BUILDLOG: ITX-Gehäuse in 100% Eigenbau

TheGermanEngineer

BIOS-Overclocker(in)
BUILDLOG: ITX-Gehäuse in 100% Eigenbau

Hallo,

einige kennen mich sicher bereits aus dem PCGH-Discord, dort bin ich unter dem Namen Lefti anzutreffen. Mein aktueller Rechner existiert im jetzigen Zustand schon seit etwa zwei Jahren. Ebenso alt ist auch das Gehäuse, in dem er Platz findet.

Das Gehäuse verfolgt ein paar grundlegende Konzepte:
1. Inverted-Aufbau, sodass die GPU die Luft von oben außerhalb des Gehäuses ansaugen kann
2. Kammern-Design für bestmöglichen Airflow
3. Kleinstmögliche Größe bei größtmöglichem Komfort, trotz der Kompaktheit passen Full-Size-GPUs, -Kühler und -Netzteile in das Gehäuse
4. Material Holz

Eben diese Dinge machen den gesamten Rechner zu einem wahren Einzelstück und Hingucker. Zumindest auf den ersten Blick, denn auf den zweiten Blick erkennt man grundlegende Schwächen am Gehäuse, weshalb ein neues Gehäuse her muss. Das Konzept bleibt unverändert, aber die Umsetzung soll deutlich besser werden. Dieser Buildlog soll auch eine Anlaufstelle für all diejenigen sein, die sich selbst dran versuchen wollen und Tipps brauchen. Doch dazu mehr in den einzelnen Kapiteln.

Verbaute Komponenten:
CPU: Intel Core-i7 6700K @4.5 GHz (1.24 V)
Mainboard: ASUS Z170I
DRAM: 2x8 GB HyperX Fury DDR4-3000 15-17-17-32 1T
Kühler: be Quiet! Dark Rock 3 Noctua NH-U12A
GPU: Sapphire RX 580 Nitro+ 8 GB
PSU: be Quiet Pure Power 10 CM 500W
SSD: Samsung 850 Evo 250 GB PNY XLR8 CS3030 1 TB + Samsung 840 Pro 256 GB
HDD: Western Digital Blue 1 TB

Inhaltsverzeichnis
  1. Bestandsaufnahme
  2. Planung in Fusion 360
  3. Anfertigung der Gehäuseteile
  4. Der Zusammenbau
  5. Seitenpanel und weitere Verbesserungen
  6. Endlich mit Echtglas
  7. Ein Noctua-Lüfter hat noch nie so gut gepasst
  8. Noch mehr Noctua
  9. Umbau für MacOS
  10. Langzeiterfahrung


1. Bestandsaufnahme

Zunächst erst mal ein kleiner Überblick auf den jetzigen Zustand. Im Grunde schon mal nicht schlecht für den ersten Versuch ein Gehäuse zu bauen. Insgesamt sind es 10 Punkte, die mich stören.
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Punkt 1: Fehlende Symmetrie

Das geübte Auge hat es bereits im ersten Bild erkannt, für alle anderen noch mal ein eindeutigeres Bild. Das gesamte Gehäuse vermisst seine Symmetrie. Ursprünglich war es geplant, dass die GPU exakt mittig sitzt. Dass dem nun doch nicht so ist, liegt maßgeblich daran, dass die Mittelwand weiter zur Mitte rücken musste um Platz für Kabel zu schaffen. Weil die Breite bereits festgelegt war, hat sich so der gesamte Mainboard-Tray nach rechts bewegt. Eine absolute Fehlentscheidung dies so zu lassen meinerseits, wie man später noch sehen wird.
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Punkt 2: Unsaubere Kanten und gebogene Wände

Schon mal versucht mit einer Stichsäge eine absolut gerade Kante zu sägen? Das ist gar nicht so einfach, und das sieht man auch hier. Gerade diese Kante ist mir so gar nicht gelungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die verwendeten Holzplatten im Baumarkt derart falsch gelagert wurden, dass quasi in alle Richtungen das Holz gebogen ist. In einem gewissen Rahmen ist das auch unvermeidbar und normal, ab einem gewissen Punkt ist das aber einfach nur noch störend. Für den Neubau nutze ich nun 6 mm Buche 5-lagig statt 5 mm Buche 3-lagig, da so ein Holz prinzipiell schon weniger Flex haben sollte. Zur Not fahre ich auch von Baumarkt zu Baumarkt bis ich das gefunden habe, was meinen Ansprüchen gerecht wird.
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Punkt 3: Keine Seitenwand möglich

Punkt 1 holt uns jetzt schon ein. Weil Der Mainboard-Tray nach rechts gerutscht ist, stehen etwa 5 mm des Lüfters für den CPU-Kühler aus dem Gehäuse heraus. Ich habe verschiedenes ausprobiert: Den Kühler passiv nutzen, oder auch mit Abstandshaltern die Acrylplatte zu befestigen. Aber alles sah mehr wie gewollt als gekonnt aus. Dieses Problem sollte sich aber einfach beheben lassen, indem man von Anfang an einfach vernünftig plant.
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Punkt 4: Mangelhafte Planung auf Papier

Wo wir gerade von Planung sprechen: Für diesen Prototypen existierten nur 2D-Skizzen auf Papier. Das mag vielleicht noch gerade so gehen, wenn man ohnehin großzügige Toleranzen einplant, nicht aber bei einem ambitionierten ITX-Gehäuse. Daher jetzt schon mal ein guter Rat: Schnappt euch ein CAD-Programm und bastelt euch eine 3D-Skizze. So kann man vorher schon sehen wo es Probleme geben kann und wird. Ich für meinen Teil werde Autodesk Fusion 360 nutzen, aber prinzipiell sind viele Programme geeignet.
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Punkt 5: Große Spaltmaße

Spaltmaße sind ein Resultat aus schiefen Kanten, Platten die nicht passen und vielem mehr. In meinem Fall habe ich das durch großzügige Klebekanten gelöst. Das sieht einfach schlampig aus. Aber durch Planung und vernünftigen Holzplatten sollte auch dies der Vergangenheit angehören.
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Punkt 6: Unsaubere Verarbeitung

Anscheinend führt eines zum anderen. Natürlich leidet auch die allgemeine Verarbeitungsqualität. Wie auch hier zu sehen passt die Platte einfach nicht so, wie sie soll. Machen wir es kurz: Das soll der Vergangenheit angehören.
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Punkt 7: Nicht passende Bohrlöcher

Wer schon mal Spezifikationen gewälzt hat wird feststellen, dass häufig nicht viel Spielraum ist. Das ist zum einen gut, denn so kann man immer davon ausgehen, dass die Komponenten auch immer an ihrem Platz eingebaut werden können. Millimetergenaue Bohrungen in Holz können da so einiges abverlangen. Beim Netzteil habe ich daher kurzerhand zwei Löcher einfach wieder aufgefüllt, denn das Netzteil hält ja auch mit nur zwei Schrauben. Auch schön zu sehen: Die mitgelieferten Schrauben sind natürlich viel zu kurz. 6 mm um genau zu sein, und das Wandmaterial ist allein schon 5 mm dick, im Neubau dann sogar 6 mm. Hier habe ich eine entsprechende Senke eingedremelt. Für den Neubau kommen längere Schrauben zum Einsatz. Eines vorweg: Es handelt sich hierbei um Schrauben mit UNC 6/32 Zollgewinden. Die führt in der Regel kein Baumarkt, zumindest nicht in Deutschland. Hier muss ein entsprechender Schraubenfachhändler oder ein Onlineshop aushelfen.
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Punkt 8: Keine Echten Abstandhalter fürs Mainboard

Eigentlich ein Witz, denn eine Packung Abstandhalter kostet echt nur ein paar €. Stattdessen ist der Einbau in diesem ohnehin schon engen Gehäuse maximal dämlich gestaltet: M4-Schrauben werden auf das Mainboard gesteckt, unter dem Mainboard mit 5 mm dicken Aluminiumringen als Spacer versehen und dann auf den Tray gesteckt. Von hinten werden die Schrauben nun festgezogen. Es versteht sich wohl von selbst die paar € in richtige Abstandhalter zu investieren.
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Punkt 9: GPU ist nicht verschraubt

Für den Transport wäre das unbedingt erforderlich. So wird die GPU nur vom Slot gehalten, solange der Rechner steht geht das auch in Ordnung. Also werde ich wohl für den Neubau eine Verschraubung vorsehen müssen. Sicher ist sicher.
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Punkt 10: Keine Erdung der einzelnen Komponenten

Natürlich ist das Netzteil an sich geerdet, denn das ist ja auch Vorschrift. Aber wenn man das Voltmeter nimmt und mal von Mainboard- bzw GPU-IO zum Netzteil die Spannung misst, so ist diese um einiges höher als bei einem normalen Rechner im Metallgehäuse. An sich ist eine Erdung nicht unbedingt notwendig, immerhin lief der Rechner jetzt knapp zwei Jahre auch ohne. Allerdings reagieren gerade Audiokomponenten höchst allergisch auf fehlende Erdung. Ursprünglich war mal ein Frontpanel mit Audioanschlüssen verbaut. Da der Sound aber dermaßen kratzig war, habe ich dies wieder rückgängig gemacht. Der Grund war möglicherweise die fehlende Erdung, sodass gerade unter Last Probleme auftraten.
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So viel zur Bestandsaufnahme. Im nächsten Kapitel geht es um die Planung in Fusion 360. Wer auf dem Discord unterwegs ist, hat vielleicht schon einige Renderbilder gesehen. Schaut doch hin und wieder hier vorbei um die Fortschritte zu beobachten.
 
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2. Planung in Fusion 360

Wie versprochen geht es weiter mit der Planung in Fusion 360. Die Anfänge der Planung liegen jetzt schon mehrere Monate zurück. Angefangen hat es mit der Konstruktion der einzelnen Komponenten wie Mainboard, GPU und Kühler, weil diese Teile maßgeblich die späteren Abmessungen festlegen. Das tolle an Fusion 360: Komponenten können einzeln definiert werden und dann in einer neuen Konstruktion wieder importiert und zueinander ausgerichtet werden. So werden Board, Kühler und GPU zunächst jeweils einzeln anhand von offiziellen Spezifikationen, Produktinformationen oder händischem Nachmessen angelegt.

Zugegeben, die drei Komponenten waren zunächst noch sehr einfach gehalten, aber anhand von Spezifikationen konnte ich sie schon aneinander ausrichten und hatte die Basis für für das System. Anhand dieser Basis entstanden nun die einzelnen Platten, also die Seitenwände, sowie Deckel, Boden und einige Platten im Inneren wie der Mainboard-Tray. Der Clou an den referenzierten Komponenten: Wird eine Komponente verändert, kann man sie in allen referenzierenden Konstruktionen updaten und so nach und nach weitere Details hinzufügen. So wurde aus einem einfachen Klumpen Aluminium später eine recht detaillierte Grafikkarte.

Hier ein Renderbild des aktuellen Zustands:
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Von Design hat sich nur wenig verändert. Die Höhe hat sich etwas verringert, weil die GPU nun direkt mit der Gehäusedecke abschließt. Die Abdeckung vom Netzteil ist nun auch etwas in die Mitte gerückt und schließt nicht mehr plan mit der Kante ab, dadurch wäre es möglich eine Tür aus Glas einzubauen. Jene sieht man schon im Renderbild, auch wenn dieses Feature erst einmal zurückgestellt ist. Für die Vorderseite steht noch kein Design fest. Für Ideen und Anregungen bin ich daher offen, also nur zu :).

Nun einige Details. Die SSD wird wieder zwischen Frontlüfter und CPU-Kühler auf dem Mittelboden platziert. Die Kabel dafür werden wie beim Prototypen durch einen Schlitz in die untere Kammer weggeführt. Direkt hinter der der SSD nahe der Mittelwand befindet sich ein Schlitz für diverse Kabel, hauptsächlich für den ATX- und EPS-Stecker. Hinter der Mittelwand wäre kein Platz für derart dicke Kabel. Diese Lösung ist ein Kompromiss zwischen Kompaktheit und Kabelmanagement.
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Jetzt ein Blick auf die andere Seite. Der Ausschnitt hinter dem Mainboard ist etwas größer geworden, um den M.2-Slot freizulegen. Das ist bei ITX-Boards gar nicht mal so unüblich, denn aufgrund des geringen Platzes wandert das eine oder andere Feature auf die Rückseite. Teilweise wird sogar hoch gestapelt, wie beim ASUS Maximus VIII Impact. Unten rechts findet wie gewohnt die HDD Platz. Allerdings soll sie nun einen vernünftigen Festplattenkäfig mit vollständiger Entkopplung bekommen. Mein Geheimtipp für alle Selbstbauer: Man kann die Festplattenkäfige für Be-Quiet!-Gehäuse auch einzeln nachkaufen. Sie sind nur wenig größer als die Festplatte selbst und haben vollständige Gummientkoppler. Eben so ein Exemplar soll auch hier, wenn auch leicht modifiziert, zum Einsatz kommen.
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Das wohl herausforderndste Teil wird die Rückwand sein. Aus weiser Voraussicht sind die Bohrungen für das Netzteil als Langlöcher ausgeführt. So hat man noch etwas Spiel, falls etwas nicht so ganz passt. Dazu kommt wieder ein 120mm-Lüfter und die üblichen Ausschnitte für IO. Für die PCIe-Blende gibt es nun einen kleinen Steg, an dem man die GPU verschrauben kann. Gerade dieses Teil wird einem Funktionstests unterzogen werden müssen. Nichts wäre ärgerlicher als ein fertiges Gehäuse in der Hand zu halten, bei der am Ende keine GPU hineinpasst. Immerhin wird hier mit 1/100-Millimetern gearbeitet, was aber unmöglich so zu fertigen ist.
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Nun noch eine Linksammlung für alle fleißigen CAD-Profis, um nicht lang nach den richtigen Spezifikationen suchen zu müssen:

In der ATX Specification 2.2 findet man unter anderem die Bohrungen für Mainboards des ATX-Standards, also auch für µATX und Mini-ITX, da diese eine Teilmenge der Bohrungen nutzen. Außerdem ist dort die Spezifikation der IO-Blende aufgeführt. Der Vollständigkeit halber hier auch die Spezifikationen für 3.5"-Laufwerke und 2.5"-Laufwerke, sowie hier mit SATA-Connector. Die Bohrungen für ATX-Netzteile sind hier aufgeführt. Hier findet man außerdem die mechanische Spezifikation von PCIe um Slot, Karte und PCIe-Bracket modellieren zu können.

Das Modell sieht bisher ganz vielversprechend aus, auch wenn noch einige Dinge nicht ganz fertig sind. Im nächsten Kapitel geht es dann weiter mit den einzelnen zugeschnittenen und bearbeiteten Holzplatten, ehe es dann endlich ans Zusammensetzen geht ;).
 
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Oh man...

Ich hatte bevor ich mein Holz-Case gebaut habe gesucht, aber nichts gefunden und jetzt wo ich fertig bin, kommst du :D

Bei meinem Case sind witzigerweiße nahezu die selben Fehler aufgetreten wie bei dir...

Fehlende Planung, ungenaue Arbeit ( auch wegen Stichsäge und Freihand-Action ^^), inprovisierte neu Konzeptuonierung einzelner Teile, die dann zu Problemen geführt haben und so weiter...

Ich bin eigentlich zufrieden mit dem Ergebnis, aber eben auch nicht zufrieden genug, das ich es auf Dauer so lasse :D

Ich werde den Thread auf jedendall weiter verfolgen. Cooles Projekt!

Etwas ähnliches will ich als Medien-PC auch noch bauen ^.^

Viel Erfolg!
 
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Ich bin eigentlich zufrieden mit dem Ergebnis, aber eben auch nicht zufrieden genug, das ich es auf Dauer so lasse :D

Ein guter Grund hier dran zu bleiben. Ich werde wohl auch einige Werkzeugtipps mit sammeln. Ich glaube dieser Thread hat das Zeug nicht nur ein Buildlog zu sein, sondern auch eine Sammlung von Spezifikationen und Tipps bei der Umsetzung.
 
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Sehr nice, da wahr wohl auch ein Perfektionist am Werk. Sehr schönes Holz. Wie dick ist das ganze etwa? Das sieht schon etwas schwerer aus, auch wegen des Wassers.
 
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BxHxT 25x35x38 cm, 18 mm Akazienleimholz (Regalbretter aus dem Baumarkt). Hab ihn nicht gewogen, leicht ist aber anders.
 
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Ich werde meines mal wiegen müssen, zwecks Vergleich zu später. Akazie ist auf jeden Fall sehr schön, aber für meinen kompakten Build brauche ich es so dünn wie möglich.
 
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Verstehe ich. Bei mir hat sich die Holzstärke angeboten um die Stirnverbindungen mit Flachdübeln, M4 Schrauben und Rampamuffen zu realisieren.
So können die Holzteile beliebig oft auseinander genommen werden.
Aber, man verliert natürlich auch Platz....
 
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Eure beiden Cases passen locker in meins rein :D

800x600x400 und ne Wandstärke von 27mm =)

Holz-PC: Planung + Bau

( Ich weiß nicht, wie ich das am Handy schöner verlinke sorry ^^)


Mein Case dient aber auch als Unterschrank bzw Tischstütze!

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Ach ja, deinen Thread habe ich auch schon durch, ich wollte wissen wie andere ihren BUILDLOG gestalten. Als Tischstütze ist meiner nicht geeignet, da er nur rund 30 cm hoch sein wird und Luft von oben braucht.

Die Holzteile für das Gehäuse habe ich mittlerweile schon so gut wie fertig, es fehlt noch der letzte Finish. Insgesamt sind dafür gut 24 Mannstunden nötig gewesen. Vier oder fünf mal war ich mit meinem Nachbarn in der Werkstatt und hab mehrere Stunden gearbeitet :D
 
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Kenne ich, war mit meinem insgesamt ein 3/4 Jahr beschäftigt, gemütlich natürlich.
Bin gespannt auf deine Bilder....
 
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3. Anfertigung der Gehäuseteile

Endlich geht es ans eigentliche Bauen. Die Teile sind jetzt schon seit einiger Zeit fertig, aber ich bin erst jetzt dazu gekommen das alles zu dokumentieren. Die Arbeit habe nicht ich selbst vollbracht, sondern zusammen mit meinem Nachbarn, da mir für die Arbeit sowohl Werkzeug als auch Erfahrung fehlt. Insgesamt haben wir mehrere Nachmittage in der Werkstatt gearbeitet, insgesamt etwa 12 Stunden pro Person. Bitte bedenkt, dass alles absolut Handarbeit ist und keine Fräse zum Einsatz kam!

Die Holzplatten (6 mm Buche, 5-lagig) haben wir zunächst mit einem Sägeaufsatz für einen Deltaschleifer präzise ausgesägt, dabei aber an jeder Schnittkante 1-2 mm Platz gelassen um die Kanten nachbessern zu können. Egal wie man sich bemüht, eine wirklich gerade Kante wird man nur mit einer Fräse oder Tischsäge erreichen. In langer Kleinarbeit wurde jede Kante dann mit einem elektrischen Hobel und ggf noch mit einem Bandschleifer begradigt und geglättet. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Die Ausschnitte sind mit einer Dekupiersäge gesägt, die runden Ausschnitte für die Lüfter zusätzlich mit einem Schleifzylinder in Form gebracht. Aber dazu mehr bei den einzelnen Bildern.

Die wohl einfachsten Teile sind die linke Seitenwand und die untere Netzteilabdeckung. Daher gibt es hierzu nicht viel zu sagen, außer auf den oberen Absatz zu verweisen. Die Teile haben in sich keinen bis kaum sichtbaren Flex, gerade bei der Seitenwand ist das sehr wichtig, weil man dort nichts durch Verkleben retten kann.
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Dies ist die Gehäusefront. Die Bohrlöcher für den Lüfter sind auch schon fertig und zusätzlich noch gesenkt, damit die Köpfe der Schrauben sich schön im Holz verstecken. Ich bin sehr zufrieden mit Verarbeitung und dem Material. Ich habe zusätzlich eine Nahaufnahme der Schnittkante des Lüfterausschnitts mit hochgeladen. Glaubt ihr, dass das Handarbeit ist und nicht gefräst ist? Ich würde es fast selbst nicht glauben, so gut ist es geworden.
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Als nächstes kommt die Unterseite. Da hier das Netzteil sitzt, braucht der Ausschnitt für den Lüfter natürlich keine Bohrungen. Mittlerweile bin ich auch bei den Gehäusefüßen fündig geworden. Ich habe bisher hauptsächlich nach Möbelfüßen gesucht, die natürlich alle viel zu groß sind. Die Lösung: Gerätefüße aus dem HiFi-Bereich. Ich habe mich für massive Aluminiumfüße entschieden, die gedreht und gefräst sind und bereits unten gummiert sind. Die Füße haben einen Durchmesser von 30 mm und eine Höhe von 14 mm. Natürlich zahlt man für sowas auch HiFi-typische Preise. Rund 17€ haben die vier Füße im Paket gekostet. Aber die Füße sind absolut top verarbeitet und ihr Geld definitiv wert. Im Bild gut zu sehen: Die mitgelieferten Schrauben sind natürlich wieder vollständig ins Holz eingesenkt.
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Als nächstes ist die Oberseite dran. Statt eines ursprünglich geplanten und im aktuellen Rechner verbauten 16-mm-Drucktaster, ist in dem Bild nun ein 19-mm-Drucktaster mit Leuchtring verbaut. Dieser wird laut Datenblatt mit 12 V betrieben, allerdings konnte ich den Ring beim Testen auch ohne Probleme und nennenswerten Leuchtkraftverlust mit 5 V betreiben. Dieser Ring soll später die Power-LED ersetzen. Die entsprechenden Pins auf dem Board würden 5 V liefern, ich könnte aber ebenso 12 V und Masse vom Netzteil beziehen. Sofern der Rechner aus ist, sollte das Netzteil ja auch keine Spannung liefern, sodass der Effekt am Ende gleich bleibt.
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Auch in der Mittelwand sind schon einige Extra-Teile angebaut, nämlich die Abstandshalter. Einen davon habe ich grandioserweise einen Millimeter zu weit unten verbaut bzw das Loch dafür falsch gebohrt. Ihr erinnert euch an meinen Kritikpunkt #7 aus dem ersten Post? Ich habe das bemerkt, als ich ein altes Sockel-A-Mainboard testweise montieren wollte. Ich habe den Abstandshalter dann entfernt und einen Millimeter tiefer wieder einsetzt und den Rest mit Holzleim gefüllt. Ich glaube man sieht es nicht, wenn man es nicht wüsste. Wollt ihr raten, welcher es ist? Man könnte es auf den Bildern sogar erkennen. Die kleine Kerbe ist dafür da, dass die Spitze der Slotblende dort verschwinden kann. Ungefähr so, wie man es im letzten Bild sehen kann.
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Als nächstes ist der Mittelboden dran. An der unteren Kante wie gewohnt der Bereich, durch die später die Kabel für die SSD durchgeführt werden. Am oberen Ende werden alle Kabel durchgeführt, die aus der unteren Kammer (vornehmlich vom Netzteil) nach oben müssen. Die beiden schmalen Schlitze dienen als Halterung für den SSD-Carrier. Wollt ihr wissen, wie die SSD im Prototypen verbaut ist? An allen Ecken befinden sich kurze Gewindestangen, die einfach in Löcher im Mittelboden gesteckt werden. Einfach, aber effektiv. In der Bestandsaufnahme taucht dieser Punkt gar nicht auf, aber auch das ist einer dieser Punkte, der mich gestört hat. Ein richtiger Carrier wie in einem richtigen Gehäuse war mir deutlich lieber. Zu Testzwecken durfte eine alte Notebook-Festplatte Platz nehmen. Mir gefällt diese Lösung deutlich mehr, und auch das Gehäuse freut sich darüber (seht ihr den Smiley im letzten Bild? :D).
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Das zeitaufwändigste Teil war wie zu erwarten die Rückwand. Insgesamt gibt es fünf einzelne Flächen, die ausgesägt werden mussten, inklusive einiger Bohrungen. Schön zu sehen ist auch die angewinkelte Halterung für die GPU. Die passt sicher nicht nicht zu 100%, weil beide Teile an der aufeinander treffenden Kante um 45° geschrägt und dann zusammengeklebt sind. Dadurch sieht man keine Schnittkante, aber sowas ist sehr schwer perfekt zu fertigen, der Rest wird dann wohl zurecht geschliffen. Eben aus diesem Grund hat der Rest dieses Gehäuses keine gewinkelten Kanten. Das war mir zu schwer in gewünschter Perfektion zu bauen. Aber zumindest passt schon mal meine Test-Slotblende hinein.
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Das letzte Teil ist die Halterung für den HDD-Käfig. Auch dieser ist mit einer 45°-Kante ausgestattet. Man sieht ziemlich gut, dass solche Kanten unnötig aufwändig sind. Zum Glück sieht man diese Halterung am Ende ohnehin kaum. Im letzten Bild ist der Käfig aufmontiert. Dieser muss allerdings noch etwas mit dem Dremel bearbeitet werden, da die beiden Halterungen links und rechts im Weg sind. Der Käfig darf maximal so breit sein, wie die Halterung selbst auch.
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Freut ihr euch auch schon auf den Zusammenbau? Ich auch, denn das wird dann wohl das nächste Kapitel werden.
 
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Alter Schwede!
Nicht, dass dein erstes Case schlecht war, aber das neue spielt ja jetzt schon in ner ganz anderen Liga! :D

Ich bekomme grade richtig bock, auch einen zweiten Versuch zu starten und mein altes Case als Bücherregal zu nehmen =)
 
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Nicht, dass dein erstes Case schlecht war, aber das neue spielt ja jetzt schon in ner ganz anderen Liga! :D

Ich glaube man kann Eigenbau-Gehäuse ganz gut klassifizieren:

1. Gehäuse aus dem, was gerade so da ist, Hauptsache funktional
2. Gehäuse mit viel Willem, aber weniger gutem Erfolg (mein Prototyp)
3. Gehäuse mit guter Planung und guter Umsetzung (mein Ziel)
4. Maschinell oder einfach sehr sehr sauber gefertigte Gehäuse die alles übertreffen (irgendwann später mein Ziel)
 
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Hab' grad den Einführungs-Thraed gelesen. Also zur Mainboardbefestinung, das ist einfach hammer :D:D
Und: Ich mag deinen Schreibstil – liest sich sehr angenehm und man kann sofort nachvollziehen, was du fühlst :D

Sehr cooles Gehäuse und schöne Arbeit. :daumen:
 
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Vielen Dank :) Das motiviert mich umso mehr weiterzumachen. Nicht nur für mich, sondern auch für euch :D
 
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Sehr interessant. Aber preislich weit von dem entfernt, was ich bereit bin auszugeben. Allein beim GPU-Block zahlt man ja einen Aufpreis, in den locker die Materialkosten für mein ganzes Gehäuse passen. Ich bin auch leider nicht so der WaKü-Freund, aber ich werde jetzt erst mal mein Gehäuse zusammensetzen :D
 
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