passiv kühlende Schichten

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Rotkaeppchen

Guest
passiv kühlende Schichten

Das klingt jetzt wirklich mal interessant, um ohne jeden Energieverbrauch und ohne jeden Lüfter gut zu kühlen:

http://www.nature.com/nature/journal/v515/n7528/full/nature13883.html
(Passiv kühlende Schichten - Spektrum der Wissenschaft deutsche Übersetzung, aber sehr reduziert)

Es geht um bestimmte hoch reflektierende Schichten aus Halbleitermaterial, die mehr Wärmeenergieabstrahlen als sie aufnehmen und darum, man höre und staune, kälter als die Umgebung werden. Das wird gerade entwickelt. Noch geht es eher um Gebäudekühlung, aber warten wir ab, wo das Material in wenigen Jahren ist.
 
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Irgendwo muss da ein Haken sein, sonst könnte man ja damit z.B. einen Stirlingmotor aus dem nichts betreiben, da man ja zwischen Umgebung und diesem Material immer ~5K Temperaturgradient hätte.
 
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Mehr als ein paar mW pro cm² wirst du damit nicht abführen können. Irgendeine Form von Gleichgewicht wird sich auch dort einstellen.

Ein bestrahlter Gegenstand wird in der Sonne auch wärmer als die Umgebungstemperatur in der Luft, weil er mehr absorbiert als abstrahlt (pro Zeit, bei gleichbleibender Energiezufuhr). Deshalb kann man das trotzdem nicht als perpetuum mobile benutzen.
Im Schatten passt er sich der Umgebung wieder an.
 
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Irgendwo muss da ein Haken sein, sonst könnte man ja damit z.B. einen Stirlingmotor aus dem nichts betreiben, da man ja zwischen Umgebung und diesem Material immer ~5K Temperaturgradient hätte.
Niemand würde einen Sterlingmotor mit 5°C wirtschaftlich betreiben können. Auch jetzt schon gibt es sowohl im Winter als auch ím Sommer erheblich größere Temperaturunterschiede zwischen Erdreich (8°C) und Luft. Aber das lohnt nicht, in Wärmepumpen bedingt.

Den Haken suche ich auch noch, weil wie gesagt der zweite Hauptsatz verletzt wird. Aber der gilt nur für Makroskopische Systeme und nicht für Quanteneffekte. Ob der "Trick" allerdings nur bei Sonneneinstrahlung wie beschrieben funktioniert, oder auch in geschlossenen Räumen, muss ich nochmal recherchieren. Prinzipiell läuft es darauf hinaus, dass das Material unterschiedliche Koeffizientren für Reflektion und für Abstrahlung hat. Darum kann es kälter als die Umgebung werden. Damit wäre aber die Entropie negativ, und das geht eigentlich nicht. Spannende Sache....

...Ein bestrahlter Gegenstand wird in der Sonne auch wärmer als die Umgebungstemperatur in der Luft, weil er mehr absorbiert als abstrahlt ....
Darum geht es aber gar nicht . Es geht um den umgekehrten Effekt. Und dann wird es kälter. Es strahlt mehr ab, als es durch die Umgebung aufnimmt.
 
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Man kann damit nicht kühlen, sondern eher gegen aufheizen "etwas" schützen. Man sollte vorerst auch nicht zuviel in das "kälter als Umgebungstemperatur" reininterpretieren. Ich denke eher, das sich die Schicht viel langsamer Aufheizt als andere Materialien.

Ein Spiegel heizt sich schließlich unter Sonneneinstrahlung auch nicht so schnell auf, wie ein Mattschwarzes Blech. Und ein Spiegel ist nur bedingt hochreflektierend.
 
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Wenn das Material keine Wärme aufnimmt sondern zurückstrahlt kann man damit nicht kühlen. Das liest sich für mich nach ner Art Isolation.
 
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Also im Artikel steht drin, das eine Mehrfachschicht zuerst das auftreffende Sonnenlicht zu 97% zurückspiegelt. Diese Beschichtungen sind aber für Infrarotlicht im Bereich von 8 bis 13 µm durchlässig. Dieser langwellige Lichtanteil kommt im Sonnenlicht aber nur zu einem geringen Teil vor und die Erdatmosphäre ist aber für diesen Wellenlängenbereich transparent. Dadurch kann der Aufbau mehr Infrarotlicht im Bereich von 8µm bis 13µm abstrahlen, als er durch die Sonneneinstrahlung aufnimmt. Dadurch kann der Aufbau sich unter die Raumtemperatur abkühlen. ;)
 
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Wenn das Material keine Wärme aufnimmt sondern zurückstrahlt kann man damit nicht kühlen. Das liest sich für mich nach ner Art Isolation.
Abstrahlung und Rückstrahlung sind ein Unterschied. Nur so als Daumenwert. Bei 100 °C strahlt ein 1m² großer Schwarzkörper ca. 1KW Energie ab. siehe "Schwarzkörperstrahlung"

Normale Oberflächen haben aber für jeden Frequenzbereich ein gleiches Absorbtions- wie Abstrahlverhalten. Bei dem im Artikel erwähnte Stoff scheint es anders zu sein.
Absorbtions- und Abstrahlkoeffizient scheinen bei derselben Frequenz unterschiedlich zu sein, er strahlt im thermischen Gleichgewicht, das ansonsten alle Gegenstände in
einem Raum anstreben, mehr Energie ab, als er aufnimmt. Darum wird das Material in der aktuellen Form um bis zu 5°C kälter, als die Umgebungstemperatur. Weiter reflektiert
es energiereiche Strahlung mit bis zu 97%, was mehr ist, als normale Spiegel schaffen. Wobei ich mir noch nicht ganz sicher bin, ob es nur in Richtung Weltraum funktioniert,
oder auch in geschlossenen Gebäuden mit Wänden, in denen andere Strahlungsverhältnisse vorliegen. Und die Leistung ist in der Tat noch gering.

Es sind die ersten Versuche dazu. Ich wollte den thermodynamisch Bewanderten nur eine faszinierende Entwicklung näher bringen.
 
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Sorry für´s Trippleposting - Grund siehe letztes Posting unten.
 
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So wie ich das abstract des papers verstehe, macht man sich hier die offenbar vergleichsweise gute Durchlässigkeit der Athmosphäre für Infrarotlicht im Bereich von 8 bis 13 µm Wellenlänge zu nutze, indem man die Wellenlänge des reflektierten Lichtspektrums durch die aufgebrachten Hafniumdioxid- und Siliziumdisoxidschichten so verändert, dass ein größerer Teil des reflektierten Lichts in diesem Wellenlängenbereich zurückgegespiegelt wird als in dieser Wellenlänge einfällt. So kann mehr Wärme abtransportiert werden als durch die Restabsorption des Materials aufgenommen wird, weil diese Wellenlänge scheinbar gut durch die Athmosphäre kommt, und so ein Temperaturausgleich mit dem kalten Weltall statt nur mit der Atmosphäre erreicht wird. Dieser kühlt letzlich die Oberfläche. Dementsprechend findet auch keine Verletzung des 2ten Hauptsatzes statt. Der Clou daran steckt demnach also in der Interaktion des einfallenden Lichtspektrums mit der aufgebrachten Schichtfolge bei der Reflexion. Damit das funktionieren kann müssen die Schichten vermutlich sehr dünn sein - wahrscheinlich nahe an Monolagen. Offensichtlich kommt es dabei für Wellenlängen die ansonsten nicht so viel Energie mitnehmen können zur Verschiebung der Wellenlänge in den mittleren Infrarotbereich. So kann dieses modifizierte Licht bei der Reflexion mehr Energie mitnehmen als es beim Einfall mitgebracht hat und kühlt auf diese Weise das Substrat, da es die zusätzlich mitgenommene Energie fast ungehindert ins All befördert - im Gegensatz zu anderen Wellenlängen die bei der Reflexion nur mitnehmen was sie geliefert haben. Wenn die durch diese Wellenlängenverschiebung abgestrahlte Energiemenge höher ist als die durch die imperfekte Reflexion aufgenommene Energie, kühlt sich das Substrat tatsächlich unter die Umgebungstemperatur ab. Viel tiefere Gleichgewichtstemperaturen im Substrat wird man damit schätzungsweise nicht erreichen, weil durch den entstehenden Temperaturgradienten zur Umgebung natürlich auch wieder Wärme ins Substrat fließt - aber genau das ist ja der Kühleeffekt den man erreichen will.

Was mir nicht so richtig einleuchtet ist dieses Transparenzfenster im genannten Wellenlängenbereich. Eigentlich ist die Athmosphäre wegen des Wasserdampfs ja nicht gerade gut durchlässig für Infrarotstrahlung. Aber wahrscheinlich hat das Absorpionsspektum von Wasserdampf im fraglichen Wellenlängenbereich einfach eine Lücke. Da bin ich zu wenig bewandert und kann´s erstmal nur glauben. Man müsste ich sich mal weiter einlesen - scheint interessant zu sein.


Möglicherweise steckt ja sogar noch mehr Potential in der Technik, wenn es gelingen würde einen noch größeren Teil des reflektierten Spektrums ins mittlere Infrarot zu verschieben und zurück zu werfen. Für direkte Kühlaufgaben bei PCs ist diese Technik aber natürlich nicht geeignet - schon weil PCs im Regelfal nicht im Freien und in der Sonne stehen. Man könnte höchstens überlegen, damit einen externen Wärmetauscher auf dem Dach aufzubauen, der dann über eine große Fläche das Kühlwasser einer Wakü ein wenig runter kühlt, was dann zur Kühlung der Komponenten beiträgt. Sonnenlicht-Kühlung so zusagen :D. Würde aber nur Tagsüber funktionieren und kommt vermutlich in absehbarer Zeit sicher auch aus praktischen Gründen nicht in Frage.


In ähnlicher Weise macht man sich übrigens auch schon länger Wellenlängenmodifikationen bei sog. leuchtenden Solarzellen zu nutze. Hier versucht man allerdings die Enerige die im UV-Anteil des Sonnenlichts steckt für Solarzellen nutzbar zu machen, indem man die Zellen unter einem Schutzglas betreibt, welches Atome bestimmter Lanthanoide enthält, die eine Umwandlung von Licht im UV-Bereich zu sichtbaren Wellenlängen hin bewirkt. Auf diese Weise erhöht sich die Lichtausbeute im sichtbaren Wellenlängenbereich und es kann etwas mehr Strom gewonnen werden, ohne an den Zellen etwas ändern zu müssen. Kommerziell erfolgreiche waren diese Ansätze aber meines Wissens bislang nicht.

Wellenlängenmodifikation durch Interaktion mit Festkörpern ist aber allgemein eine recht beliebte Spielwiese der Materialwissenschaften und einige Ideen führen zumindest unter Laborberdingen auch wirklich zu erstaunlichen Effekten. Schwachpunkt vieler solcher Materialien in kommerzieller Hinsicht ist aber meistens die mangelnde Serien- und Massentauglichkeit und häufig die Notwendigkeit seltener oder schwer zu handhabender chemischer Elemente. Schade eigentlich, denn das sind Bereiche der Forschung, wo neben Erkenntnisgewinn oft auch wirklich nutzbare Effekte heraus kommen.


Auf jeden Fall ein interessantes paper. Wirklich nervig ist nur mal wieder die Tatsache, dass es nicht in voller Länge kostenlos verfügbar ist. Diese Beschränlungen des Zugriffs auf das Wissen der Welt behindern imho die Wissenschaften nicht unerheblich - andererseits finanzieren sie sie zwar auch zum geringen Teil, aber leider bleibt der Löwenanteil in den Verlagen und landet nicht bei den Autoren oder deren Institutionen. Gegen einen geringen Obulus, für die Archivierugn und Zugänglichmachung hat ja niemand was, aber die Gebühren für viele papers sind schon sehr happig finde ich.


Sorry für´s Trippleposting, aber offensichtlich kann man bei längeren Texten keine Tippfehler korrigieren ohne dass die Hälfte dabei einfach abgeschnitten wird :wall:.
Da scheint´s einen Fehler in der Forensoftware zu geben, denn das ist nicht das erste mal!!!
 
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So wie ich das abstract des papers verstehe,
Ich habe den ganzen Artikel vorliegen und es steht dann etwas mehr drin. Was Du beschreibst, ist eine gute Zusammenfassung des Abstrakts.

Die Atmosphäre hat eine Bandlücke, in der im IR-Bereich abgestrahlt werden kann. Das entspricht aber einer sehr geringen Temperatur,
auch wenn es unzulässig ist, eine Frequenz einer Temperatur zuzuordnen, aber man nimmt dazu die Maximalfrequenz der Schwarzkörper-
Strahlung.

Atmosphäre ist eben nicht vergleichbar mit Festkörpern. Es ist ein anderes Verhalten. So ganz durch drungen habe ich noch nicht, welche
Frequenzen bevorzugt zum Abstrahlen genutzt werden und wie und ob man de Effekt auch z.B. für Kühlboxen nutzen kann. Ich muss mir
mal die ganze Arbeit in der Bibliothek holen.
 
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