[UPDATE] Leistungsschutzrecht und die zehn "kleinen" Mythen!

DaStash

PCGH-Community-Veteran(in)
Lügen haben kurze Beine,
jedenfalls im Märchen.

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(Quelle: golem.de / Bild: Adrian Michael / GNU FDL 1.2)

Am heutigen Mittwoch findet eine wichtige Abstimmung bezüglich des Leistungsschutzrechtes im Europaparlament statt. Wie viele in der Vergangenheit sicherlich beiläufig mitbekommen haben, wirkt hier eine große Lobby(Presseverleger) auf die Ausgestaltung der Gesetzesvorlage ein. Es werden dabei gezielt Sachverhalte und "Fakten" konstruiert und publiziert um die Verfolgung und Durchsetzung der Interessen zu begleiten und vor allem sicherzustellen. So weit ist das sicherlich nicht vielen unbekannt, so funktioniert Politik aber was viele wohl nicht wissen beziehungsweise maximal aus Unkenntnis der konkreten Sachlage lediglich ahnen konnten ist, wie weit weg die angebrachten "Argumente und Fakten" von der Realität wirklich sind.

Friedrich Greis, freier Journalist, Redakteur bei der Netzzeitschrift golem.de und dpa, hat sich die Mühe gemacht und die zehn häufigst genannten Argumente der Presseverleger-Lobby angeschaut und auf ihren Wahrheitsgehalt hin analysiert. Ohne zu viel vorwegzunehmen fällt das Resumée sehr ernüchternd aus. In diesem Zuge verweist er auf einen Artikel von Sasha Lobo, der sich genau mit diesem Thema erst kürzlich in einer Kolumne auf spiegel.de auseinandergesetzt hat.

Zitat: "Das Leistungsschutzrecht ist Lobbyismus pur und zeigt auf erschreckende Weise die enge Verquickung zwischen den deutschen Verlagen und der CDU/CSU
... Das ist leider kein Mythos, sondern die erschreckende Realität


Es ist erschreckend mit welch konstruierten Sachverhalten oder kurz Lügen, das Interesse von großen Lobbyverbänden politisch durchgesetzt wird. Das zeigt wie stark Wirtschaft und Politik sich gegenseitig in die Hände spielen. Und wenn man jetzt bedenkt das es sich hierbei um ein Thema handelt, bei dem wir als "Thematisch involvierte und informierte Nutzer" die Hintergründe verstehen und entsprechend analysieren und einordnen können, kann man sich im Entferntesten vorstellen wie es sich bei Themen verhält in denen man nicht so sehr involviert ist. Unterm Strich stellt das die komplette politische Glaubwürdigkeit in Frage.

Zum Artikel: Ist die Verlinkung wie bisher noch moglich? - Urheberrechtsreform: Die zehn Mythen des Leistungsschutzrechts - Golem.de

[UPDATE]
Sowohl das Leistungsschutzrecht als auch der Uploadfilter wurden vom Rechtsausschuss des Europaparlamentes befürwortet. Somit haben die federführenden Verlegerverbände BDZV und VDZ nach dem erfolgreichen Votum der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten eine weitere Hürde absolviert. Das Ergebnis viel dabei mit 13 zu 13 Stimmen äußerst knapp aus, was darauf hindeutet das auch innerhalb des Rechtsausschusses die eingebrachten Gesetze sehr kritisch gesehen werden.

Das Votum für den Upload-Filter hingegen viel mit 15 zu 10 Stimmen etwas deutlicher aus. Somit können nun Plattformen mit Nutzer generierten Inhalten für Urheberrechtsverstöße ihrer Nutzer belangt werden. Das bis jetzt geltene Providerprivileg entfällt. Bei Anzeige einer entsprechenden Urheberrechtsstelle müssen kommerzielle Plattformbetreiber reagieren, unabhängig der Frage ob diese Forderung gerechtfertigt ist oder nicht. Darüber hinaus müssen jene Plattformbetreiber zukünftig vorab die Inhalte ihrer Nutzer filtern, sollten sie gegen geltendes Urheberrecht verstoßen. Das wird teilweise heute schon genutzt, siehe Youtube mit ihrem Content-ID Filter welcher dafür sogt das Inhalte bestimmter Programme die diese Technik nutzen beim Upload automatisch gesperrt werden.

Nur noch das Plenum des Parlamentes kann diese beiden Gesetzesvorhaben stoppen. Die Piratin und EU-Abgeordnete Julia Reder hat das bereits angekündigt und in Aussicht gestellt, dass die Wahl bereits in der ersten Juli Woche erfolgen könnte. Sollte dieses Vorhaben gelingen würden danach Trilogverhandlungen zur Lösungsfindung statt finden. Ausgang ungewiss.

Quelle: golem.de, spiegel.de
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Leistungsschutzrecht und die zehn "kleinen" Mythen!

Vielen Dank für die beiden Artikel:daumen:

Mit Lügen geht es ums grosse Geld aber leider ist das in der Politik nix neues und diejenigen die davon profitieren wissen das auch. Wenn dieses Gesetzt tatsächlich in Kraft gesetzt wird, dann können wie vieles im Netz nicht mehr sehen, inkl. PCGH vermutlich.

Eine VPN könnte abhilfe schaffen, aber nur so lange die Politiker nicht kapieren was eine VPN ist und nicht auf die Idee kommen eine VPN als Illegal zu erklären!
 
AW: Leistungsschutzrecht und die zehn "kleinen" Mythen!

Sobald es der Wirtschaft oder der Politik um Geld geht, geht alles ganz schnell. Mit allem anderen wird sich ewig Zeit gelassen und eventuell auch garnicht realisiert.
Die (EU-)Gesetzgebung erfolgt definitiv nicht mehr im Interesse der Bürger.

Und jetzt denkt mal an den Worst-Case, einer "bösen" Regierung fallen solche Mittel in die Hände...
 
Tja, nun ist es geschehen, der EU Rechtsausschuss hat dafür gestimmt, siehe News [UPDATE]. :nene:

MfG
 
Mhh, ich habe mitgemacht aber muss sagen das ich grundsätzlich nicht viel von solchen Petitionen halten. Link öffnen, Daten eingeben, Petition unterschreiben, schließen, Protest beendet. Das erzeugt einfach keine PR die aber notwendig ist um entsprechend gehört zu werden. Ohne Publicity kein Interesse und ohne Interesse keine Änderungen.

MfG
 
Dann werden ja Plattformen wie 9gag etc. sterben... :( Egal, hauptsache ein bisschen Ordnung im Internet. :ugly:
 
Mhh, ich habe mitgemacht aber muss sagen das ich grundsätzlich nicht viel von solchen Petitionen halten. Link öffnen, Daten eingeben, Petition unterschreiben, schließen, Protest beendet. Das erzeugt einfach keine PR die aber notwendig ist um entsprechend gehört zu werden. Ohne Publicity kein Interesse und ohne Interesse keine Änderungen.

MfG

Das war das Reflektierteste was ich seit langem hier gelesen habe. :)

Ich finde es schadet aber auch nicht es mitzunehmen.
 
AW: Leistungsschutzrecht und die zehn "kleinen" Mythen!

Und jetzt denkt mal an den Worst-Case, einer "bösen" Regierung fallen solche Mittel in die Hände...

Du meinst zum Beispiel eine Regierung, die eine Zensur- und Überwachungsinfrastruktur aufbaut; regelmäßig Wirtschaftsinteressen über die Interessen der Bürger stellt; andere EU-Mitgliedsstaaten skrupellos ausbeutet; regelmäßig gegen die Verfassung verstößt; wissentlich das Bildungssystem ruiniert.....
So eine Regierung? ;-)
 
Ist leider nur temporär. Die müssen den Vorschlag bearbeiten und können es erneut vorlegen. >_>
 
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