[HandsOn-Review] AverMedia Live Gamer Portable

DataDino

Freizeitschrauber(in)
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Ein kleines Multitalent, welches durchaus unterschätzt wird. Denn nicht jeder hat den Anspruch, unbedingt 4K und 60 FPS Videos zu produzieren. Ich bin einer davon. Aber das wieso und weshalb zu diskutieren, lassen wir hier weg. Denn diese Diskussion wird immer aus verschiedensten Sichtweisen geführt und führt immer wieder zu ellenlangen Diskussionen, bei denen keine Seite nachgeben will, weil sie der Meinung sind, dass ihre Sichtweise und ihre Meinung für alle gelten sollte.

Viel mehr steht aber der Inhalt im Fokus! Und wer auf dem Boden geblieben ist und mit einem gewissen Grad an inhaltlichen Anspruch dem „High-Ress and High-Rate“ Hype erfolgreich wiederstehen kann, der schafft auch erstaunliche Werke mit günstigen mitteln. Eines dieser günstigen Mittel gibt es hier in einem kleinen Hands-On Review.

Varianten und Gehäuse
Das Gerät gibt es in 2 Varianten. Einmal die Lite-Variante (GL310) und einmal die Vollvariante (C875). Um letztere geht es hier. Der einzige Unterschied ist bei der Lite-Variante der fehlende PC-Free Modus, bei dem man Videos mit Hilfe einer SD-Karte aufnehmen kann, ohne einen PC zu verwenden. Außerdem hat die Lite-Variante keinen analogen AV-Anschluss. Wer also diese Features nicht benötigt, der bekommt zum Straßenpreis von etwa 70 € eine Capture-Card für den PC, mit der sich auch hervorragend streamen lässt. Für rund 115 € gibt es dann die Vollvariante mit PC-Free Modus sowie analogem AV, dazu passendem PS3-Stecker und einer Kabelpeitsche für YUV.
Wie sich die Lite-Variante in Sachen Verarbeitung gibt, kann ich leider nicht sagen. Aber bei der Vollvariante hätte der Kunststoff ruhig etwas fester bzw. dicker sein können. Es ist zwar sauber verarbeitet. Aber es fühlt sich trotzdem ein bisschen billig an. Man hat zwar mit der rauen grauen Oberfläche in gebürsteter Aluminium-Optik versucht, es wertiger aussehen zu lassen. Aber wenn man das Gerät in der Hand hat, ist es am Ende auch nur ein typisches China-Gehäuse.

Technische Feinheiten

Bei der Lite-Variante werden laut AverMedia nur das USB-Kabel sowie die Kurzanleitung mitgeliefert. Bei der Vollvariante hingegen liegt auch eine Schutztasche, die Kabelpeitsche für YUV, ein PlayStation 3 AV-Adapter, ein Klinke-zu-Klinke Audiokabel, ein kurzes HDMI Kabel und die Kurzanleitung bei. Beide Varianten unterstützen Pass-Through bis FullHD und 60 FPS. Aufnahmen sind bis FullHD in nahezu jeder erdenklichen Auflösung möglich. In HD (720p) sogar mit 60 FPS. Gerade die Unterstützten Auflösungen sind sehr interessant, da diese Vielfalt es einem ermöglicht, theoretisch sogar einen PC in schlecht aufgelöstem EFI oder bei einer Windows-Installation aufzunehmen.

Bei der SD-Karte gibt es allerdings gewisse Grenzen. Ich weiß jetzt nicht ob es an der Größe oder am Format lag. Aber eine UHS-II Karte mit 64 GB funktioniert nicht. Erst eine 32 GB UHS-I Karte in Fat32 formatiert hat dann die Aufnahme erlaubt.

Der integrierte Hardware-Encoder zeichnet das Videomaterial mit h.264 und 60 Mbit/s auf bzw. leitet es an den PC per USB weiter. 60 Mbit/s sind für FullHD und 30 FPS wirklich ordentlich. Die Qualität kann damit überzeugen. In den Aufnahmen sind auch keinerlei Hänger oder Tonabrisse zu merken. Bild und Ton laufen synchron … Was für ein Reim.
Neben dem HDMI-Eingang und dem HDMI-Ausgang (Nur Pass-Through) hat das Gerät noch einen Audio-Ein- sowie Ausgang mit jeweils einem 3,5mm Klinkenanschluss. An der Hardware gibt es keine Regler, um die Pegel zu regeln. Auch nach der Installation am PC können die Anschlüsse nicht gesondert geroutet oder verwaltet werden. Eine Nutzung als separates Audio-Interface ist daher nicht so einfach möglich. Der Audio-Ausgang gibt eigentlich nur den Ton der Eingabequellen (AV/HDMI) aus und der Eingang wird stumpf in das Audio-Signal der Eingabequelle gemischt und auf SD-Karte aufgenommen oder an den PC weitergeleitet. Am PC erhält man nur ein kombiniertes Signal.

Eine externe Kamera per HDMI lässt sich als Kamera für den PC nur in Software nutzen, die Alternative Videogeräte unterstützt. Die Kamera-App von Windows 10 kann nicht direkt auf das Gerät zugreifen.
In der Kurzanleitung wird auch eine Verkabelung mit einer Powerbank gezeigt. Denn das Gerät lässt sich im PC-Free Modus auch mit solch einer betreiben. So kann man das Gerät auch unterwegs sehr gut nutzen. Im Zug das Bild für ein Tutorial aufzeichnen und zu Hause nachvertonen? Kein Problem. Unterwegs länger als 30 Minuten mit einer Fotokamera Videos aufzeichnen? Mach doch. In einer stromlosen Location in der Dunkelheit mit Akku-Licht und Kamera ein langes Interview führen? Challenge accepted!

Software

AverMedia stellt den Nutzern seiner Geräte Software zur Verfügung. Neben dem Treiber (welcher auch nur genau diesen Zweck erfüllt – Anpassungen an den Geräteoptionen ist nicht vorgesehen) gibt es auch noch eine Aufnahme- und Stream-Software Namens RECentral. Ebenfalls zum Download wird die StreamEngine angeboten, die es laut Beschreibung ermöglichen soll, auch Anwendungen wie OBS zu nutzen. Unter Windows 10 musste man leider feststellen, dass RECentral sowie auch die StreamEngine erhebliche Probleme verursachen.
RECentral ist in der neuesten Version, die für das C875 angeboten wird, sehr rudimentär. Es bietet einem die Möglichkeit, die Eingabe das Signals aufzunehmen oder direkt über Twitch, Youtube und weitere zu streamen. Desweiteren können diverse Parameter wie Auflösung, Bildrate und Bitrate angepasst werden. Allerdings lässt sich keine weitere Videoquelle einarbeiten. Auch Bildschirmaufnahmen vom Haupt-PC und einer Kamera über das AverMedia Device sind nicht möglich. Die Software richtet sich glasklar an den absoluten Einsteiger, der seine Konsolensessions aufnehmen oder streamen will. Als Monitor für Konsolen lässt sie sich allerdings nicht nutzen. Die Latenz ist mit einer halben bis zu einer ganzen Sekunde heftig. Wer RECentral einsetzen will, sollte es also nur zur Aufnahme/Stream verwenden. Zocken sollte man auf dem Pass-Through Bildschirm.
Das wäre an sich ja auch vollkommen ok, wenn sich RECentral und die StreamEngine nicht einen heftigen Makel teilen würden. Auf dem Testnotebook mit Windows 10 64-Bit zeigte sich immer das gleiche Phänomen. Nach bzw. auch während der Nutzung dieser Programme neigten die nativen Steuerelemente vom Betriebssystem in jedem Programm zu extrem trägen Reaktionszeiten. Stellenweise wurden die Elemente nicht einmal mehr gezeichnet. Man kommt im Grunde nicht darum herum, den PC neu zu starten. Ansonsten ist er teils unbedienbar. Eigentlich waren die Programme in dem Aufbau überhaupt gar nicht verwendbar. Aber laut AverMedia sollen alternative Programme ohne der StreamEngine gar nicht funktionieren.

Hier kann ich aber Entwarnung geben. Auch ohne die StreamEngine arbeitet das Gerät problemlos mit OBS zusammen. Mit OBS wird auch die systemseitige Benutzeroberfläche nicht beeinträchtigt und die Latenz wird wirklich erheblich reduziert. Mit der Vorschau in OBS lässt es sich sogar brauchbar spielen. Zum Glück lässt sich der Treiber einzeln separat auf der Webseite herunterladen. Ich empfehle zumindest für Windows 10 64-Bit, der Versuchung zu wiederstehen, RECentral zu testen. Es lohnt sich wirklich nicht. OBS kostet nichts und kann deutlich mehr.

Einsatzzwecke

Wer seine Konsolenerlebnisse mit der Welt teilen möchte, hat mit dem Gerät genau das passende Tool, um dies zu verwirklichen. An die Audioanschlüsse schließt man das Headset, die Konsole an AV oder HDMI und der Fernseher an den HDMI-Ausgang. Im PC-Free Modus schiebt man dann noch eine SD-Karte ein und muss nur noch den Taster drücken. Ein sanft rot pulsierender Ring signalisiert, das aufgenommen wird. Im PC-Modus kann mit OBS zusätzlich die Webcam als Facecam zugemischt werden. Streamen wird nur über dem PC realisiert. Ohne PC kann also nicht gestreamt werden.
Umgekehrt für PC-Spieler kann zum einen der eigene Bildschirm für das Spiel und eine Kamera mit HDMI-Ausgang als Facecam aufgenommen oder gestreamt werden. Wer die Aufnahme- und/oder Streamlast von seinem Spiele-PC fernhalten will, kann das Bild des einen PC’s auch an einen anderen schicken.

Eine weitere Möglichkeit ist es, Konsolen oder sogar Receiver an einem Monitor zu nutzen. Denn das Gerät erfüllt auch die Funktion eines HDMI Audio-Extractors. Ohne Zutun wird das Audio-Signal vom HDMI-Signal extrahiert und direkt an den Audio-Ausgang gesendet. Ein Paar PC-Lautsprecher angeklemmt und schon kann man am PC-Monitor seine Konsolenspiele genießen oder sich im Gamingstuhl seine Lieblingssender ansehen. Aber Vorsicht: Das Gerät dekodiert keine HDCP-Signale. Der Einsatz eines BluRay-Players ist also ohne weitere Maßnahmen nicht möglich. Aber darauf wird hier auch nicht näher eingegangen. Interessant ist aber, dass AverMedia selbst Hinweise dazu liefert. Wenn auch eher im Tonfall: Damit geht’s, ist aber verboten!

Wenn man eine Kamera mit HDMI-Ausgang hat, kann mit einem PC oder einer großen SD-Karte dazu noch das Zeitlimit für Aufnahmen umgangen werden. Legt man die Kamera unter Dauerstrom, lässt sich am PC aufnehmen, bis die Platte voll ist. So lassen sich mit guten Kameras professionelle FullHD Produktionen realisieren, ohne ein Vermögen ausgeben zu müssen.

Fazit

Um von einem grundlegend gelungenem Rundumpaket zu sprechen, müsste die Software passen. Aber die ist leider wirklich schlecht gewesen. So einsteigerfreundlich das Gerät selbst auch sein mag, so besser sollte man sich mit der Thematik auskennen, um die Unzulänglichkeiten zu umgehen. Aber wenn man das hat, erhält man ein gutes und günstiges Gerät mit einer grundsoliden Performance, die mit der FullHD-Auflösung noch immer professionelle Aufnahmen für den Webbereich ermöglicht. Wer der Meinung ist, dass FullHD und 30 FPS noch locker reichen, erhält hier ein sehr gutes Gerät. Videoqualität top, Funktionalität für den Preis top und bis auf die Softwareprobleme auch in der Verwendung top.

Allerdings hätte ich mir schon gewünscht, dass Windows das Gerät auch als native Webcam nutzen könnte, um so auch ohne zusätzlicher Softwareinstallation und zum Beispiel der Kamera-App direkt loslegen zu können. Außerdem hätte eine Mini-CD mit Treiber und Software den Preis auch nicht nennenswert in die Höhe getrieben. Bei der Lite-Version hätte AverMedia außerdem auch ein kleines HDMI-Kabel mit beilegen können.
Wer allerdings auf PC-Free und dem AV-Anschluss verzichten kann, ist mit dem nur 70 € teurem Lite-Modell besser bedient.

Nachtrag: Eine Überraschung

Wie ich eben gesehen habe, hat AverMedia auch ein komplettes Einsteigerpaket für angehende Youtuber und Streamer geschnürt. In diesem Paket Namens "AverMedia Youtuber Pack" ist das LiveGamer Portable Lite GL310, das USB-Mikrofon AM310 und die FullHD-Webcam PW310 enthalten. Leider ist nichts über eine offizielle Ankündigung zu finden und Preise sucht man zur Zeit noch vergebens. Da aber das Mikrofon sowie das LGPL auf der Straße zusammen ca. 180 € kosten, würde ich auf einen Bundlepreis von 199 € tippen. Im Bundle sind Geräte in der Regel günstiger, wodurch die Webcam auch noch in den Preis passen würde. Es bleibt zu hoffen, das RECentral 4 deutlich besser läuft als seine Vorgänger. Bei Gelegenheit werde ich sie mir auch ansehen. Aber AverMedia wirbt weiterhin offensiv mit Fremdsoftware.

Zum Youtuber Pack

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PS: Aus irgend einem Grund skalliert die Forensoftware Bilder riesig.
 

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