net SE insolvent. Adé Meyer Optik Goerlitz & Co.

Takeda

Komplett-PC-Aufrüster(in)
Ist jetzt zwar schon paar Tage alt, aber ja, so kann's gehen: Meyer Optik Goerlitz insolvent: Kickstarter-Unterstuetzer erhalten weder Objektive noch Geld - Golem.de

Ein Unternehmen, das hundert Jahre alte optische Rechnungen hernimmt, diese in ein neues Gehäuse verpackt und dafür Preise verlangt, wie für komplette Neu-Entwicklungen von Zeiss... und das für teils Drei-Linser!
Anfangs leugnete bzw. schwieg man da noch zu der Feststellung, dass die Nocturnus-und Somnium-Teile umgelabelte Objektive aus Asien (Mitakon) und Russland (Helios) waren. Aber dann wurde ja die deutsche Handarbeit hochgelobt, wird ja hier zusammengesetzt.
Dann wurde das nichtmal durch Eigenrisiko gestemmt, sondern durch Vorfinanzierung. Und, wenn dann die Kickstarter-Projekte nicht erfüllt wurden, ging man halt zu Indiegogo. Hauptsache das Geld fließt. Und die Kickstarter-Preise waren ja noch die Hälfte von den Preisen, die es später angenommen hat.
Nebenbei geschahen die Abwicklungen über eigens dafür geschaffene amerikanische Firmen, so dass es insgesamt vor Dubiosität praktisch nur gestunken hat.
Die Qualität der Objektive war teils wohl unglaublich miserabel, sowohl mechanisch, als auch Bild-technisch mit Schleiern versehen, laut Kommentaren und Foren-Einträgen vielerorts.

Interessant fand ich das vor allem, weil ich selbst viel mit alten Linsen herum spiele und es wirklich abenteuerlich war, wie die Namen von damals nacheinander aufgekauft wurden und plötzlich in neuem Gewand wieder erschienen. Und Linsen, die man für 20 € auf ebay hinterhergeschmissen bekommt, für hunderte € oder gar n 4-stelligen Betrag wieder neu aufgelegt wurden (bspweise das Meyer-Optik Lydith). Ok - darunter waren auch ein paar, die es damals nur in geringer Stückzahl gab und daher auch heute nicht günstig zu bekommen sind, bspweise das alte Carl Zeiss Jena Biotar 75 - dann als OPREMA Jena Biotar, wobei ich gar nicht weiß ob es davon mehr als nur die Kickstarter, äh Indigogo-Kampagne gab.

Aber Hauptsache man konnte mit außergewöhnlichen Bildergebnissen werben, mit Bubbles und dass man sich damit einzigartig macht.
Bsp. vom miserablen Lydith?
"Das Lydith ermöglicht dem künstlerisch ambitionierten Fotografen die Magie des Augenblicks auf einzigartige Weise zum Ausdruck zu bringen. Es ist wie der Pinsel des Malers, um die Vorstellung des Fotografen umzusetzen. Schärfe, Kontrast verbinden sich mit einem außergewöhnlichen Bokeh und der hervorstechenden Fähigkeit Licht und Farbe in perfekter Balance einzufangen. Das Lydith ist ein Muss für jeden ambitionierten Fotografen. "
Man kann jetzt wählen: entweder 1600 Lappen für die Neuauflage hinblättern, oder 20 -30 € in der Bucht für das Pentacon-Original (oder Meyer Optik Lydith, ist genau das gleiche, hat mit der Eingliederung von Meyer-Optik in den VEB Pentacon zu tun) - mit nahezu gleichen Abbildungseigenschaften (die Vergütung müsste heute besser sein). Ich hab das Original, weil's bei nem Konvolut dabei war und nach paar mal probieren ist es auch schnell wieder aus dem genutzten Objektivpark verschwunden.

Es hat wohl geklappt und jemand hat das ganze Geld schön eingestrichen und alle virtuosen, ambitionierten und einzigartigen Künstler-Fotografen über den Tisch gezogen. Mit leeren Versprechungen, horrenden Preisen für miserable Optiken, miserabler Qualität... sehr traurig das Ganze.

Edit: Die Titel mögen wohl keine Sonderzeichen wie "é".
 
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Wobei Carl Zeiss schon zu DDR-Zeiten super Objektive und Mikroskope hergestellt hat, die an die Grenzen des per Lichtmikroskop technisch machbaren gingen.

Heute kommen die Zeiss-Objektive z.B. noch in Kameras von Sony zum Einsatz, wo die Qualität auch überzeugt.
 
Wobei Carl Zeiss schon zu DDR-Zeiten super Objektive und Mikroskope hergestellt hat, die an die Grenzen des per Lichtmikroskop technisch machbaren gingen.

Heute kommen die Zeiss-Objektive z.B. noch in Kameras von Sony zum Einsatz, wo die Qualität auch überzeugt.

Aufpassen: Es gab Zeiss West und Zeiss Ost (Zeiss Oberkochen (heutiges ZEISS) und Carl Zeiss Jena), begleitet von vielen Markennamensstreitigkeiten. So wurden Carl Zeiss Jena-Objektive nur mit "aus Jena" im Westen vertrieben, in GB wiederrum mit Vollnamen. Nach der Wende wurde Carl zeiss jena zerpflückt und alle Objektive, bis auf ein paar wenige Spezialausnahmen (glaub bspweise die Repro-Objektive, von Docter Optics) aus dem Osten eingestampft.

Heißt aber nicht, dass die Objektive schlecht waren, hab ja selber genug ;) Und passend zum Forum: Carl zeiss jena hatte damals 88/89 einen 1MBit-Chip konzipiert und in kleinen Stückzahlen gebaut. Größtenteils dafür sogar erstmal selbst die Produktions-Geräte entwickelt, weil diese im Osten nicht verfügbar waren.

Wiederrum war Meyer-Optik Görlitz ein feinmechanisches Unternehmen, das 1968 in den VEB Pentacon eingegliedert wurde. Tatsächlich wurde 1985 auch dieser VEB dann in das Kombinat VEB Carl Zeiss Jena eingegliedert. Ab da trugen dann selbst die Pentacon Plastik-Bomber den Namen "Carl Zeiss Jena". Meist noch unterscheidbar durch ein einzeln stehendes "P". Ab da sank auch die Qualität extrem. Aber es gab eh keine optischen Neu-Entwicklungen mehr für den Consumer-Markt.

Zurück zum Thema:
Ich finde es jedenfalls erstaunlich, dass es einfach so durchgeht, dass man uralte (nach heutigem Maßstab teils sehr schlechte) Rechnungen hernimmt, in ein neues Gehäuse klatscht (ohne Autofokus) und das für so ne horrende Summe vertickt., bzw., dass es die Käufer dafür gibt.
 
sehr traurig das Ganze.
Und was genau ist jetzt daran traurig? U.U. der Verlust der Arbeitsplätze und der Verlust der bereits im Handel verfügbaren Objektive. Aber um beides geht es weder im Golem-Artikel noch in Deinen Ausführungen.

Dass die finanzielle Unterstützung auf Kickstarter und Co immer eine Unterstützung der Idee ist und kein fester Kaufvertrag, ist doch schon viele Jahre bekannt. Wer sich darauf einlässt weiss, was ihm blühen kann.

Offensichtlich gab es genügend "Unterstützer", die selbst dann, wenn sie weder das System verstanden noch die Bedingungen gelesen haben, bereit waren, Geld in eine Produktidee ohne garantierte Realisierung zu investieren. Waren die Bedingungen auf Kickstarter (oder Indiegogo) so formuliert, daass man durch die Unrerstützung garantiert entweder das gewünschte Objektiv oder seinen vollen Einsatz zurück bekommt?

Ohne genau zu wissen, warum die Firma pleite gegangen ist, kann ich mir auch keine Meinung darüber bilden, ob ich das ganze eher als "traurig" oder als etwas anderes bewerten soll.

über den Tisch gezogen
Kennst Du Firmeninternas, die diesen Vorwurf auch nur ansatzweise untermauern könnten?
 
Ich finde es jedenfalls erstaunlich, dass es einfach so durchgeht, dass man uralte (nach heutigem Maßstab teils sehr schlechte) Rechnungen hernimmt, in ein neues Gehäuse klatscht (ohne Autofokus) und das für so ne horrende Summe vertickt., bzw., dass es die Käufer dafür gibt.
Naja, warum soll das nicht klappen? Guck Dir einfach mal die Sofortbildkameras (heute) an. Es gibt genug Leute, die sowas kaufen, weil es gerade "hip" ist und nicht weil es technisch überzeugt.
 
Und was genau ist jetzt daran traurig?

Mehrere Dinge, wie du teils auch schon erwähnt hast.
1. Bekommt keiner mehr sein Objektiv oder auch das Geld zurück. (was sollte daran nicht traurig sein?)
2. Anscheinend hat sich niemand der Käufer damit beschäftigt, was eigentlich hinter diesen Objektiven steckt und ob sich dieser Preis auch nur ansatzweise rechtfertigt. (Das finde ich persönlich traurig. Dass es anders geht, sieht man ja grad am Intel-Bashing hier im Forum und auch an den neuen Prozessoren, die jetzt schon seit Tagen "Auf Lager" sind und wohl nicht raus gehn)
3. Das dubiose Gebahren mit der Verteilung auf Firmensitze in den USA obwohl die Objektive ja wohl "handgefertigt in Deutschland" sind und auch deutsche Firmen nachahmen.
4. das verkacken dieser eigentlich guten Idee.

Zu der Frage des Erhalts der Objektive und der Aussage dazu.... mal ein beispiel einer Kickstarter-Kampagne:
The Rising: all-star team returns legendary Biotar 75/f1.5 by Oprema —Kickstarter

Kennst Du Firmeninternas, die diesen Vorwurf auch nur ansatzweise untermauern könnten?
Wenn du dich über den Tisch gezogen fühlst von einem unternehmen (bspweise, weil du für sehr viel geld sehr schlechte Qualität erhalten hast, obwohl dir etwas wunderbar gutes, qualitatives versprochen wurde), musst du für diese Aussage dann Firmeninterna kennen? Bezweifle ich doch ;)

Naja, warum soll das nicht klappen? Guck Dir einfach mal die Sofortbildkameras (heute) an. Es gibt genug Leute, die sowas kaufen, weil es gerade "hip" ist und nicht weil es technisch überzeugt.

Ja, da hast du recht. Es gibt auch ein "fixed" 35 mm-Objektiv mit einer festen Blende von 8 für 400$: The world's 1 st coolest always in focus lens | Indiegogo
Oh, ja... is auch wieder von einer der Firmen der netSE... :D
 
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