[Lesertest] Cooler Master MasterWatt Lite 600W - Gutes Einstiegsmodell?

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Cooler Master MasterWatt Lite 600W - Gutes Einstiegsmodell?

- Einleitung
- Technische Daten/Kabelkofiguration
- Verarbeitungsqualität
- Testsystem
- Effizienz
- Spannungsstabilität
- Schutzschaltungen
- Lautstärke
- Fazit

Einleitung
Der taiwanische Hersteller Cooler Master, der dieses Jahr seinen 25ten Geburtstag feierte, ist sicherlich den Meisten ein Begriff. Das Unternehmen hat seither in viele Produktbereiche expandiert, so gehören inzwischen auch Netzteile zum festen Programm.
Zuletzt sorgte in diesem Segment das Enthusiastennetzteil MasterWatt Maker MIJ 1200W mit seinem Preis von 999€ für Aufsehen, doch Cooler Master hat dieses Jahr auch etwas für den Normalanwender vorgestellt: Die MasterWatt Lite-Reihe.
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Diese besteht aus vier im Januar vorgestellten Modellen: 400, 500, 600 und 700 Watt.
Die Netzteile setzen durchgehend auf ein schwarze Gehäuse im ATX-Faktor, 80 Plus Zertifizierung und eine aktive Kühlung durch einen 120mm-Lüfter. Dafür werden aktuell, je nach Ausführung, 34 bis 56€ verlangt.
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Zusätzlich haben alle Modelle mehrere Schutzschaltungen dabei, genauer gesagt OCP, OVP, SCP, OPP und OTP; also Überstromschutz, Überspannungsschutz, Kurzschlussschutz, Überlastungsschutz und Überhitzungsschutz. Auf einen Unterspannungsschutz wird als einziges verzichtet.
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Die einzelnen Leitungen sind in einem Single-Rail-Aufbau gegliedert, die Spannungsverteilung ist dabei modern: Für den Test kommt die Version mit 600W zum Einsatz, von diesen dürfen bis zu 552W, also 46A bzw. 92% über die heutzutage von Computer hauptsächlich beanspruchte 12V-Leitung verbraucht werden. Auf den anderen beiden Hauptleitungen, 3,3 und 5V, stehen jeweils 20A zur Verfügung. Zum Vergleich: Ein USB Typ C-Port darf maximal 3A durchgeben, USB 3.0/3.1 0,9A und USB 2 nur 0,5A. Mit den zur Verfügung gestellten 20A auf der 5V-Leitung braucht man sich also keinerlei Sorgen diesbezüglich machen.
Für die letzten beiden Leitungen, -12V und 5V-SB stehen 0,3 bzw. 2,5A zur Verfügung. Die -12V-Leitung wird heutzutage de facto nicht mehr verwendet und ist nur noch aus Gründen der Spezifikationswahrung verbaut. Die 5V-SB-Leitung hingegen hat einen Einsatzzweck: Es handelt sich dabei um die Standby-Versorgung des Netzteils, diese 2,5A können also abgerufen werden, wenn im Mainboard BIOS eine entsprechende Funktion aktiviert ist. Diese ermöglicht dann den Betrieb der USB-Ports des Computers auch wenn er aus ist - so können dann beispielsweise Smartphones geladen werden.


Technische Daten/Kabelkonfiguration
  • Formfaktor: ATX
  • Spannungsversorgung: Single Rail
  • Effizienz: 85%, 80 Plus
  • Lüfter: 120mm, HDB Gleitlager
  • Standby-Verbrauch: <0.5W
  • Schutzschaltungen: OCP, OVP, SCP, OPP, OTP
  • Mittlere Betriebsdauer: >100 000 Stunden
  • Herstellergarantie: 3 Jahre
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Verarbeitungsqualität
Wie wenig verwunderlich kommt das MasterWatt Lite 600 in einem schwarzen Metallgehäuse daher. Dieses ist gut verarbeitet: Scharfe Kanten oder unsauber aufgetragenen Lack gibt es nicht; und auch die vier Gewinde sind sauber geschnitten. Auch nach den häufigen Umbauten die das Netzteil in der Testphase erlebt hat sind bislang noch keinerlei Gebrauchsspuren zu erkennen.
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Von den Kabeln sind lediglich das ATX- und das PCI-E-Kabel mit lockerem Sleeve ummantelt; alle anderen Kabel werden von Kabelbindern zusammengehalten. Die Länge der einzelnen Kabel war dabei in allen verbauten Gehäusen, beispielsweise dem Cougar Panzer oder dem Cooler Master MasterBox Lite 5 [Bild], immer lang genug um die Komponenten ohne zusätzliche Adapter anzuschließen.

Testsystem
  • Prozessor: FX 8300
  • Mainboard: MSI 970A Gaming Pro Carbon
  • Arbeitsspeicher: 2x8Gb G.Skill 2133Mhz @ 1866Mhz
  • Grafikkarte: R9 380 Nitro, 4Gb
  • SSD: Crucial Arc 100, 128Gb
  • Kühlung: Cooler Master MasterLiquid 240

Da mir selbst kein belastbares Testequipment zur Verfügung steht, basieren die folgenden drei Punkte auf den Messergebnissen einer Chroma-Messstation, die für diesen Zweck freundlicherweise von Ecopsu.de bereitgestellt wurden.

Effizienz
Für das MasterWatt Lite 600W ist eine 80 Plus Zertifizierung angegeben, diese setzt eine Effizienz von 82% bei 20% und 100% Belastung sowie eine Effizienz von 85% bei 50% Belastung voraus.
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Im Praxistest erreicht das MasterWatt Lite 600 diese Werte durchgehend und liegt bei 20% Belastung sogar im Bereich von 80 Plus Bronze. Die Effizienz ist damit definitiv noch keine Stärke des Netzteils, aber für Gelegenheitsnutzer noch gut ausreichend. Der Sweet-Spot liegt dabei im Bereich zwischen 40% und 45% Belastung, hier wird der Spitzenwert von 87,1% Effizienz erreicht.

Im Idle-Bereich, also Belastung bis 100W, ist die Effizienz durchschnittlich.
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Im ausgeschalteten Betrieb bleibt die Standby-Leitung des MasterWatt 600 weiterhin aktiv, um angeschlossene USB-Geräte zu versorgen. Auch hier ist die Effizienz dabei mit im Schnitt knapp 77% im für moderne Netzteile üblichen Bereich.
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Spannungsstabilität
Eine wichtige wenn nicht sogar die wichtigste Disziplin von Netzteilen ist die Spannungsstabilität, also das Halten einer Ausgabespannung in verschiedenen Lastszenarien. Das sich die Spannungen mit zunehmender Belastung leicht verändern ist normal und auch in der Spezifikation so vorgesehen: Die 3,3; 5 und 12V-Leitungen dürfen laut Spezifikation jeweils 5% abweichen ohne das ein Schaden entstehen darf. Das Ziel eines Netzteils ist es natürlich, dennoch möglichst nah an den 12V zu bleiben.
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Im Test zeigt sich das MasterWatt hier von einer guten Seite: Während 5% Abweichung erlaubt sind, weichen die wichtige 12V- sowie die 5V-Leitung bei allen Belastungsstufen sogar nur weniger als 2%, die 3,3V-Leitung immer noch weniger als 3% ab. Topmodelle erreichen natürlich noch (deutlich) konstantere Spannungen; für ein Einstiegsmodell wie das MaterWatt Lite 600 ist die Spannungsqualität aber durchaus lobenswert.

Schutzschaltungen
Schutzschaltungen in Netzteilen sind von elementarer Bedeutung, da sie im Notfall einen Schaden am Gerät, beziehungsweise im schlimmsten Fall am Menschen, verhindern können. Wie bereits erwähnt haben alle Modelle der MasterWatt Lite-Serie die Schutzschaltungen OCP, OVP, SCP, OPP und OTP (Überstromschutz, Überspannungsschutz, Kurzschlussschutz, Überlastungsschutz und Überhitzungsschutz), ein Unterspannungsschutz fehlt.
Die wichtigste Schutzschaltung, der Kurzschlussschutz, ist die zugleich am leichtesten zu ermittelnde: Sobald sich zwei Kontakte berühren löst sie aus und verhindert damit einen Kabelbrand.
Die anderen Schutzschaltungen sind wohl durchgehend selbsterklärend: Sie sorgen dafür, dass das Netzteil nicht überhitzt, nicht mehr Strom liefert als es kann und die Spannungen im erlaubten Toleranzbereich bleiben; wobei bei der Spannung dieser Schutz nur nach oben hin realisiert ist.
Alle angegebenen Schutzschaltungen funktionierten im Test genau so wie sie es sollten: Das Netzteil schaltet immer ab bevor die Grenzwerte überschritten werden und es zu Beschädigungen kommen könnte. Damit qualifiziert sich das MasterWatt auch für andere kritische Anwendungszwecke - beispielsweise die Versorgung eines 3D Druckers.

Lautstärke
Ein wichtiger Kritikpunkt bei Netzteilen ist selbstverständlich auch das Betriebsgeräusch bei den verschiedenen Belastungsstufen.
Im Test schlug sich der MasterWatt Lite 600W hier gut, wenn auch nicht überragend: Im Idle ist das Netzteil nicht unhörbar, aber leise; wird das verwendete Testsystem mit Prime95 und Furmark auf den maximalen Stromverbrauch gebracht dreht der Lüfter zwar auf, ist aber dennoch deutlich leiser als die für die Hauptkomponenten verantwortlichen Lüfter bei Volllast. Lagergeräusche oder ein Spulenfiepen waren im Test nicht zu vernehmen.

Fazit
Mit dem MasterWatt Lite 600W bedient Cooler Master das Einstiegssegment im Netzteilmarkt, und bietet dabei ein durchaus interessantes Gerät ab. An der Verarbeitung lässt sich nichts bemängeln; die Kabelausstattung dürfte für fast alle Anwender - ohne zusätzliche Adapter - bedenkenlos ausreichen; und drei Jahre Herstellergarantie sind dem Preissegment angemessen.

Auf Seiten der Effizienz bietet das Netzteil das was versprochen wird: 80 Plus und stellenweise auf Höhe von 80 Plus Bronze; der Standby-Verbrauch ist dabei im durchschnittlichen Bereich. Das gleiche gilt auch für die Lautstärke: Während das MasterWatt Lite 600 kein Leisetreter ist, ist es auch nicht aufdringlich und dürfte gerade bei Budget-Systemen immer noch deutlich leiser sein als beispielsweise die Grafikkarte. Störgeräusche wie ein Lagerschleifen oder gar Spulenfiepen traten im Test nicht auf.
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Lobenswert sind die Schutzschaltungen sowie die Spannungsversorgung: Bis auf einen Unterspannungsschutz sind alle gängigen Sicherheitsvorkehrungen im Netzteil implementiert und funktionieren auch fehlerfrei. Die Spannungen bleiben bei allen Belastungen auf 3% am Richtwert und sind damit deutlich im Rahmen der Spezifikationen.

Alles in allem ist das MasterWatt Lite 600 ein solides Netzteil, an dem es keine größeren Kritikpunkte gibt. Für Budget-Systeme reichen das Netzteil und insbesondere dessen kleinere Brüder – die Version mit 400W gibt es aktuell bereits ab 35€ - problemfrei aus. Wer hohe Ansprüche an die Lautstärke legt, oder eine exzessive Nutzung plant, der sollte aber natürlich im Zweifel lieber mehr als weniger Geld für das eigene Netzteil in die Hand nehmen.

Positiv:
- Gut umgesetzte Spannungsregulation
- Kabelausstattung/Verarbeitungsqualität
- Lautstärke (Idle, Teillast)

Neutral:
- Effizienz
- Lautstärke (Last)

Negativ:
- (UVP "UnderVoltage-Protection" fehlt)
 

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Geht es nur mir so oder hast Du die Kabelkonfig rausgelassen, also wv. PCIe Stecker das Teil hat usw. Aus den Bildern wird das nicht so richtig ersichtlich.
Ansonsten wieder mal ausführlich getestet, hast Du zufällig eine Chroma? :D
 
Da hast du recht, wird nicht ganz eindeutig ;)
600W: 1x CPU 4+4 Pin, 2xPciE 6+2 Pin, 6x Sata, 3x Molex, 1x FDD

Die Messwerte kommen tatsächlich von einer Chroma, aber nicht von meiner ;) Hat ein Bekannter bei Ecopsu für mich gemacht, da mir leider das nötige Kleingeld für das Messequipment fehlt.
Aber keine Sorge: Ich hab von dem ausschließlich die Messdaten, also Text, Interpretation, Bilder usw. ist alles von mir.
 
Meine Fotobeleuchtung ist grad leider nicht aufgebaut, aber ich glaube man sieht auch so ne Menge:
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Hier muss ich mich bei der Interpretation aber leider raushalten, die spannenden Vorlesungen zu dem Thema kommen bei mir erst noch ;)
 
Wie immer sehr guter Test.
Dann bin ich gut aus der Sache raus. Habs erst einem Kumpel empfohlen, der ein Einstiegsnetzteil benötigte. Und ist bis jetzt auch zufrieden.
 
Ich hab auch eines im Betrieb, läuft sehr gut, kann nichts negatives berichten. Selbst den Lüfter empfinde ich nicht als nervig, die Arctic Billiglüfter im Gehäuse machen mehr Lärm :D
 
Sofern du keine größeren Übertaktungsexperimente wagst würde ich aus dem Bauch sagen: Sollte problemfrei funktionieren. In den Diagrammen ist es ja gut zu sehen: Das Netzteil bleibt auch bei Volllast im Rahmen der Toleranzen, und mehr als die angegebenen 600 Watt dürfte das System wohl kaum verbrauchen, sofern du nicht gerade einen 16-Kerner mit OC in Betrieb hast.

Andererseits würde ich bei einer Grafikkarte jenseits der 400€ dann doch dazu raten auch beim Netzteil etwas mehr zu investieren. Wenn man da noch ein paar (mehr) Zehner drauf legt gibt's Modelle die die fehlende Schutzschaltung integriert haben, effizienter und leiser sind, und u.U. auch zwei Jahre mehr Garantie haben ;)
 
In meinem hauptrechner ist ja was anderes eingebaut. Ich habe nur die Vega über und würde die gern im htpc nutzen um ab und an mal was drauf daddeln zu können. Das netzteil ist halt jetzt da. Die Karte soll so Oder so untervoltet auf max 200w arbeiten, da sie ein referenz design besitzt und ansonsten sehr laut wird. ;)
 
Würde ich nicht machen. 35€ Netzteil an eine Vega 64 hängen wäre mal der erste Punkt.

Außerdem ist das CM Double Forward Gruppe. Also keine getrennte Spannungsregulation der Nebenspannungen.
Und auch wenn die Spannungen beim Test im rahmen lagen. Sieht das mit einer Vega und extreme Lastwechseln ganz anders aus.

Das ding ist für Budget Systeme Konzipiert und nicht für High End Grafikkarten. Ich würde dir ein PP11 ans Herz legen.
 
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