AW: Neue Hifi-Lautsprecher - Einschätzung/Rat benötigt
1.) Werden AVRs in heutiger Zeit in einer deutlich größeren Stückzahl produziert als Stereoverstärker. Wir reden hier von einer Größenordnung von 10. Vergleiche dazu einfach mal die Absatzzahlen bei Yamaha zum Beispiel. Da macht die Sparte der Stereoverstärker nur noch einen sehr kleinen Teil aus. Den Löwenanteil trägt da ganz deutlich das AVR-Segment. Das führt dazu, dass auch die Kosten pro produzierter Einheit bei den AVRs drastisch sinken.
Ich weiß nicht, was du für Kenntnisse bezüglich Herstellungskosten und auch Mengenrabatten bei der Beschaffung größerer Mengen von Bauteilen hast. Aber wenn du welche hättest, dann würdest du selbst merken, was für einen Blödsinn du da geschrieben hast!
Wie soll denn ein Hersteller wie z.B. Denon fürs gleiche Geld einen gleichwertigen AVR (8 kanaligen DSP Vorstufe mit allerlei Funktionen nebst Funktionalitäten zum Einmessen, Messmikro und eben auch 7 Endstufen oder mehr, dazu ein größeres Netzteil) Stereoverstärker (Stereovorstufe und 2 Endstufen) anbieten können?
Warum sollten die Endstufen des AVRs von Rabatten aufgrund der Stückzahl profitieren und die des Stereoverstärkers nicht? Die benötigten Bauteile werden sicherlich vom gleichen Lieferanten besorgt und unterliegen derselben Rabattierung.
Wie soll der zusätzliche Montageaufwand und die zusätzlichen Bauteile des AVRs ggü dem wesentlich simpleren Stereoamps preislich aufgefangen werden? Wie die zusätzlichen Baugruppen, wie die zusätzliche Entwicklungsarbeit?
Abgesehen davon, wer glaubt, das Teile immer billiger werden, solange man die Stückzahl nur weit genug erhöht, der sollte mal den gesunden Menschenverstand einschalten...
Lustigerweise wird es zuweilen sogar teurer, wenn man mehr Teile kauft / produziert, aber das nur am Rande.
Denn beide Hersteller haben inzwischen erkannt, dass ein Einmessystem auch im Stereobereich durchaus signifikante Verbesserungen erbingen kann, wenn die Raumakustik nicht optimal ist.
Deswegen habe ich ja geschrieben, dass ein Einmesssystem, zumal ein automatisiertes, nicht viel bringt, wenn man passende Boxen zur eigenen Räumlichkeit verwendet. Wer natürlich in ein 12qm Zimmerle Standboxen mit 2x8" Bässen mit Bassreflexabstimmung in die Ecken stellt, der wird einen Mordsunterschied eingemessen gegen nicht eingemessen erleben, die Frage die sich dabei stellt ist aber, warum tut er das? Ich habe sowas schon erlebt, inklusive Besitzer, der mir von dem geilen Bass vorschwärmt - bis er mal bei mir erlebt hat was geiler Bass ist...
Das Problem ist doch, dass viele denken Aufstellung und Raumakustik ist egal und große Boxen sind geiler als Kleine und dann auf die Einmessautomatik angewiesen sind, damit es wenigstens einigermaßen klingt. Das aber der Klang auch nicht besser wird, wenn der Bass um 18dB zurückgenommen werden muss, dass verstehen die nicht.
Aber es gibt immer noch die Hardliner, die weiterhin felsenfest der Überzeugung sind, dass Stereoverstärker den AVRs deutlich überlegen sind. Ironischerweise sind das meistens diejenigen, die keinerlei akustische Optimierungen im Raum vorgenommen haben und meist nichts von Raumakustik verstehen. Warum man die Raumakustik meidet, wie der Teufel das Weihwasser, ist mir oft ein Rätsel.
Du verwechselst da glaube ich etwas.
Den meisten unbedarften Kunden ist die Raumakustik und die passende Boxenwahl tatsächlich ein Rätsel, die beschäftigen sich gar nicht erst damit und setzen komplett auf irgendwelche Automatiken. Da wird auf Kundenbewertung in einschlägigen Portalen und Optik gekauft. Dann ist eine Einmessautomatik das einzige, was den Klang nicht komplett entgleisen lässt.
Wer etwas von Akustik versteht, der kauft von vorneherein schon Boxen, die zum Raum passen. Der Vorteil, den eine automatisierte Einmessung da bringt ist entsprechend klein. Mit manueller Einmessung und entsprechender Erfahrung kann man noch ein bissle mehr holen, aber das erfordert schon ein wenig Erfahrung.
Klar Dinge wie Dirac usw können nochmal einen Sprung machen und dass ist normalerweise wirklich am Besten über eine Automatik zu erreichen, händisch ist es nicht ganz trivial. Aber auch da gilt, eine optimale Box ist unterm Strich der Haupttreiber für guten Klang!
2.) Ein Einmessystem als Firlefanz zu bezeichnen halte ich da für sehr naiv und ignorant. Die Unterschiede können teilweise schon sehr gewaltig ausfallen. Und wer sich mal ein wenig mit Raumakustik auseinandergesetzt hat, sollte wissen, welchen riesen Einfluss die Raumakustik beim Klangergebnis hat. Natürlich kann auch ein Einmesssystem nicht alle Störfaktoren beheben, aber vor allem im Bassbereich können hier fiese Raummoden ziemlich effektiv abgedämpft werden.
Klar, aber je gewaltiger die Unterschiede sind, desto ungeeigneter sind die Boxen für den Raum. Wenn man meint die Boxen auf den Raum vergewaltigen zu müssen dann kann man das damit tun. Aber wer sich mit Raumakustik auseinander gesetzt hat, der kauft halt normal auch gleich passende Boxen.
Ich habe es z.B. so gemacht, dass ich dem Architekten die Hand geführt habe und er den Raum so gezeichnet hat, wie ich ihn simuliert habe. Meine selbst entwickelten Boxen regen in dem Raum keine Raummode nennenswert an (u.a. weil es eben auch Dipole sind) und so habe ich bis 28Hz perfekt linearen Bass, der absolut dröhnfrei und knackig ist.
Mit dem miniDSP Dirac Gerät habe ich dann halb automatisch und manuell nachgearbeitet das letzt bissle rausgeholt. Aber auch ohne dürfte es bei mir erheblich besser klingen wie in 99,99% aller Haushalte. Da gings nur noch ums i-Tüpfelchen.