Video: Auf was muss man bei Geräuschmessungen achten?

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Video: Auf was muss man bei Geräuschmessungen achten?

Hallo zusammen!

Zuerst einmal: Vielen Dank an die Redaktion für diesen informativen Beitrag! Immer wieder schön zu sehen, welche Mühe und Sorgfalt in eure Arbeit einfließen.

Handfeste Messverfahren sind ohne laboratorische Gegebenheiten in der Tat äußerst schwierig. Nach industriellen Standards dürfte man sogar in nichts anderem als dem kontrollierten Freifeld - d.h. einem äußerst reflexionsarmen bis hin zu effektiv schalltoten Raum - Messungen durchführen. Hinzu kommt entsprechend teures Equipment, welches regelmäßig gewartet werden sollte, um kontinuierliche Präzision und Linearität sicherstellen zu können. Die damit verbunden Ausgaben können die Kragenweite kleinerer, unabhängier Unternehmen schnell übersteigen.

Aber selbst wenn man derartige Normen auf Dauer gewährleisten kann: Mir stellt sich immer wieder die Frage, in wie fern solch isolierte Messverfahren überhaupt im Verhältnis zur praktischen Nutererfahrung stehen. Der Einsatzort eines Lüfters ist schließlich nicht das Labor, sondern das heimische Computergehäuse. Und damit folglich auch das reinste Diffusfeld: eine kleine metallene Kammer, in die wir eine Hand voll Lüfter zwängen. Im schlimmsten Fall sogar noch hart verschraubt, ohne jegliche Entkopplung. Das Blech fängt an zu schwingen, und im Handumdrehen wird auch das Gehäuse selbst zur Schallquelle, welches munter vor sich hin resoniert. Dann folgt die Strömung, die mit zunehmender Drehzahl zum Teil schwerwiegende Turbulenzen an Gitter- und Kühlerkonstruktionen verursacht.
Was am Ende dieser Kette zustande kommt, entspricht nicht mal im Ansatz dem, was in irgendeinem Messlabor an meterlangen Gummibändern aufgehangen in der Mitte eines schallarmen Raumes zustandekommt.

Ein weiterer kritischer Punkt bei der Bewertung von Sone- oder Schalldruckangaben ist wie bereits angesprochen die spektrale Zusammensetzung eines Geräuschs. Beide Verfahren liefern leider nur (mehr oder minder komplex ohrbezogene) Mittelwerte, ohne Hinweise auf die jeweiligen akustischen Eigenheiten von Antrieb sowie Rotor- und Rahmenkonstruktion zu geben. Brummen, Schnarren, Fiepen, Dröhnen, … wer es einmal gehört hat und einigermaßen Wert auf ein ruhiges System legt, der wird es im Kopf so schnell nicht wieder los.

Ich für meinen Teil tendiere bei den Bewertungen der Geräuschcharakteristika nach wie vor zum Upload von Geräuschaufnahmen, damit sich jeder selbst einen Eindruck von den akustischen Eigenschaften verschaffen kann. Die Qualität der Abhöre ist hier zwar nicht ganz unwichtig. Für eine Beurteilung der Grundcharakteristik sollte es aber reichen. Zum Beispiel, ob ein Lüfter tonal eher im hoch- oder niederfrequenten Spektrum angesiedelt ist. Oder ob der Antrieb bei niedrigen Drehzahlen zyklische Geräusche von sich gibt oder nicht. Wenn man sorgfältig einpegelt, dann ist auch eine subjektive Lautheitsbeurteilung - in der Reihe vergleichend - einigermaßen möglich.

Genau genommen braucht es aber natürlich auch dafür kontrollierte akustische Gegebenheiten. Nach geltenden Standards wären wir dann wieder im eingangs beschriebenen Labor. Am realistischsten wäre womöglich allerdings der Einbau in einem ganz gewöhnlichen Gehäuse. Sprich, der praktischen Arbeitsumgebung eines Lüfters. Am besten mit definierter (Förder-)Leistung, um eine verlässliche Vergleichsgrundlage zu schaffen.

Man kann sich (wie in meinem damaligen Roundup) auch mit kompakteren Isolationskammern behelfen. Allerdings stößt man spätestens hier auf einige konstruktionsbedingte Schwierigkeiten. Allen voran das geringe Volumen, welches - durch Dämmung und Dämpfung zusätzlich verdrängt - kaum Bewegungsspielraum für die Strömung zulässt. Ab einer gewissen Leistung hört man dann deutlich, wie die in Bewegung versetzte Luft akustisch mit ihrer Umgebung und letztlich auch der Membran des Mikrofons interagiert. Ein möglichst geringer Abstand ist hier kaum realisierbar. Bei steigenden Drehzahlen werden schnell die besagten 50cm, später auch 100cm fällig, um hinreichend strömungsfreien Raum für das Mikrofon zu schaffen.

Irgendwann muss man sich dann auch entscheiden, von welcher Seite man das Schallfeld des Lüfters überhaupt einfangen möchte. Die 0°-Ausrichtung auf die Push-Seite fällt aufgrund der meist sehr gerichteten Strömung (die die Membran des Messmikrofons in Bewegung versetzt) prinzipiell raus. Die Pull-Seite bietet sich aufgrund der diffuseren Strömung schon eher an. Diese hebt meiner Erfahrung nach vor allem die Lagergeräusche hervor. Und letztlich noch die Ausrichtung auf die Seite, den Lüfterrahmen. Hier fängt man deutlich weniger Strömung ein. Die Geräusche des Antriebs sind durch die Schattierung der Rahmenkonstruktion zum Teil etwas gedämpft. Diese Konstellation liefert zwar eine etwas indirekte, dafür aber verhältnismäßig saubere Aufnahme.

Solche Feinheiten geben öfter den Ausschlag als man denkt und können durch ihre Auswirkungen auf die Tonalität potenziell ganze Messreihen verzerren.
Was meinerseits bleibt, ist ein Haufen Skepsis gegenüber etablierten Verfahren. Allen voran den Messungen von Schalldruck, die wie angemerkt oft mit billigen Handgeräten am Rande oder sogar unterhalb ihrer spezifierten Kapazitäten ausgeübt werden. Hier ist es vielleicht sogar fraglich, ob die zustandekommenden Ergebnisse überhaupt noch als grobe Orientierung betrachtet werden dürfen.

Aber wie dem auch sei.
Das ist ja nur mein persönliches "DerKabelbinder rantet mal wieder über Messfahren"-Gefasel :P

Ich finde es nach wie vor sehr löblich, wie ihr euch um eure Messverfahren und die offene Kommunikation gegenüber der Community bemüht. Das zeigt, das man bei euch auf der richtigen Seite steht.

Um meine Laudatio abzurunden, hier noch eine abschließende Anregung:
Manchmal klammern wir uns vielleicht einfach zu sehr an das, was wir glauben in Einsen und Nullen bannen zu können... und vergessen dabei das, was unsere menschliche Wahrnehmung ausmacht.

Ich wünsche ein angenehmes Wochenende und weiterhin viel Erfolg,
Der Kabelbinder
 
AW: Video: Auf was muss man bei Geräuschmessungen achten?

Das interessante Video auf PCGH die letzte Zeit schlechthin. Danke an PCGH_Torsten für seine sehr ausführlichen und auch in Anlehnung wissenschaftlich einwandfreien, aber immer noch verständlichen Erläuterungen.

Natürlich kann er Lara links hinten im Bild nicht übertreffen, aber man wünscht sich mehr davon. Insbesondere das unbedarfte Klientel kann hier sicher viel lernen.:daumen:
 
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