AW: Kuriosität, die auch noch funktioniert: Passiver CPU-Kühler mit Aluminium-Röhren von Comptake
Wieso bitte "funktioniert"?
Das Ding arbeitet nicht passiv, sondern semi-aktiv und von "Kühlung" kann wohl auch nicht die Rede sein, wenn sich die Hersteller nur trauen, eine vor sich hin idlnde CPU zu zeigen.
Genauso schwachsinnig ist "große Oberfläche". Das mag der Hersteller vielleicht behaupten, aber bekanntermaßen soll man nicht alles verbreiten, was jemand anders vorplappert. Wir haben hier 48 Röhrchen. Vielleicht 80-100 mm hoch, wenn man es mal mit der Kantenlänge der Bodenplatte vergleicht, die durch die Lochabstände vorgegeben wird. Durchmesser der Röhrchen: Ich würde mal auf 6 mm tippen. Das passt sowohl zur Anzahl pro Kantenlänge, als auch zum Verhältniss Wandstärke/Außendurchmesser, denn erstere liegt oft bei 1 mm. Rechnung: 48 * 100 mm * 6 mm * Pi = 905 cm²
Mal so zum Vergleich: Ein Alpenföhn K2 hat zwei Türme a 49 Lamellen a zwei Seiten a ca 130 mm Breite und 52 mm Tiefe. Das ergibt bei mir 13300 cm². "Groß"? Mitnichten.
Nun ist im Passivbetrieb zugegebenermaßen Konvektionsfreudigkeit und Wärmeverteilung wichtiger als Oberfläche und der Vergleich mit einem Hochleistungs-Aktivkühler ein bißchen unfair. Aber im Gegensatz z.B. zu den Nofan-Produkten gibt es hier gar kein Hilfsmittel zur Wärmeverteilung und so wirklich umströmungsfreudig werden die dicken Balken auch nicht sein.
Kamineffekt? nach oben steigen?
gut das normalerweise Boards senkrecht eingebaut werden, somit sind die Röhrchen waagrecht.
Kamineffekt kannst du im PC sowieso vergessen. Damit ein großer Sog durch aufsteigende Luft entsteht, brauchst du
1. einen Kamin. Das heißt einen hohe (mehrere Meter sind zu empfehlen), relativ dazu schlanke Röhre mit möglichst wenig Strömungshindernissen im inneren.
2. eine Wärmequelle, die auch wirklich nur die Luft unter diesem Kamin erwärmt
3. einen Temperaturunterschied von wenigstens ein paar dutzend, lieber ein paar 100 Grad
Nicht so ganz das richtige Konzept für unsere Bedürfnisse. In einem PC hast du nur normale Konvektion, die dafür sorgt, dass sich warme Luft nicht staut - aber eine Strömung, die im Vergleich zu Lüftern auch nur messbar wäre, erreichst du nie. Deswegen montieren die hier ja auch einen Gehäuselüfter daneben, für idle(!) Betrieb.
Aufgrund der hohl aufgebauten Röhren vervielfacht sich die Oberfläche an der die Hitze abgeführt werden kann.
Da die Röhren Sackgassen sind, kannst du von nahezu 0 Luftaustausch im inneren ausgehen. Die innere Oberfläche ist also nicht am Wärmeaustausch beteiligt.
Ich finde gut das an anderen Kühllösungen gearbeitet wird. Ein weiterer Towerkühler ist unnötig wie Fußpilz.
Schade ist nur, dass man sich auf dem Niveau von Heimwerker-Konstruktionen der Jahrtausendwende bewegt. Wer sich eine serienreife Umsetzung des Konzeptes "Runde Dinger auf Bodenplatte" angucken möchte, kann mal nach den alten Swiftech-Dingern googln. Das waren defacto Alu-Gewindebolzen (= wenigstens hatten sie eine vergrößerte Oberfläche) in einer Kupfergrundplatte. Und aus gutem Grund wurde so etwas von Heatpipelösungen verdrängt, denn selbst im aktiven Betrieb war die Kühlleistung verbesserungswürdig, aber mit diesem Ansatz nicht verbesserbar.
Ich würde sagen das der Kamineffekt durch Bohrungen in der Bodenplatte zustande kommen könnte. Daher auch keine Röhrchen im Zentrum des Kühlers da ja dort die CPU drunter ist.
Ich habe mal ein Bild gemacht im Anhang so das man sieht wie ich das meine.
Der röhrchenfreie Bereich in der Mitte des Kühlers ist deutlich kleiner, als ein Heatspreader. Selbst wenn die äußeren Röhrchen zum Board hin offen wären, blieben die Probleme:
- die Temperaturunterschiede sind zu klein für einen Kamineffekt
- der Lufteintritt über den Sockel ist alles andere als widerstandsarm/hindernissfrei
- die ganze Konstruktion zeigt dummerweise nicht nach oben
- die Gesamtoberfläche ist nicht sonderlich groß
- die Wärme wird nur durch die Leitfähigkeit des Aluminiums und damit unzureichend auf die Oberfläche verteilt (vermutlich könnte man die äußeren 2-3 cm absägen, ohne dass die Kühlleistung sich weiter verschlechtern würde. Da kommt einfach nichts mehr an)