AW: Epic Games Store: Planetfall-Entwickler hielt Steam-Konkurrenten für unausweichlich
Wer sagt denn, das der Kunde davon finanziell profitieren soll ? In erster Linie profitieren erst einmal die Entwickler, da sie mehr Geld für ihre Produkte in die eigene Tasche bekommen. Nicht nur durch die höhere Marge, sondern auch dadurch, dass Keyseller nicht tausendfach billige Keys in Niedriglohn-Ländern (Osteuropa, Asien) einkaufen und diese in finanzstarken Ländern an Kunden verramschen, die sich zum großen Teil einen Titel auch zum Vollpreis leisten könnten. Höhere Einnahmen für die Entwickler bedeutet, dass mehr Geld für das nächste Projekt vorhanden ist, welches ja auch wieder vorfinanziert werden muss. Und davon profitiert am Ende, wenn auch über Umwege, der Gamer.
Wenn der Konsument denn überhaupt die Kaufkraft hat. Jemand, der sich drei Spiele für 20 Euro leisten kann, kann sich nur ein Spiel für 60 Euro leisten. Wenn er dieses Spiel dann mal hat, wird er vom Publisher in die DLC Spirale gezogen, denn für 20 Euro mehr Content für das erworbene Spiel zu kaufen, ist billiger als ein neues 60 Euro Spiel bei der Konkurrenz zu kaufen.
Ergo gehen die Entwickler der zwei anderen Spiele pleite, weil sie statt potenziell 20 Euro nun garnichts verdienen.
Zudem vermischt du hier zwei Sachen. Einmal höhere Margen durch weniger Store Anteil und einmal höhere Margen durch weniger "Billig"-KeySeller. Um letzteres zu unterbinden, braucht es keinen neuen Store.
Wie viele gute Studios sind schon kaputt gegangen, weil sie mit ihrem Spiel (in vielen Fällen auch wirklich gute Spiele) nicht das Geld reingeholt haben, das die Produktion verschlungen hat ?
Die haben das Geld deshalb nicht reingeholt, weil die Leute andere Spiele gekauft haben und der Effekt wird sich durch steigende Preise verstärken. Siehe oben.
Wie viele ehemals unabhängige Studios sind wegen zu geringer Einnahmen leichte Opfer für Übernahmen durch Riesen, wie zum Beispiel EA, geworden?
EA verkauft generischen Müll. Da kannst du dich auch fragen, wieso DSDS die Einschaltquoten dominiert. Mit Einnahmen hat das jedenfalls nichts zu tun. Die Öffentlich Rechtlichen haben mehr Kohle als RTL und trotzdem schauen's weniger.
Was am Ende auch nur ein schleichender Tod auf Raten ist... Denn durch den Verlust der Unabhängigkeit ging bei vielen Studios auch die Kreativität und der Mut zu ungewöhnlichen Konzepten verloren.... Studios wie Origin, Bullfrog, Westwood Studios... In dem Moment in dem sie ihre Seele an EA verkaufen mussten ging es auch mit der Qualität ihrer Games steil bergab, da auf einmal eine andere "Partei" mitredete. Microtransaktionen, Lootboxen und all der Mist ist nicht auf dem Misthaufen der einzelnen Studios gewachsen. Ganz im Gegenteil würden viele Entwickler gerne auf den ganzen Kram verzichten, können es aber nicht, da das Dinge sind, die ihnen von ihren neuen Finanzvorständen aufgedrückt werden. Und am Ende müssen sie diese "Features" auch noch verteidigen und die Shitstürme ausbaden... Etwas, worauf die Kreativen in der Branche gerne verzichten und sich lieber ihrer eigentlichen Arbeit widmen würden.
Ein Publisher wie EA ist ein weitaus größerer Wasserkopf als jede Store Abgabe. Der Digitalvertrieb hat definitiv für mehr Vielfalt im Gaming Markt gesorgt. Es gibt soviele extrem hochwertige Spiele und den Entwicklern geht es prächtig.
Das Problem ist, dass du nur Triple A siehst und diese Spiele haben ein ganz eigenes Problem. Sie sind aus zwei Gründen exorbitant teuer:
- Publisher Overhead
- Werbebudget bis zu 50% der gesamten Entwicklungskosten (davon leben dann Plattformen wie PCGH)
Das Verhältnis aus Reichenweitenvergrößerung und dem Aufwand der dafür betrieben wird, stimmt heutzutage überhaupt nicht mehr. Die Mehrheit des aufgewendeten Geldes geht im Triple A Bereich garnicht mehr in die eigentliche Entwicklung der Software.
Der einzige Vorteil für den Kunden kann daher auf Dauer nur der Fortbestand talentierter Studios sein... und das ist in meinen Augen auch schon was wert...
Schau dich einfach mal im Indie Bereich um. In den letzten 20 Jahren gab es nicht soviele hochqualitative Spiele wie heute. Der Begriff Indie ist heute prinzipiell nicht mehr im eigentlichen Sinn zu verstehen.