Morphin als versteckte Sterbehilfe?

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-RedMoon-

Guest
Guten Abend Leute,
ich habe am letzten Freitag meinen Vater nach einer langwierigen Krankheit verloren.
Ich mache mir derzeit Vorwürfe, dass er vielleicht noch etwas länger hätte leben können, wenn ich mich gegen die Morphingabe ausgesprochen hätte.

Vor 4-5 Wochen fragten mich die Ärzte, ob sie ihm Morphin geben sollen, was ich aber verneinte, da dies sein Leben verkürzen könne (laut Aussage Chefarzt). Später, als seine Schmerzen zu stark wurden, gaben sie ihm ungefragt trotzdem Morphin. Als ich das herausfand, habe ich sofort die Station "zerlegt", aber die Ärzte beruhigten mich und sagten mir, dass es eine sehr kleine Dosis ist und nur dazu dient, dass er keine Schmerzen mehr spürt. Er wurde dadurch tatsächlich ruhiger, aber auch nicht mehr ansprechbar. Vorher konnte er ganz normal sprechen und auf seine Umwelt reagieren, aber nach dem Morphin ging es dann bergab. Und jetzt ist er tot.

Ich weiß jetzt nicht, ob ich nicht daran eine Schuld trage, vielleicht hätte ohne Morphin länger leben können, andererseits hatte er starke Schmerzen. Dann kommt noch hinzu, dass ich Berichte gelesen habe, dass in manchen Krankenhäusern Morphin als heimliche Sterbehilfe gegeben wird, um Betten schneller freizubekommen. Was sich makaber anhört kann ich mir durchaus vorstellen, da das Krankenhaus tatsächlich überfüllt war. Dem Vater eines Freundes ging es letztes Jahr ebenso. Der Vater wurde bei vollem Bewusstsein eingeliefert, Tage später war er sediert und dann tot.

Ich weiß nicht, ich mache mir große Vorwürfe, ob ich hätte mehr tun können und ob ich hier ein großes Fass aufmachen soll oder nicht und das Krankenhaus irgendwie in die Pflicht nehmen, was aber meinen Vater nicht mehr zurückbringt. Ich fühle mich elend.

Meine Frage: wird Morphin in geringen Dosen tatsächlich nur als Schmerzlinderung gegeben, oder gibt es dafür auch andere "Hintergedanken"?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo!


Erstmal mein herzliches und aufrichtiges Beileid. Ich weiß nicht ob Morphin das Leben verkürzen kann.
Mir ist nur bekannt das es als (starkes) Schmerzmittel eingesetzt wird.
Und ich auch froh bin das es sowas gibt.
Wenn ich in einer ähnlichen Situation wäre, würde ich wohl danach verlangen, um mein Leid zu lindern.
 
Erstmal mein aufrichtiges Beileid.

Was hier niemand weiß, wie lange hätte denn dein Vater länger gelebt? Eine Woche, einen Monat, ein halbes oder ganzes Jahr? Hätte es Sinn gemacht für eine Woche länger leben eine Woche länger starke Schmerzen aushalten zu müssen?
Woher hast du diese Berichte? Einige "Berichte" behaupten auch das Impfen Autismus auslöst.

Was ich weiß ist das Ärzte, wenn das Leben dem Ende zu geht und der Mensch große Schmerzen hat, dann wird, trotz Risiko früher zu sterben, das Schmerzmittel überdosiert. Nicht um Betten schneller frei zu bekommen, das würde ja bedeuten alle Ärzte wären Mörder, sondern weil das Leiden zu stoppen schwerer wiegt als eine Woche länger in Qualen leben zu müssen.

Dich trifft bei sowas keine Schuld. Das du dir die Schuld gibst ist normal, jeder würde so denken. Die Ärzte haben so gehandelt wie sie es für richtig und menschlich hielten.
 
Die Ärzte sind dazu verpflichtet, zur Schmerzlinderung beizutragen. Morphine werden doch nur bei wirklich starken Schmerzen verabreicht.

Weiß ja nicht, wie das im Detail aussah, aber bei starken Schmerzen schreien Menschen auch. War bei meinem Opa damals ähnlich. Wenn man dann sieht, dass ein Mensch sich die ganze Zeit quält, will man ihm bestimmt keine Schmerzmittel vorenthalten, damit er mehr von seinen Schmerzen hat.

Mein Beileid.
 
Mein Großvater ist ebenso an einem Morphincocktail verstorben (Krebs Endstadium), was aber nicht "heimlich" war.

Also, die Gabe von Morphin ist offenbar üblich, wenn die Schmerzen extrem stark sind (sonst hilft nix mehr) und der Patient sich ohnehin im unmittelbaren Sterbeprozeß befindet. Mein Großvater war bis kurz vor seinem Tod zu Hause und hatte Morphium in Tablettenform die er freiwillig nach eigenem Gutdünken nehmen konnte wenn die Schmerzen unerträglich wurden.

Die letzten seiner Tage im Krankenhaus waren ohnehin komplett palliativ und der arme Mann war ohne drumrumzureden ganz simpel unter Schmerzen am verrecken - aber in Deutschland darf man einen ja nicht sterben lassen. Wir haben in einem seiner wachen Momente mit ihm geredet (glücklicherweise war der Verstand außer von den Medikamenten nicht beeinträchtigt und er konnte klar seinen Willen äußern) und es war klar, dass er seinen Zustand verstand und er wirklich sterben wollte. Natürlich darf auch dann noch keine aktive Sterbehilfe geleistet werden hierzulande. Nach Rücksprache mit dem Chefarzt (der zum Glück sehr menschlich war und natürlich den Zustand kannte) hat er dann aber die Dosis des Morphins so weit erhöht dass mein Großvater wenigstens schmerzfrei einschlafen konnte.

Technisch gesehen war das eigentlich aktive Sterbehilfe aber ich war ehrlich froh dass der Arzt sich so verhalten hat, denn streng nach regeln wäre das gleiche passiert nur mit womöglich mehreren weiteren Tagen Quälerei für den Mann. Ich würde aber niemals behaupten, dass Krankenhäuser sowas ohne ausdrücklichen Wunsch aller Beteiligten im Geheimen tun würden um Betten freizukriegen - meine Erfahrung war dagegen, dass die Regeln da sehr strikt befolgt wurden und es sehr große Hürden gab bis ein Arzt den (für ihn sicherlich auch gewagten) Schitt geht zu sagen ok, den beamen wir jetzt raus.
 
Später, als seine Schmerzen zu stark wurden, gaben sie ihm ungefragt trotzdem Morphin.

Was sollen sie denn sonst machen? Ihn mit Schmerzen und Qualen liegen lassen?
Das hört sich so erstmal vollkommen richtig an.
Einen schwerkranken Patienten absichtlich sterben zu lassen und durch andere zu ersetzen, macht auch rein wirtschaftlich gesehen eigentlich keinen Sinn.

Ich denke da spielt jetzt dein Kopfkino erstmal verrückt.
Wenn du wirklich Zweifel an den Ärzten hast, dann würde ich mich an ne entsprechende Stelle wenden, ob nun Anwalt oder irgendwelche Vereine, die Patientenakte herausgeben lassen und da mal drüber schauen lassen.

Mein Beleid und wünsche dir und Familie alles Gute!
 
Tut mir Leid mit deinem Vater. Morphine muss man halt irgendwann einsetzen, wenn nichts anderes mehr hilft. Was soll das Pflegepersonal sonst auch machen, den Patienten mit seinen Schmerzen unbehandelt lassen?

Für mich klingt deine Story so als wäre dein Vater eh in Kürze an seiner Krankheit verstorben. In dem Stadium kann im Prinzip alles zum Tod führen. Auch ist es wohl besser einen geliebten Menschen nicht grundlos leiden zu lassen um nur ja noch ein paar Tage/Wochen rauszuquetschen. Das ist ja keine qualitative Lebenszeit, sondern nur Verlängerung des Leids. Unseren Tieren gestehen wir ja auch ein vernünftigen Tod zu, nur bei Menschen machen wir ein riesen Fass auf. Meist nicht wegen diesen Menschen selbst, sondern weil wir uns selbst davor fürchten diesen Menschen zu verlieren. Was im Prinzip aber ein sehr egoistisches Motiv ist.

Redet sich für mich vielleicht leicht, mein Vater lebt noch. Aber denk lieber an die gute Zeit die man mit dem Menschen hatte als an die schlechte Zeit am Ende. Ändern kann man eh nix und dem Pflegepersonal da irgendwie eine Schuld zu geben ist wirklich nicht angebracht. Die tun was sie können um ihren anspruchsvollen Job täglich gerecht zu werden. Das letzte was die da brauchen sind Angehörige die wegen irgendwelchen Theorien ein schuldigen für etwas suchen was im Prinzip der natürliche Gang der Krankheit war.
 
Für mich klingt deine Story so als wäre dein Vater eh in Kürze an seiner Krankheit verstorben.

Genau das ist ein sehr wichtiger Punkt. Mein Vater hatte ein Herzleiden, was sich saisonal verstärkte. Er lag die letzten 3 Jahre zur kalten Jahreszeit wegen dieser Krankheit immer im Krankenhaus. Er kam November-Dezember rein, kam dann Februar-März wieder raus. 3 mal in Folge. bis eben jetzt. Auch da hatte man ihn immer wieder aufgegeben und gab ihm Schmerzmittel, aber kein Morphin. Aber er hatte sich jedesmal aufgerappelt und er hatte in der warmen Jahreszeit keine Schmerzen, er war körperlich eingeschränkt, aber sonst keine Schmerzen. Die kamen immer wenn es kälter wurde und dann machte der Körper sofort schlapp. Also, wie wollen die Ärzte denn wissen, ob er es diesmal nicht auch geschafft hätte? Man hatte ihn ja bereits vor drei Jahren aufgegeben. In seinen letzten Minuten hatte ich immer das Gefühl, dass er mich bewusst anblickt um mir etwas zu sagen, obwohl seine Pupillen wild hin und her rutschten. Vielleicht wäre es ihm ohne Morphin ja noch möglich gewesen etwas zu sagen oder sich gar wieder aufzurappeln. Das war mich der größte Horror, in diese Augen zu blicken und nichts tun zu können. Was nehmen sich diese Halbteufel von Ärzten also heraus, über den Zeitpunkt des Todes zu bestimmen, wenn sie sich um drei Jahre vertun können? Nein, sorry, das ist für mich keine Wissenschaft sondern Raten um Menschenleben. Dieses Dreckspack von Pillenverschreibern soll mir in Zukunft wegbleiben. Wenn ich so darüber resümiere....ach ich weiß nicht, ich kann keinen klaren Gedanken fassen :wall:
 
Es gibt keine. Aber persönlich hatte er mir mal gesagt, dass er große Angst habe vor dem Tod und er nicht leiden möchte. Ich habe dann reagiert wie jeder "gute Sohn": "Was redest du für einen Unsinn? Du stirbst schon nicht."
 
RedMoon ich hoffe du schreibst das alles nur aus tiefer Trauer und meinst das ganze nicht so.
Nachdem was du erzählt hast war dein Vater schwer krank und hatte starke Schmerzen, das medizinische Personal hat wie es klingt alles richtig gemacht.
Du solltest dir echt psychologische Hilfe holen da das Problem scheint das du einfach nicht loslassen und den Tod deines Vaters akzeptieren kannst.

Morphin ist ein sehr gutes Medikament da es Schmerzlindernd, das Gefühl der Luftnot nimmt und auch Angstlösend wirkt.
Es macht bei hoher Dosis Atemdepressiv was natürlich zum Tod führen kann.
Sei froh das die Ärzte und das Personal deinen Vater nicht unnötig leiden lassen haben wie es auch oft der Fall ist.
 
Morphin – Wikipedia

Morphin oder Morphium ist ein Hauptalkaloid des Opiums und zählt damit zu den Opiaten. Es gehört zu der Gruppe der stark wirkenden Opioide der Stufe III im WHO-Stufenschema (Klassifizierung der Schmerztherapie) und ist als Schmerzmittel bei starken und stärksten Schmerzen zugelassen.

Quasi das letzte Mittel vor dem zerstören des Schmerzzentrums.

Überdosierung

Die Hauptgefahr bei der Überdosierung mit Morphin und anderen Opioiden ist die Dämpfung des Atemzentrums (Atemdepression), die zur Bewusstlosigkeit und schließlich zu einem Atemstillstand führen kann. Eine Überdosierung mit Morphin (und anderen Opioiden) zeigt sich u. a. an einer vertieften und von der Frequenz her verminderten Atmung mit nur noch wenigen Atemzügen pro Minute. Bei noch ansprechbaren Patienten mit einer derart verminderten Atmung kann die ständig zu wiederholende Aufforderung, regelmäßig zu atmen, lebensrettend sein (sogenannte Kommandoatmung). Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Morphinvergiftung muss ein Notarzt hinzugezogen werden, der als wichtigste Maßnahme für eine Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Atmung sorgt. Eine Morphinintoxikation kann durch die Gabe von Naloxon behandelt werden. Naloxon wirkt als kompetitiver Antagonist, verdrängt Morphin von den Opioidrezeptoren und hebt dadurch dessen Wirkung auf. Die Halbwertszeit von Naloxon liegt deutlich unter jener von Morphin, so dass der Patient zwar kurzzeitig beschwerdefrei ist, aber nach dem Nachlassen der Wirkung des Naloxons wieder Atemstillstand durch die Opiatüberdosierung droht. Wird zu viel Naloxon verabreicht, kann ein morphinabhängiger Patient von der Überdosis direkt in den Entzug übergehen.

Die für einen durchschnittlichen Erwachsenen (ohne Toleranz) tödliche Morphindosis liegt bei oraler Aufnahme bei 200 mg (bis 1500 mg bei Menschen mit einer Toleranz), nach parenteraler Applikation bei 100 mg. Allerdings können – insbesondere bei intravenöser Gabe – auch schon deutlich niedrigere Dosen lebensbedrohlich sein. Für Säuglinge können schon zwei bis drei Tropfen Opiumtinktur tödlich sein.
Eine 2013 veröffentlichte Studie zeigte, dass es in der Zeit von 1999 bis 2012 in den USA zu einer Vervierfachung von opioidinduzierten Sterbefällen durch Überdosierung im Rahmen einer Schmerztherapie kam. Parallel dazu fand sich eine Vervierfachung der Opioidverschreibungen in Folge der Bemühungen um eine bessere Schmerztherapie. Als Faktoren eines Opioidmissbrauchs bis hin zur Überdosierung fanden sich u. a. auf Seiten der Patienten eine vorbekannte Neigung zu Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch, auf ärztlicher Seite eine zu unkritische Dauerverordnung von Opioiden nach chirurgischen Eingriffen oder bei nicht-tumorbedingten Schmerzen.[SUP][37][/SUP]

Bei richtiger Anwendung von Opioiden ist aber kein einziger Todesfall in der Literatur beschrieben; Opioide gelten in der Schmerztherapie als sicherer im Vergleich zu anderen Analgetika wie ASS, Metamizol, COX-Inhibitoren und Paracetamol.[SUP][24][/SUP]

Das kann von: ist schiefgegangen, Schmerzen sind zu stoppen, Leiden beenden oder "Hier ist der Regler" alles gewesen sein.
 
Also ich kenn Morphium als Mittel, was man oft in Sterben liegenden Personen gibt, damit der "Übergang" leichter für sie ist.
 
Wow, der scheiß ist rezeptfrei und für ne 800er Ibuprofen braucht man ein Rezept.
Also habe ich mal wieder Blödsinn gesehen, dass man in Amerika so ziemlich für alles ein Rezept braucht.
 
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