Das ist mit ein Grund, warum ich absolut gegen Verbote und Grenzwerte und für stetig steigende finanzielle Belastungen bin. Die machen erstmal nur wenig, dann ein Bisschen mehr - und nur wer so blöd ist, langfristig auf einem Irrweg zu bleiben, der zahlt halt richtig. (Wie schnell dann schnell genug ist, ist aber eine sehr komplexe Diskussion. Objektiv ist es für sanfte Lösungen halt 30 Jahre zu spät und das weiß auch jeder, der mitdenkt/es verdient hat, geschont zu werden, seit 25 Jahren. Subjektiv kann man es aber nur bedingt übel nehmen, wenn jemand seit 20 Jahren nur im Mittelfeld mitschwimmt, anstatt sich schon mal an Bedingungen anzupassen, die die Politik dann gar nicht umsetzt. Andererseits leben wir in einer Demokratie und 60-80% der Deutschen sowie ein noch größerer Teil der Lobbies ist mitverantwortlich dafür, dass sich nichts getan hat...)
Sehr schön zusammengefasst, da gehe ich voll mit. Die Wissenschaft kennt die Problematik seit 30 wenn nicht 40 Jahren. Ansätze der Politik waren immer eher zaghaft (keine Wähler verlieren) und gerade die Automobilindustie hat schon sehr aufgepasst dass sie nicht zu kurz kommt. War dem geneigten Wähler ja auch immer sehr wichtig den Benz vor dem Haus stehen zu haben.
Da fehlen ganz dringend CO2-bezogene Zölle. Aber solange Deutschland so gut an seinen Exporten verdient, sind die noch unwahrscheinlicher, als eine vernünftige Klimapolitik im eigenen Land. Da wird, mal wieder, der Mittelstand den Großkonzernen geopfert.
Wäre auch wieder nur die Keule, Klimaschutz durch Strafzahlung. Aber wahrscheinlich funktioniert es anders nicht.
Jo. Es gibt zwar wie immer Teilnehmer, deren Kommentare man sich einfach nur sparen will, aber dass es trotz denen nicht aus dem Ruder läuft, ist eine sehr positive Abwechslung. Hatte ich lange nicht mehr.

Jetzt haben wir ja so einige Probleme lokalisiert. Aber wie sehen mögliche Lösungen aus?
Homeoffice ist garantiert ein verdammt gutes Mittel, meine Frau sitzt seit 15 Monaten im Homeoffice und hat damit locker 20.000km Individualverkehr gespart. Das sollte man beibehalten! Wobei ich hier gegen staatliche Unterstützung bin, man spart so viel Lebenszeit und Kosten (Benzin, Verschleiß) dass man den Strom für den Laptop wohl als Gegenwert selbst zahlen kann.
Für den Bandarbeiter geht das aber nicht, hier hab ich keinen sinnvollen Ansatz.
Energieerzeugung? Mehr Windkraft, mehr Photovoltaik? Ja, da wo es geht sollte man die Technik weitestgehend nutzen. Einzig es fehlt am Speicher.
Abfall? Weg von der Wegwerfgesellschaft, weg vom Plastikmüll.
Wohnen? Wie das Haus heizen? Wärmepumpe ist eine mögliche Technologie aber nicht jeder Altbau lässt sich damit ausrüsten, zumal es dafür auch Strom bedarf.
...
 
Ich bin so umgezogen, dass ich 3 km habe.
2 Stunden Pendelzeit je Richtung innerstädtisch sind nur in extremen Fällen überhaupt möglich und da muss man in vielen Fällen auch die Sinnfrage stellen. In Berlin kommt sowas häufiger mal vor, aber da durchreist man dann auch den Lebensraum von 2-3 Millionen weiteren Menschen. Wetten, dass unter denen in 80% der Fälle jemand wäre, der den Job genauso gut machen könnte, aber nur 15 Minuten ÖPMV hätte? Unter der selbst 45 Minuten in Gegenrichtung fährt? Anstatt die Pendlerpauschale anzuheben, sollte man die Zumutbarkeitsgrenze für ALG2 auf 45 Minuten ÖPNV senken, und zwar 45 Minuten zu den tatsächlich einhergehenden Arbeitszeiten. Denn oft betrifft so etwas gerade schlecht bezahlte, prekäre Stellen, zu denen Leute dann gezwungen werden. Während niemand in höherer Position auf die Idee käme, aus seiner 40 h-Woche eine 60 h-Woche ohne Lohnausgleich zu machen, in dem er jeden Tag 4 h fährt.
Ich finde 2 Stunden Pendelzeit auch eine Zumutung.

Ein Arbeitsloser wird bei Annahme eines Jobs durch mehr Geld am Ende des Monats belohnt.
Ein Pendler hat wenn er näher an den Arbeitsplatz zieht unter Umständen weniger Geld.
Wer wird also was machen?
Das muß jeder für sich abwägen was unterm Strich dabei rauskommt.
Aber 1-2 Stunden Pendelzeiten sind echt eine Zumutung. Das ist verlorene und unbezahlte Zeit wie ruyven_macaran das auch schon festgestellt hat.
Dazu noch der ganze Stress.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde 2 Stunden Pendelzeit auch eine Zumutung.
Gelten aber leider als Zumutbar und je nach Region/Lage, können es sogar über 2,5h sein. Ebenso die Vermittlung im gesamten Bundesgebiet, inkl. Städte wie Berlin, Hamburg, München, wo die Lage am Wohnungsmarkt ohnehin schon katastrophal ist.
Wer sich darüber echaufiert, z.B. allein die Fahrtkosten und verplemperte Zeit die man hat, wird damit abgespeist, dass er ja die Pendlerpauschale in Anspruch nehmen kann. Wenn das nicht überzeugend genug ist, kommt der "sanfte" Druck durchs Amt, jede zumutbare Beschäftigung anzunehmen, selbst wenn das was man da verdient nicht zum Leben reicht. Man kann ja schließlich aufstocken und damit seinen Beitrag zur Subventionierung von Bumsbuden leisten.
Aber mit solche Spielerchen "schützt" man Deutschlands Wirtschaft, Betriebe und Wohlstand sowie den - O-Ton Schröder - größten und besten Niedriglohnsektor Europas. :schief:
 
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Die Allgemeinheit bezahlt es ja nicht. Man bezahlt ja für gewöhnlich mehr Steuern, wo man sich einen Teil zurückholt.
Nach deiner "Belohnendefintion" werden auch Arbeitslos und Sozialhilfeempfänger belohnt, ohne mehr Steuern zu bezahlen als zu bekommen.

Ich sage nicht "belohnen", denn das wäre ein aktive Entscheidung des Gebenden, sondern "profitieren" bzw. abkassieren, also eine aktive Entscheidung dessen, der nimmt. Und ja: Natürlich machen das auch Hilfeempfänger. Wird ihnen ja oft genug vorgeworfen. Allerdings machen die das nicht freiwillig, sondern in Ermangelung anderer Möglichkeiten. Du dagegen könntest jederzeit näher an deinen Arbeitsplatz ziehen, entscheidest dich aber aus freiem Willen dagegen, weil die Gesamtbilanz inkl. Pendlerpauschale für dich im jetzigen Zustand attraktiver ist. Individuell ist diese Entscheidung nachvollziehbar, aber volkswirtschaftlich, ökologisch und vor allem klimatologisch ist sie eine Katastrophe. Von daher sag ich ganz klar: Lasst mal sehen, ob die Leute sich immer noch so entscheiden, wenn der Liter 2,50 € kostet und die Pendlerpauschale wegfällt.

Ich will niemandem etwas verbieten, aber gemäß kapitalistischer Logik ist es wichtig, dass Dinge die insgesamt teuer sind (und Pendeln kostet die Gesellschaft sehr viel) auch für denjenigen teuer sind, der die Entscheidung fällt (in dem Fall also du). Denn der entscheidet eben nur nach den ihn direkt betreffenden Faktoren und wenn die durch Subventionen verfälscht sind, wird er nicht die insgesamt beste Entscheidung fällen.


Ok, so klingt es schon ganz anders. Einen Faktor hast du aber noch vergessen, für die reine Nahrungsmittelerzeugung sind heute nur noch eine Handvoll Leute nötig, viele Pendler machen das Dorfleben aber attraktiver für die für die Nahrungsmittelerzeugung benötigten Menschen. Alleine schon Breitbandausbau, ein 100 Seelendorf hat immer noch Probleme schnelles Internet zu bekommen. Und auch ein junger Bauer will auf sowas nicht mehr verzichten. Lebenswert wird das Dorf erst ab einer gewissen Einwohnerzahl. Wenn das Dorf nur noch die Enklave für Fleisch und Getreide ist will da auch niemand mehr wohnen.

Also Pendler als Entertainment für Bauern? Sorry, aber ich glaube da brauchen wir nicht annährend so viele wie heute. Und für das bislang investierte Ressourcen kann ich jeden Agramitarbeiter viermal die Woche ins die nächste Innenstadt fahren (Begleitung nach Wahl inkusive) und das ganze ist immer noch billiger und umweltschonender als der heutige Zustand.

Bezüglich Internet im 100 Seelendorf: Normalerweise sind die Wohnkosten da um den Faktor 2 bis 10 niedriger als in der Stadt. Wer in der Größenordnung von 5-10 Riesen pro Jahr extra zur Verfügung hat, kann sich schon lange schnelleres Internet bestellen. Nur diese "alles aber billig" Mentalität geht halt nicht auf die ganzen Vorzüge des Landlebens sind schon ein verdammt großer Teil von "alles". Internet jenseits einer zum surfen ausreichenden Geschwindigkeit (5-10 MBit) erachte ich dagegen persönlich als ziemlich kleinen Faktor. 4K Netflix ist defintiv das wichtigste Menschenrecht und Sat-TV kann man auf dem Land sogar besser empfangen als in der Stadt.

Ich würde das nicht als normal darstellen, das sind einfach gewachsene Probleme. In Wofsburg wird ständig gebaut und erweitert.

Aber nur das Werk, nicht die Wohnungen. Und währenddessen baut VW andernorts Stellen ab oder plant das zumindest. Das rechnet sich nur für die, weil sie es können. Müssten sie in Wolfsburg 20% mehr zahlen, weil wegen der Wohnungssituation da eigentlich niemand hinzieht, würden die Prozesse ganz anders aussehen. Stattdessen bezahlt der Staat (und das bei weitem nicht nur im Falle VWs) das Pendeln (und teilweise den Ausbau oder zumindest dessen direkte Umweltschäden) an Standort A, die Bewältigung des Verkehrsaufkommens an Standort A, die Arbeitslosen an (Ex-)Standort B und die Ansiedlung von irgendwas neuem an (Ex-)Standort B. Was soll dieser Scheiß auf Steuerzahlerkosten?

Wäre auch wieder nur die Keule, Klimaschutz durch Strafzahlung. Aber wahrscheinlich funktioniert es anders nicht.

Wer noch einen Vorschlag hat, der nicht bereits in den letzten 30 Jahren gemacht wurde, möge vortreten. Ich kenne nur noch die Schritte, die bislang unterlassen wurden, weil sie weh tun. Lässt man die weiterhin bleiben, wird sich weiterhin nicht nichts tun. Geht man sie endlich, erreicht man vielleicht auch mal was. Und fest steht eins: Stillstand ist unter sich ändernden Bedingungen keine Lösung. Deutschland, konkret die CDU und ihre Wähler, hat es bereits verspielt, dass wir der weltführende Hersteller für sämtliche EEs sind. Die im Gegenzug gepuschten Kohlekraftwerke und Verbrennerhersteller werden aber in den nächsten Jahrzehnten keine Rechnungen mehr bezahlen und das nach Russland und Saudi Arabien überwiesene Geld ist nicht nur weg, sondern belastet uns mit erheblichen Folgekosten bei Außenpolitik und Flüchtlingen. Gleiches gilt für die Weiterführung schädlicher Industriezweige in China unter Belassung der meisten Gewinne dort. Konservativismus funktioniert nur, wenn alle den Status Quo erhalten wollen und weder sind die bisherigen Verlierer dazu bereit noch die überlastete Natur dazu fähig. Es muss sich etwas ändern und nach dem wir den "man kann vieles erhalten" Punkt vor 20-30 Jahren verpennt haben, sind wir jetzt kurz davor die "man kann den grundlegenden Wandel wenigstens steuern" Grenze zu überschießen.

Jetzt haben wir ja so einige Probleme lokalisiert. Aber wie sehen mögliche Lösungen aus?
Homeoffice ist garantiert ein verdammt gutes Mittel, meine Frau sitzt seit 15 Monaten im Homeoffice und hat damit locker 20.000km Individualverkehr gespart. Das sollte man beibehalten! Wobei ich hier gegen staatliche Unterstützung bin, man spart so viel Lebenszeit und Kosten (Benzin, Verschleiß) dass man den Strom für den Laptop wohl als Gegenwert selbst zahlen kann.

Hätte man die Kosten für Mobiliät schon in den 90ern eingepreist, hätte man das längst als Standard gehabt. Systemisch betrachtet kostet ein ins-Büro-Pendler soviel wie zwei Home-Officler. Selbst wer zu den Deppen gehört, die denken, dass letztere den halben Tag Däumchen drehen, wäre längst zu dem Schuss gekommen, dass Remote-Arbeit die bessere Idee wo immer möglich ist - wenn er denn die gesamte Gleichung an auf dem Tisch gehabt hätte. Stattdessen haben wir die halbe Rechnung an den Staat geschickt und machen das immer noch, geben dem Staat aber umgekehrt nicht die Hälfte des Mitspracherechts. So kann das nicht funktionieren, wenn man Sozialismus für Kosten und Kaptialismus für Gewinne und Kontrolle predigt.

Für den Bandarbeiter geht das aber nicht, hier hab ich keinen sinnvollen Ansatz.
Energieerzeugung? Mehr Windkraft, mehr Photovoltaik? Ja, da wo es geht sollte man die Technik weitestgehend nutzen. Einzig es fehlt am Speicher.

Wir nähern uns langsam der Grenze, wo es an Speichern fehlt, aber wir sind noch lange nicht da. Und wir haben einiges an Speicherkonzepten, darunter sogar viele die politisch-populistische Entscheidungen der letzten Jahre auf den Kopf stellen, aber solange Energie spottbillig bleibt, interessieren sich nur unterfinanzierte Grundlagenforscher dafür.

Abfall? Weg von der Wegwerfgesellschaft, weg vom Plastikmüll.
Wohnen? Wie das Haus heizen? Wärmepumpe ist eine mögliche Technologie aber nicht jeder Altbau lässt sich damit ausrüsten, zumal es dafür auch Strom bedarf.
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Wir haben seit 30 Jahren alltagstaugliche Passivhäuser, energiesparende Bauten 20-30 Jahre länger und in Deutschland im Schnitt 50 Jahre alte Wohngebäude. Das heißt eigentlich sollte mindestens ein Viertel unserer Gebäude gar keine Heizenergie brauchen, weitere 25% wenig von Beginn an und mindestens nochmal ein Viertel sollte auf einen von beiden Standards nachgerüstet worden sein sollen. Das wir aber nicht über 25% Restaltbauten, sondern eher über 90% aller Gebäude reden zeigen aber: Es ist gar nichts getan worden. Und mit jedem Tag, den wir darauf warten, dass es "eine" Lösung für "alles" gibt, ehe wir anfangen da etwas zu tun, wo die Lösungsmöglichkeiten auf der Hand liegen, verschwenden wir mehr fossile Brennstoffe.

Ich selbst wohne in einem Gebäude, dessen Fassade vermutlich sogar unter Denkmalschutz steht (oder stehen sollte), aber auch hier könnte man die benötigte Heizenergie durch Vakuumisolierung an den ohnehin verputzten (oder putzbedürftigen...) Wänden deutlich reduzieren, die Scheiben austauschen und die Rahmen entweder gleich mit oder, wenn man sie erhalten will (qualitativ echt saubere Arbeit) mit ein paar zusätzlichen Dichtungen und von außen mit einem isolierenden Keil in der Fensternische abdecken. Dachboden und Keller noch abdichten, schon blieben als einziger Nachteil gegenüber einem Neubau die hohen Decken (im Sommer ein Segen - und mit entsprechenden Möbeln eine Netto-Reduktion der nötigen Wohnfläche) sowie eben besagte Fassade. Selbige ist aber auch locker 80 cm dick und isoliert somit gar nicht mal so schlecht. Für den Rest kann man entweder eine benachbarte, ohnehin asphaltierte Fläche mit einer Erdwärmesonde + Wärmepumpe unterbauen oder alternativ den recht großen, von der Straße nicht einsehbaren Südgiebel mit Solarthermie zupflastern (wobei diese Fläche natürlich für Photovoltaik wertvoller ist). Leitungen passen entweder noch in die vorhandenen Schächte, da hier sowieso nichts in Wänden verlegt wurde, in die nicht mehr benötigten Kamine oder können an der verwinkelten Rückseite außen am Haus entlanggelegt werden. Noch ein Bisschen extra was auf die nach Osten offenen Flächen zur (morgendlichen) Warmwasserbereitung und der Bedarf der Mitparteien an externer thermischer energie wäre auf nahe null reduziert, obwohl hier von einem Innenstadt-Altbau, also praktisch dem Worst Case der energetischen Sanierung sprechen.

Aber: Nicht einmal ich Altöko würde das meinem Vermieter vorschlagen. Weil ich trotz 100% Biogas derzeit nur 1100 € im Jahr für Wärme inklusive Herd und Warmwasser zahle, so ein Komplettausbau aber wegen der immensen Abgaben, die Deutschland auf Arbeit erhebt, vermutlich zu Umlagen von 5000 bis 10000 € im Jahr führen würde, wenn nicht mehr.


Gelten aber leider als Zumutbar und je nach Region/Lage, können es sogar über 2,5h sein. Ebenso die Vermittlung im gesamten Bundesgebiet, inkl. Städte wie Berlin, Hamburg, München, wo die Lage am Wohnungsmarkt ohnehin schon katastrophal ist.
Wer sich darüber echaufiert, z.B. allein die Fahrtkosten und verplemperte Zeit die man hat, wird damit abgespeist, dass er ja die Pendlerpauschale in Anspruch nehmen kann. Wenn das nicht überzeugend genug ist, kommt der "sanfte" Druck durchs Amt, jede zumutbare Beschäftigung anzunehmen, selbst wenn das was man da verdient nicht zum Leben reicht. Man kann ja schließlich aufstocken und damit seinen Beitrag zur Subventionierung von Bumsbuden leisten.

Keine Pendlerpauschale mehr, kein Argument mehr :) . Aber die Grenzen müssen allgemein runter. Drastisch. Die bescheuerte Idee, dass jemand aus einer schlechten Stelle heraus bessere Chancen hat, wenn er sich auf eine gute bewirbt, hat zwar leider tatsächlich ein entsprechendes Gegenstück in den Köpfen unfähiger Personaler. Aber jemand, der 12+ Stunden am Tag wegen (s)einem (Scheiß) Job unterwegs ist, bewirbt sich gar nicht mehr, weil er nicht mehr dazu kommt.

Aber mit solche Spielerchen "schützt" man Deutschlands Wirtschaft, Betriebe und Wohlstand sowie den - O-Ton Schröder - größten und besten Niedriglohnsektor Europas. :schief:

Auch wenn ich Schröder nicht mag, aber mit seinem Blick auf den Niedriglohnsektor hatte er einfach recht und auch entsprechend ein paar Weichen richtig gestellt (später haben andere Prellböcke auf diese Gleise gepflanzt). Immer mehr klassische Mittelbauarbeitsplätze lassen sich automatisieren. Was bleibt sind hochqualifizierte, gut bezahlte Arbeitsplätze, die aber weder vom Bedarf noch von der Qualifikation her jemals alle oder auch nur die Mehrheit der Menschen versorgen können, und der Billiglohnsektor für all die Aufgaben, für die man eigentlich gar nichts können muss und die nur deswegen keiner Maschine überlassen werden, weil man subjektiv lieber mit einem Menschen in der jeweiligen Position interagieren will oder weil es schlicht zu teuer wäre, eine Maschine hinreichend flexibel zu machen. Diese Jobs werden aber nie gut bezahlt sein. Was es somit braucht, und da war HartzIV ein Schritt in die richtige Richtung: Ein System, in dem man von der schlechten Arbeit trotzdem akzeptabel leben kann.

Die drastische Reduzierung der zumutbaren Entfernung hat damit nicht einmal etwas zu tun. Die fordere ich nur, weil bislang Düsseldorfer zum putzen in Bochum und gleichzeitig Bochumer zu putzen in Düsseldorf gezwungen werden. Das tut zwar was für die Völkerverständigung, ist aber ökonomischer und ökogloischer Wahnsinn. Aber unabhängig davon müssen wir es normalisieren, dass schlechtbezahlte Jobs aufgestockt werden. Wir brauchen 1-2 weitere Anrechnungensstufen mit deutlich niedrigerem Ansatz, z.B. 25% Anrechnung von 300 bis 600 und 50% von 600 bis 900 € statt bislang 80% ab 400 €, und parallel eine Abschaffung von Zwangsmaßnahmen (aber weiterhin das Angebot von Weiterbildung) für alle ab ~800 € eigenes Einkommen. Das sind sehr wenige Änderungen am Gesamtsystem "Hartz IV", aber sie würden Niedriglöhnern ein brauchbares Leben erlauben und die Tür zu höherem aufhalten.
Aber heute wird Wahlkampf ja nur noch mit "abschaffen" gemacht, ohne ein Fünkchen verstand dafür, was eigentlich schlecht und was gut ist geschweige denn, was danach kommen soll.
 
Ich sage nicht "belohnen", denn das wäre ein aktive Entscheidung des Gebenden, sondern "profitieren" bzw. abkassieren, also eine aktive Entscheidung dessen, der nimmt. Und ja: Natürlich machen das auch Hilfeempfänger. Wird ihnen ja oft genug vorgeworfen. Allerdings machen die das nicht freiwillig, sondern in Ermangelung anderer Möglichkeiten. Du dagegen könntest jederzeit näher an deinen Arbeitsplatz ziehen, entscheidest dich aber aus freiem Willen dagegen, weil die Gesamtbilanz inkl. Pendlerpauschale für dich im jetzigen Zustand attraktiver ist. Individuell ist diese Entscheidung nachvollziehbar, aber volkswirtschaftlich, ökologisch und vor allem klimatologisch ist sie eine Katastrophe. Von daher sag ich ganz klar: Lasst mal sehen, ob die Leute sich immer noch so entscheiden, wenn der Liter 2,50 € kostet und die Pendlerpauschale wegfällt.
Also soll ich nach Niederbayern ziehen und wenn ich dort dann fertig bin, pendel ich nach Hamburg, Niedersachsen, Thüringen und Baden-Wüthemberg, oder ich ziehe nach Hamburg und pendeln dann in die anderen Bundesländer von dort aus, oder wie wäre es von Baden-Würthemberg ins restliche Deutschland? Weil, mehrmals im Jahr umziehen tu ich ganz sicher nicht, da fehlt mir die Zeit und die Lust.
Da bleib ich doch lieber in der Mitte von Deutschland...manche Leute denken, arbeit ist mit einem festen Standort verbunden...die liegen in ihrem flachen Tellerchen und können da nicht mal über den Rand gucken.

Ich bin da auch mal gespannt, wenn der Sprit teurer wird. Für mich ändert sich zwar nicht viel, außer, das ich ne andere Rechnungadresse hab, weniger Steuern zahle und dafür mehr Kohle im Sprit versenke...vielleicht werden da die Autobahnen aber endlich mal freier.
 
Nicht Hartz IV war der richtige Schritt, sondern die Einführung des Mindestlohns. ;)
Sind zwei vollkommen verschiedene, ja in ruyvens Argumentation sogar eher gegenläufige Dinge.
H4 hat das Aufstocken eingeführt was es (bei ausreichender Höhe des Satzes und sinnvoller Anrechnung, was aktuell natürlich nicht der Fall ist) auch bei geringfügiger Beschäftigung lohnenswert machen könnte eine solchen Job anzunehmen/anzubieten.
 
Sind zwei vollkommen verschiedene, ja in ruyvens Argumentation sogar eher gegenläufige Dinge.
H4 hat das Aufstocken eingeführt was es (bei ausreichender Höhe des Satzes und sinnvoller Anrechnung, was aktuell natürlich nicht der Fall ist) auch bei geringfügiger Beschäftigung lohnenswert machen könnte eine solchen Job anzunehmen/anzubieten.
Das sehe ich anders. Wenn man einen angemessenen Mindestlohn bekommt braucht man nicht mehr aufstocken.
Ich meine Vollzeitstellen. Auch da gibt es Aufstocker.
 
Der einfache Bandarbeiter Job stirbt aus. Langsamer als z.T. befürchtet aber doch unaufhaltsam. Und für die Maschine die den Job von >10 Arbeitern macht brauchst du halt keine >10 Bediener. Also muss ein Ersatz her, und geringfügige Beschäftigung (natürlich auch in 20, 15 oder weniger Wochenstunden) mit Aufstockung könnte eine Antwort sein. Zur Bürokratievermeidung wäre das Bedingungslose Grundeinkommen eine Andere.
 
Sind zwei vollkommen verschiedene, ja in ruyvens Argumentation sogar eher gegenläufige Dinge.
H4 hat das Aufstocken eingeführt was es (bei ausreichender Höhe des Satzes und sinnvoller Anrechnung, was aktuell natürlich nicht der Fall ist) auch bei geringfügiger Beschäftigung lohnenswert machen könnte eine solchen Job anzunehmen/anzubieten.
Einen entscheidenden Haken hat das allerdings doch: Die Gemeinschaft zahlt den Teil des Lohns, den sich ein Arbeitgeber spart, während dieser gleichzeitig in den Genuss der vollen Arbeitsleistung des Beschäftigten kommt. Man subventioniert also nicht den Arbeitnehmer, sondern den Arbeitgeber, denn wenn die Arbeitsleistung benötigt wird, kann sie auch vom Arbeitgeber voll vergütet werden.

Wenn die Stelle eigentlich nicht benötigt wird, ist es die Schaffung eines Arbeitsplatzes um seiner selbst Willen, also im Wesentlichen eine teure Beschäftigungstherapie, denn das Einkommen könnte man dem "unnütz" Angestellten mit deutlich weniger Overhead auch direkt zukommen lassen.

Sicherlich gibt es gute Gründe, Menschen in einer Art Arbeitsrhythmus zu halten und vielleicht dafür zu sorgen, dass aus der subventionierten Stelle eine regulär vergütete wird. Aber genau das leistet H4 de facto in den seltensten Fällen, während hauptsächlich ein von der Solidargemeinschaft finanzierter Niedriglohnsektor wächst.

Und was geschieht wohl, wenn immer mehr Leute von dem, was sie weniger verdienen, auf dem Umweg über Abgaben ihre eigene Lohnaufstockung bezahlen sollen? - Eben.
 
Einen entscheidenden Haken hat das allerdings doch: Die Gemeinschaft zahlt den Teil des Lohns, den sich ein Arbeitgeber spart, während dieser gleichzeitig in den Genuss der vollen Arbeitsleistung des Beschäftigten kommt. Man subventioniert also nicht den Arbeitnehmer, sondern den Arbeitgeber, denn wenn die Arbeitsleistung benötigt wird, kann sie auch vom Arbeitgeber voll vergütet werden.
Damit hast du Recht. Und beim Mindestlohn werden Arbeitgeber eben dazu verpflichtet diesen auch zu zahlen.
Man kann nicht alles auf den Staat abwälzen.
 
Deswegen brauchen wir ein solidarisches Bürgergeld um die Arbeitsknechtschaft zu beenden.

Wird es das denn?
Ich denke es wird nur dazu führen, dass wir im Niedriglohnsektor ein Problem bekommen weil sich der ein oder andere dann ganz zuhause bleiben wird, während alle anderen das bezahlen dürfen.

Die Höhe des Geldes wird ja das Existenzminimum sein, d.h. der Druck weiterhin zu arbeiten um leben(!) zu können bleibt ja.
 
Ich denke es wird nur dazu führen, dass wir im Niedriglohnsektor ein Problem bekommen weil sich der ein oder andere dann ganz zuhause bleiben wird, während alle anderen das bezahlen dürfen.
Ist doch heute schon so. Es wird immer welche geben, die das System ausnutzen, das wird man nicht verhindern können.
 
Ist doch heute schon so. Es wird immer welche geben, die das System ausnutzen, das wird man nicht verhindern können.
Eben die sind nur eine Minderheit!

Außerdem gibt es auch ganz oben in der Gesellschaft Menschen welche das System ausnutzen.
Aber auch die sind eine Minderheit und schwarze Schafe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und beim Mindestlohn werden Arbeitgeber eben dazu verpflichtet diesen auch zu zahlen.
Der aber leider löchriger ist, als Sparanus seine Uniform. Langzeitarbeitslos gewesen? Pech gehabt, das erste halbe Jahr darf unter Mindestlohn gezahlt werden. Und weil es so "schön" war, kann man dann noch innerhalb der Probezeit gekündigt werden und es wird der nächste Langzeitarbeitslose doppelt freie Lohnarbeiter eingestellt.
 
Der aber leider löchriger ist, als Sparanus seine Uniform. Langzeitarbeitslos gewesen? Pech gehabt, das erste halbe Jahr darf unter Mindestlohn gezahlt werden. Und weil es so "schön" war, kann man dann noch innerhalb der Probezeit gekündigt werden und es wird der nächste Langzeitarbeitslose doppelt freie Lohnarbeiter eingestellt.
Dann ist dabei auf jeden Fall noch Nachholbedarf.
 
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