[Lesertest] Athlon 845, Bagger gegen Dampfwalze

Oromis16

BIOS-Overclocker(in)
Athlon 845, Bagger gegen Dampfwalze


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- Geschichtliches
- Das Testsystem
- Spezifikationen
- Der Prozessor
- Compute- und Spieleleistung
- Einfluss des Speichertakts
- Stromverbrauch
- Overclocking
- Welcher Takt braucht welche Spannung
- Fazit
- Nachwort

Achtung: In späteren Leistungstests wird manchmal ein i7 5820K hinzugezogen. Dieser befindet sich dort aus rein akademischen Gründen, er steht aufgrund seines extrem hohen Preises in keinerlei Konkurrenz zu den anderen verwendeten Prozessoren.



Geschichtliches
2014 hätte sie kommen sollen - AMDs Excavator Architektur als vierte Ausbaustufe der Modulbauweise, die mit Bulldozer ihren Anfang nahm. Doch nach diversen Verschiebungen war es erst Mitte 2015 so weit: Die erste Gruppe Excavator-Chips schaffte es unter dem Namen Carrizo in den Handel, jedoch, wie die Gerüchteküche es bereits vorher vermutet hatte, nur für Notebooks. Mit an Bord war neben der neuen CPU-Architektur auch ein in das DIE integrierter Chipsatz und eine auf GCN 1.2 basierende Grafikeinheit mit 512 Shadern.
Diesen März kam dann endlich auch der erste heiß ersehnte Desktop-Ableger auf den Markt, und ergänzt damit das bestehende Kaveri-Line-Up auf dem Sockel FM2+.

Athlon 845 heißt er, der Neuling, und er bringt erstmals eine 5 als Namensendung auf den Sockel. Ob dies das Erkennungsmerkmal für weitere Excavator-Prozessoren sein wird bleibt jedoch bislang unklar.
In jedem Fall ist der Athlon 845 mit 60€ ein kleines Stückchen günstiger als der Athlon 860K, verzichtet dafür auf freien Multiplikator und 200 Mhz Takt, hat aber im Gegenzug eine niedrigere TDP und eine rundum neuere Architektur. Laut AMDs Angaben soll Excavator gegenüber Steamroller "4-15%" Leistung pro Takt zulegen, womit die beiden Prozessoren rein rechnerisch gleichauf sein müssten.

In Zukunft werden die Chips wahrscheinlich noch viel Verwendung finden, auf AMDs offizieller Roadmap ist für 2016 eine APU namens "Bristol Ridge" für Sockel AM4 bzw. FP4 angegeben. Diese APU beherrscht, wie schon Carrizo, HSA 1.0, OpenCL 2.0 und erstmals zusätzlich zu DDR3 auch DDR4. Da AMD angegeben hat, dass eine APU mit Zen-Kernen erst 2017 zu erwarten ist, bleibt für Bristol Ridge eigentlich nur Excavator, denn die Puma(+)-Architektur ist für dieses Marktsegment nicht leistungsstark genug, ein Nachfolger von Excavator wurde nie angesprochen, und K12 ist nicht mit den entsprechenden Betriebssystemen kompatibel.


Wer einige Begriffe/Namen aus dem vorgegangenen Text nicht kennt, kann sich hier eine kurze Erklärung ansehen:
Excavator: Aktuell modernste Prozessorarchitektur von AMD, Nachfolger von Steamroller (Kaveri)
Carrizo: APU mit Excavator-Kernen (Nicht zu verwechseln mit Carrizo-L, dort kommen Puma+-Kerne zum Einsatz)
AM4: Angekündigter Sockel für Ende 2016, soll die bestehenden Sockel AM3+, FM2+ und AM1 ablösen.
FP4: Sockel für Notebooks seit 2015 (Carrizo, Carrizo-L), wird auch 2016 noch weiterverwendet (Bristol Ridge)
HSA: "Heterogeneous system architecture", früher "Fusion system architecture": Projekt zur effizienten Auslastung von CPUs und GPUs im Verbund, weiteres siehe hsafoundation.com
Zen: Angekündigte Prozessorarchitektur für Ende 2016, soll alle bestehenden AMD-Prozessoren bis 2017 ablösen und unter anderem einen Neueinstieg in den High-Performace-Servermarkt ermöglichen.
Puma: Nachfolger der Jaguar-Architektur (Kabini, PS4, Xbox One), ist im Laptopmarkt als "Mullins" und "Beema" zu finden.
Puma+: Nachfolger der Puma-Architektur (Mullins, Beema), ist im Laptopmarkt als "Carrizo-L" zu finden.
K12: Angekündigte Prozessorarchitektur für 2016, soll in den Nachfolgern der bestehenden ARM-Opterons (A1120, A1150, A1170) zu finden sein.


Das Testsystem
Das Testsystem ist in den Grundzügen identisch mit dem meines Tests zum A8 7670K, Mainboard und Arbeitspeicher kommen erneut zum Einsatz, und auch die Sapphire R9 380 Nitro ist wieder mit dabei.

Als Gegner des Athlon 845 wird allerdings nicht der A8 7670K im Herstellerzustand verwendet, sondern er wird auf die exakten Werte des Athlon 860K eingestellt. Damit soll überprüft werden, ob der Neuling sich wirklich nur ins Produktportfolio einordnet, oder ob er vielleicht seinen alten Kollegen obsolet macht.
Ein i7 5820K wird hingegen die Speerspitze der aktuellen Prozessorentwicklung darstellen.
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Der Rechner wird für die Tests an einem 1080p 60Hz Monitor betrieben.

Da der später in den Tests auftauchende i7 5820K eine komplett andere Plattform als die der AMD-Prozessoren hat, weicht dort das Testsystem ab. Verwendet wird ein MSI X99S-SLI Plus mit 4x8 Gigabyte 2133Mhz Arbeitsspeicher von Crucial. Es sollte klar sein, dass der i7 in keinster Weise eine fairer Gegenspieler für die Athlons ist - schließlich kostet der i7 aktuell mehr als das sechsfache. Er dient hier lediglich dazu die GPU bestmöglich auszulasten und somit Limitierungen durch die getesteten Prozessoren aufzudecken.


Spezifikationen
Im Vergleich zu Kaveri hat sich bei Carrizo einiges getan. Auf Seiten der GPU haben wir erstmals die seit Tonga (R9 285) bekannte Speicherkomprimierung. Des Weiteren gibt es einige Veränderungen am Prozessordesign, wodurch der L1 Cache verdoppelt und der L2 Cache halbiert wurde.
Zusätzlich hat AMD einen Chipsatz integriert. Ähnlich wie die hauseigenen Katzen ist Carrizo also ein vollwertiger SoC.
Um den Mehrverbrauch an Platz zu kompensieren greift AMD erstmals bei einem Prozessor auf das bei GPUs bereits übliche "High Density Library" zurück. Dadurch werden Funktionsblöcke platzsparender angeordnet, was allerdings die Taktbarkeit verschlechtern kann.
Insgesamt bringt Carrizo also auf den zu Kaveri identischen 245mm² statt 2,41 nun 3,1 Milliarden Transistoren unter, obwohl weiterhin in Globalfoundries' 28nm SHP-Fertigung, also in Dresden, produziert wird.
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Der Prozessor
Wie bereits alle Kaveris und Godavaris findet auch Carrizo seinen Platz im Sockel FM2+. Dementsprechend hat er an der Unterseite 906 Pins (PGA).
Die Grundfläche des Prozessors misst 40x40mm, der 3,5mm hohe Heatspreader kommt hingegen auf 38x38mm und damit auf ca 1436mm². [Abrundungen mit einberechnet]
Wie auch die Vorgänger kommt Carrizo auf durchaus stattliche 40 Gramm und hat ein 1mm dickes PCB.
Im Mainboard erkennt man die Auslieferungsspannung von 1,45 Volt - diese ist damit identisch zu der des A10 7850K. Zusätzlich wird die Northbridge mit eingestellten 1,275V auf 1,3 Ghz getaktet.
Prozessor_Oben.jpg Prozessor_Unten.jpg Mainboard_Nachkorrektur.jpg

Anfang des Jahres groß angekündigt wird auch der Athlon 845 mit einem aktualisierten Boxedkühler ausgeliefert. So weit ich es beurteilen kann entspricht mein Kühler des 7670K dem des Athlon 845 (65W), und hier sieht man deutliche Unterschiede. Abgesehen von dem neuen roten Lüfter merkt man beim in die Hand nehmen sofort: Der Neuling ist deutlich schwerer.
Auf 397g schafft er es, während der alte Kühler nur 227g wiegt, also gut 40% weniger.
Das liegt an einem etwas breiteren Aufbau, kombiniert mit dickeren Lamellen und einem nun 40 statt 30mm hohem Kühlkörper. Auch der Lüfter unterscheidet sich abgesehen von der Farbe deutlich, so ist das Gehäuse zwar weiterhin 15mm hoch, doch die unteren 5mm sind frei, der Lüfter steht also auf Stelzen.
Zusätzlich ist der Durchmesser des Motors um einen Millimeter auf 32 gesenkt worden, und es kommen neun statt sieben Blätter zum Einsatz. Dazu bekommt der neue Lüfter noch ein um 1,5cm auf 23cm verlängertes 4-Pin-Stromkabel. Beide Lüfter haben eine Rahmenbreite von 70mm.
Bei 12 und 5 Volt sind beide Lüfter auf einem vergleichbaren Lautstärkeniveau, dank der deutlich vergrößerten Kühlfläche ist der Rechner mit dem neuen Kühler aber dennoch deutlich leiser.
Box.jpg Kühler.jpg Kühlervergleich.jpg

Zum Marktstart des Athlons wurden keine neuen Chipsätze vorgestellt, dementsprechend bleibt es bei den alten Modellen A58 bis A88X. Erste BIOS-Updates der Hersteller, die die Kompatibilität auf Carrizo ausweiten, wurden bereits veröffentlicht. Das ist auch beim verwendeten ASRock FM2A78M-ITX der Fall, so wird der Athlon 845 seit BIOS-Version 2.40 (Dezember 2015) unterstützt. Interessant ist, dass dort auch ein Athlon 835 eingetragen ist, der auf ebenfalls zwei Module und eine TDP von 65W kommt - jedoch bei einem Basistakt von 3,1 Ghz. Der Athlon 835 ist außerdem noch bei einigen weiteren Mainboards in der Supportliste eingetragen, beispielsweise beim Gigabyte GA-F2A88XM-D3HP.
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Zwar gibt es auch Mainboards für den Sockel FM2+ mit hier nicht aufgeführten Chipsätzen, diese sind aber entweder vom alten Sockel mitgenommen worden (A55) oder Herstellerexklusiv (A70M, Biostar)


Compute- und Spieleleistung
Für die Tests kommt auf allen Systemen der Crimsons 16.3.1 Hotfix als Grafiktreiber zum Einsatz. Die Bildraten der Spiele werden wie üblich mit Fraps gemessen. Als Referenzprozessor dient erneut mein i7 5820K, der die R9 380 mit genügend Daten versorgen dürfte um sie vollends auszulasten.

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Hinweis: In einigen Tests im Netz schneidet der i7 deutlich besser ab. Woran das liegt kann ich nicht einschätzen. Es handelt sich um ein im September 2014 gekauftes Modell, dass von Caseking im Herbst 2015 auf Funktion überprüft wurde. Die Herstellertaktraten werden unter Vollast konstant eingehalten.

Das der 5820K in Multicorebenchmarks Kreise um die Athlons geht ist aufgrund der Ausrichtung und des Preises von vornherein klar, spannend sind hier aber die erreichten Leistungen pro Kern: "Nur" 38% bzw. 42% liegt der i7 vorne. Da in diesem Fall Turbotakt anliegt kommt der 845 nur auf 200 Mhz mehr, muss aber mit einem Cachelevel weniger leben - und die verbleibenden zwei sind auch alles andere als flott.

Der 860K aus eigenem Hause hingegen kommt im Gesatmergebnis auf 3% Mehrleistung, das liegt aber höchst wahrscheinlich nicht an mangelnder Rechenleistung, sondern am Durchsatzintensiven Luxmark. Dieser Umstand kommt im nächsten Kapitel noch ein mal zum tragen.
Es macht sich in Luxmark also der deutlich reduzierte Cachetakt bemerkbar, wodurch der Athlon 860K im Schnitt um 10% vorne liegt. Im nicht durch Bandbreite limitierten Cinebench liegt der Athlon 845 hingegen um 2% vorne, die Singlecorewerte sind dabei sogar noch ein bisschen besser: Hier kann sich der Neuling um 5% absetzen.

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Spieleleistung_Werte.png

In Spielen zeigt sich ein ähnliches Bild. Der i7 legt sich im Schnitt deutlich vor die Konkurrenten, sofern in dem jeweiligen Spiel nicht ohnehin die GPU limitiert, wie z.B. in Tomb Raider 2013.
Die beiden Athlons liegen hingegen trotz ihrem Taktunterschied im Schnitt annähernd gleich auf.


Als nächstes sollte eigentlich die GPU heruntergetaktet werden, um zu ermitteln ob und ab wann der Athlon die GPU ausbremst. Bedauerlicherweise werden niedrigere Taktraten als der Referenztakt von der Nitro nicht erkannt und der Takt wird auf den Standartwert zurückgesetzt. Dementsprechend fällt dieser Teil des Tests leider flach. Das Gleiche gilt für das Übertakten des Caches, aber zumindest kann ich versuchen eine Cachelimitierung zu ermitteln indem ich den Kerntakt absenke und den Turbo deaktiviere:

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Hinweis: Die eingeklammerten Werte stellen die errechnete Leistung auf Basis der Leistung bei 3,5 Ghz dar.

Wie man sieht steigt bei allen Rechenbenchmarks die Leistung im Verhältnis zum Takt an, wenn man letzteren absenkt. Das geht so weit, dass der Athlon 845 in Luxmark Neumann bei 1,4 Ghz knapp 50% über dem errechneten Wert liegt. Da alle Flaschenhälse so gut wie möglich umgangen werden bleibt als Ursache eigentlich nur der Cache. Im PCGH-Test zum Athlon 845 ist der L2 Cache von Excavator schneller als der von Steamroller, am wahrscheinlichsten ist also eine Limitierung durch die reduzierte Größe.

Informationen zu den Grafikeinstellungen und Testszenen der Spiele sind hier zu finden: Klick


Einfluss des Speichertakts
Wie schon bei Kaveri ist auch bei Carrizo der Speichercontroller auf hohe Taktraten bis zu 2133 Mhz ausgelegt. Diese sind Primär vor allem für interne GPUs vonnöten, ob ein hoher Takt auch einen merklichen Einfluss auf die Prozessorleistung hat ist aber natürlich trotzdem spannend.

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Die Halbierung des maximal möglichen Speichertakts von 2133 auf 1066Mhz macht sich teilweise durchaus bemerkbar. Obwohl Cinebench und Luxmark beide einen Richtwert für die Leistung im Raytracing geben sollen zeigen sich hier klare Unterschiede: Während Cinebench besonders in der neueren Version R15 kaum einen Nutzen von mehr Speicherdurchsatz hat (1%) sind bei Luxmark in der Normal-komplexen Szene Neumann immerhin 22% Mehrleistung bei verdoppeltem Speichertakt drin. Das ist natürlich absolut gesehen immer noch keine wirklich gute Skalierung, andererseits kosten hochtaktende DDR3-Riegel aktuell nur wenige Euro mehr als ihre langsameren Geschwister - und sind damit auch beim Athlon 845 einen Blick wert.


Stromverbrauch
Excavator sollte AMD ursprünglich durch Ausrichtung auf das Mobilsegment Marktanteile im Notebookmarkt sichern. Dieses Unterfangen war zwar trotz platzsparendem SoC-Aufbau, zumindest im deutschsprachigen Raum, nur von mäßigem Erfolg gekrönt, übrig bleibt dennoch die grundsätzliche Ausrichtung auf Effizienz. Ob diese auch bei höheren Taktraten erhalten bleibt, und wie sich Excavator gegenüber dem Vorgänger verhält, sehen wir jetzt:
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Hinweis: Um den Realverbrauch des Prozessors besser wiederzugeben wird für die Stromverbrauchsmessungen die R9 380 Nitro durch eine HD 5450 ersetzt.
Hinweis 2: Der Test mit zwei Kernen belasteten entfällt, da hier der Turbomodus immer wieder zwischen an und aus springt und somit die Messwerte verfälscht.

Trotz identischer Auslieferungsspannung und identischem Fertigungsprozess konnte AMD den Lastverbrauch um knapp 30% absenken, das ist beeindruckend. Eine vergleichbare Ersparnis hat man auch bei der Belastung von einzelnen Kernen, das ist vor allem bei Spielen ein realistischer Annäherungswert.
Lediglich der Idleverbrauch wird nicht ganz so stark abgesenkt, da hier andere Komponenten wie der Arbeitsspeicher und der Chipsatz deutlich stärker ins Gewicht fallen. Hier sinkt der Verbrauch "nur" um 10% beziehungsweise 5 Watt.


Overclocking
Wie bereits erwähnt ist auf dem ASRock FM2A78M-ITX+ keinerlei OC möglicht, so kann nicht ein mal der Turbotakt auf allen Kernen angesetzt werden. Es ließe sich zwar prinzipiell ein höherer Northbridgetakt einstellen (6,0 Ghz), dieser wird allerdings nicht angewandt. Sollte sich für mich noch ein mal die Gelegenheit ergeben einen Excavator-Prozessor mit freiem Multiplikator zu ergattern, dann werde ich dieses Kapitel natürlich nachliefern.


Welcher Takt braucht welche Spannung
Besonders spannend im Bezug auf Architekturen ist der sogenannte Sweetspot, der Punkt, an dem mit möglichst geringer Spannung eine möglichst hohe Taktrate erzielt wird. Dieser variiert selbstverständlich von Prozessor zu Prozessor, auch innerhalb der gleichen Serie, dennoch zeigen sich bei jeder Architektur Tendenzen.
Für die jeweiligen Taktkurven kommen neben dem Athlon 845 (Excavator) und dem A8 7670K (Steamroller) auch noch ein Athlon 5350 und ein Athlon 5370 (Jaguar) dazu, f
ür den gemessenen Stromverbrauch und die resultierende theoretische Effizienz werden nur Athlon 845 und A8 7670K betrachtet.

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Bereits auf den ersten Blick lassen sich große Unterschiede zwischen den verschiedenen Architekturen feststellen. AMDs Jaguar Architektur ist aufgrund ihrer Low End Auslegung nicht sonderlich taktfreudig und benötigt beispielsweise für 2,0 Ghz 0,1 Volt mehr als der A8 7670K. Ein fairer Vergleich ist hier aber schwierig, da unterschiedliche Plattformen zum Einsatz kommen.

Viel besser vergleichen lassen sich Steamroller und Excavator, die für diesen Test auf dem gleichen Mainboard Platz finden. Hier sind die Unterschiede nicht weniger gravierend, so benötigt Excavator bei 2,0 Ghz 0,275 Volt weniger als die Vorgängerarchitektur. Dieser Vorteil relativiert sich jedoch bei ca 2,6 Ghz, ab hier benötigt Steamroller weniger Spannung. Das geht so weit, dass der Athlon 845 für 3,5 Ghz sogar etwas mehr Spannung benötigt als der A8 7670K für 4,0 Ghz.
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Hinweis: Um den Realverbrauch des Prozessors besser wiederzugeben wird für die Stromverbrauchsmessungen die R9 380 Nitro durch eine HD 5450 ersetzt.
Hinweis 2: Die mögliche Spannung wird in Schritten von 0,025 Volt ermittelt.

Während der Athlon 845 seine maximale Takteffizienz bei 3,2 Ghz mit 25,3 W/Ghz hat, liegt die des A8 7670K hingegen bei 3,6 Ghz und 26,1 W/Ghz. Der Neuling 845 verbraucht dabei pro Gigahertz immer ein bisschen weniger als der 7670K.


Fazit
AMD hat mit dem Neuling und der dazugehörigen Architektur eine Menge richtig gemacht. Der niedrigere Verbrauch, die höhere Taktleistung und die erst kürzlich aktualisierten Boxedkühler machen den Athlon 845 zu einem für diesen Preisbereich sehr attraktiven Produkt. Während der A8 7670K von mir letztes Jahr also nur eine Kaufempfehlung erhielt bekommt der 845 eine klare Preis/Leistungs-Empfehlung.
Je nach eigenen Vorlieben, ob man lieber extrem hohe Bildqualität oder Bildraten möchte, macht man hier erneut mit einer R9 380 beziehungsweise GTX 960 nichts falsch.
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Die Bedeutungen und Variationen der Awards sind hier zu finden: Klick (Änderungen vorbehalten)

Nachwort
Der Athlon 845 mit der neuen Architektur ist eine gelungene Weiterentwicklung. Stark reduzierter Verbrauch bei einer etwas gesteigerten Taktleistung, und die wichtigen Komponenten trotz identischer Fertigung ein gutes Stück kleiner - sieht man sich die letzten Jahre Prozessorentwicklung auf beiden Seiten an, dann kann man sich kaum mehr wünschen.
Leider kommt dieses Potenzial momentan noch nicht wirklich so an wie es sollte.
Die Anzahl der AMD-Notebooks mit Carrizo ist, zumindest in Europa, weiterhin sehr gering, und ohne integrierte Grafikeinheit gibt es abgesehen von den teuren Businessmodellen aktuell nur ein Modell - das mit einem einzelnen 4 Gigabyte Riegel abgespeist und damit unbrauchbar gemacht wird.
Immerhin scheint sich HP zunehmend als vernünftiger Hersteller hervorzuheben - dort gibt es einige Laptops mit Carrizo, SS(H)D und FullHD-Display im Bereich um 550€.

Schade bleibt auch das fehlen eines Carrizo-A10s für den Desktop. Dank der Delta Color Compression dürfte ein solcher sich auf Grafikseiten deutlich vor die bisherigen Modelle setzen, und auch die höhere Effizienz von GCN 1.2 dürfte spürbar sein. Immerhin gibt es für die Plattform inzwischen seit wenigen Wochen ein günstiges ITX-Mainboard, dass preiswerte und gleichzeitig sehr kleine Systeme mit APUs ermöglicht. Es wäre wünschenswert, dass AMD hier zumindest ein einziges Modell für den Sockel FM2+ nachliefert, und GCN 1.2 damit nicht dem Sockel AM4 vorbehält.


Wie immer sind Verbesserungsvorschläge, Korrekturen und weitere Testwünsche gerne gesehen. Sollte noch jemand spezifischere Fragen zu der Plattform/dem Prozessor haben werde ich diese natürlich gerne beantworten.

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Wer von neuen Tests von mir erfahren will kann sich per PN bei mir melden. Ihr bekommt dann immer wenn es etwas neues gibt eine Foren-PN. Gebt bitte mit an, ob Ihr nur fertige Tests oder auch schon während der Produktion ein paar Infos haben wollt.
 

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Super Test. :daumen:
Wäre die Excavator-Architektur die erste Ausbaustufe der Bulldozer Reihe gewesen, würde AMD zumindest damals besser dastehen.
 
Ich hab zwar nicht jedes einzelne Wort gelesen, aber es sollte hoffendlich bekannt sein, dass der 845 eine cTPD von 65W hat. Wenn man den 860k ebenfalls auf 65W einstellt, sollten sich die Unterschiede besser bemerkbar machen.

(Kurztest von P3D)
 
Die cTDP beurteilt afaik nur die Aggressivität des Kerntakts in Kombination mit Belastung der GPU, was für Athlons dementsprechend gar nicht relevant sein sollte.

Welchen Unterschied meinst du denn genau? Für "absolute Recheneffizienz" kann man ja einfach beim Punkt "Welcher Takt braucht welche Spannung" die W/Ghz-Werte des Athlon 845 durch 1,05 [1] teilen und dann mit den Werten des 860K vergleichen.
[1] Dürfte recht gut an die reelle IPC-Verbesserung rankommen
 
Nach dem Test von P3D hatte die cTPD schon Einfluss auf das Gesamtergebnis. Wenn man den 860k auf den Wert des 845 stellt, kann man halt direkt die Verbesserungen in Zahlen ablesen. So dachte ich.
 
Tatsächlich, habs grad gesehen:wow:

Ne direkte Vergleichbarkeit wäre dadurch mMn aber auch nicht gegeben, weil nicht gesagt ist, dass der 845 die TDP wirklich ausschöpft. Der Lastverbrauch liegt ja auch 41 Watt auseinander, also muss mindestens einer der beiden Prozessoren abweichen.
 
Puhhh, das hab ich gar nicht nachgeschaut :wall:

Ich liefers die nächsten Tage nach, wenn ich mal Zeit hab :daumen:
 
Als nächstes sollte eigentlich die GPU heruntergetaktet werden, um zu ermitteln ob und ab wann der Athlon die GPU ausbremst. Bedauerlicherweise werden niedrigere Taktraten als der Referenztakt von der Nitro nicht erkannt und der Takt wird auf den Standartwert zurückgesetzt.
Nutzt du Trixx oder Afterburner (oder etwas anderes)? Mit AB kann ich meine 380 Nitro bis auf 490 / 725 MHz heruntertakten. Dem absoluten Minimum das Afterburner ermöglicht.

Schöner Test, nur das leider ein Core i7-5820K etwas deplatziert wirkt. Aber das eigentlich interessante ist ja der Vergleich mit dem 860K. :)
 
In der Tat hab ich es nur mit Trixx und Overdrive probiert.
Ich werde den Abschnitt aber höchstwahrscheinlich, auch wenns mit dem Afterburner ginge, nicht mehr mit der 380 nachholen, da ja idealerweise ohnehin bald Polaris/Pascal ins Haus kommt.

Der i7 ist wie im Text erwähnt in erster Linie dazu da die Grafikkarte voll auszulasten, er soll damit einen groben Referenzwert liefern, ab wann die CPU und ab wann die GPU in den Spielen limitiert. Das ist nicht ideal, aber andere Möglichkeiten hatte ich leider nicht.
 
schöner test! ich bin aktuell auf der suche nach einem günstigen system für einen bekannten. wie lässt sich denn die leistung einordnen ggü einem i5 750/i7 920 oder einem i5 2500? außerdem mache ich mir etwas sorgen über die aktualität der mainboards im handel! sollte das bios nicht aktuell sein, bekomme ich die cpu ja nicht zum laufen...:(
 
Das ist also die finale Ausbaustufe der Bulldozer Architektur. Naja, da ist wohl nie viel Potential dringesteckt. Schade
 
@Schrumpelratte
i5 750 und i7 920 hab ich leider nicht Einsatzbereit hier, ich dürfte aber die Tage mal wieder an einen 2500K rankommen. Dann kann ich da die Anwendungsbenchmarks nachholen. Spiele gehen leider nicht, da in dem System eine komplett andere Grafikkarte eingebaut ist.

Wegen den Mainboards würde ich mir übrigens weniger Sorgen machen, die aktualisierten BIOS-Versionen gibt es jetzt ja schon seit fast einem halben Jahr. Sofern man bei einem halbwegs frequentiertem Händler bestellt sollte man also schon die aktuellste Version aufgespielt haben.
 
Das ist also die finale Ausbaustufe der Bulldozer Architektur. Naja, da ist wohl nie viel Potential dringesteckt. Schade

Da steckt sehr wohl einiges an Potenzial drin! Denn architekturmäßig ist es zwar die finale Ausbaustufe, jedoch eher mit dem Augenmerk auf das Mobile Segment und Energieeinsparungen. Mit dem Vishera der u.a. über einen Level 3 Cache verfügt lässt sich das Ganze nicht vergleichen.
Als Beispiel kann man hier gern die Tests vom Phenom II und den Athlon II nehmen, wo der fehlende Level 3 Cache in einigen Games/Anwendungen 20% Leistung gekostet hat.
Von daher wird man nie genau sagen können was eine Volle Ausbaustufe der Bulldozer Architektur auf Basis der AM3+ Plattform leisten kann/könnte, was hinsichtlich der Leistungsabschätzung bezüglich Zen auch etwas ärgerlich ist, da dieser ja wieder mit Level 3 Cache ausgeliefert wird etc.

@TE
Sehr schöner Test. Für eine Low Budget Maschine durchaus eine gute Wahl!
 
Sehr schöner Test von dir, vielen Dank nochmal für deine Mühe :daumen:

Interessant wenn AMD damals direkt so gestartet wäre und zwar im Desktop Markt und nicht so beschnitten bzw. abgeändert fürs strom sparen und co.
 
Oromis schrieb:
Luxmark [...] Da alle Flaschenhälse so gut wie möglich umgangen werden bleibt als Ursache eigentlich nur der niedrige Cachetakt - schon wieder.
Die Caches laufen allesamt mit Kerntakt (nen L3 hat das Dingen ja nicht), der NB-Takt beeinflusst damit nur die Anbindung zum Speicher. Glaubt man dem PCGH-Test, ist deren Durchsatz trotz niedrigerem Takt aber deutlich höher als bei Kaveri. Ich denke mal, die Ursache für die schlechtere Performance ist tatsächlich einfach die reduzierte Größe des L2.
 
@VikingGE
Bist du dir sicher, dass die mit Kerntakt laufen? So weit ich das verstanden habe ist der aktuelle L2 eher ein L3 als ein "herkömmlicher" L2, und hängt an der NB.

Ich werde das auf jeden Fall noch mal nachmessen, wenn ich endlich die Montagebrackets für den Boxedkühler gefunden habe :ugly: (Bis dahin ist schon ein mal ein Kommentar im entsprechenden Abschnitt des Tests eingefügt ;) )
 
Ja, da bin ich mir sicher. Kann man auch an entsprechenden Tests sehen (AIDA o.ä.), das skaliert linear mit dem Kerntakt und 0 mit dem NB-Takt. Der L3 von den FX und den Phenoms hängt am NB-Takt.
 
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