Gleichzeitig steigt der Konsum kostenlos angebotener Online-Formate explosiv an. Da ist es naheliegend, dass die Leser billigere, freihaus verfügbare Medien gegenüber dem klassischen Print-Produkt bevorzugen. Für Verlage bedeutet das aber:
- Entweder man reduziert die Qualität der Inhalte unabhängig von der Publikationsform deutlich oder
- man muss die entfallen Verkaufserlöse durch steigende Werbeeinnahmen sinnvolle und zeitgemäße Alternativen kompensieren
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, das nicht die Zahlungsmoral der Kunden das Problem ist.
Beispiel Filesharing. Wieviel Kohle machen die ganzen OneClickHoster mit Kunden, die für einen schnellen Download von eigentlich (illegalerweise) kostenlosen Daten monatlich/jährlich Geld bezahlen? Damit meine ich nicht nur die Daten, auch der (illegale) Download ist in der Regel kostenlos möglich - dann aber mit geringerer Geschwindigkeit, oder mit störenden Pausen. Trotzdem werden da Millionen umgesetzt.
Werbung ist ein einfaches Mittel um entfallene Verkaufserlöse zu kompensieren, aber es ist nicht das Einzige (und sicher nicht das Beste). Die Leute die früher für ihre Zeitschriften Geld bezahlt, und ihren Konsum heute ins Internetz verlagert haben, die haben das nicht aus finanziellen Gründen getan. Wir "Surfer" haben nicht vom Papier ins Netz gewechselt weil das Netz günstiger ist (was es ja eigentlich nicht mal ist), sondern weil es komfortabler ist. Digitale Geräte, Zugang zum Internetz (zu Hause oder unterwegs), das kostet schließlich auch alles Geld. Man kann nicht "kostenlos" im Netz surfen.
Das Problem sehe ich (nach wie vor) darin, das man seitens der Verlage nicht auf die sich ändernden Gewohnheiten/Ansprüche der Kunden reagiert/reagiert hat. Genau wie die Musik- und Filmindustrie mit Gewalt versucht hat, die Leute zum kaufen von Musik und Filmen auf klassischen Datenträgern zu zwingen, so versuchen einige Verlage ihren Kunden jetzt die Werbung aufzuzwingen. Warum sehe ich bis heute keine Bemühungen bzgl. Alternativen?
Beispiel PCGH: Ich habe das digitale Abo. Hat ja auch nur bis 2016 gedauert, aber ok. Jetzt ist PCGH aber doch irgendwie auch Teil eines größeren Netzwerkes, richtig? Zu
Computec gehören ja doch ein paar mehr Plattformen/Webseiten. Wo genau kann ich jetzt bei meinem Digital-Abo einen Haken bei all den Webseiten setzen, die ich neben PCGH gerne auch noch "unterstützen" (werbefrei besuchen) möchte? Und jetzt gibt es im Internetz ja noch ein paar mehr Plattformen. Was ist denn hier der aktuell größte Zusammenschluss, bei dem ein Kunde die Möglichkeit hat, mit nur einem! ausgewählten Abo-Programm mehrere Webseiten auf diese Weise zu unterstützen (werbefrei besuchen)?
Welche Angebote/Optionen gibt es aktuell, neben der Werbefreiheit (bei manchen Plattformen wird afaik selbst mit kostenpflichtigem Abo noch Werbung ausgespielt), um den Anreiz für die Kunden/Leser zu erhöhen, auf den entsprechenden Plattformen ein kostenpflichtiges Digital-Abo abzuschließen? Also Dinge die man zur Werbefreiheit noch dazu bekommt? Mir ist in der Richtung quasi nichts bekannt, aber das muss ja nichts heißen. Und gerade hier haben Gaming- oder Hardware-Plattformen mMn sogar noch einen Vorteil gegenüber vielen anderen Portalen, denn ihre Zielgruppe kann viel leichter mit virtuellen Dienstleistungen (Gameserver, Webspace, ...) bzw. Angeboten (zb. Software-Keys) oder günstiger Hardware o.ä bedient (gelockt) werden.
Wenn man mal ein wenig überlegt, dann fallen einem auch reichlich Alternativen zur Werbefinanzierung ein. Und vor allem muß man eben auch öfter mal was ausprobieren, um zu sehen was funktioniert und was nicht. Aber zum Gericht zu rennen und zu jammern "Mama, die bösen Surfer blocken einfach meine Werbung weg", und mit Gewalt zu versuchen dem Kunden etwas aufzuzwingen, wo man sogar selbst zumindest mit dran Schuld ist, das er es nicht mehr einfach so konsumieren möchte, das zeugt nicht gerade von "Innovation", sondern eher vom Gegenteil.
Und weil das eben die meisten so tun, gibt es einen regelrechten Werbekrieg.
Also eines sollten eigentlich alle nach nunmehr ca. 20 Jahren Internetz gelernt haben, einen Krieg gegen die sich entwickelnde Netzkultur, gegen Millionen und Milliarden von Usern, denn kann niemand gewinnen. Der Kopierschutz hat die Musik-, Daten- und Film-CD/DVD auch nicht gerettet. Und man hat nicht Millionen und Milliarden durch die Filesharer verloren, sondern dadurch das man sie jahrelang (über ein Jahrzehnt) gejagt hat, statt entsprechende Angebote zu schaffen. Selbst heute, wo es in der Richtung viel besser geworden ist (ich sage nur Steam), schaffen es die meisten legalen Plattformen immer noch nicht, auch nur Ansatzweise so komfortabel/gut sortiert wie bestimmte "Warez-Blogs" zu sein. Nicht mal dann wenn man auf allen diesen legalen Seiten einen kostenpflichtigen Account hat.
Auch im Internetz ist es wie mit den Dinosauriern. Egal wie groß das Gehirn ist, wer sich nicht anpasst oder anpassen kann, der bleibt über kurz oder lang auf der Strecke...