DerKabelbinder
BIOS-Overclocker(in)
1.) Einleitung:
"Wenn die NASA einen Lüfter für Computergehäuse entwerfen würde – so sähe er aus."
Neben einigen überarbeiteten RGB-Modellen präsentierte der kalifornische Hersteller Corsair auf der diesjährigen Computex auch die neue PWM-Lüfterserie „ML Pro“, welche durch eine revolutionäre Magnetschwebelagerung neue Standards im Bereich der 120mm und 140mm Lüfter setzen soll. Dabei verspricht Corsair nicht weniger als ein höheres Fördervolumen, eine geringere Geräuschkulisse und eine schließlich effizientere Kühlung, unabhängig der jeweiligen Einsatzbedingungen. Ob die Lüfter diesen Erwartungen standhalten können, klärt der folgende Test.
2.) Spezifikationen:
Corsair ML120 Pro:
Anschluss:
4-Pin PWM
Lagerung:
Magnetschwebelager („Magnetic Levitation Bearing“)
Abmessungen:
120x120x25mm
Umdrehungen:
400-2400 U/min
Lautstärke:
16-37 dB(A)
Fördervolumen:
12-75 CFM
Statischer Druck:
0.2-4.2 mmH2O
Leistungsaufnahme:
0.225 A
Sonstiges:
austauschbare Entkopplungselemente, Abschaltung bei 0% PWM, 5 Jahre Herstellergarantie
[ Gemessen ]
Umdrehungen: 445-2421 U/min (35%-100%)
Gewicht: 207g
Kabellänge: 59.5 cm
Umdrehungen: 445-2421 U/min (35%-100%)
Gewicht: 207g
Kabellänge: 59.5 cm
Corsair ML140 Pro:
Anschluss:
4-Pin PWM
Lagerung:
Magnetschwebelager („Magnetic Levitation Bearing“)
Abmessungen:
140x140x25mm
Umdrehungen:
400-2000 U/min
Lautstärke:
16-37 dB(A)
Fördervolumen:
20-97 CFM
Statischer Druck:
0.2-3.0 mmH2O
Leistungsaufnahme:
0.202 A
Sonstiges:
austauschbare Entkopplungselemente, Abschaltung bei 0% PWM, 5 Jahre Herstellergarantie
4-Pin PWM
Lagerung:
Magnetschwebelager („Magnetic Levitation Bearing“)
Abmessungen:
140x140x25mm
Umdrehungen:
400-2000 U/min
Lautstärke:
16-37 dB(A)
Fördervolumen:
20-97 CFM
Statischer Druck:
0.2-3.0 mmH2O
Leistungsaufnahme:
0.202 A
Sonstiges:
austauschbare Entkopplungselemente, Abschaltung bei 0% PWM, 5 Jahre Herstellergarantie
[ Gemessen ]
Umdrehungen: 390-1994 U/min (34%-100%)
Gewicht: 234g
Kabellänge: 59.5 cm
Umdrehungen: 390-1994 U/min (34%-100%)
Gewicht: 234g
Kabellänge: 59.5 cm
Corsair ML140 Pro LED:
Anschluss:
4-Pin PWM
Lagerung:
Magnetschwebelager („MagLev“)
Abmessungen:
140x140x25mm
Umdrehungen:
400-2000 U/min
Lautstärke:
16-37 dB(A)
Fördervolumen
20-97 CFM
Statischer Druck:
0.2-3.0 mmH2O
Leistungsaufnahme:
0.276 A
Sonstiges:
LED (blau/weiß/rot), austauschbare Entkopplungselemente, Abschaltung bei 0% PWM, 5 Jahre Herstellergarantie
[ Gemessen ]
Umdrehungen: 390-1946 U/min (34-100%)
Gewicht: 226g
Kabellänge: 59.5 cm
Gewicht: 226g
Kabellänge: 59.5 cm
Corsairs ML Pro kommen jeweils in einem wertigen Pappkarton, wie zu erwarten bedruckt mit einigen Darstellungen der wesentlichen Features samt technischer Leistungsdaten.
Im Inneren findet sich neben dem Lüfter lediglich ein kleines Päckchen mit einem kurz gehaltenen Garantieblättchen sowie vier Montageschrauben und zwei Kabelbindern.
Zusätzliche Adapter beziehungsweise Verlängerungskabel bleiben an dieser Stelle leider aus, welche angesichts der zur Zeit immernoch recht stattlichen Preislage durchaus angemessen gewesen wären.
4.) Design & Austattung:
Mit der Entwicklung der ML Pro wagt Corsair gegenüber den ehemaligen AF ("Airflow") und SP ("Static Pressure") Serien den Schritt zu einem ausgewogeneren Allround-Produkt, dass sich gleichermaßen für die Gehäusebelüftung als auch für Kühlkörper eignen soll. Die Beschaffenheit des "Custom Engineered Rotor" orientiert sich hierbei offenkundig an dem Design der NF-A14 von Noctua, welche bereits seit längerem für ihre zuverlässige Performance bekannt sind.
Ein vollkommen eigenständiges Konzept bietet Corsair dahingegen mit der polygonalen Rahmenstruktur auf der Außenseite sowie der frontseitig vollständig abgerundeten Einlauffläche, welche den Lüftern ein außergewöhnliches Äußeres verleiht. Positiv fallen außerdem die geringen Spaltmaße zwischen Rotorblatt und Rahmen auf, welche im Falle der ML Pro bei gerade einmal 2mm liegen und die zur Verfügung stehende Strömungsfläche somit sehr gut ausschöpfen.
Als Montageelemente setzt man auf jeweils vier austauschbare Ecken (so genannte "Corner Caps"), welche über die Seite des Herstellers mittlerweile auch separat in wahlweise schwarz, weiß, rot oder blau erhältlich sind. Die Handhabung dieser fällt leider etwas fummelig aus, da die Ecken mit sehr viel Druck übergespannt werden müssen. Als einmaliger beziehungsweise optionaler Akt im Falle eines Austauschs der Kappen sollte dies jedoch verschmerzbar sein. Die Kontaktflächen zum Gehäuse oder Kühlkörper sind im Übrigen vollständig gummiert und verhindern somit die Ausbreitung eventuell drohender Vibrationen während des Betriebes.
Wie schon von einigen Podukten Corsairs gewohnt, finden sich bei der neuen ML-Serie außerdem schwarze Flachbandkabel mit einfachem PVC-Schirm. Eine zusätzliche Ummantelung (Sleeve) hätte auch hier sicher nicht schaden können.
Neben der schlicht in Schwarz gehaltenen Ausführung bietet Corsair schließlich auch verschiedene LED-Varianten mit wahlweise weißer, rotor oder blauer Beleuchtung. Ein besonderes Augenmerk dürfte hier bei den vier sich direkt am PCB befindenden Dioden liegen, welche eine äußerst homogene Ausleuchtung der gesamten, transzulent-mattierten Rotorfläche erzielen. Dank der konstanten Stromversorgung mit 12V (PWM) leidet der Lüfter zudem unter keinerlei Einbußen hinsichtlich der Leuchtkraft, wenn man seine Drehzahl reduziert (Vgl. Spannung / 3-Pin: auch die Stromversorgung der LED nimmt ab).
5.) Lagerung:
An technischen Besonderheiten bieten die ML Pro vor allem ein neues Magnetschwebelager („Magnetic Levitation Bearing“), welches die Laufruhe, Leistung und Langlebigkeit der Lüfter signifikant verbessern soll.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Gleitlagern setzt man hier auf eine ringsherum führende Magnetplatte an der Bodenfläche überhalb des PCBs. Diese soll den Impeller während der Rotation durch ein zusätzliches Magnetfeld zu den Permanentmagneten in der Rotorschale zum Schweben bringen und somit drohende Unwuchten vorbeugen. Ziel dieser Konstruktion ist es schließlich, die Reibung zwischen den statischen und beweglichen Bauteilen während des Betriebes zu verringern, wodurch theoretisch eine längere Lebenszeit sowie geringere Geräuschentwicklung garantiert werden kann.
Wie gut sich die ML Pro vor diesem Hintergrund auch praktisch schlagen, soll im späteren Verlauf die Beurteilung der Lautstärke zeigen.
6.) Material und Verarbeitung
Die ML Pro machen einen äußerlich sehr wertigen und robusten Eindruck.
Vor allem die Wahl des glasfaserverstärkten PBT-Kunststoffes verleiht dem Rahmen eine angenehme Massivität und Verwindungssteifigkeit. Das dabei zustande kommende Gewicht von rund 226g und 235g (exklusive Kabel) im Beispiel der 140mm-Ausführungen sei unter Umständen jedoch bei der Montage auf großen, bereits sehr schweren Kühlern zu berücksichtigen. Zum Vergleich: Noctuas NF-A14 PWM wiegt gerade einmal 179g und düfte als CPU-Lüfter dürfte somit weniger Belastung auf das Mainboard ausüben.
Qualitative Mängel zeigen sich bei den ML Pro im Übrigen lediglich bei den rückseitigen Oberflächen der Rotorblätter. Der Kunststoff der schwarzen Ausführungen wurde hier offenkundig nicht poliert und offenbart je nach Lichteinfall daher deutliche Kratzspuren. Das flächig leicht angeraute Rotorblatt der LED-Variante scheint von diesem Problem übrigens nicht betroffen zu sein.
7.) Praxistest
7.1.) Testverfahren
Wie bereits im Rahmen des Lüfter-Roundups vorgestellt, werden die vorliegenden Modelle einem ausführlichen Leistungstest anhand eines selbstgebauten Windkanals unterzogen. Zur Ermittlung der praktischen Performance kommt hierbei ein testo 417 Flügelrad-Anemometer (oder vereinfacht "Windmessgerät"; Abb. 1) zum Einsatz, welches den durch den Kanal geführten Luftstrom an der Austrittsstelle in m³/h festhalten kann.
Durch den Einsatz verschiedener Aufnahmesysteme für den Lüfter lässt sich hierbei wahlweise ein eher niedriger oder hoher Gegendruck erzeugen, um beispielsweise den freiblasenden Betrieb ( Abb. 2) oder Einsatz an einem Radiator (hier: Phobya G-Changer; Abb. 3) simulieren zu können.
Durch den Einsatz verschiedener Aufnahmesysteme für den Lüfter lässt sich hierbei wahlweise ein eher niedriger oder hoher Gegendruck erzeugen, um beispielsweise den freiblasenden Betrieb ( Abb. 2) oder Einsatz an einem Radiator (hier: Phobya G-Changer; Abb. 3) simulieren zu können.
Die Leistung der Lüfter wird von 100% PWM ausgehend in absteigenden 5%-Schritten mithilfe einer Aquaero 5 koordiniert. Das dabei gemessene Fördervolumen kann in Kombination mit den notierten Drehzahlen schließlich tabellarisch und graphisch ausgewertet werden. Eine Übersicht über alle bisher erfassten Lüfter und Vergleichswerte findet sich im Sammelthread des Roundups.
7.2 .) ML 140 Pro & ML 140 Pro LED
An ersten Vergleichsmodellen zur Beurteilung der Performance bietet sich natürlich insbesondere die A-Serie Noctuas an. Da sich dessen Rotorendesign formal kaum von dem der ML Pro unterscheidet, ist zunächst davon auszugehen, dass die erzielte Leistung keine fundamentalen Unterschiede offenlegt.
Legt man die Graphen des NF-A14 PWM, NF-A14 industrialPPC-2000 sowie die der ML Pro übereinander, so scheint sich diese Tendenz durchaus zu bestätigen. Im Trend scheint das Leistungsniveau kaum voneinander abzuweichen. Die LED-Ausführung des ML Pro vermag im oberen Spektrum lediglich rund 60 U/min weniger auszugeben, zugleich jedoch einen Anstieg von knapp 6 m³/h zu verursachen, was folglich zu der sichtbaren Abweichung des stärker angehobenen Graphen führt. Allein dieses Beispiel demonstriert, wie stark sich Serien- und Messtoleranzen auf die Interpretation von Leistungsdaten auswirken können. Insbesondere die sprunghafte und meist eher flüchtige Ausgabe der anliegenden Drehzahlen seitens der Lüftersteuerung (in diesem Fall bereits eine Aquaero 5) gibt hier Anlass, derartige Angaben stets als grobe Richtwerte zu verstehen und die Ergebnise schließlich unbedingt mit der jeweils zugrundeliegenden Lautstärke abzugleichen.
Mit Blick auf eine Hand voll weiterer Modelle - darunter auch Vertreter von Be Quiet, EKL, Fractal und Phanteks - scheinen sich die ML Pro wie auch bereits die NF-A14 überwiegend im mittleren Leistungsspektrum zu positionieren. Sowohl freiblasend ("Airflow") als auch auf einem Radiator (Phobya G-Changer, 6cm tief, Lamellendichte etwa 11 FPI) ist die Leistung sehr ausgewogen. Das mitunter auf seine Druckstabilität ausgerichtete Design einschließlich sieben Blättern ermöglicht hier zwar keine Spitzenleistung an reinem Luftdurchsatz, wie es etwa beim Venturi HF der Fall ist, dürfte andererseits jedoch auch weniger unter ungewünschten Verwirbelungen und Soggeräuschen leiden. Gerade beim Einsatz vor beziehungsweise hinter sehr restriktiven Gehäusegittern oder Kühlkörpern empfiehlt es sich, auf eine gewisse Druckoptimierung zu achten oder zumindest über den Einsatz von Lüfter-Shroud (Vorkammern) nachzudenken.
Dank der Spezifikation auf ganze 2000 U/min dürfte des Weiteren genügend Reserve in Sachen Kühlleistung bestehen. Insofern können die Lüfter leistungstechnisch auch dem industrialPPC Noctuas die Stirn bieten. Wobei hier selbstverständlich anzumerken sei, dass dieses Ausmaß an Leistung, und damit einhergehend auch das erhebliche Maß an Lautstärke, im Bereich der PC-Kühlung nur in den seltensten Fällen von Relevanz sein dürfte.
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